02.07.2018

Zitat:
GCs grosses Geschenk an YB
Jan Kronig gilt als ausserordentliches Talent. Obwohl erst knapp 18-jährig, ist der Verteidiger von YB zu den Profis befördert worden. Ohne die Grasshoppers würde der Walliser nicht in Bern spielen.
Das Spiel, bei dem Jan Kronigs steiler Aufstieg bis ins YB-Profikader beginnt, ist sieben Jahre her. Ein Juniorenteam der Grasshoppers weilt im Wallis im Trainingslager und bestreitet eine Testpartie gegen den FC Brig-Glis. GC gewinnt 7:6, die Show stiehlt den Zürcher Talenten aber ein Einheimischer mit feinem linken Fuss. Kronig, damals 11-jährig, erzielt fünf der sechs Tore des Heimteams.2018 spielt Kronig nicht mehr ganz vorne, sondern hinten, vorzugsweise als Innenverteidiger.
Eines ist geblieben: Gleichaltrigen pflegt er etliche Schritte voraus zu sein. Obwohl Kronig letzte Saison in der U-21 von YB fast der Jüngste ist, trägt er auch mal die Captainbinde. Und er schafft als Einziger diesen Sommer den Sprung in die erste Mannschaft. Von den YB-Profis ist er natürlich der Jüngste, während seine Kollegen Sportchef Christoph Spycher «Wuschu» nennen, siezt Kronig ihn.
Er redet von «Herrn Spycher», als er erzählt, wie sich der Sportchef, damals noch Talentmanager, um ihn gekümmert habe. «Ich spürte bei YB von Beginn an grosses Vertrauen. So ist es viel leichter, sich weiterzuentwickeln», sagt er.
Pendeln mit 11
Die Young Boys haben Verdienst am Aufstieg Jan Kronigs, ohne GC aber würde er nun nicht das YB-Trikot tragen.
Die Zürcher laden den jungen Walliser 2011 nach dessen eindrücklicher Darbietung im Testspiel zum Probetraining ein. Kronig weiss prompt zu überzeugen, GC würde ihn gerne nach Zürich holen. Doch die Eltern lehnen ab, sie wollen ihren Sohn nicht fern der Walliser Heimat aufwachsen sehen. Also empfiehlt GC das Talent an YB, die Berner nehmen dankend an.
Zwei Jahre pendelt Kronig nach Bern, eine Stunde durch den Lötschbergtunnel hin, eine Stunde zurück, fast jeden Tag. Als er 13 ist, mietet die Familie eine Wohnung in der Hauptstadt, die Mutter begleitet ihn, mittlerweile wohnt er alleine. Heimweh habe er nie gehabt, sagt Kronig. «Bern ist eine super Stadt, hier gefällt es mir noch besser als im Wallis.»
Die Sätze sagt er mehrheitlich in Berndeutsch, ab und zu verrät ein Ausdruck, woher er stammt. «Meine Farben sind Gelb-Schwarz, darum passe ich meine Sprache an», sagt Kronig und strahlt. In diesem Moment ist ihm sein jugendliches Alter anzumerken. Wer sieht, wie er sich auf und neben dem Platz gibt, glaubt hingegen eher nicht, es mit einem Teenager zu tun zu haben.
Lob vom Captain
Beim Testspiel am Samstag gegen die abgebrühten Profis vom bulgarischen Spitzenteam Ludogorez setzt Trainer Gerardo Seoane den begabten Jüngling eine Halbzeit auf ungewohnter Position hinten links ein, der 185 Zentimeter grosse Walliser erledigt die Aufgabe unaufgeregt. «Es ist gut, wenn man auf mehreren Positionen spielen kann», sagt er.
Auf die Frage, was sein Ziel als Neuling im YB-Kader sei, meint er: sich rasch zu integrieren, den Rhythmus annehmen und «jeden Tag besser werden». Kronig erfahre gerade, wie es sich in einem Profiteam lebe, sagt Captain Steve von Bergen. «Dass er Qualität hat, ist offensichtlich. Noch wichtiger ist, dass er jeden Tag dazulernen will.»
Von Bergen wird es wissen: Er ist 35-jährig. Und damit fast doppelt so alt wie Jan Kronig.
https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/19932970