Thuner Tagblatt, 12.08.2010
Alain Kappeler: «Ich spüre die Emotionen des Sports»In einem Jahr wird das neue Thuner Fussballstadion eröffnet. Der künftige Boss Alain Kappeler arbeitet auf Hochtouren. Er wurde für den FC Thun bereits zum Glücksbringer – und sagt, was in der Arena künftig möglich sein wird.
Alain Kappeler, Sie sind CEO eines Stadions, das noch gar nicht steht. Wie sehr sehnen Sie die Eröffnung in einem Jahr herbei?
Ich freue mich sehr, wenn ich täglich an der Baustelle vorbeifahre und mitbekomme, wie das Stadion wächst. Auf der anderen Seite stehen wichtige Aufgaben bevor. Es darf nicht zu schnell gehen, weil wir vieles angehen müssen. Die paar Monate brauche ich auf jeden Fall noch.
Welches sind die grössten Herausforderungen, die anstehen?
Es geht darum, die Struktur der Stadion Thun AG zu definieren: Wie organisieren wir uns? Wie ist die Zusammenarbeit mit dem FC Thun? Und dann gehts relativ schnell auch in den Bereich Verkauf, Vermarktung. Prioritär behandeln wir das Thema Namensrechte fürs Stadion.
Ist denn unterdessen klar, wer dem Stadion den Namen geben und wer Hauptsponsor wird?
Nein, noch nicht. Sicher ist, dass die Stadion Thun AG und der FC Thun eng zusammenarbeiten wollen. Da laufen intensive Gespräche. Spätestens beim Einzug ins neue Stadion fliesst der kommerzielle Teil des FC – da gehört das Trikot-Sponsoring dazu – in die Stadion Thun AG ein. Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle des FC Thun war bisher eine meiner Hauptaufgaben. Ich habe alle wichtigen Sponsoren besucht und konnte vielleicht einen kleinen Teil beitragen, dass Verträge verlängert wurden. Jetzt packe ich bereits die nächste Saison an – mit Hilfe der Geschäftsstelle. Wir führen erste Gespräche mit potentiellen Namensgebern.
Wo gibt es weitere «Baustellen»?
Wir müssen etwa die Catering- und Ausschankrechte im Stadion konzeptionell angehen, damit wir uns im Markt entsprechend positionieren können. Ein weiterer Punkt ist, mit der Genossenschaft die Details für den Ausbau des Stadions zu begleiten.
Was können Sie denn beim Bau der Arena konkret beeinflussen?
Es geht weniger um den Bereich der Architektur. Aber ich bringe Punkte ein, die den Betrieb betreffen, den kommerziellen Teil. Da stellt sich die Frage: Welche Anpassungen wären für die Vermarktung interessant?
Können Sie ein Beispiel nennen?
Es gilt, die Schnittstellen zwischen dem Generalunternehmer HRS und der Stadiongenossenschaft zu definieren: Was wird von HRS gebaut, wo steuern wir Eigenleistungen bei? Das betrifft weniger die sportlichen, sondern mehr die VIP- oder Gastrobereiche. Wie gross muss das Back-Office im Gastrobereich sein, damit wir überhaupt ein Catering anbieten können?
Ihr Arbeitsplatz im Stadion ist noch längst nicht bereit. Wo arbeiten Sie eigentlich heute?
Wir sind auf der FCT-Geschäftsstelle eingemietet. Ab 1. September entlastet mich neu eine Assistentin. Es ist mir gelungen, Jacqueline Diethelm vom Stade de Suisse zu verpflichten, die dort den Aufbau miterlebt hat. Zurzeit ist die Bürosituation wunderbar: Ich habe die Synergie zum Fussball, spüre die Emotionen des Sports.
Ich nehme an, die Heimspiele des FC Thun sind für Sie Pflichttermine?
Ich kann es jeweils kaum erwarten, bis wieder ein Spiel stattfindet! Ich war auch beim Auswärtsspiel in Neuenburg und konnte mir dort die Stadion-Infrastruktur anschauen. Das werde ich sicher auch bei anderen Clubs machen und davon profitieren.
Sind Sie vom Team überrascht?
Ich habe in der Vorbereitung gespürt, dass der Teamcharakter extrem stark ist. Die Verantwortlichen im sportlichen Bereich konnten mich sofort begeistern, so dass ich vor dem YB-Match überzeugt war, dass Thun punktet. Ganz speziell ist: Seit ich im Mai den Vertrag unterschrieben habe, hat Thun noch kein Spiel verloren! Weder am Ende der Challenge-League-Saison noch in der Vorbereitung und den ersten vier Super-League-Spielen.
Sie sind Thuns Glücksbringer...
(lacht) Ich hoffe, das bleibt noch einen Moment so!
Der Fussball ist das eine, die zusätzliche Nutzung des Stadions das andere. Was versuchen Sie in diesem Bereich aufzugleisen?
In einer ersten Phase habe ich mich schlau gemacht, was wir im neuen Stadion überhaupt für Möglichkeiten haben. Wir werden Konzerte mit bis zu 24000 Besuchern durchführen können.
Wo können Sie sich da im Vergleich mit der Konkurrenz positionieren?
Ich kann mir vorstellen, dass wir ein interessantes Objekt sind – zwischen einem Hallenstadion oder einer Arena Genf mit 10'000 bis 15'000 Plätzen und den Stadien in Bern, Basel und Zürich für die ganz grossen Konzerte. Das ist auf jeden Fall ein Bereich, den ich forcieren möchte.
Gibt es bereits Kontakte?
Ja, ich habe Konzertveranstalter kontaktiert. Klar ist: Ein solches Konzert kann man nicht innerhalb von zwei Monaten umsetzen. Da werden ein Jahr zum Voraus Gespräche geführt – und es kommt darauf an, welche Bands auf Tournee sind. Ausserdem möchten wir andere Sportveranstaltungen platzieren. Und ein drittes Standbein wird der Konferenzbereich sein. Im Herbst möchten wir erste Dossiers erstellen.
Fulehung? Das ist ein Event in Thun!»Natur vs. Kunstrasen.
Der Entscheid ist noch nicht gefallen. Aber es spricht sehr vieles für den Kunstrasen, weil wir nicht nur Fussballspiele, sondern auch andere Events veranstalten möchten.
Stade de Suisse.
Das ist ja grad sehr aktuell, mit den personellen Wechseln. Ich finde es schade, dass Stefan Niedermaier nicht mehr dabei ist. Er hat bei YB und beim Stade de Suisse einen tollen Job gemacht. Und wir waren gerade daran, eine engere Zusammenarbeit anzugehen. Man sieht, wie schnell es im Sport gehen kann. Ich wünsche der neuen Crew viel Erfolg.
Eröffnungsfeier 2011.
Wir sind daran, uns mit den Verantwortlichen des Einkaufszentrums abzusprechen. Klar ist: Wir möchten einen schönen Event, der lange in Erinnerung bleibt!
Fulehung.
Das ist ein Event in Thun! (lacht) Ich bin als Nicht-Thuner daran, mich hier einzuleben und werde am Wochenende auch das Thunfest besuchen, um die Stadt besser kennenzulernen. Ich habe vernommen, dass der Fulehung an einem Montagmorgen früh losgeht, dass es eine uralte Tradition ist. Ich werde versuchen, mir das Datum zu reservieren, um es mal live mitzuerleben! mik
Erst Hockey, jetzt FussballAlain Kappeler (40) wuchs am Bielersee auf und wohnt mit Frau und zwei Kindern in Hindelbank. Er war Marketingchef der Swiss Ice Hockey Association und wurde am 11. Mai als CEO der Stadion Thun AG vorgestellt. Danach arbeitete er 20 Prozent und seit dem 1. August 100 Prozent als Chef der neuen Thuner Fussball-Arena, die im Sommer 2011 eröffnet wird.mik
http://tt.bernerzeitung.ch/region/thun/Alain-Kappeler-Ich-spuere-die-Emotionen-des-Sports/story/23643713