Blick, 17.10.0201
«Ich war ziemlich geschockt, als ich die Bilder sah»Vor 35 Tagen verletzte sich YB-Star Emiliano Dudar (29) schwer und lag im Koma. Exklusiv im SonntagsBlick spricht er erstmals über den Horror-Unfall. Und erzählt, was er seiner Frau nach dem Aufwachen aus dem Koma sagte.
Emiliano Dudar, wie geht es Ihnen?
Emiliano Dudar: Es geht mir sehr gut, Gott sei Dank. Ich habe keinerlei Probleme. Ich kann schon wieder auf dem Fahrrad trainieren. Ich mache Physiotherapie und Gymnastik, um wieder in Form zu kommen.
Haben Sie keine Schmerzen mehr?
Nein, überhaupt nicht. In der ersten Woche nach dem Unfall tat die gebrochene Nase weh, jedes Mal wenn ich sie berührt habe. Das ist jetzt abgeklungen. Auch Kopfschmerzen habe ich keine mehr.
Können Sie sich an den Zusammenprall mit ihrem Teamkollegen François Affolter überhaupt erinnern?
Nein. Die Ärzte sagten mir, dies sei normal. Das Gehirn blende solche schlimmen Erlebnisse automatisch aus.
Aber Sie haben sich die Szene im Fernsehen angeschaut?
Ja, obwohl ich eigentlich schon alles wusste, aus den Erzählungen meiner Frau und meiner Teamkollegen. Ich war dann aber trotzdem ziemlich geschockt, als ich die TV-Bilder sah.
Können Sie sich im Nachhinein erklären, weshalb es zum Zusammenstoss kam?
Es war eine Frage von Sekundenbruchteilen. François und ich haben uns zu wenig gut abgesprochen. Es war ein Missverständnis.
Welches war Ihr erster Gedanke, als Sie nach zwei Tagen aus dem künstlichen Koma erwachten?
Ich habe meine Frau angeschaut, die neben mir am Bett sass. Ich habe zu ihr gesagt: «Was soll das, was tue ich hier? Ich habe in zwei Tagen einen Match gegen Basel. Ich muss ins Training!» Meine Frau hat mich dann ganz sachte aufgeklärt. Sie hat mir erzählt, dass das Spiel schon lange vorbei sei, dass ich einen Zusammenstoss gehabt hätte und danach bewusstlos geworden sei. Ich konnte es zuerst nicht glauben. Erst als ich das Datum auf der Uhr sah, wurde mir bewusst, dass da etwas geschehen sein musste.
Haben Sie gar keine Erinnerungen an das Spiel gegen Basel?
Nein, ich erinnere mich an nichts. Es ist wie ein Filmriss. Mir fehlen ein paar Stunden.
Wie haben Sie die Zeit im Krankenhaus erlebt?
Das war nicht einfach: Ich war drei Wochen zum Nichtstun verdammt. Glücklicherweise haben mir die Ärzte sehr rasch ein Programm mit allerlei Übungen zusammengestellt. Koordinations-Gymnastik, Erinnerungsübungen, Gleichgewichtsübungen. Später kamen mich Trainer Vladimir Petkovic und meine Teamkollegen besuchen. Meine Frau, die Arme, war fast die ganze Zeit bei mir. Auch mein kleiner Sohn Santino kam nach einigen Tagen ins Krankenhaus. Mit ihm konnte ich spazieren und spielen. Meine Mutter und meine Schwiegermutter sind extra aus Argentinien gekommen. Das alles hat mir sehr geholfen.
Argentinische und brasilianische Medien haben über Sie berichtet: Die Anteilnahme war auch in der Schweiz riesig. Hat Sie das überrascht?
Ein wenig schon, ja. Vor allem, weil ich in der Schweiz ja Ausländer bin. Aber die Menschen haben mich wirklich super unterstützt. Hierfür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken!
Wie war das, als Sie in den Zeitungen die Schlagzeilen über ihren Unfall lesen mussten?
Es wurde einiges übertrieben. Vor allem in den argentinischen Medien. Die haben das Negative hervorgehoben, statt zu schreiben, dass es mir den Umständen entsprechend gut ging, dass ich grosse Fortschritte machte. Aber das verkauft sich am Kiosk natürlich nicht so gut.
Wie sieht Ihr Programm aus, nun, da Sie das Krankenhaus verlassen haben?
Am Montag habe ich einen medizinischen Check. Ich fühle mich super, kann schon wieder joggen und radfahren. Ich habe grosse Lust, das Training mit der Mannschaft wieder aufzunehmen.
Wissen Sie schon, wann dies der Fall sein wird?
Ich hoffe, möglichst bald. Ich denke, dass ich im November wieder so weit bin, dass mich der Trainer einsetzen kann. Aber das entscheidet natürlich er.
Haben Sie keine Angst vor Ihrem ersten Kopfball-Duell?
Im Moment habe ich sicher Respekt davor. Die Ärzte sagen, dies sei normal und die Angst werde nach dem ersten Zweikampf mit grosser Wahrscheinlichkeit verschwinden. Ich bin überzeugt, dass es so sein wird und ich schon bald wieder voll angreifen kann.
http://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/was-soll-das-ich-muss-ins-training-158738