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Vor dem Spiel bei Atalanta

YB fliegt weiter – wie lange hält der Rausch an?

Die Champions League ist bei den Young Boys omnipräsent. Vor dem zweiten Spiel in Bergamo gibt es beim 2:1 gegen St. Gallen auch Hänger im YB-Spiel.

Die Champions League ist für die Young Boys in diesen Tagen nie so ganz weg und oftmals sehr präsent. Sie kann motivierend, ja fast berauschend wirken, wie man in den Partien um das 2:1 gegen Manchester United gesehen hat. Seither – und schon beim 4:0 zuvor gegen den FCZ – fliegt der Meister wieder, hat nun seit der Länderspielpause fünfmal gewonnen und 21 Tore geschossen. Es ist ein Rausch, der die Berner trägt und noch weit tragen kann. Er kann aber auch Kräfte absorbieren und die Sinne für die irdischen Pflichten – namentlich die Super League – vernebeln.

Atalantas Feuerprobe bei Meister Inter

Nicht, dass das zuletzt geschehen wäre. Auch am Samstag konnte man sich bereits nach der ersten Viertelstunde kein anderes Resultat als einen hohen Sieg für die Young Boys vorstellen. Dass sie am Ende mit dem FC St. Gallen ringen mussten und den Erfolg knapp mit 2:1 einfuhren, hat seine Gründe.

Peter Zeidlers St. Gallen kam ersatzgeschwächt und mit dem geknacksten Selbstvertrauen von sechs Partien ohne Sieg nach Bern, ging entsprechend ohne Erwartungen ins Spiel. Den Raum, den die Ostschweizer zu Beginn der zweiten Halbzeit unverhofft vorfanden, war wie ein emotionales Erwachen für sie. «Das Tempo war aus dem Spiel, das kam uns entgegen», sagte Zeidler. «Plötzlich funktionierte unser Spiel nicht mehr, wir waren gezwungen, viel hoch und weit zu spielen», sagt YB-Aufbauer Michel Aebischer. Die Genauigkeit litt im Berner Spiel, St. Gallen nutzte das «mit guten Umschaltmomenten», wie Wagner konstatierte.

Auch die Young Boys können in ihrem Aufbau noch überrascht werden, auch sie bespielen manchmal noch «die falschen Räume», wie es Wagner sagte. Das ist nur normal und dem Auf und Ab eines Fussballspiels auch irgendwie eigen. Atalanta, das am Samstag bei Meister Inter 2:2 spielte und nahe am Sieg war, dürfte sich am Mittwoch kaum um die Befindlichkeit des Gegners aus der Schweiz kümmern. Das muss nicht nur Schlechtes verheissen, gegen Gegner, die mitspielen, hat YB zuletzt selten schlecht ausgesehen.

Für den zweiten Auftritt auf der grossen Bühne scheint man sich beim Meister herausgeputzt und mit ein paar neuen Standardvarianten vorbereitet zu haben. Eine davon führte am Samstag zum 1:0, als Ulisses Garcia seinen Corner mit einem Kurzpass sozusagen an Aebischer abtrat und dessen Flanke vom Tor wegdrehend schliesslich Jordan Siebatcheu fand. Wagner dankte explizit dem Trainerteam, das die Variationen mit den Spielern einstudierte. Dass eine andere via Michel Aebischer und Sandro Lauper zu einem gefährlichen St. Galler Konter führte, kam in diesem Moment nicht zur Sprache.

In der Liga hat sich YB nach dem punktemässig dürftigen Start rehabilitiert. Die drei Siege zuletzt haben den Meister in der Spitzengruppe Fuss fassen lassen, spätestens in der Nachtragspartie gegen Lugano Anfang Dezember können die Young Boys die Punkte gutmachen, die ihnen derzeit noch fehlen.

Dass der aktuelle Höhenflug für YB ein fragiles Glück sein kann, wurde am Wochenende wieder in Ansätzen in Erinnerung gerufen. Noch am Freitag mussten sie in Bern verlauten lassen, dass Verteidiger Cédric Zesiger mit einer Mittelfussverletzung ausfällt. Und gegen St. Gallen waren erst etwas mehr als 20 Minuten gespielt, als Christian Fassnacht nach einem Zusammenprall mit Michael Kempter mit einer Platzwunde vom Platz und ins Krankenhaus musste. Die Wunde ist genäht, dem Nationalspieler geht es den Umständen entsprechend gut. Es bestehe die Hoffnung, dass er mit nach Bergamo reisen könne, so lässt das YB am Sonntag verlauten.

Die Länderspielpause als willkommene Zäsur

Die Personaldecke wird dünner, die Belastung jedoch nicht kleiner. Fassnacht wäre nach Zesiger und den Langzeitabwesenden Fabian Lustenberger und Jean-Pierre Nsame der vierte potenzielle Stammspieler, der YB fehlen würde. Die Belastungssteuerung ist der zentrale Punkt im dichten Herbstprogramm. Am Samstag entschied sich Wagner, weniger auszutauschen als auch schon. Die fast identische Mannschaft siegte in Lausanne 6:1 und gegen St. Gallen 2:1, es wird auch in etwa die Aufstellung sein, mit der Wagner bei Atalanta zu Werke geht.

Nächstes Wochenende spielt YB bei Servette, danach ist Länderspielpause. Sie ist für die Young Boys eine willkommene Zäsur. Wie weit weg kann der nächste Sonntag sein?

Fassnacht für Bergamo wohl out - Lauper neue Nr. 1

YB-Schock vor Champions-League-Knüller gegen Atalanta

Bad News für YB: Christian Fassnacht kann möglicherweise nicht nach Bergamo mitreisen. Ihn zu ersetzen würde nicht einfach. Und in der Innenverteidigung wird das Duo wochenlang Lauper/Camara heissen.

Trainer David Wagner hatte nach dem Spiel gehofft, das es nicht so schlimm bestellt sei um Christian Fassnacht nach dessen fürchterlichem Crash mit St. Gallens Michael Kempter. «Ich hoffe, dass Fasis Verletzung nicht ganz so schlimm ist», sagte der Coach nach dem 2:1-Sieg gegen die Espen. «Er ist mit einem Brummschädel im Spital und wurde genäht.» Doch die Hoffnung, dass der Nationalspieler auf das Champions-League-Spiel am Mittwoch bei Atalanta Bergamo wieder fit werden würde, ist nicht sehr gross. Der Brummschädel soll sich als leichte Hirnerschütterung herausgestellt haben, die ein paar Tage absolute Ruhe erfordert. Immerhin: YB schreibt, dass noch Hoffnung besteht.

Die Chance für Mambimbi

So oder so: Wagner muss womöglich umplanen. Vielleicht ist das die Chance für Felix Mambimbi, der schon gegen St. Gallen für den Zürcher kam – und sehenswert zum 2:0 traf. Es war das Game-winning-Goal.

Ebenfalls umplanen muss Wagner in der Innenverteidigung, wo Cédric Zesiger nach seiner Mittelfuss- und Knie-Verletzung offenbar länger ausfällt. Man spricht von vier bis sechs Wochen. Allerdings: Schon gegen Manchester United stand der Seeländer nicht in der Startelf, da er von dieser Verletzung ein erstes Mal zurückgekommen war. Diese Umstellung ist also weit weniger tiefgreifend als jene wegen des Fasi-Ausfalls. Sandro Lauper war beim sensationellen 2:1 gegen die Red Devils der Notnagel für Zesiger. Mittlerweile ist der Konolfinger in Rekordzeit zur Nummer eins geworden. Weil er praktisch keine Fehler begeht und in der Spielkonstruktionen und im Passing der stärkste YB-Innenverteidiger ist.

Atalanta bei Meister Inter Mailand sackstark

«Ich gehe wie die ganz Mannschaft mit viel Selbstvertrauen nach Bergamo», sagt der hoch begabte Playstation-Artist. «Die letzten Spiele haben wir alle gewonnen und hinten solid gespielt. Auch wenn wir ab und zu ein Gegentor erhalten haben, so hat es doch sehr gut funktioniert in der Abwehr.»

Und die Italiener? «Wir werden analysieren, wie Atalanta bei Inter Mailand gespielt und wie sie es gegen Villareal gemacht haben, was sie gegen uns machen und was unsere Mittel dagegen sein könnten.» Beide Spiele endeten 2:2. Ein sackstarkes Atalanta hätte bei Meister Inter durchaus gewinnen können.

Kein Wunder stuft Lauper die Bergamasken als absolutes Serie-A-Spitzenteam ein. «Die stehen zurecht in der Champions League und haben schon letzte Saison dort gute Spiele abgeliefert. Und sie sind sehr heimstark.» Und mittendrin: Ein Schweizer, der schon länger in der Nati dabei ist, Im Gegensatz zu Rookie Lauper. «Ich freue mich auf Remo Freuler. Das wird sicher spannend. Noch mehr für Michel Aebischer, der in der Mitte direkt gegen ihn spielen wird.»

Voller Selbstvertrauen

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