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 Betreff des Beitrags: (Präsident) Werner Müller
 Beitrag Verfasst: Samstag 13. April 2013, 00:19 
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12.04.2013

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«YB ist und bleibt das Flaggschiff»

Werner Müller und Markus Lüthi, die Präsidenten von YB und Thun, trafen sich vor dem Derby zum Gespräch, das sich um Bernard Challandes, Nachwuchsprobleme, Sponsorensuche und Arbeiten im Schaufenster drehte.

Markus Lüthi rümpft die Nase, als ihm der «Bund» vorschlägt, das Gespräch an der Autobahnraststätte Münsingen durchzuführen. «Lieber in Bern», schlägt der Verwaltungsratspräsident des FC Thun vor. Also trifft man sich am Tag der Amtseinsetzung von Bernard Challandes in der Schweizerhof-Lounge. Noch bevor das Gespräch beginnt, klingelt Werner Müllers Natel. «Ihr entschuldigt mich, könnte Challandes sein», frotzelt der YB-Präsident. Kurze Zeit später kehrt er an den Tisch zurück. «Fehlanzeige. Er war es nicht.»

Markus Lüthi, YB hat sich entschieden, mit Bernard Challandes die Saison zu beenden. Sind Sie erstaunt über diesen Entscheid?
Markus Lüthi: Nein. Bernard Challandes ist ein Trainer, der innert kürzester Zeit sehr viel Energie und Leidenschaft in ein Team bringen kann.
Werner Müller: Das war ein wichtiges Kriterium. Wir brauchen jemanden mit genau diesen Eigenschaften.

Challandes Leidenschaft ist unbestritten. Bekannt ist er aber auch für sein feuriges Temperament, seine Wutausbrüche und Schiedsrichterbeschimpfungen. Beim FC Thun hatte man irgendwann genug von seinen Ausbrüchen.
Lüthi: Wir sind ein kleiner Klub, der seinem Temperament irgendwann nicht mehr gewachsen war. Es braucht jemanden, der immer wieder ausgleichend auf ihn einwirken kann. Weil wir das in unserer kleinen Organisation nicht hatten, wurde die Zusammenarbeit immer nervenaufreibender, speziell für mich. Wenn der Vulkan Challandes einmal ausgebrochen war, kam ich nicht mehr an ihn heran.

Heisst das, der Vulkan Challandes und der beschauliche FC Thun mit seinen familiären Strukturen passten nicht mehr zusammen?
Lüthi: Als die Resultate nicht mehr stimmten, ja. Dennoch möchte ich eines betont haben: Summa summarum hatten wir mit Bernard Challandes eine gute Zeit.
Müller: In der ersten Saison hat Challandes bei euch einen guten Job gemacht.
Lüthi: Ich kann mir gut vorstellen, dass Challandes bei YB funktioniert.

Thun hat das Image eines beschaulichen, manchmal auch etwas langweiligen Klubs. Stört Sie das?
Lüthi: Nicht im geringsten. Und langweilig empfinde ich das nicht. Ob Umfeld, Zuschauerzahlen oder Budget: Wir sind nun mal ein KMU-Betrieb. YB hingegen hat ein ganz anderes Profil, und das ist auch gut so.
Müller: YB ist traditionellerweise das Aushängeschild des Kantons Bern, und das wollen wir auch bleiben. Unsere Ambition ist es, vorne mitzuspielen. Dass wir ganz andere Möglichkeiten haben als Thun, hängt mit der Infrastruktur und dem Einzugsgebiet zusammen.

Wo bleibt die neue Bescheidenheit, die Sie seit ein paar Monaten propagieren?
Müller: Die leben wir und wenn wir von Bescheidenheit sprechen, meinen wir nicht die sportlichen Ambitionen, sondern unser Handeln und die Art und Weise, wie wir als Klub wahrgenommen werden wollen. Das beginnt mit der Grösse des Kaders der 1. Mannschaft und geht hin bis zur Nachwuchsabteilung. Die Nachwuchsförderung ist für uns ein wichtiger Bestandteil und wir streben auch in Zukunft an, immer talentierte eigene Nachwuchsspieler in die 1. Mannschaft zu bringen, wie dies mit Michael Frey, Marco Bürki und Haris Tabakovic bereits in dieser Saison gelungen ist.

Der FC Thun hat in den letzten Jahren im Nachwuchsbereich eng mit YB zusammengearbeitet. Nun macht sich der Klub wieder selbständig, stellt auf jeder Altersstufe wieder ein eigenes Team.
Lüthi: Die Zusammenarbeit entstand auf Druck der Liga hin. Den Druck finde ich richtig in einem kleinen Land wie die Schweiz, wo es so viele Klubs gibt. Wir haben nach wie vor eine gute Verbindung zu YB, zum Team Bern West und zu Biel, doch wir haben eine zu grosse Lücke nach dem Wegfall unserer U-18-Auswahl. Die Spieler sind aus unserem Radarschirm verschwunden. Wir sind gezwungen, eigenen Nachwuchs zu generieren – nur schon vom Budget her. Immerhin geben wir jährlich fast zwei Millionen dafür aus. In den letzten zwei, drei Jahren haben wir zuwenig Spieler hervorgebracht, die sich auf Profistufe durchsetzen konnten. Der Partnerverbund mit YB bleibt übrigens, einfach die Form wurde angepasst.

Bei YB, das sich die Nachwuchsabteilung rund 3 Millionen kosten lässt im Jahr, sieht die Rechnung noch schlechter aus.
Müller: Wie bereits gesagt, haben wir in der Vergangenheit eindeutig zu wenig Nachwuchsspieler in die 1. Mannschaft gebracht. YB muss für talentierte Nachwuchsspieler eine attraktive Adresse sein. Wem der Sprung in die 1. Mannschaft nicht gelingt, der sollte bei einem Klub in der Region Perspektiven haben.
Lüthi: Wir profitieren von YB. Andreas Wittwer, Kevin Bigler und mein Sohn (Anm. der Redaktion: Benjamin Lüthi) sind alle zu Thun gekommen, nachdem sie bei YB nicht reüssiert oder keine Chance erhalten haben. Das Flaggschiff ist und bleibt unbestritten YB – auch wenn wir derzeit in der Tabelle sehr nahe beieinander liegen.
Müller: Es braucht beide Vereine. Wir haben eine sportliche Rivalität, was auch richtig ist. Doch neben dem Rasen verstehen wir uns gut, nicht?
Lüthi: Es ist alles gut. (lacht)

Es gibt Bereiche, wo die zwei Klubs im gleichen Teich fischen, beispielsweise bei der Sponsorensuche.
Lüthi: Wir bewegen uns punkto Topografie, Einzugsgebiet und Wirtschaftskraft auf einem ausgesprochen kleinen Markt. Es gibt nur wenige Überlappungen, weil die regionale Verankerung eine grosse Rolle spielt. Bei uns engagieren sich nur zwei Firmen, die auch für YB in Frage kämen (Anm. der Redaktion: Migros und Skywork).
Müller: Das ist so.
Lüthi: Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um neue Geldquellen zu erschliessen. Ein paar Überlegungen haben wir schon angestellt, doch spruchreif ist noch nichts. Nur soviel: Wir werden nicht in den Gewässern von YB die Angel auswerfen; sollte trotzdem jemand anbeissen, umso besser.

Der FC Thun hat niemanden, der wie die Gebrüder Rihs bei YB als Bank fungiert. Jetzt, wo die Stadioninvestoren wegfallen, wird die Luft für den Klub noch dünner.
Lüthi: Für uns ändert sich nichts. Die Investoren haben der Stadiongenossenschaft eine fünfjährige Betriebsgarantie gegeben und nicht dem FC Thun. Das Geld floss immer zur Genossenschaft und von dort zu uns seit wir ins neue Stadion eingezogen sind. Insofern ist es kein mutiger Schritt, sondern der einzig mögliche Schritt, weil wir gar kein Geld mehr erhalten hätten via Stadiongenossenschaft. Ich bin überzeugt, dass wir nun das richtige Konstrukt haben.

Herr Müller, war es ein tollkühner Schritt der Thuner-Führung, sich von den Investoren zu lösen?
Müller: Sie werden ihre Gründe gehabt haben, sich zu trennen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Noch etwas zum Thema Finanzen: Selbstverständlich haben wir das Ziel, schwarze Zahlen zu schreiben. 2013 werden wir - aufgrund der Vergangenheit - ein schwieriges Jahr haben. Wir haben noch ein paar Baustellen vor uns.

Sie sind beide noch nicht sehr lange im Profifussballgeschäft. Was haben Sie am meisten unterschätzt?
Müller: Der langjährige Präsident des FC Schaffhausen, Aniello Fontana, hat mal einen schönen Satz gesagt. ‚Zum Glück gibt es Leute, die nichts von Fussball verstehen. Sonst würde sich niemand mehr in diesem Geschäft engagieren.’ Diesen Ausspruch finde ich treffend, weil viel mehr auf einen zukommt, als man erwartet. Wobei ich wegen der Holdingstruktur bei den Young Boys weniger im Schaufenster stehe als Markus bei Thun.
Lüthi: Präsident eines Super League-Klubs zu sein, ist für mich immer noch ein Dürfen. Es ist eine faszinierende, spannende und facettenreiche Aufgabe. Mir ist bewusst, dass ich dieses Amt nur ausüben kann, weil ich selber Unternehmer bin. Was mir schnell aufgefallen ist: Ein Fussballunternehmen wie den FC Thun zu führen ist eine ganz andere Geschichte als das Leiten einer Firma, die nicht ständig im Rampenlicht steht. Trotzdem müssen wir bei Thun ein wenig strukturierter arbeiten.

Lässt das hektische Tagesgeschäft so etwas überhaupt zu?
Lüthi: Ja.
Müller: Wir haben bei YB im letzten Halbjahr die Organisation und den Stadionbetrieb neu strukturiert, sodass ein professionelleres Arbeiten möglich ist.
Lüthi: Wir würden eigentlich auch eine solche Organisationsstruktur brauchen. Doch wir können uns keine leisten.
Müller: Wir sind grösser und haben mehr Möglichkeiten als ihr in Thun.

Oft wird argumentiert, im Fussball gälten eigene Gesetzmässigkeiten, er sei geprägt von Emotionen, Fehlentscheiden, Glück und Pech. Deshalb liesse sich längst nicht alles planen.
Müller: Der Fussball ist stark vom Erfolg abhängig. Bleiben die Resultate über längere Zeit aus, bleiben die Leute weg, kommt Unruhe auf.
Lüthi: Meiner Meinung nach funktionieren eine hundskommune Firma und ein Profifussballbetrieb ähnlicher, als oft behauptet wird. In beiden Untenehmen braucht es Topleute an der Spitze, im Verkauf, in der Kommunikation. Mag sein, dass ich mit dieser Aussage aus dem Fenster lehne. Doch sie deckt sich mit den Erfahrungen, die ich mache.

Sie nehmen immer noch die Aussensicht ein.
Lüthi: Mag sein. Es bringt nichts, von etwas zu reden, aber nicht zu handeln. Ich nehme das Beispiel Nachwuchs. Erfolgt die Bewertung nach klaren Kriterien? Wird regelmässig mit den Spielern geredet? Macht man mit ihnen eine systematische Karriereplanung? Wenn ja: Wo ist es festgehalten?
Müller: Das ist auch unter anderem der Grund, warum wir mit Fredy Bickel einen ausgewiesenen und erfahrenen Sportchef engagiert haben.

Zum bevorstehenden Derby: Thun liegt nur zwei Punkte hinter YB.
Müller: Halt. Wir liegen nur zwei Punkte vor Thun. (lacht)
Lüthi: Ich bin gespannt. Es dürfte viele Emotionen geben.
Müller: Beide Teams müssen gewinnen.

YB ist etliches stärker unter Druck als Thun.
Müller: Wir stehen immer unter grösserem Druck, weil von uns erwartet wird, dass wir die Thuner schlagen. Wenn wir verlieren, heisst es sofort: ‚Jetzt überchöme die no vo Thun uf d’Kappe’.
Lüthi: Wenn YB gewinnt, ist es normal. Gewinnt Thun, ist es eher überraschend. Deshalb ist es für uns etwas entspannter.
Müller: Das ist der Vorteil des vermeintlich Kleineren.

Werner Müller

Werner Müller ist seit 2012 Verwaltungsrat der Sport und Event Holding AG. Das Amt des Präsidenten der YB Betriebs AG und des Vereins BSC Young Boys übernahm er 2010. Der 60-jährige Spiezer ist bei der national tätigen Senevita AG für die Projektentwicklung und Expansion zuständig. Zuvor war er während 27 Jahren Betriebsleiter der Marazzi AG und damit in leitender Funktion beim Bau des St.Jakob-Parks in Basel und des Stade de Suisse tätig gewesen. Müller ist Vater zweier erwachsener Töchter und lebt in Muri bei Bern.


http://www.derbund.ch/sport/fussball/YB ... y/12768960

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