sport.ch, 30.11.2010
Jemal: Nach Steigerungslauf der Abschied?Seit diesem Sommer spielt Ammar Jemal bei den Young Boys. Seine anfäglichen Leistungen wurden von den Fans kritisch beäugt. Im Laufe der Spielzeit legte er aber einen regelrechten Steigerungslauf hin. So sehr, dass ihn jetzt gar Premier League-Klubs beobachte
Der 23-jährige Verteidiger trägt seit diesem Sommer Gelb-Schwarz. Er kam aus seiner Heimat Tunesien in die Schweiz. Bei Etoile Sportive du Sahel, wo schon der frühere YB-Verteidiger Saif Ghezal oder die beiden FCZ-Tunesier Yassine Chikhaoui und Amine Chermiti ihre Sporen abverdienten, war Jemal der unumstrittene Chef in der Hintermannschaft.
In Tunesien ein StarDie Vorschusslorbeeren waren gross, als er zu YB stiess. Er galt als bester Verteidiger der tunesischen Liga und stand auch schon in der Nationalmannschaft. Viel Lob im Voraus birgt aber auch einige Gefahren. Die Anpassung an die Super League fiel Jemal prompt nicht ganz so leicht wie erwartet, Unsicherheiten und Abstimmungsschwierigkeiten waren zu beobachten, immer wieder waren in seinem Spiel einige Aussetzer zu beobachten.
Eine Verteidigung einzuspielen braucht ja bekanntlich Zeit und die hätte auch Jemal nötig gehabt. Nur war sie zum Saisonstart bei den Bernern nicht vorhanden: Sofort ging es in der Champions League-Qualifikation auf höchstem Niveau zur Sache. Durch den Ausfall des designierten Abwehrchefs Emiliano Dudar nominierte Trainer Vladimir Petkovic Jemal von Beginn weg in die Startformation.
Ins Kalte Wasser geworfenJemal wackelte einige Male, aber er fiel nicht. Ein Schlüsselspiel war die Auswärtspartie gegen Fenerbahçe Istanbul, die YB mit 1:0 gewinnen konnte. Jemal stand über neunzig Minuten auf dem Feld und war Teil des Berner Abwehrverbundes, der während des ganzen Spiels kaum einmal in Gefahr geriet.
Eine solche Vorstellung brauchte Petkovic um dem Tunesier vertrauen zu können. Die Tatsache, dass mit Dudar der Abwehrchef fast während der gesamten Vorrunde ausfiel und Jemal vielseitig einsetzbar ist (Innenverteidiger, linker Aussenverteidiger), führte dazu, dass der Tunesier fast jedes Spiel der Berner mitbestritt.
Viel Einsatzzeit für JemalYB hat zwar inzwischen auf die Personalprobleme in der Abwehr reagiert und mit Alain Nef einen weiteren Spieler verpflichtet. Jemal ist aber fester Bestandteil der Mannschaft: In der Super League gehört er zu den drei Spielern mit den meisten Einsatzminuten. Zudem ist er der torgefährlichste Abwehrrecke im Dress der Gelb-Schwarzen. Im Pokalspiel gegen Kriens bewies er es und schoss in der letzten Minute den Siegtreffer. Auch in der Meisterschaft hat er schon zweimal zugeschlagen.
Transfer im Winter?Seine Leistungen im Verlaufe der Saison haben auch ausländische Klubs auf ihn aufmerksam gemacht. Offenbar ist er auf der Beobachtungsliste von Premier League-Vereinen, darunter Stoke City. Einige Quellen sprachen vor einem Monat gar schon von einer Einigung zwischen YB und den Engländern. Die Berner mussten in der Vergangenheit schon einige Male kurzfristige Abgänge von Verteidigern hinnehmen (Steve Gohouri, Saif Ghezal).
Droht bei Jemal das gleiche? Sein Vertrag läuft vorerst bis 2014, YB plant also langfristig mit ihm. Bis zum Transferfenster im Winter müssen die YB-Verantwortlichen ihre Meinung endgültig bilden. Einiges könnte auch davon abhängen wie baldig mit der Rückkehr von Emiliano Dudar gerechnet werden kann und ob neben dem Trainer auch die neue Klubführung der Berner vom Potential des 23-Jährigen überzeugt ist. Gegen Stuttgart erhält der Tunesier wieder einmal die Gelegenheit, seine Tauglichkeit auch auf internationaler Ebene unter Beweis zu stellen.
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