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 Betreff des Beitrags: Marco Schällibaum
 Beitrag Verfasst: Montag 16. August 2004, 17:26 
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Blick, 16.8.2004

Jetzt hätts gschället! Servette feuert Schällibaum


GENF – Das war zu erwarten: Servette-Trainer Marco Schällibaum (42) ist heute von Teamboss Marc Roger gefeuert worden.

Nach Martin Rueda, der in Aarau nach einem 4:0-Sieg (!) ausgerechnet gegen Schällibaums Servette den Trainersessel für Andy Egli räumen musste, ist Marco Schällibaum der zweite Trainer in der jungen Super-League-Saison, der seinen Job los ist.
Die Bilanz der Millionarios, mit drei Minuspunkten in die Saison gestartet, ist erbärmlich: 6 Spiele, 5 Niederlagen, zuletzt ein 0:3 bei Xamax! Und im Uefa-Cup-Hinspiel bei Ujpest Budapest setzte es letzten Donnerstag eine 1:3-Pleite ab. Zu viel Negativ-Schlagzeilen für Servette-Boss Marc Roger, der in diesem Sommer nicht weniger als 20 neue Spieler verpflichtet hat.

Nach einer Besprechung mit dem Gesamtvorstand informierte Marc Roger heute Morgen das Team, dass Marco Schällibaum nicht mehr Trainer ist. Interimistisch wird das SL-Schlusslicht von Adria Ursea geführt. Marc Roger soll aber bereits Gespräche mit einem Franzosen mit klingendem Namen geführt haben.

Der Rumäne Ursea war bisher Assistent von Schällibaum, der im Sommer 2003 von YB an den Genfersee gewechselt war. Seine Bilanz in der Meisterschaft: 41 Spiele, 15 Siege, 8 Unentschieden, 18 Niederlagen. «Ich kenne das Geschäft», erklärte ein geschlagener Schällibaum. «Für den schlechten Saisonstart trage ich die Verantwortung.»


Statistiken:

http://www.transfermarkt.ch/de/marco-schaellibaum/aufeinenblick/trainer_536.html

http://www.football-lineups.com/coach/609

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 Betreff des Beitrags:
 Beitrag Verfasst: Montag 16. August 2004, 22:37 
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Viu Glück witerhin Schälli. Bi überzügt dr Schälli het scho gli wieder äs Team.

Tippe mau ufe FC Zürich.


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 Betreff des Beitrags: Re: Marco Schällibaum
 Beitrag Verfasst: Montag 13. Mai 2013, 16:21 
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13.05.2013

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«Ich habe im Leben einen neuen Sinn gefunden»

Nach 20 Monaten Arbeitslosigkeit hat Trainer Marco Schällibaum beim Fussballclub Montreal Impact sein neues Glück gefunden. 6000 Kilometer trennen ihn nun von seiner Familie. Man könne eben nicht alles haben, sagt Schällibaum, der sich zurzeit ganz auf das Abenteuer Kanada konzentriert.

Marco Schällibaum, am 6. April wurden Sie 51. Wie haben Sie Ihren Geburtstag gefeiert?

Ich war für vier Tage in der Schweiz und feierte mit meiner Frau, meiner Tochter und meinem Sohn. Das ergab sich so, weil LA Galaxy uns anfragte, ob wir das Spiel von jenem Wochenende verschieben könnten, da die Mannschaft wenige Tage zuvor noch in der Champions League gespielt hatte. Davor war ich drei Monate lang nicht mehr zu Hause.

Am 6. Januar 2013 flogen Sie ganz alleine nach Kanada. Haben Sie sich nie einsam gefühlt?

Ich bin ein sehr eifriger Familienvater — da ist es nie einfach, von Frau und Kind getrennt zu sein. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, rund 6000 Kilometer von meiner Familie entfernt zu sein. Gleichzeitig muss ich sagen, dass ich in Montreal bisher jeden Tag genossen habe. Meine Arbeit ist unglaublich interessant. Und das weiss ich zu schätzen, zumal ich kein einfaches Jahr hinter mir habe.

Sie waren insgesamt während 20 Monaten arbeitslos und am Ende gar ausgesteuert.

Obwohl ich viel Zeit mit meiner Familie verbringen konnte, fühlte ich mich irgendwann nur noch als halber Mann. Deshalb tut mir diese Herausforderung unglaublich gut: Ich habe im Leben einen neuen Sinn gefunden. Die bisherige Zeit war sehr reich an Erfahrung. Es ist toll, in diesem Umfeld zu arbeiten.

Wie schnell wächst der Fussballsport in Nordamerika?

Klar, hat er noch lange nicht den Stellenwert wie etwa Eishockey oder American Football. Aber die Major League Soccer ist sehr gut organisiert, davon können wir uns in der Schweiz eine Scheibe abschneiden. In den Sportteilen der Tageszeitungen wird zwar erst etwa ab der vierten oder fünften Seite über den Fussball berichtet. Aber wir haben unsere Fangemeinde und spielen regelmässig vor 20 000 bis 40 000 Zuschauern.

Beim Training der Montreal Impact sollen täglich bis zu 50 Journalisten vor Ort sein.

Tatsächlich sind täglich viele Medienschaffende und drei bis vier Fernsehteams im Training. Man spürt einen gewissen Boom. Aber wir sind hier auch nicht in der Schweiz — Amerika ist riesig, und wir erhaschen ein kleines Stück von einem ganz grossen Kuchen.

Inwiefern gibt es sportliche Unterschiede zu Europa?

Der Fussball ist hier einiges physischer. Jede Mannschaft betreibt ein offensives Pressing und versucht, den Gegner zu zermürben. Taktisch ist das Spiel zwar noch nicht auf dem Niveau von Klubs wie Bayern oder Barcelona. Aber jede Mannschaft gibt Vollgas, und darauf muss man vorbereitet sein. Ansonsten sind die Tore und Spielfelder genau gleich gross wie in Europa (lacht).

Sie haben in der Schweiz insgesamt neun Klubs trainiert. Welche Erfahrung hat Sie am meisten geprägt?

Ich war fast 15 Jahre lang als Trainer tätig, ein Business, das einem sehr viel gibt. Ich hatte vier geniale Jahre bei YB, spielte mit Servette im Uefa Cup, und auch meine Zeit in Bellinzona oder Lugano war toll. Aber nicht jeder Trainer kann Erfolg haben, und jeder erlebt auch Durststrecken. In Genf war es der Konkurs oder in Lugano die Entlassung als Tabellenführer. Im Fussball gibt es die Ups genauso wie die Downs, doch Letztere machen einen stark. Ich erlebte zuletzt in der Schweiz eine sehr schwierige Zeit. Deshalb bin ich nun besonders motiviert und hungrig...

… und besonders erfolgreich. Montreal stand nach fünf Spieltagen an der Spitze der Eastern Conference.

Der Start ist uns sicherlich geglückt. Doch von unserem Ziel, den Play-offs, sind wir noch weit entfernt. In der Major League Soccer gibt es wie in der Eishockey-oder Basketballliga ein Drafting-System und einen Salary Cap (Lohnobergrenze, Red.). Deshalb sind alle Teams sehr nahe beisammen und ­alles ist sehr ausgeglichen.

Für Sie sind die Play-offs die Grundlage dafür, eine Vertragsverlängerung zu erhalten.

Das ist in den Medien falsch rüber- gekommen. Beide Seiten haben sich zunächst für einen einjährigen Vertrag entschieden. Schliesslich wollte auch ich erst einmal sehen, was da auf mich zukommt. Wenn ich Erfolg habe und mich wohlfühle, ist es irgendwann schon denkbar, dass ich einen Vertrag mit längerer Laufdauer unterschreibe.

Sie können sich also vorstellen zu bleiben?

Das kann man nie sagen. Aber das bisher Erlebte ist unglaublich reichhaltig, das Trainingslager in Orlando, die Reisen an die Auswärtsspiele — da mache selbst ich als 51-Jähriger noch grosse Augen. Ich kannte Amerika zwar schon, aber nicht so intensiv. Das ist auch für mich Neuland, und es macht riesig Spass mit diesem Team und in diesem Umfeld.

Haben Sie sich mit Ihrer Familie schon über ein längeres Engagement unterhalten?

Noch nicht gross. Die Play-offs sind nun das Ziel, das am weitesten in der Zukunft liegt. Auch die Champions League wäre reizvoll, und sie wäre auch über den Gewinn des kanadischen Cups erreichbar. Da stehen wir momentan im Halbfinal, da es nur drei kanadische MLS-Klubs gibt. Aber ich will im Moment nicht von Titeln reden. Zuerst wollen wir die Play-offs erreichen — es wäre ein Novum in der Geschichte der Montreal Impact.

Mit welchem Spieler aus der Raiffeisen Super League würden Sie Ihre Mannschaft gerne verstärken?

Das ist aus dem Stegreif schwierig zu beurteilen. Und es wäre nicht sehr seriös, wenn ich hier einen einzelnen Kandidaten herauspicken würde. Wir werden auf dem Transfermarkt erst im Juli wieder aktiv — bis dahin kann noch viel passieren, und es muss noch viel mehr zusammenpassen. Aber klar gibt es Kandidaten — das ist nur logisch, wenn ja auch der Trainer ein Schweizer ist. Viel wichtiger ist für mich aber, dass die Arbeit mit meinem Team erfolgreich ist.

Bleibt bei so viel Fussball eigentlich auch Zeit für andere Sportarten?

Ich geniesse den Fussball immer noch sehr intensiv. Aber ich war auch schon bei einem Eishockeyspiel der Montreal Canadiens, wenn ich einen Tag oder einen Abend frei hatte. Ich will mich auch in anderen Dingen weiterbilden und geniesse meine Freiräume. Ich bin keiner, der vor dem Fernseher einschläft — dafür ist das Leben zu kurz.

Sie scheinen in Kanada sehr glücklich zu sein.

Absolut, das bin ich. Es ist ein Abenteuer. Und manchmal überkommt mich auch der Blues, weil mir meine Familie fehlt. Aber dann denke ich an das letzte Jahr zurück, als ich keine Arbeit hatte und sogenannte Freunde mich im Stich liessen. Dann ist mir sofort wieder klar, dass ich mich wirklich glücklich schätzen darf.


Erster Schweizer Trainer in der Major League Soccer

Marco Schällibaum (geboren am 6. April 1962) gab sein Debüt als Spieler 1980 in der Nationalliga A bei den Zürcher Grasshoppers. Fünf Jahre blieb er dem Klub treu, dann wechselte er zum FC Basel, später kickte «Schälli» sechs Jahre in Genf bei Servette. Seine Karriere als aktiver Spieler beendete er 1995 beim FC Luzern. 31 Mal stand der Verteidiger für die Schweizer Nationalmannschaft im Einsatz. Nach seiner Spielerkarriere wurde Schällibaum Trainer. Er begann als Assistenztrainer beim FC Basel, 2001 führte er die Berner Young Boys zurück in die höchste Spielliga. Weitere Stationen des Zürchers waren Servette, Concordia Basel, der FC Sion, FC Schaffhausen und die AC Bellinzona. Zuletzt trainierte er den FC Lugano, wo er im Mai 2011 entlassen wird, obwohl der Klub zu jenem Zeitpunkt an der Tabellenspitze der Challenge League steht. Danach kommt lange nichts. Schällibaum findet keinen Trainerjob mehr, muss stempeln gehen. Im Januar 2013 wendet sich das Blatt: «Schälli» wird Cheftrainer des kanadischen Vereins Montreal Impact, der in der nordamerikanischen Profiliga Major League Soccer spielt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Marco Schällibaum
 Beitrag Verfasst: Montag 21. September 2015, 23:24 
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Der Kult-Trainer mit den verschiedenen Gesichtern

Sportchef Fredy Bickel hat nach und nach seine Vertrauten bei YB installiert. Nur für einen hatte er keine Verwendung: Marco Schällibaum (53), Trainer beim heutigen Gegner Chiasso.

Ist es euch wirklich recht, wenn wir ins Valle di Muggio hochfahren?» Doch, doch. «Es dauert aber mindestens 25 Minuten. Und die Strasse ist eng und kurvenreich.» Kein Problem. «Wir könnten auch in eine normale Pizzeria in Chiasso.» Nein, normal passt nicht zu Marco Schällibaum. «Aber ihr werdet sehen. Es ist fantastisch da oben. Auf der Wiese unter meiner Wohnung seht ihr Füchse, Hasen und Rehe. Ich muss aber erst anrufen, ob die Wirtin für uns kocht. Denn normalerweise hat sie am Mittwochabend geschlossen», sagt Schällibaum.

30 Minuten später sind wir in Scudellate. Das zweitletzte Dorf im Valle di Muggio. 912 Meter über Meer. Eine Beiz. 28 Einwohner. Grandiose Aussicht. Stille. Und zur Begrüssung zeigt sich ein Fuchs unterhalb des Rusticos, welches Schällibaum bewohnt. Die Wirtin verzichtet mit Freude auf den freien Abend. Schliesslich hat sie Schällibaum zwei Tage nicht mehr gesehen, weil dieser in Gelterkinden bei seiner Frau, seiner Tochter (14) und seinem Sohn (11) war. Es gibt Ossobuco mit Polenta und etliche Geschichten aus dem Leben von Marco Schällibaum.

Es sind einerseits Geschichten aus einer unvollendeten Trainerkarriere. Aber auch aus einem Leben ausserhalb des Fussballs, das den 53-Jährigen mit grossen Aufgaben konfrontierte.

Vulkan, Kumpel oder Alkoholiker

Für die einen ist Schällibaum der Vulkan, weil er leidenschaftlich und impulsiv ist. Für die anderen ist er der Kumpel, weil er bodenständig und volksnah ist. Und für eine kleine Gruppe, die ihm nicht gut gesinnt ist, ist er der Lebemann mit der rauchigen Stimme, dem nachgesagt wird, er trinke gerne und zu viel Alkohol. Doch kaum wird er je charakterisiert, wofür er eigentlich steht: für richtig gute, ehrliche Trainerarbeit. Vielleicht hat die Welt schon bessere Taktiker gesehen als Schällibaum. Aber selten haben wir einen Trainer mit so viel Ehrlichkeit, Feuer und Empathie gesehen. Einen Trainer auch, der es vorzüglich versteht, eine gute Ambiance im Team zu schaffen, und die Spieler besser macht. Oder: Menschlichkeit als Führungsprinzip.

Doch Schällibaums Weg als Trainer ist begleitet von Intrigen, falschen Versprechungen, falschen Hoffnungen und Pech. Und von bösen Gerüchten. Als er sich vor neun Jahren mit Dieter Fröhlich, dem damaligen Präsidenten des FC St. Gallen bereits einig war, soll Erich Vogel das Gerücht gestreut haben, Schällibaum habe ein Alkoholproblem. Fröhlich distanzierte sich von seinem Wunschkandidaten. Dem blieb später nichts anderes übrig, als sich auf den Schleudersitz in Sion zu setzen, wo er nach nur vier Spielen entlassen wurde. «Weil ich zwei, drei Spieler aus disziplinarischen Gründen nicht mehr wollte. Leider waren diese Spieler die Spezis des Präsidenten. Trotzdem: Constantin ist ein guter Mensch. Leider fehlt ihm die Geduld, um auch ein guter Präsident zu sein.»

Nie ein Alkoholproblem gehabt

Schällibaum schwört, «dass ich in keiner Phase meines Lebens ein Alkoholproblem hatte. Dieses falsche Gerücht hat mich mehrere Jobs gekostet. Sicher, es gab eine Zeit, da drohte ich abzudriften. Aber das war zehn Jahre vor der Episode in St. Gallen.» Damals, Mitte der 90er, startete Schällibaum in Nyon seine Trainerkarriere. Doch dann die Tragödie.

Sein zehn Monate alter Sohn stirbt, weil ein bösartiger Virus nicht entdeckt worden ist. «Der Schmerz war unerträglich. Während eines Jahres fühlte ich mich nicht mehr als Teil dieser Welt.» Erst die Trennung von seiner damaligen Lebenspartnerin («andere schweisst eine solche Tragödie zusammen, uns hat sie getrennt») sowie das Angebot aus Basel als U21-Trainer lenkten ihn wieder zurück auf die Bahn.

Was auf Basel folgte, war märchenhaft. Schällibaum wurde von YB gerufen, rettete den Traditionsklub vor dem Abstieg in die 1. Liga und entfachte in Bern zusammen mit seinen WG-Kumpels Bickel und Harald Gämperle (Assistenztrainer) neues Fussball-Feuer. Aufstieg, Europacup. Und das alles mit höchst bescheidenen Mitteln und einem Ballenberg-Stadion (Neufeld).

Als Bickel die Fehde gegen den mächtigen Stadion-Boss Peter Jauch verlor und gehen musste, solidarisierte sich Schällibaum 2003 mit seinem Kumpel und heuerte bei Servette an. Ein Fehler? «Nein», sagt Schällibaum. «Sicher war der Konkurs von Servette ein trauriges Kapitel. Umso mehr, weil mich Marc Roger mit grossen Versprechungen nach Genf gelockt hatte. Ausserdem wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, ehe mich Jauch entlässt.»

Ruf gerettet - dank Bellinzona

Weil er als Fussballer (31 Länderspiele) die fetten Jahre noch nicht erlebt hat, von Servette keinen Lohn mehr kassierte, die Rechnungen gleichwohl zahlen musste und die Familie «von etwas leben muss», musste er in der Folge jeweils das nächstbeste Angebot annehmen. «Dabei wäre es gut gewesen, wenn ich hätte warten können.» Concordia, Sion, Schaffhausen waren seine nächsten Destinationen. Und dann kam Bellinzona. Nicht die grosse Fussballwelt. Aber immerhin Super League. Und ein Umfeld, das nicht allzu schnell nervös wurde. Schällibaum brillierte. Führte den Aufsteiger umgehend in den Europacup. Sein Ruf war wieder intakt. Insbesondere im Tessin.

Lugano war die nächste Station. Auch dort war seine Zeit begrenzt. Nach nur einem Jahr wurde Schällibaum entlassen. Obwohl er zu jenem Zeitpunkt die Tabelle in der Challenge League anführte. «Es gab einen Präsidenten-Wechsel. Und der neue Präsident wollte seinen Trainer installieren.» Danach wurde es ruhig um Schällibaum. Eineinhalb Jahre blieb er ohne Job. Was ihn daran zweifeln liess, ob es für einen wie ihn im Spitzenfussball mit diesen durchgestylten, stromlinienförmigen Trainern überhaupt noch einen Platz gibt.

Doch es gab einen Platz für ihn. In Kanada. Mit Schällibaum als Trainer gewinnen die Montreal Impact den kanadischen Cup und qualifizieren sich erstmals in der Klubgeschichte für die Playoffs. Doch nach einem Jahr ist wieder Schluss. Warum? «Im letzten Monat war ich nicht mehr in Form. Denn ich habe elf Monate praktisch durchgearbeitet und meine Familie in der Schweiz kaum gesehen. Und: Ich habe einen Machtkampf gegen die starke italienische Fraktion in der Organisation verloren.»

Wieder arbeitslos. Wieder warten. 15 Monate lang. Bis im April dieses Jahres das abstiegsbedrohte Chiasso kommt. Ein unprätentiöser Klub in einer unprätentiösen Stadt und mit dem tiefsten Zuschauerschnitt in der Challenge League. Doch Schällibaum ist sich dafür nicht zu schade. Er sagt sogar: «Ich bin dem FC Chiasso unendlich dankbar, dass er mir nochmals die Türe zum Schweizer Fussball geöffnet hat.» Und was macht er aus dieser Chance? Sehr viel. Er rettet die Tessiner vor dem Abstieg und mischt in der aktuellen Saison überraschenderweise ganz vorne mit.

Längst hat sich die Dunkelheit über das Muggiotal gelegt. Vereinzelt ist ein Rascheln zu hören. Ansonsten nur – Stille, Frieden, Harmonie. Als hörte man Schällibaums Seele singen.


http://www.aargauerzeitung.ch/sport/fus ... -129571818

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 Betreff des Beitrags: Re: Marco Schällibaum
 Beitrag Verfasst: Dienstag 22. September 2015, 10:13 
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 Betreff des Beitrags: Re: Marco Schällibaum
 Beitrag Verfasst: Samstag 20. Februar 2021, 22:17 
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Als Marco Schällibaum mit Polo Hofer «Alperose» sang

Der 58-Jährige war von 1999 bis 2003 Trainer von YB, danach eine Saison bei Servette. Heute ist er Ausbildungsleiter im Nachwuchs des FC Basel.

***

Marco, was kommt Dir in den Sinn, wenn Du an Deine Zeit bei YB zurückdenkst?
Viel Schönes. Natürlich bleibt der Aufstieg 2001 unvergessen, die emotionalen Momente, das Fest, an dem Polo Hofer auftrat und wir alle «Alperose» sangen… Diese Glücksgefühle waren sehr intensiv. Das werde ich nie vergessen. Ausserdem erreichten wir zweimal die Finalrunde und 2002 den Cup-Halbfinal.

Was bleibt sonst aus Deiner Berner Zeit haften?
Freundschaften. Ich durfte Trainer in einer tollen Stadt und fussballbegeisterten Region sein. Heute noch kommt es vor, dass ich von Menschen auf die damalige Zeit angesprochen werde. Oder neulich traf ich Erich Hänzi (YB-Talentmanager, die Red.), der damals zu unseren Leistungsträgern im Team zählte, am Rande einer U-18-Partie. Solche Wiedersehen sind immer wieder herzlich. Ich bin schon ein bisschen stolz auf das, was wir damals gemeinsam hinbekamen.

Gibt es einen Spieler, der Dich besonders beeindruckt hat?
Es wäre nicht korrekt, einen über alle anderen zu stellen. Hänzi. Gürkan Sermeter, Thomas Häberli, natürlich Stéphane Chapuisat, Artur Petrosyan, Harut Vardanyan, Didier Tholot… Ich könnte noch viele Namen aufzählen. Was mir imponierte, war der starke Teamgeist. Das heisst, es stimmte innerhalb der Mannschaft.

Gleich danach warst Du in der Saison 2003/04 Verantwortlicher bei Servette.
Diese Erfahrung möchte ich nicht missen. Bei Servette war ich sechs Jahre Spieler, nun durfte ich auch Trainer sein, und wir beendeten die Meisterschaft auf Rang 3. Kurz darauf wurde ich entlassen, weil die neue Klubführung ihre eigenen Vorstellungen hatte. Trotzdem: Servette war, wie YB, ein bedeutendes Kapitel in meiner Karriere als Trainer.

Welchen Blick hast Du heute auf Deine beiden ex-Vereine?
YB verdient grosse Anerkennung. Da wird einfach hervorragend gearbeitet, der Apparat funktioniert und dank des Erfolgs herrscht auch absolute Ruhe. Servette entwickelt sich gut, ich glaube, dass in Genf etwas Schönes entstehen kann. Präsident Pascal Besnard kenne ich aus der gemeinsamen Aktivzeit bei Servette - er ist ein feiner Mensch, der sich mit dem Verein total identifiziert.

Ist es denkbar, dass Marco Schällibaum noch einmal eine Mannschaft übernimmt?
Grundsätzlich soll man im Leben nie etwas ausschliessen. Aber derzeit gibt es keinen Anlass, an einen Jobwechsel zu denken. Ich habe als Ausbildungsleiter im Nachwuchs des FC Basel einen Job, der mich ausfüllt. Die Zusammenarbeit mit jungen Trainern und jungen Fussballern macht mir enorm Spass. Und hält mich jung.


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 Betreff des Beitrags: Re: Marco Schällibaum
 Beitrag Verfasst: Dienstag 30. November 2021, 17:59 
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FC Basel trennt sich von U21-Trainer Marco Schällibaum

Trainerwechsel beim FC Basel! Die Bebbi reagieren auf die schlechten Resultate – und stellen U21-Coach Marco Schällibaum vor die Tür.

Das Wichtigste in Kürze

- Der FC Basel entlässt U21-Trainer Marco Schällibaum (59).
- Die zweite Mannschaft der Bebbi steht in der Promotion League auf dem drittletzten Platz.

Unter der neuen Club-Führung bleibt beim FC Basel kein Stein auf dem anderen. Der bei den Fans ungeliebte E-Sports-Sektor wird beispielsweise ausgelagert. Und mit Concordia Basel leistet man sich einen handfesten Zoff um finanzielle Zuwendungen und das Catering im «Joggeli».

Doch auch sportlich steht seit dem Start der Ära David Degen alles auf dem Prüfstand. Und zwar nicht nur in der ersten Mannschaft. Heute gibt der Verein den Rauswurf von U21-Trainer Marco Schällibaum (59) bekannt!

Die FCB-Junioren spielen in der Promotion League bisher keine gute Saison. Nur fünf Siege in 17 Spielen stehen zu Buche, mit Platz 14 ist man abstiegsgefährdet. Nur die U21 von Sion und der SC Brühl haben noch weniger Punkte als die jungen Bebbi.

Zuletzt wird Marco Schällibaum wohl auch die Formkurve zum Verhängnis. Der letzte Sieg (6:2 gegen Sion) datiert von Anfang Oktober. Seither wartet die U21 auf einen Erfolg. Am letzten Samstag taucht das Team mit 0:2 in Bavois.

Wer das Team übernimmt, ist noch nicht bekannt. «Der Club wird die kommenden Wochen dazu nutzen, weitere Optimierungen im Nachwuchs vorzunehmen», schreibt der FCB. «Und wird in diesem Zuge auch über die Nachfolgeregelung des U21-Trainerpostens entscheiden.» Am kommenden Samstag empfangen die Junioren Stade Nyonnais zum letzten Spiel vor der Winterpause.

Marco Schällibaum hat die U21 erst auf diese Saison hin übernommen. Zuvor ist er Leiter der Nachwuchsabteilung und 2018 für zwei Spiele Co-Trainer unter Interims-Coach Alex Frei.

Neben Engagements in Aarau, Montreal, Bellinzona oder Servette hinterlässt Schällibaum vor allem in Bern Spuren. Von 1999 bis 2003 ist er der Trainer bei YB, führt die Berner zurück in die Super League. Als Spieler absolviert der Aussenverteidiger 32 Länderspiele und wird dreimal Meister mit GC.


https://www.nau.ch/sport/fussball/fc-ba ... m-66055977

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 Betreff des Beitrags: Re: Marco Schällibaum
 Beitrag Verfasst: Dienstag 18. April 2023, 23:50 
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18.04.2023

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«Die totale Explosion der Emotionen»: Marco Schällibaum klopft mit Yverdon an die Türe der Super League. Ist ihm nach Schicksalsschlägen ein Happy End vergönnt?

Der Trainer Marco Schällibaum ist das Stehaufmännchen des Schweizer Fussballs. Mit seinen 61 Jahren hat er eine filmreife Geschichte hinter sich.

«Komm», sagt Marco Schällibaum, «wir setzen uns auf die Terrasse, da kann ich rauchen.» Schällibaum, 61, zieht ein Pack rote Marlboro hervor und spricht über den Fussball und das Leben. Der Zürcher gemahnt in seinem Erscheinungsbild an Sylvester Stallone, und wie der Boxer Rocky Balboa, neben Rambo Stallones grosse Filmfigur, hat Schällibaum eindrückliche Nehmerqualitäten bewiesen, eine Unzerstörbarkeit, obwohl er sich oft aus der Deckung wagt.

Auch seine Geschichte hat etwas Filmreifes. Sie könnte viel erzählen über die Verwirrungen dieses Geschäfts. Darüber, wie man es schafft, wieder aufzustehen.

Schällibaum ist ein Vergessener des Schweizer Fussballs, aber gerade ruft er sich in Erinnerung, als Trainer von Yverdon, dem Tabellenersten der Challenge League. Es ist lange her, seit er letztmals als Cheftrainer in der Super League gecoacht hat, 2009 bei der AC Bellinzona. Nach einem 1:7 gegen YB und einem 0:5 gegen St. Gallen trat er zurück, die Saison zuvor hatte er den Klub ins europäische Geschäft geführt.

Besonders die Ohrfeige gegen YB ist Schällibaum im Gedächtnis geblieben: Der italienische Torhüter Carlo Zotti war in der 12. Minute ohne erkennbaren Grund aus dem Tor geeilt, hatte einen Gegenspieler zu Boden gerissen und dafür Rot gesehen. Schällibaum sagt: «Wir konnten es nie beweisen, aber ich weiss, dass es da um Wettbetrug ging. Es ging mafiamässig zu und her. Und anders war sein Foul nicht zu erklären.»

In Bern schrieben die Fans auf ein Transparent: «Schällibaum for Bundesrat»

Die letzten Tage in Bellinzona waren nicht die einzige Enttäuschung, die Schällibaum im Fussball zu verarbeiten hatte. Die vielleicht heftigste erlebte er in Genf; Servette war sein grosser Karriereknick. 2003 hatte er YB für dieses Abenteuer verlassen, die Stadt Bern, wo ihm bis heute Verehrung zuteilwird und sie auf den Rängen «Schällibaum for Bundesrat» auf ein Transparent pinselten.

Am Vorabend dieses Gesprächs war er wieder in der Hauptstadt an einer Fanveranstaltung, man hat ihn im YB-Umfeld nicht vergessen. Diesen feurigen Trainer mit dem häufig roten Kopf, der einen unverstellten Blick auf den Fussball hat und sich nicht scheut, diesen in Worte zu fassen.

Schällibaum verliess YB nur aus Solidarität mit dem damaligen Sportchef Fredy Bickel, der einen Machtkampf gegen den Stadioninvestor Peter Jauch verloren hatte. Servette zahlte eine Ablöse für den Coach, im ersten Jahr wurde das Team Dritter. Dann übernahm der Spielervermittler Marc Roger den Klub und stellte Schällibaum im Sommer 2004 fast dreissig neue Spieler hin. Christian Karembeu gehörte zu ihnen, der französische Weltmeister, aber das änderte wenig an der Unmöglichkeit der Situation.

Nach fünf Spielen war Schällibaum seinen Job los, obwohl Roger den Vertrag kurz zuvor vorzeitig verlängert hatte. Ein halbes Jahr später meldete der Klub Konkurs an.

Als letzten Retter hatte Roger einen libanesischen Geschäftsmann präsentiert, Joseph Ferrayé, der auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz davon sprach, dass er ein System zur Löschung von brennenden Ölquellen erfunden habe, leider aber Opfer eines internationalen Komplotts sei und deshalb gerade nicht an sein Geld komme. «Der Klub ist gerettet», verkündete Roger unbeirrt.

Wenig später deponierte Servette die Bilanz. Und Schällibaum wartete jahrelang vergeblich auf seine 22 ausstehenden Monatslöhne. Am Ende erhielt er nach zermürbendem Kampf knapp die Hälfte, es haftete unter anderem der Manor-Erbe Olivier Maus, der im Servette-Verwaltungsrat sass. Schällibaum sagt: «Das war keine lustige Zeit. Mein Anwalt erhielt Morddrohungen, einmal wurden die Reifen seines Autos zerstochen.»

Mafiöse Zustände in Bellinzona, Chaos in Genf. Und dazu erlebte Schällibaum die Präsidenten Pablo Bentancur, Christian Constantin und Angelo Renzetti, mit ihren Launen und Stimmungsschwankungen so etwas wie das Trio infernale des Schweizer Fussballs. Der Spielervermittler Bentancur, der peruanische Präsident der AC Bellinzona, hat ein vollgepacktes Strafregister, in Uruguay wurde er einst wegen Totschlags verurteilt. In der Schweiz verschleisst er Trainer am Laufmeter, weil er ihnen vorschreibt, wer zu spielen hat. Für Constantin arbeitete Schällibaum 47 Tage. Und Renzetti entliess den Trainer 2011 auf Platz 1 der Challenge League.

Unmittelbar nach dem Abschied aus Genf ging Schällibaum aufs Arbeitsamt und heuerte danach bei Concordia Basel an, Challenge League im aus der Zeit gefallenen Rankhof. Die Liga ist über die Jahre zu seinem Revier geworden, er wirkte in allen Landesteilen für sieben verschiedene Arbeitgeber. Es gab eine Zeit, da haderte Schällibaum damit, dass er bei den grossen Schweizer Klubs nie mehr eine Chance erhielt. Beispielsweise, dass ihn Bickel, der alte Weggefährte, mit dem er in Bern eine WG geteilt hatte, nie zum FC Zürich holte.

In St. Gallen fehlte einst nur noch die Unterschrift, ehe der Klub im letzten Moment einen Rückzieher machte – der GC-Manager Erich Vogel soll Schällibaum angeschwärzt haben, der Trainer habe ein Alkoholproblem. «So war das. Frei erfunden, aber was will man machen? Du kannst noch so vielen Menschen helfen. Wenn du selbst Hilfe brauchst, sind nicht mehr viele da», sagt er.

Der Tod seines zehnmonatigen Sohnes 1996 war die schwierigste Prüfung

Das Leben hat für ihn einige Prüfungen bereitgehalten. Die härteste, sagt Schällibaum, sei der Tod seines Sohnes Arno gewesen, der 1996 in Frankreich im Alter von zehn Monaten verstorben sei. Der Schweizer Hausarzt hatte ein Virus falsch eingeschätzt, in Frankreich war das Kind nicht mehr zu retten. Nach dem Schicksalsschlag habe er sich ein Jahr lang nicht mehr auf dieser Welt befunden, sagt Schällibaum. Und dass es der Fussball gewesen sei, der ihn gerettet habe. Ohne die Arbeit als Trainer fühle er sich nur als halber Mensch.

Schällibaums hat sein ganzes Leben diesem Sport gewidmet, er war als Spieler einer der ersten modernen Aussenverteidiger Europas. Und coacht inzwischen seit 28 Jahren, er hat sich nie ganz vom Trainerkarussell abwerfen lassen, auch wenn das bedeutete, bis in die drittklassige Promotion League herunterzusteigen; Yverdon ist seine 16. Station.

Die Zeit hat Wunden geheilt, privat und beruflich; Schällibaum hat sich damit abgefunden, wie die Dinge gelaufen sind. Zumal er doch noch hoch flog: 2013 wurde er aus dem Nichts Trainer von Montreal Impact in der Major League Soccer (MLS). Einer Mannschaft, bei der die angejahrten italienischen Granden Alessandro Nesta und Marco Di Vaio unter Vertrag standen. Aus bis heute nicht ganz geklärten Gründen liess Montreal damals drei Schweizer Trainer einfliegen, neben Schällibaum auch Ciriaco Sforza. Schällibaum machte das Rennen und tauchte in eine Glitzerwelt ein, in der es mit dem Privatjet zu den Auswärtsspielen ging und 20 000 Zuschauer zu den Heimspielen kamen. Der Coach erinnert sich gerne daran. Und sagt: Es sei nicht schwierig gewesen, Nesta und Di Vaio zu coachen, der Fussball und das Innenleben von Mannschaften funktionierten überall gleich.

61 ist Schällibaum inzwischen, das ist ein stattliches Alter in einem Geschäft, das immer jüngere Leute verlangt. Schällibaum zündet sich noch eine Marlboro an und sagt, es gebe Dinge, die er der «Generation der Laptop-Trainer» voraushabe, Erfahrung und Bauchgefühl nämlich, da sei er «top». Der Mann, der sich an ihn erinnert hat, teilt diese Einschätzung: Marco Degennaro, der Geschäftsführer von Yverdon, sagt: «Er ist ein sehr guter Trainer, vor allem aber ist er jemand, auf dessen Wort man sich verlassen kann. Der weiss, wie man mit Menschen umgehen muss. Eine authentische, ehrliche Person.»

Degennaro und Schällibaum arbeiteten einst schon in Bellinzona zusammen, nun schicken sie sich an, Yverdon zurück in die Super League zu führen. Am Freitag wandelte das Team in Schaffhausen einen 1:3-Rückstand zur Pause in einen 4:3-Sieg um, Schällibaum sagt am Tag danach: «Es war die totale Explosion der Emotionen. Es ist wahnsinnig, was im Moment passiert, das tut so gut. Ich bin dankbar, dass ich das erleben darf.»

Yverdon zieht pro Spiel nur 1050 Zuschauer an – und müsste die Stadioninfrastruktur für die Super League stark aufrüsten

Die Frage ist, ob der Klub einen Aufstieg stemmen könnte. Der Präsident und Mäzen Marco Di Pietrantonio sucht seit längerem einen Investor, der dabei hilft, die Rechnungen zu zahlen. Der Bauunternehmer übernahm den Klub 2014 in der 1. Liga und sorgte für Schlagzeilen, als er 2017 den früheren französischen Superstar Djibril Cissé verpflichtete. Cissé spielte mit einem künstlichen Hüftgelenk, verdrückte vor dem Training genüsslich diese langen Haribo-Gummischlangen und erzielte trotzdem 24 Tore in 29 Spielen.

Solche Prominenz gibt es im Kader nicht mehr, manche Spieler verdienen nur um die 1000 Franken. Aber das Budget liegt bei mehr als vier Millionen – und müsste für die Super League signifikant aufgestockt werden. Es ist keine einfache Aufgabe, zumal der Zuschauerzuspruch trotz der aktuellen Hausse bescheiden ist: 1050 Besucher kommen durchschnittlich, das ist der schwächste Wert der Liga.

Das Geld ist die eine Sache, die andere ist die Infrastruktur. Das pittoreske, am Ufer des Neuenburgersee gelegene Stade Municipal müsste für die Super League hochgerüstet werden, die Lichtanlage ist so dürftig, dass Yverdon schon diese Challenge-League-Saison nur dank einer Sonderbewilligung absolvieren kann. Degennaro sagt: «Die Lizenzauflagen kriegen wir hin. Da mache ich mir weniger Sorgen als um die Punkte. Schliesslich sind noch sieben Runden zu spielen.»

Sowieso stehen Yverdon und Schällibaum vor entscheidenden Wochen: Der Tag der erstinstanzlichen Lizenzvergabe ist der 1. Mai, das Championnat endet 26 Tage später. Schällibaum muss einen Platz in den Top 5 belegen, damit sich sein Vertrag automatisch verlängert.

Eine Rückkehr in die Super League wäre so etwas wie ein Happy End für Schällibaum, auch wenn er dafür mehr Anläufe brauchte als Rocky Balboa, dem das in «Rocky 3» vergönnt war.


https://www.nzz.ch/sport/die-totale-exp ... ld.1733925

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Ein Blick zurück: Schällibaums Zeit bei YB

1999 heuerte Marco Schällibaum beim BSC an. Der Zürcher führte die Berner zurück ins Oberhaus.


https://www.srf.ch/play/tv/sport-clip/v ... 3e20a375db

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Zitat:
Deshalb kam es zur absurden Entlassung in Yverdon

Amis haben Schällibaum dreingeredet

Marco Schällibaum ist nicht mehr Trainer von Yverdon Sport. Knall auf Fall. Was sind die Hintergründe dieser scheinbar absurden Entlassung? Die Antworten.

Trainerentlassung in der Super League! Alle erwarteten, dass sich hinter dieser Montagsschlagzeile der Name Heiko Vogel verbirgt. Doch diese wurde erst am Dienstag geliefert. Schneller war das kleine Yverdon Sport. Rühriger Aufsteiger in die Super League, der vor Saisonbeginn wegen eines heillosen Stadion-Chaos während des Umbaus des Stade Municipal wochenlang um seine Lizenz bangen und ins Exil musste.

Trotz allem sammelten die wackeren Kicker von Trainer Marco Schällibaum (61) emsig Punkte im Exil, zu Hause und in fremden Stadien wie im Stade de Genève, und verloren auch nicht gegen YB. 16 Punkte ist die Ausbeute. Dieselbe wie Spitzenklub Lugano. Wenn man dann noch sieht, dass «Schälli» 17 neue Spieler integrieren musste, ist das ein kleines Wunder.

«Das waren in Yverdon 16 unglaublich schöne Monate»

Doch mittlerweile hat Yverdon neue Besitzer. Gekauft hat den Klub der ehemalige CS-Banker Jamie Welch, aktuell CEO von Kinetik Holdings Inc., eine Gasfirma aus Houston in den USA. Erfahrung im Fussball-Business: null. Er installierte einen gewissen Jeffrey Saunders als Präsidenten, der als Boss des ebenfalls von den Amis aufgekauften GD Estoril Praia 2021 in die Primeira Liga aufstieg und danach den Klub verliess. Estoril ist heute Letzter. Saunders sieht sich als strategischen Berater von datenorientierten Sportfranchisen, spezialisiert auf Vermögensbewertung, Übernahmen und Management. Das Ziel des Duos: Yverdon unter die besten fünf der Super League bringen. Und nun diese frühzeitige Trainerentlassung von Schällibaum. Tags darauf wird Ex-Vaduz-Coach Alessandro Mangiarratti als Nachfolger verkündet.

Schällibaum sagt nicht viel zu seinem Schicksal. «Natürlich tut das enorm weh. Ich hätte die Mannschaft gerne auch am Dienstag wieder trainiert. Aber man nimmt immer auch das Positive mit. Das waren in Yverdon 16 unglaublich schöne Monate.» Viel mehr kann der Zürcher nicht sagen, solange sein Vertrag noch läuft. Es geht ja auch um Geld.

Goalie Breza spielte gegen Schällis Willen

Wenn man näher hinschaut, wird einem schnell klar, wo der Hund begraben liegt. Als Beispiel dient die Goaliefrage. Schällibaum setzte zuletzt wieder auf Kevin Martin (28), Waadtländer und Aufstiegsheld, der seit der Promotion League bei Yverdon ist. Zuvor hatte zweimal der von Bologna ausgeliehene Kanadier Sebastien Breza (25) das Tor gehütet, der einen höheren Marktwert besitzt und den die neuen Besitzer geholt hatten. Meist steht in solchen Fällen eine Kaufklausel im Leihvertrag. Dadurch wird Druck gemacht, dass der aus Sicht von Schällibaum schwächere Goalie spielen soll.

Schällibaum steht als ehemaliger Nationalspieler irgendwo auch für Fussball-Romantik. Dafür, dass der Bessere spielt. Egal, welchen Marktwert einer hat. Da kann man dann durchaus von nicht kongruenten Philosophievorstellungen sprechen, wie das im Entlassungs-Communiqué angedeutet wurde. Auf die Länge wäre das nicht gutgegangen, das ist klar. Weshalb Schällibaum auch irgendwie erleichtert sein dürfte über das Aus. So paradox das klingen mag.

Auch Degennaro auf der Kippe

Und noch einer schwebt in totaler Unsicherheit: Generaldirektor Marco Degennaro. Der profunde Kenner des Schweizer Fussballs wurde zum einen in den Trainerentlassungsprozess kein bisschen eingebunden. Zum anderen hat er seine Kandidatur für die Wiederwahl ins Komitee der Swiss Football League zurückgezogen. Da zeichnet sich das nächste Opfer der Amis ab.


https://www.blick.ch/sport/fussball/sup ... 96604.html

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