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Auch die Norweger haben ihren Günter Netzer
Der ehemalige YB-Stürmer Jahn Ivar «Mini» Jakobsen arbeitet an der EM in Portugal als Experte fürs norwegische Fernsehen.
Pause im letzten EM-Viertelfinal am Sonntagabend zwischen Tschechien und Dänemark: Auf der Pressetribüne telefoniert ein kleiner Mann aufgeregt und wild gestikulierend. Es ist ein bekanntes Gesicht in der Schweiz. Der 38-jährige Jahn Ivar «Mini» Jakobsen steht in Verbindung mit der norwegischen Heimat, und telefonisch wird besprochen, wie nach dem Spiel das Thema im TV-Studio aussehen soll. Der ehemalige YB-Stürmer und Publikumsliebling in Bern (1990 bis 1993) nimmt sich Zeit für ein kurzes Gespräch. Auf Deutsch - diese Sprache beherrscht der 65fache Internationale (11 Tore) immer noch gut.
«Mini» Jakobsen, in welcher Funktion arbeiten Sie an der EM?
Ich arbeite als Analytiker fürs norwegische Fernsehen. Nach dem Spiel haben wir ein kleines Studio, wo wir die Spiele und die Erkenntnisse daraus analysieren.
Und was sagt der «norwegische Günter Netzer» als Experte zum bisherigen Niveau an der EM?
(lacht) Naja, Experte ist immer so ein doofer Begriff. Aber es macht Spass, weiter dem Fussball verbunden zu sein. Aber das war ja eigentlich nicht die Frage. Ich denke, dass wir sehr gute Spiele gesehen haben, aber auch weniger spektakuläre. Insgesamt ist das Niveau ansehnlich, auch wenn in den Viertelfinalspielen viele Teams sehr vorsichtig gespielt haben. Aber das ist normal, in dieser Phase will keiner zuviel riskieren und dann unglücklich ausscheiden.
Warum sind derart viele starke Nationen längst in den Ferien?
Das ist eine gute und interessante Frage. Viele wichtige Spieler in diesen Nationen waren müde, andere nicht in Form. Zudem kam auch ein wenig Pech dazu. Aber der Trend geht schon noch weiter in diese Richtung, dass der Fussball immer enger wird. Und die zahlreichen Überraschungen sind doch auch spannend. Früher war es halt noch Norwegen als sensationeller Aussenseiter, heute ist es Griechenland ...
Wie sieht es mit dem norwegischen Fussball denn aus?
Naja, wir haben eine schwierige Zeit hinter uns. Aber jetzt sehen wir wieder positiver in die Zukunft, wir haben viele junge Spieler, auch offensiv gute Akteure. Die Zeiten sind vorbei, dass Norwegen nur defensiv spielte. Auch wenn diese Spielweise an dieser Euro gegen die grossen Länder sicher besser gewesen wäre.
Wer ist nun Ihr EM-Favorit?
Also vor der EM habe ich auf Portugal, Italien, Spanien oder Deutschland getippt. Nur Portugal ist übrig geblieben ...
Und jetzt?
Nach der Vorrunde habe ich Tschechien als bestes Team gesehen. Doch jetzt tun sie sich gegen Dänemark sehr schwer (Zum Zeitpunkt des Gesprächs stand es im Viertelfinal 0:0; am Ende siegte Tschechien 3:0). Lassen wir uns doch weiter überraschen.
Und was macht «Mini» Jakobsen, wenn er nicht als TV-Experte arbeitet?
Ich habe vor vier Jahren als Fuss-baller aufgehört. Das ist gut so, denn seither habe ich genug Zeit, um Golf zu spielen...
Haben Sie eigentlich noch Kontakt nach Bern oder zu YB?
Eigentlich nicht. Ich habe gehört, dass das neue Wankdorf bald gebaut sein wird. Darauf freue ich mich, ich habe schöne Erinnerungen an Bern. Zu YB allerdings habe ich keine Kontakte mehr. Leider. Aber beim Spiel Schweiz gegen England habe ich «Magic Fredy» gesehen. Leider haben wir nicht lange miteinander reden können.
«Magic Fredy»?
Ja, so habe ich Fredy Häner immer genannt, unseren Masseur bei YB. Er arbeitet ja immer noch für YB und auch fürs Schweizer Nationalteam. Er ist ein toller Typ und eine Legende.
Dann haben Sie die Schweiz hier ja spielen sehen. Was sagen Sie zum EM-Auftritt?
Also ich habe nur das Spiel gegen England live gesehen. Die Schweiz kam mir ein wenig wie Norwegen zu schlechteren Zeiten an grossen Turnieren vor. Gut mitgehalten, aber wohl zu wenig riskiert. Aber was rede ich da? Wir haben uns ja nicht einmal für die Euro qualifiziert ...
Interview: Fabian Ruch,Porto
Mini Jakobsen war ein toller Stürmer bei YB. So einen sollte Reto holen!!!
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