Machtdemonstration von Cancellara
Im Prolog zur 94. Tour de France fuhr Fabian Cancellara die Gegner in Grund und Boden. In London gewann der Schweizer das über 7,9 km führende Einzelzeitfahren überlegen und startet am Sonntag im Leadertrikot zur 1. Etappe.
Topfavorit Cancellara distanzierte den deutschen Zeitfahr- Spezialisten Andreas Klöden um 13 Sekunden auf den 2. Platz. George Hincapie (USA) und der Co-Favorit, der Londoner Bradley Wiggins, büssten je 23 Sekunden auf den 26-jährigen Berner ein.
Grösserer Druck
«Im Trikot des Weltmeisters in London das Leaderemblem der Tour de France zu holen, ist etwas vom Grössten, das ein Velofahrer erleben kann», sagte Cancellara, zumal es sich am 7.7.07 ereignet habe. Er hatte den Prolog zur Tour de France schon vor drei Jahren für sich entschieden (vor Lance Armstrong), diesmal sei der Druck aber wesentlich grösser gewesen: «Ich bin Weltmeister, war Favorit, das Rennen fand in London statt, und alle Augen waren auf mich gerichtet», umschrieb er die Ausgangslage. Mit Druck habe er aber gelernt umzugehen.
Hoffnung auf weitere Tage in Gelb
«Ich fand die Ruhe, um das Maximum zu geben. Es ist ein grosse Sache, vor so vielen Zuschauern zu gewinnen», sagte Cancellara weiter. Er sei sehr glücklich und hoffe, das Leadertrikot auch am Sonntag abend, wenn der Tour-de-France-Tross wieder aufs Festland übersetzt, in seinem Besitz zu haben. Dies wird ihm nicht sonderlich schwer fallen. Die Sprinter, denen im Erfolgsfall im Ziel 20 Sekunden Zeitgutschrift winken, handelten sich Rückstände von mindestens doppeltem Ausmass ein.
Sastre enttäuschend
Von den Favoriten auf den Gesamtsieg hielt sich neben Klöden auch dessen Teamkollege Alexander Winokurow als Siebter sehr gut. Der Kasache büsste aber schon einen halbe Minute auf Cancellara ein. Auch der Kletterer Cadel Evans (Au) als 16. blieb über den Erwartungen. Den schlechtesten Tag der Anwärter auf einen Spitzenplatz in Paris zog Cancellaras Teamkollege Carlos Sastre (Sp) ein, der bloss im 92. Rang landete.
Drittbestes Stundenmittel
Cancellara durchmass den knapp 8 km langen Parcours in der Londoner Innenstadt vor rund 300'000 Zuschauern mit 53,660 km/h und verbuchte das drittbeste Stundenmittel in einem Prolog; zweimal schneller blieb der Brite Chris Boardmann (1994 und 1996).
Nabel der Sportwelt
Cancellara holte den 52. Etappensieg für die Schweiz im Rahmen der Tour de France und meinte hinterher: «Die Schweiz ist zur Zeit der Nabel der Sportwelt. Alinghi siegte, Federer schaffte es in Wimbledon in den Final und gewinnt diesen hoffentlich, und Cancellara ist Leader der Tour de France.» Leise Skepsis bringt er jedoch den Fussballern entgegen: «Da wird es etwas schwieriger.» Cancellara war 2004 der neunte Schweizer, der das «Maillot jaune» in seinen Besitz brachte.
Appell an die britische Fluggesellschaft
Der seit Cancellaras Ankunft in England am Mittwoch vermisste Koffer ist immer noch nicht aufgetaucht. «Es ist wichtiger, dass ich gewonnen habe, als dass ich mich rasieren kann. Aber meine Sachen hätte ich schon gerne wieder bei mir», sagte Cancellara. Schliesslich richtete er noch einen Appell an die britische Fluggesellschaft, sie möge sein Gepäck doch so schnell wie möglich bei ihm abliefern.
Dä Giu isch scho super.....
Fäbu!!!!!