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Ex-YB-Star Rieder im Hoch

Nach Top-Auftritt krallt er sich dieses Weltmeister-Shirt und einen VfB-Vertrag

Fabian Rieder hat auf und neben dem Platz keine Berührungsängste: Er schnappt sich das Shirt eines deutschen Weltmeisters und wird noch mit einem Vertrag beim deutschen Vize-Meister VfB Stuttgart belohnt.

Es ist nach dem Brasilien-Kracher an der WM erst sein zweites Länderspiel von Beginn weg und Fabian Rieder gibt schon nach wenigen Sekunden den Tarif durch: Er haut Mittelstädt von den Socken. «Ich wollte ein Signal aussenden», sagt er zu blue Sport nach Spielschluss.

Und auch danach kennt er keine Berührungsängste. Rieder erfährt erst am Spieltag, dass er für den angeschlagenen Vargas aufläuft. «Ich hatte natürlich eine Riesenfreude und war sehr motiviert. Vor dieser Kulisse für die Schweiz auflaufen zu dürfen, ist unglaublich geil.»

«Das Shirt von Müller ist ein schönes Andenken»

Und Rieder zahlt Yakin das Vertrauen zurück. Er tritt frech und selbstsicher auf und zeigt eine beeindruckende Vorstellung. Er ist zufrieden. «Ich habe mich fürs Team zerrissen und konnte defensiv wie auch offensiv Akzente setzen.» Herrlich, wie er das 1:0 von Ndoye mit seinem Zuspiel auf Freuler einleitet.

Noch vor wenigen Wochen hätte kaum einer Rieder überhaupt im Schweizer 26-Mann-Kader gesehen, er nicht mal selbst. «Die Nomination war auch für mich überraschend», sagt er. Und jetzt spielt er im Knüller gegen Deutschland von Beginn weg.

Klar, braucht's ein Andenken an dieses Highlight. «Ich habe mein Shirt mit Thomas Müller gewechselt», sagt Rieder. «Ich finde ihn einen ausserordentlichen Spieler. Und es ist toll, wenn ich sein Shirt zuhause aufhängen kann. Zudem ist es ein schönes Andenken an diesen Abend.»

Schön ist auch, was am Tag nach dem 1:1 gegen Deutschland kommuniziert wird. Nach einem Jahr bei Stade Rennes wechselt Rieder leihweise für ein Jahr zum VfB Stuttgart und direkt in die Champions League. Thomas Müller wird er dann öfters sehen.

Fabian Rieder:

Nati-Youngster wechselt in die Bundesliga

Einen Tag nach dem Startelf-Einsatz gegen Deutschland ist klar: Fabian Rieder spielt auch in der kommenden Saison regelmässig in deutschen Stadien.

Darum gehts

- Fabian Rieder wechselt in die Bundesliga.
- Der 22-Jährige wird von Stade Rennes zum VfB Stuttgart ausgeliehen.
- Der Bundesliga-Club hat eine Kaufoption für den Schweizer.

Er scheint der Mann zu sein für die grossen Nati-Spiele: WM-Debüt 2022 in der Startelf gegen Brasilien, EM-Debüt 2024 in der Startelf gegen Deutschland. «Es war eines der geilsten Spiele meiner bisherigen Karriere vor dieser Kulisse», sagte Fabian Rieder nach dem Spiel am Sonntagabend. Auf die Frage, ob er diese Kulisse in den deutschen Stadien nächste Saison regelmässig erleben könnte, antwortete der 22-Jährige: «Kein Kommentar».
Champions-League-Fussball winkt

Wenige Stunden später ist klar: Der Wechsel von Rieder in die Bundesliga ist fix. Für Rieder winkt eine neue Herausforderung – und Champions-League-Fussball. Der Mittelfeldspieler wechselt zum VfB Stuttgart. Der überraschende Zweitplatzierte der abgelaufenen Saison leiht Rieder zuerst aus, hat aber eine Kaufoption für den 22-Jährigen.

Zuletzt gab es auch Gerüchte um eine Leihe von Rieder nach Borussia Mönchengladbach, die Fohlen hatten Rieder schon vor einem Jahr verpflichten wollen. Das Rennen macht nun der Ligakonkurrent aus Stuttgart, wo er Mitspieler des Schweizer Verteidigers und Nati-Kollegen Leonidas Stergiou wird.

Ernüchternde Saison nach 15-Mio-Transfer

Damit ist das Kapitel Frankreich für den ehemaligen YB-Junior nach einem Jahr vorerst zu Ende. Im Sommer 2023 wurde der 22-Jährige als grösstes Talent im Schweizer Fussball gehandelt – der kommende Star. Es folgte ein Wechsel zu Stade Rennes in die französische Ligue 1 für rund 15 Millionen Franken Ablöse.

Die Bilanz: 21 grösstenteils Kurzeinsätze für Rennes und zwei Tore. Ein Mittelfussbruch setzte ihn zudem zu Beginn des Jahres für mehrere Wochen ausser Gefecht. «Es ist klar: Eine solche Saison will ich nicht noch einmal erleben», sagte Fabian Rieder kürzlich gegenüber der «Berner Zeitung». Nun kann der 22-Jährige schon bald in der Bundesliga glänzen.

EM-Ticket und Transfer

Die turbulenten Tage des Fabian Rieder

EM-Nominierung, Stammplatz gegen Deutschland, Stuttgart-Wechsel: Fabian Rieder erlebt an der EURO ein Hoch.

Bereits im vergangenen Winter klopfte der VfB Stuttgart bei Fabian Rieder an. Weil er zu diesem Zeitpunkt aber bereits für YB und Rennes eingesetzt worden war, zerschlug sich ein Wechsel. Nicht jedoch der Kontakt: «Die Verantwortlichen des VfB schrieben meinem Berater manchmal, wenn ich gut gespielt hatte», verriet der 22-Jährige am Dienstag, dem Tag, nachdem sein Leih-Transfer nach Stuttgart offiziell wurde.

Der Wechsel sei schon vor dem Schottland-Spiel fix gewesen, doch Rieder wollte damals noch nichts davon wissen. Nach Abschluss der Gruppenphase freut er sich jedoch, dass alles durch ist: «Die letzten Wochen in der Nati und der Transfer haben viel mit mir gemacht, mir Energie gegeben. Ich bin lockerer drauf und einfach glücklich.»

Kein verlorenes Jahr bei Rennes

Es ist das vorläufige Happy End nach einer Saison, die für den Shootingstar der Spielzeit 22/23 alles andere als einfach gewesen war. Nach seinem Wechsel von YB zu Rennes wurde Bruno Génésio der schwache Saisonstart zum Verhängnis und der Trainer, der Rieder wollte, musste gehen. Unter Nachfolger Julien Stéphan musste der Schweizer lange unten durch. Dazu kam im Frühjahr ein Mittelfussbruch, der ihn 2 Monate ausser Gefecht setzte.

Rieder blickt jedoch nicht mit negativen Gefühlen auf seine erste Auslandsstation zurück: «Ich kann viel von diesem schwierigen Jahr lernen. So eine Erfahrung ist wichtig in der Karriere eines jungen Spielers. Auch wenn ich nicht so viel gespielt habe, bin ich im Vergleich zur Zeit bei YB reifer, dynamischer und besser mit dem Ball geworden.» Trotzdem habe er nicht unbedingt mit einer EM-Nomination gerechnet.

Gegen die Grossen immer von Anfang an dabei

Seit dem ersten Tag im Nati-Camp zeigte sich Rieder, gab vollen Einsatz. Der Lohn: das EM-Ticket, 2 Einwechslungen gegen Ungarn und Schottland und der Startelf-Einsatz gegen Deutschland. «Ich denke, ich habe Murat Yakin mit meinen Leistungen in jedem Spiel ein Dankeschön zurückgegeben», beurteilt der polyvalente Mittelfeldspieler seine Darbietungen selber.

Ob er im Achtelfinal gegen Italien wieder in der Startelf steht? Er weiss es selber noch nicht, aber «Yakin hat sicher schon einen Plan. Wenn ich als Joker reinkomme, werde ich alles geben. Und als Stammspieler auch. Italien ist Favorit, aber wir haben keine Angst. Wir können mit breiter Brust in dieses Spiel gehen und haben gezeigt, dass wir grosse Gegner ärgern können.»

Es wäre nach Brasilien an der WM 2022 und eben Deutschland am Sonntag erst der 3. Auftritt von Beginn an für Rieder in der Nati und der 3. gegen eine Top-Nation. Nach einer Niederlage gegen die «Seleçao» und dem Remis gegen den EM-Gastgeber fehlt nur noch der Sieg.

YB: So lief der Rieder-Wechsel zu Stuttgart während der EM ab

Fabian Rieder schnürt seine Schuhe künftig für den VfB Stuttgart. Der Wechsel des ehemaligen Spielers von YB geht mitten im EM-Turnier über die Bühne.

Das Wichtigste in Kürze

- Fabian Rieder spielt nächste Saison leihweise beim VfB Stuttgart.
- Der Transfer des Ex-YB-Profis wird während der EM kommuniziert.
- Er habe nach dem Schottland-Spiel vom Wechsel erfahren, so der 22-Jährige.

Am Montag erreicht die Fussball-Fans eine überraschende Nachricht. Fabian Rieder wechselt auf Leih-Basis von Stade Rennes zum VfB Stuttgart.

Überraschend ist nicht der Transfer an sich, sondern der Zeitpunkt der Bekanntgabe. Rieder befindet sich nämlich aktuell mitten im EM-Turnier mit der Schweizer Nationalmannschaft. Am Samstag (18 Uhr) kommt es zum Achtelfinal-Duell mit Italien.

An der Pressekonferenz am Dienstagvormittag stellt Rieder klar: «Mein voller Fokus liegt auf dieser EM.» Daran habe auch der Wechsel nichts geändert. Die Formalitäten hätten ihm auch keine Kraft geraubt. «Im Gegenteil: Das hat mir eher noch mehr Energie gegeben.»

Es habe mehrere Interessenten gegeben für eine Leihe, verrät Rieder. Schon seit Wochen habe sich im Hintergrund etwas getan. «Ich habe meinem Berater aber gesagt, dass ich nicht viele Updates und mich auf die EM konzentrieren will.»

Nach Schotten-Spiel von Transfer erfahren

Am Ende sei eine «unglaublich gute Lösung» mit Rennes und Stuttgart entstanden. Auch Rennes habe viel dafür gemacht, dass der Transfer klappe, so Rieder. «Dafür möchte ich mich bedanken.»

Sein Berater habe ihm nach dem Schottland-Spiel mitgeteilt, dass der Wechsel in trockenen Tüchern ist. «Am Donnerstag hatten wir dann einen freien Tag und ich habe den Medizincheck in Stuttgart absolviert.»

Der VfB habe schon im Winter einmal wegen einer Leihe angefragt, damals ging das aber nicht. «Sie haben sich sehr um mich bemüht», sagt der 22-Jährige.

Auch die Gespräche mit Trainer Sebastian Hoeness seien «super» verlaufen. Der Klub sehe ein Projekt in ihm. Rieder: «Darum war es leicht, mich für diesen Verein zu entscheiden.»

Nach den turbulenten Tagen gilt der Fokus nun voll dem Achtelfinal gegen Italien. «Wir gehen mit viel Selbstvertrauen in dieses Spiel und müssen uns nicht verstecken», sagt Rieder zuversichtlich.

Anpfiff ist am Samstag um 18 Uhr in Berlin.

«Italien nicht unterschätzen»

Das sagt Nati-Star Rieder zum Achtelfinal-Kracher und seinem Stuttgart-Wechsel

Nur Stunden nach seiner bärenstarken Leistung gegen Deutschland wird bekannt, dass Fabian Rieder zum VfB Stuttgart in die Bundesliga wechselt. An der Medienkonferenz äussert sich der 22-Jährige zu den turbulenten Stunden.

Fabian Rieder ist im Hoch. Der 22-Jährige steht im letzten EM-Gruppenspiel gegen Deutschland überraschend in der Startelf, zeigt ein ganz starkes Spiel und schnappt sich nach dem Schlusspfiff zudem das Trikot eines Weltmeisters. Und nur Stunden später kommt an die Öffentlichkeit, dass Rieder ab der kommenden Saison für den deutschen Vize-Meister VfB Stuttgart auflaufen wird.

Medizincheck statt freier Tag

So lief der Rieder-Wechsel zum VfB ab

Es sind aufregende Tage für Fabian Rieder. Zuerst rückt er gegen Deutschland in die Startelf und trägt mit dazu bei, dass die Nati gegen den Gastgeber ein heroisches 1:1 erkämpft. Am Tag danach gibt er seinen Wechsel zum VfB Stuttgart bekannt.

Bereits im Winter hat der VfB Stuttgart bei Fabian Rieder (22) angeklopft. Allerdings zerschlug sich diese Option, weil der Mittelfeldspieler zu Beginn der Saison bereits für YB Spiele bestritten hatte. Doch die Stuttgarter blieben hartnäckig, erkundigten sich bei Rieders Berater immer wieder und machten nun in den letzten Tagen ernst – trotz laufender EM-Vorrunde.

«Manchmal kann man die Sachen nicht steuern, der Fussball ist ein lebendiges Business», sagt Rieder. Es sei ihm aber gelungen, das Ganze gut zu koordinieren. «Und letztlich ist es für mich etwas sehr Positives, aus dem ich Energie rausnehmen konnte und das mir einen zusätzlichen Push verliehen hat.»

Nach dem Schottland-Spiel war alles fix

Der Mittelfeldspieler versuchte, das Thema so gut es ging von sich fernzuhalten. «Ich sagte meinem Berater, er solle mir nur die wichtigsten Updates durchgeben.» Mehrere Klubs hatten sich um Rieder bemüht, der eine schwierige Saison in der Ligue 1 hinter sich hat. «Es war in Rennes aber nicht alles schlecht. Ich habe sehr viel gelernt, Fortschritte gemacht und bin reifer geworden.»

Nach dem Schottland-Spiel, bei dem Rieder die letzte Viertelstunde zum Einsatz kam, teilte ihm sein Berater mit, dass der Deal – eine Ausleihe mit Kaufoption für den VfB – unter Dach und Fach sei. Während andere am Tag danach den freien Nachmittag genossen, sich mit ihren Angehörigen trafen oder sich im Teamhotel vergnügten, begab sich Rieder zum Medizincheck. Danach traf er sich mit Nati-Kollegen zum gemeinsamen Nachtessen im Restaurant Vivaldi, ein unter Fussballern beliebtes Lokal.

EM als Transferbörse

Wie an jeder Endrunde im Sommer nimmt der internationale Transfermarkt auch am Turnier in Deutschland Fahrt auf. Die Regeln sind klar: «Zuerst kommen unsere Bedürfnisse», sagt Nati-Direktor Pierluigi Tami. Falls von Spielern Sonderwünsche eingehen sollten, würde man diese evaluieren. «Das ist aber momentan nicht der Fall.»

Könnte aber noch passieren, vor allem wenn die Nati noch länger im Turnier verbleiben sollte. Einerseits wecken die Erfolge das Interesse an den Spielern, andererseits gibt es einige, die auf Klubsuche sind. Der Vertrag von Ricardo Rodriguez bei Torino läuft aus, Ruben Vargas hat schon vor dem Turnier seinen Wechselwunsch geäussert – und auch andere, wie Zeki Amdouni oder Yvon Mvogo, die mit ihren Klubs abgestiegen sind, sind einem Transfer nicht abgeneigt.

Der richtige und logische Schritt des 22-Jährigen

Das Wort Überraschung passt zu seinem neuen Team und zum Spieler

Fabian Rieder wurde schon in jungen Jahren als aussergewöhnliches Talent betitelt, welcher es in seiner Karriere ganz weit bringen kann. Bei den BSC Young Boys kam er bereits als 18-Jähriger zu seinem Super-League-Debüt und er fügte sich ohne jegliche Anlaufschwierigkeiten sogleich bei den Profis ein. Trotzdem war es für einige Nati-Fans überraschend, ihn im EM-Kader zu sehen, was vor allem mit seinem "verlorenen" Jahr in Rennes zusammenhängt.

Bei den BSC Young Boys übernahm Fabian Rieder trotz seines jungen Alters schon viel Verantwortung und dank seiner zum Teil überragenden Leistungen war das Interesse an seiner Person riesig. Im Sommer 2023 entschied er sich im Alter von 21 Jahren letztlich für den Schritt ins Ausland.
Varela-Befürchtungen haben sich bewahrheitet

Zur Überraschung vieler wechselte Fabian Rieder in die Ligue 1 zu Stade Rennes, hatte der Schweizer Nati-Spieler doch eigentlich stets betont, gerne in der Bundesliga kicken zu wollen. Borussia Mönchengladbach besass jedoch nicht das nötige Kleingeld, um ihn von YB loseisen zu können, während die Franzosen satte 15 Mio. Euro für den Youngster auf den Tisch blätterten.

Es gab unmittelbar nach seinem Wechsel bereits Bedenken, ob dies der richtige Schritt für den Hochtalentierten sei. Ex-YB-Crack Carlos Varela äusserte sich gegenüber blue Sport zum damaligen Transfer: "Für mich war der Wechsel von Fabian Rieder nach Rennes keine gute Idee. Und ich meine damit nicht den finanziellen Aspekt, sondern den sportlichen." Er spürte schon damals, dass es für Rieder in der Ligue 1 schwer werden dürfte. Er machte sich Sorgen, ob sich Rieder anpassen könne. "Denn in Frankreich muss man schon die Sprache sprechen und dann ist es eine andere Mentalität. Ausserdem ist er ein eher schüchterner Mensch. (...) Es ist nicht Rennes, was mir Sorgen bereitet. Sondern die Tatsache, dass er jedes Wochenende gegen sehr physische Mannschaften antreten wird."

Eine Saison später muss nun konstatiert werden, dass Varela Recht behalten sollte, konnte sich Rieder in Frankreich nicht so weiterentwickeln, wie es sich die Beteiligten erhofft hatten. Dies hängt aber auch mit dem Verletzungspech des heute 22-Jährigen zusammen, erlitt er doch mitten in der Saison einen Fussbruch, der ihn für längere Zeit ausser Gefecht setzte. Letztlich kam er in 15 Ligue-1-Spielen nur auf insgesamt 355 Einsatzminuten und insgesamt einen Treffer. In der Europa League deutete er dafür mit drei Scorerpunkten (zwei Tore und ein Assist) aus vier Partien an, dass er für die Franzosen durchaus eine Verstärkung sein könnte.

Schaut man sich nur den sportlichen Aspekt an, muss seine erste Saison in Rennes als "verlorenes" Jahr bezeichnet werden, denn wirklich weiterentwickeln konnte er sich als Spieler nicht. Als Mensch und Persönlichkeit ist Fabian Rieder aber mit Sicherheit gereift und aus den zum Teil schwierigen Momenten konnte er definitiv viel lernen. Die gemachten Erfahrungen werden für den weiteren Verlauf seiner Karriere extrem wichtig sein, denn nun folgt ein Wechsel, der auch einem Carlos Varela deutlich weniger Kopfzerbrechen bereiten dürfte.
Ideale Voraussetzungen, um in Stuttgart den nächsten Schritt zu machen

Wie im Rahmen der EURO 2024 bekannt wurde, wird Fabian Rieder auch nach der Europameisterschaft in Stuttgart bleiben. Die Schwaben leihen den Schweizer Nati-Spieler für eine Saison aus und dazu besitzt man eine Kaufoption.

Der Wechsel in die Bundesliga scheint eine gute Entscheidung zu sein, kommt die höchste deutsche Spielklasse den Fähigkeiten des Berners schon deutlich mehr entgegen. Ausserdem gibt es auch keine sprachlichen Barrieren, wobei das Französisch von Rieder nach einem Jahr auch schon ganz passabel sein dürfte.

Der Schweizer selbst hat, wie weiter oben bereits geschrieben, schon vor seinem Rennes-Wechsel gesagt, dass er am liebsten in der Bundesliga spielen würde. Jetzt kann er sich dank des Wechsels ins Schwabenland diesen Traum erfüllen und auch sportlich ist dieser Transfer eine sehr sinnvolle Entscheidung.

Der VfB Stuttgart spielte nämlich eine fantastische letzte Saison und krönte sich hinter Bayer 04 Leverkusen zum Vize-Meister. Damit konnte man sich für die UEFA Champions League qualifizieren, was per se schon ein Anreiz ist, um dorthin wechseln zu wollen. Die fantastischen Leistungen unter Sebastian Hoeness haben aber auch Begehrlichkeiten geweckt, wollen doch einige Leistungsträger ihre Ausstiegsklauseln aktivieren und den Verein verlassen. Der Abgang von Hiroki Ito (zu Bayern) ist bereits fix, diejenigen von Waldemar Anton und Serhou Guirassy (beide zum BVB) könnten es bald sein. Auch ein Chris Führich (wird auch mit Dortmund in Verbindung gebracht) könnte den VfB noch verlassen, während Enzo Millot ebenfalls eine Ausstiegsklausel besitzt. Ebenfalls nicht gesichert ist, dass Deniz Undav zurück zu Brighton muss, obwohl dieser die Absicht hat, in Stuttgart bleiben zu wollen.

Im Klartext bedeutet dies, dass es zu einem grösseren Umbruch beim deutschen Vize-Meister kommen wird, weswegen die Chancen von Fabian Rieder auf viel Spielzeit gegeben sind. Für den Schweizer spricht ausserdem, dass er polyvalent einsetzbar ist und im Mittelfeld praktisch jede Position bekleiden kann. Auch darum wollte ihn VfB-Trainer Hoeness unbedingt nach Stuttgart holen. Da die Schwaben auf gleich drei Hochzeiten tanzen, wird Fabian Rieder mit Sicherheit mehrere Möglichkeiten erhalten, um sein Können zu demonstrieren. Es liegt dann an ihm, dass er dann seine Leistung auch auf den Platz bringt.

Für die Eingewöhnung ist es zudem Gold wert, dass mit Leonidas Stergiou bereits ein anderer Schweizer im Verein ist. Die beiden EM-Fahrer haben bereits in der U21-Nati zusammengespielt und kennen sich darum bestens. Der Verteidiger, der je länger die letzte Saison dauerte, umso mehr überzeugen konnte, wird für Fabian Rieder bestimmt eine grosse Hilfe sein.

Zu guter Letzt passt auch der Spielstil von Stuttgart perfekt zu den Fähigkeiten des Berners. In der letzten Saison waren die Stuttgarter hinter Leverkusen die spielstärkste Mannschaft Deutschlands, wobei Hoeness darauf pochte, viel Ballbesitz zu haben. Als Spielmacher kennt sich Rieder bestens mit Ballbesitzfussball aus, wie er schon in seiner Zeit bei YB unter Beweis stellte. Die Voraussetzungen dafür, dass der 22-Jährige in Stuttgart so richtig glücklich werden wird, könnten besser kaum sein. Es würde definitiv nicht überraschen, wenn sein Leih-Abenteuer im Schwabenland zu einem festen Engagement übergehen würde.

Fabian Rieder zu Stuttgart

Selbst ein deutscher Nationalspieler gratuliert ihm

Nach schwieriger Saison behauptet sich der frühere YB-Spieler an der EM im Nationalteam. Und erfüllt sich den Traum vom Wechsel in die Bundesliga.

Am Montag erreicht Fabian Rieder eine Nachricht von Maximilian Mittelstädt. Der Linksverteidiger Deutschlands war am Sonntagabend in Frankfurt sein Gegenspieler beim Schweizer 1:1 gegen den EM-Gastgeber. Aber deshalb schrieb ihm dieser nicht, Mittelstädt hiess den Berner willkommen. Bald schon werden sie beim VfB Stuttgart Teamkollegen sein.

Die kurze Nachricht erzählt eine erstaunliche Geschichte. Sie beinhaltet einige Tiefs – und vor allem ein überraschendes Happy End. Nach einer verkorksten Saison mit Stade Rennes schien ein Höhenflug, wie ihn Rieder gerade erlebt, nicht mehr möglich. Und mit dem Wechsel zu Stuttgart erfüllt er sich nebenbei noch den lang ersehnten Traum vom Schritt in die Bundesliga.

Stuttgart ist nicht irgendein Club, sondern der Zweite der Bundesliga, der mit Sebastian Hoeness einen der aufstrebendsten Trainer Deutschlands hat. Und der nächste Saison an der Champions League teilnimmt. Rieder nennt den Wechsel eine enorm gute Lösung. «Ich bin überglücklich. Bei jedem Heimspiel werden fast 60’000 Fans da sein.» Als er das am Dienstagvormittag bei der Medienkonferenz im Stuttgarter Camp des Nationalteams sagt, huscht ihm ein Lächeln über die Lippen. Als würde er sein Glück soeben realisieren.

Rieder schwärmt

Rieder wechselt vorerst leihweise für ein Jahr, aber Stuttgart verfügt über eine Kaufoption. Natürlich ist diese nicht tiefer angesetzt als bei den 15 Millionen Franken, die Rennes im August 2023 für ihn an YB bezahlte. Die Franzosen müssen ja ihr Gesicht wahren. Aber für Rieder und sein Umfeld scheint klar, dass nächstes Jahr aus dem temporären ein definitiver Transfer werden soll. Eine Rückkehr zu Rennes ist nicht vorgesehen.

Rieder schwärmt vom Projekt, das ihm die Stuttgarter aufzeigten, er schwärmt auch von den Gesprächen mit Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und Trainer Hoeness. «Der Entscheid für Stuttgart fiel mir leicht», sagt er. Dass er künftig wieder näher an der Schweiz und seiner Familie lebt, ist ein schöner Nebeneffekt. Seine Freundin zog mit ihm in den Norden Frankreichs. Sie stellte für ihn ihre Bedürfnisse zurück. Die Integration in Stuttgart dürfte ihr leichter fallen.

Der VfB interessierte sich schon im Winter für Rieder, da jedoch war ein Transfer nicht möglich, weil Rieder während der Saison schon für YB und Rennes gespielt hatte. Aber die Schwaben blieben dran, sie erkundigten sich regelmässig bei Rieders Berater, gaben Feedbacks zu den Leistungen des Mittelfeldspielers. So erzählt das Rieder. Auch das trug zum guten Gefühl bei.

Vergangene Woche wurde der Wechsel finalisiert, am Mittwochabend nach dem Spiel gegen Schottland teilte ihm sein Berater im Stadion in Köln mit, dass eine Einigkeit erzielt worden sei. Am Donnerstag, am freien Tag für die Nationalspieler, absolvierte er den Medizincheck. Dass die Schweizer ihr Camp ausgerechnet in Stuttgart bezogen haben, vereinfachte die Abwicklung des Transfers, war natürlich aber nicht ausschlaggebend.

Unerschütterliches Selbstvertrauen

Für Rieder interessierten sich weitere Bundesligisten. Das zeigt, wie gut sein Ruf trotz der verkorksten Saison mit Rennes geblieben ist. Seine ernüchternde Bilanz da: 21 Einsätze, die meisten davon als Einwechselspieler. So war er schon nur froh, es überhaupt ins provisorische, 38 Spieler umfassende Schweizer EM-Kader geschafft zu haben. Er sagte, er werde alles geben, um sich aufzudrängen. Aber falls das nicht klappen würde, gehe keine Welt unter. «Ich werde weiter hart an mir arbeiten, damit ich hoffentlich irgendwann eine tragende Rolle im Nationalteam habe.»

Das war vor einem Monat. Jetzt hat er zwar noch keine tragende Rolle, aber er ist für die Schweiz in jeder EM-Partie zum Einsatz gekommen. Er ist auch so etwas wie der Mann für die grossen Partien, gegen Deutschland stand er im achten Länderspiel erst zum zweiten Mal in der Startaufstellung. Das erste Mal war an der WM 2022 in Katar gegen Brasilien gewesen. «Einfach geil», sagt er zu den letzten Wochen.

Für Rieder spricht, dass er polyvalent einsetzbar ist und nicht erschrickt, wenn er den Ball am Fuss hat. Er verfügt auch über ein unerschütterliches Selbstvertrauen, das ihn in grossen Momenten nicht schrumpfen lässt. Und natürlich hat es ihm nicht geschadet, dass er sich nie zu schade war, trotz seines Aufstiegs weiterhin den Aufgeboten fürs U-21-Nationalteam Folge zu leisten – anders als Ardon Jashari.

Jetzt wird er dafür belohnt. Gegen Deutschland hiessen seine Gegner Toni Kroos und Joshua Kimmich, zwei Idole von früher. Bayern München war sein Lieblingsverein, bald stehen in der Bundesliga Partien gegen den Weltclub an. Vorerst trifft er im EM-Achtelfinal mit den Schweizern aber auf Italien, er könnte erneut in der Startaufstellung stehen. Der Fussball schreibt manchmal erstaunliche Geschichten.