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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Adi Hütter
 Beitrag Verfasst: Samstag 22. Dezember 2018, 02:40 
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22.12.2018

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Ein letzter Höhepunkt

Adi Hütters Traumjahr geht mit dem Heimspiel gegen Bayern München zu Ende. Der YB-Meistertrainer arbeitet nach schwierigem Start auch bei Eintracht Frankfurt erfolgreich.

Auf dem sehr grossen, sehr ­unaufgeräumten Tisch im Büro in der Commerzbank-Arena liegt eine Packung Tabletten. Adi Hütter ist erkältet. Es sind intensive Zeiten, die letzte englische Woche der Vorrunde läuft, bald ist Weihnachten, ein Spiel noch für den Trainer Eintracht Frankfurts, heute Abend gegen Bayern München. Am Freitagmittag empfängt der Österreicher zum Gespräch, er wirkt keineswegs geschwächt, spricht munter über seine Zeit in Bern und den Titel mit YB, den Start in Frankfurt und das Ab und Auf – und zieht irgendwann prägnant Bilanz: «2018 ist das beste Jahr meiner Karriere.» Die Meisterschaft mit den Young Boys sei das schönste Erlebnis gewesen. «YB wartete 32 Jahre darauf – diese Fest­wochen im Frühling in Bern ­werde ich nie mehr vergessen.»

Am Samstag wartet auf Hütter in der Commerzbank-Arena ein letzter Höhepunkt 2018. Für ihn schliesst sich mit dem Heimspiel gegen die Bayern ein Kreis. ­Etwas mehr als vier Monate ist es erst her, als Frankfurt das erste von bisher 24 Pflichtspielen in dieser Saison gegen den Meister 0:5 verlor. Das war im Supercup, den Frankfurt bestreiten durfte, weil Bayerns Coach Niko Kovac die Eintracht ein paar Wochen ­vorher zum Pokalsieg geführt hatte. «Das waren damals zwei ganz andere Mannschaften», sagt Hütter am Freitag, «wir ­waren überhaupt nicht bereit. Nun wollen wir die Bayern ­fordern.» Das wird er gleich auch an der live am TV übertragenen Pressekonferenz vor über ­zwei Dutzend Medienvertretern ­sagen. In Bern waren am Freitag jeweils zwei, drei Journalisten zum Gespräch mit dem Trainer erschienen. Hütter nimmt sich wie immer vor, eine Botschaft zu platzieren; es wird die Aussage sein, dass Bayern gegen Frankfurt immer Favorit sei. In seinem Büro schmunzelt er, als er meint, es sei schön, ohne Druck ins Spitzenspiel steigen zu können.

Mit Mut und Leidenschaft

Die Entwicklung Frankfurts zum Teilnehmer an einem Bundesliga-Spitzenspiel ist beinahe märchenhaft. Eine Woche nach dem Debakel gegen die Bayern im Supercup schied Hütter mit dem Titelverteidiger im DFB-Pokal beim viertklassigen Ulm 1:2 aus. Das war eine Blamage, und weil nach 5 Runden erst 4 Punkte auf dem Konto lagen, wehte Hütter im Spätsommer ein scharfer Wind entgegen. «Bild» ernannte ihn trotz Vertrag bis 2021 zum am meisten gefährdeten Coach der Liga. Heute sagt Hütter, die Situation sei schon heikel gewesen: «Starke Fussballer wurden verkauft, wir hatten viele Verletzte, das Team spielte vorher viel defensiver und musste sich an mich gewöhnen, zudem waren die Erwartungen nach der tollen letzten Saison sehr hoch.»

Hütter hat den Turnaround spektakulär realisiert, dabei ist er sich und seinen Prinzipien treu geblieben. «Es wäre absurd gewesen, hätte ich auf einmal den Bus am Strafraum parkiert», sagt der 48-Jährige. Er stellte um auf ein forsch interpretiertes 3-5-2-System, das 4:1 gegen Hannover war der Startschuss zu einem bemerkenswerten Herbst, seither fliegt Frankfurt durch die Wochen. Aggressiv und leidenschaftlich, mit hohem Pressing und mutiger Spielweise. Die ­Defensive vor dem starken Torhüter Kevin Trapp, Leihgabe von Paris Saint-Germain, räumt ab, die Aufbauer, zu denen der Schweizer Gelson Fernandes ­gehört, rennen und kämpfen wie verrückt, vorne brilliert ein Trio.

«2018 ist das beste Jahr meiner Karriere – der Titel ist das schönste Erlebnis.»

Sébastien Haller ist einer wie YB-Torjäger Guillaume Hoarau, gross und wuchtig und dennoch spielstark – einer, der die «Bälle festmacht», wie Hütter formuliert. Ante Rebic, der kroatische WM-Finalist, ist der Techniker mit enormer Geschwindigkeit, und mit Luka Jovic steht ein ­herausragender Skorer im Team. Der Serbe ist erst 20, galt früh als Riesentalent, scheiterte aber bei Benfica Lissabon, nun reüssiert er bei der Eintracht aus allen ­Lagen. «Ich habe noch nie einen derart kaltblütigen, präzisen Stürmer gesehen», sagt Hütter, «Luka trifft mit dem Kopf, mit rechts, mit links, er kann alles.» 12 Tore in 14 Bundesligaspielen sind es diese Saison, zuletzt erzielte Jovic am Mittwoch beide Treffer beim 2:2 in Mainz, fünfmal hat er in sechs Europa-League-Einsätzen getroffen.

Auf Rang 5 ist Frankfurt angelangt, ein Punkt vom Vierten Leipzig und der Champions-League-Qualifikation entfernt, in der Europa League gewann das Team in der schwierigen Gruppe mit Lazio Rom, Marseille und Limassol alle sechs Partien, total schoss die Eintracht 52 Pflichtspieltore. Hütter sagt, es sei schön, zu sehen, wie begeistert und stolz die Menschen in Frankfurt auf den Club seien. Er ist in der Bundesliga angekommen, kürzlich war er Gast im «Aktuellen Sportstudio» im ZDF, seine fein konzipierte Laufbahn wird kaum bei der Eintracht zu Ende gehen. Morgen reist Hütter vorerst in die kurzen Winterferien zu Frau und Tochter nach Salzburg, Anfang 2019 kehrt er zurück nach Frankfurt, Mitte Januar schon startet die Rückrunde.

Traum Champions League

Und was muss passieren, damit Hütter in 12 Monaten sagen wird, 2019 sei das beste Jahr seiner Karriere gewesen? «Das wird sehr schwierig. Es wäre ein ­riesiger Erfolg, Eintracht in die Champions League zu führen, dann hätten wir als Mittelfeldteam einige Clubs mit deutlich besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten hinter uns gelassen. Und in der Europa League wollen wir unseren Lauf fortsetzen.»

In den Sechzehntelfinals trifft Frankfurt auf Schachtar Donezk, dieses Team kennt Hütter, mit YB setzte er sich 2016 in der 3. Qualifikationsrunde zur Champions League nach Elfmeterschiessen gegen den ukrainischen Spitzenclub durch. In der Königsklasse aber war er als Trainer noch nie.


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/18981309

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Adi Hütter
 Beitrag Verfasst: Samstag 29. Dezember 2018, 17:51 
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«Ich ziehe es durch - friss oder stirb»

Mit YB wurde Adi Hütter Meister, mit Eintracht Frankfurt hält er vorne mit. Er sagt wie die Berner in der Bundesliga abschneiden würden und warum ihm im Fussball immer alles zu schnell geht.

Können Sie Ihr Trainerjahr 2018 in ein paar Sätzen zusammenfassen?
Es war das beste Jahr meiner Karriere. Der Titel mit YB, der Wechsel in die Bundesliga, die Steigerung mit Frankfurt nach schwierigem Start, die sechs Siege in der Europa League.

Und was war Ihr Höhepunkt?
Die Entwicklung in Frankfurt ist überragend. Am Ende ist das aber schon der Schweizer Meistertitel, weil man da etwas in der Hand hat und wir darauf fast drei Jahre hingearbeitet haben. Mit Red Bull Salzburg Meister und Cupsieger zu werden, dass haben andere Trainer auch geschafft. YB wartete 32 Jahre.

Sie hatten im November 2017 Bremen abgesagt. Wie nahe waren Sie bereits da an einem Wechsel nach Deutschland?
Damals war es einfach der falsche Zeitpunkt für eine Veränderung, das galt auch für das österreichische Nationalteam. Die Arbeit bei YB war nicht beendet. Es wäre ein falsches Zeichen gewesen, den Club zu verlassen.

Gegen Ende Saison waren dann nicht viele Plätze in der Bundesliga, ihrer erklärten Traumliga, frei. Sie pokerten hoch.
Nicht unbedingt. Es war nicht so, dass ich meinen Berater jeden Tag anrief und mich erkundigte, wie viele Angebote es gebe. Ich hatte bei YB noch ein Jahr Vertrag, es gefiel mir sehr in Bern, die Champions League lockte.

«Ich hätte gerne Kevin Mbabu geholt. Aber es war unrealistisch.»

Haben Sie lange überlegt, als sich das Interesse von Frankfurt konkretisierte?
Irgendwann im Frühling hat es sich abgezeichnet, dass wir Meister werden würden. Ein Trainer, der in Österreich und in der Schweiz Titel gewinnt, wird automatisch ein Thema in der Bundesliga. Und wie viele Chancen erhält man im Leben? Zudem überzeugten mich die Gespräche mit Eintracht Frankfurt.

Sie hätten auf noch grössere Clubs warten können.
(lacht) Bayern und Dortmund wären unrealistisch gewesen. Im Ernst: Frankfurt ist ein Topclub, bestens aufgestellt, ein Traditionsverein. Aber natürlich war mir klar, dass die Nachfolge von Niko Kovac schwierig werden würde. Er hatte hervorragend gearbeitet und wechselte zu Bayern. Und als ich bereits als neuer Trainer feststand, gewann Frankfurt noch den Pokalfinal gegen die Bayern. Das freute mich sehr, aber gleichzeitig wurde der Druck nicht kleiner.

Was ist denn in der täglichen Arbeit der grösste Unterschied zwischen YB und Frankfurt?
In Bern hatten wir 13 Nationen im Kader, hier sind es 17, die Teamzusammenstellung ist ähnlich. Allerdings hat es in Frankfurt deutlich mehr Spieler, in der Summe ist einfach alles viel grösser. Wir hatten im Trainingslager 29 Fussballer und 24 Staffmitglieder dabei, bei den Young Boys waren es insgesamt etwas mehr als 30 Personen.

Und wer ist besser?
Im Sommer hätte ich nicht gesagt, dass Frankfurt von fünf Spielen gegen YB drei gewinnt. Heute sehe ich das anders. (schmunzelt) Wir haben eine richtig starke Mannschaft mit viel Power und herausragenden Einzelspielern wie Torhüter Kevin Trapp oder den Stürmern Ante Rebic und Luka Jovic, der gerade 21 geworden ist, aber unfassbar komplett ist. Im Mittelfeld mussten wir ein wenig experimentieren. Mittlerweile klappt das ganz ordentlich, auch dank dem Schweizer Gelson Fernandes. Er ist ein unglaublich verlässlicher Spieler, immer positiv, er ist wie ein Spielertrainer, spricht sechs Sprachen, geht voran. Teams zu vergleichen, ist aber immer schwierig, beide haben eine herausragende Mentalität. YB würde in der Bundesliga problemlos mithalten.

Was hat sich für Sie verändert?
Die Dimensionen in der Bundesliga sind in jeder Beziehung gigantischer. Am Freitag vor einem Spiel beispielsweise kommen nicht mehr zwei, drei Journalisten an das Pressegespräch wie in Bern, sondern 10, 15, manchmal 20. Das Interesse ist riesig, es gibt Boulevardmedien, Fachzeitschriften, regionale Zeitungen, TV, Radio, Online. Viele Menschen, auch Journalisten, sind sehr leidenschaftlich dabei.

Wie äussert sich das konkret?
Bern ist eine tolle Fussballstadt, aber ich sage immer: In Österreich und in der Schweiz ist Fussball kein Teil der Kultur. Das ist in Deutschland ganz anders. Hier geht es um Fussball, Fussball, Fussball. Unsere Fans reisen in der Europa League überall mit, in Zypern waren über 5000, alle im grauen Pulli, beim Spiel in Rom gegen Lazio kürzlich wollten 17000 dabei sein, obwohl wir schon als Gruppensieger feststanden. Nun sind wir im Sechzehntel final, theoretisch aber sind alle Heimspiele bis zum Final bereits ausverkauft.

Sie waren im Herbst Studiogast im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF. War das für Sie der Moment, in dem Sie realisierten, dass Sie es auch in Deutschland geschafft haben?
In erster Linie war es eine grosse Ehre, eingeladen zu sein. Das «Aktuelle Sportstudio» habe ich schon als Bub geschaut. Ich bin aber bald 49 und erfahren genug, um solche Dinge einordnen zu können. Als neuer Trainer aus dem Ausland ist man spannend, wenn es einem Team läuft.

«Die Dimensionen in der Bundesliga sind in jeder Beziehung gigantischer.»

Dabei war Ihr Start in Deutschland miserabel: 0:5 im Supercup gegen die Bayern, Aus im Pokal gegen das viertklassige Ulm, 4 Punkte nach 5 Runden.
Das waren harte Wochen. Die Eintracht verlor einige Stammspieler, wie waren Anfang Saison nicht bereit, zudem liess ich das Team viel offensiver agieren als letzte Saison. Wir hatten schwierige Begegnungen, etwa in Dortmund und Gladbach.

Die Kritiken waren hart, Sie wurden trotz Dreijahresvertrag heftig attackiert. Wie sind Sie damit umgegangen?
Es ist nicht schön, wenn man liest, man sei Topkandidat für die erste Trainerentlassung. Aber so läuft das in der Bundesliga, und mir war ja auch klar, dass ich nicht noch wochenlang verlieren darf. Dann kam das 4:1 unter Druck gegen das ebenfalls schlecht gestartete Hannover, das war der Befreiungsschlag, seither läuft es, wir stehen auf Rang 6, das ist top.

Hatten Sie in der schwierigen Phase Bedenken, es nicht schaffen zu können?
Nein. Wir haben die Ruhe bewahrt, der Verein stand immer hinter mir, keiner liess sich verrückt machen. Und ich glaube an das, was ich tue, und ziehe es durch. Entweder man schafft es - oder nicht. Friss oder stirb. Ich wäre ja nicht mehr ich selber, wenn ich komplett meine Linie verlassen hätte. Was hätten Zuschauer und Journalisten gesagt, wenn wir gemauert hätten, nachdem ich immer gesagt hatte, dass wir attraktiven Fussball bieten wollen? Entscheidend ist, dass die Spieler an den Weg glauben, den ihnen der Trainer aufzeigt.

Nun haben Sie sich in Deutschland etabliert und gelten bereits als Kandidat für Topteams.
Mir geht das im Fussball alles immer viel zu schnell. Hätten wir vor drei Monaten noch ein paarmal mehr verloren, wäre es für mich richtig eng geworden. Dann wäre ich heute vielleicht der Trainer, der zwar in der Schweiz und in Österreich erfolgreich sein kann, aber in der Bundesliga kläglich scheiterte.

Wie nahe war eigentlich YB-Rechtsverteidiger Kevin Mbabu im Sommer an einem Transfer nach Frankfurt?
Ich hätte ihn gerne geholt, es gibt ohnehin einige richtig starke Spieler bei YB, die jung, talentiert und entwicklungsfähig sind. Aber der französische Stürmer Sébastien Haller ist Eintrachts Rekordtransfer, er kostete rund 8 Millionen Franken. Da ist es unrealistisch, für einen rechten Verteidiger aus der Schweiz 10Millionen oder mehr auszugeben. Darüber habe ich auch mit YB-Sportchef Christoph Spycher gesprochen. Wir müssen seine Vorstellungen akzeptieren.

Sie sagten zu Beginn des Gesprächs, 2018 sei das beste Jahr Ihrer Karriere gewesen. In der Wahl zum Schweizer Trainer und Team des Jahres wurden Sie und YB aber von Patrick Fischer und seiner Eishockey-Nationalmannschaft geschlagen. Können Sie das nachvollziehen?
Die Schweiz hat den WM-Final erreicht, das ist stark. Ich habe mit Patrick Fischer an der Ehrung gesprochen, er ist ein sympathischer Kerl, der die Wahl verdient hat. Mich hätte es gefreut, wenn YB zum Team des Jahres gewählt worden wäre, aber es ist normal, dass eine nationale Auswahl mehr Stimmen erhält.

Und was muss passieren, damit Sie in einem Jahr sagen können, 2019 sei das beste Jahr Ihrer Karriere gewesen?
Dann müssten wir wohl in die Champions League einziehen, das wäre ein Coup, Rang 4 ist vier Punkte entfernt. Entscheidend wird auch sein, was in der Europa League passiert. Es geht schnell im Fussball. Man sollte nicht träumen, sonst wird man von der Realität eingeholt.


Meister und Überflieger

Kurz vor Ende eines intensiven, ereignisreichen Jahres empfängt Adi Hütter zum ausführlichen Gespräch in seinem Büro in der Commerzbank-Arena in Frankfurt. Mit den Young Boys wurde der 48-jährige Trainer im Frühling Meister, im Herbst führte der Österreicher seinen neuen Verein Eintracht Frankfurt nach äusserst schwierigem Saisonstart mit attraktivem Fussball in die Spitzengruppe der Bundesliga. Zuletzt ging Hütters Mannschaft ein wenig die Puste aus, Rang 6 zur Winterpause ist für die Eintracht aber eine starke Leistung.



https://www.derbund.ch/sport/fussball/I ... y/20685715

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Adi Hütter
 Beitrag Verfasst: Freitag 25. Januar 2019, 17:52 
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25.01.2019

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Frankfurt-Coach Adi Hütter im grossen BLICK-Exklusiv-Interview

«YB-Mbabu? Interessant, aber nicht zu stemmen»

YB-Meistercoach Adi Hütter ist der notenmässig beste Trainer in der Bundesliga. Bringt der YB-Erlöser die Frankfurter in die Champions League, wird er dort wohl zum Fussballgott. Das Interview.

BLICK: Adi Hütter, wie ist das Befinden in der Finanzmetropole?
Adi Hütter: Hervorragend! Die Begeisterung für die Eintracht ist enorm! An einem eiskalten 18. Jänner kommen 49 000 gegen Freiburg. Die Commerzbank-Arena ist fast ausverkauft. Das beeindruckt!

… und Frankfurt gewinnt 3:1 gegen Freiburg. Doch der Trainer motzt. Sagt: Das war keine gute Leistung …
War es auch nicht. Wir kennen das anders aus unseren Heimspielen. Wir hatten spielerisch keine guten Lösungen. Zehn geniale Minuten mit drei Toren. Mehr nicht. Allerdings hätten wir auch 6:1 gewinnen können.

Und dann hätte der Coach nicht gut von einer nicht guten Leistung reden können.
Nein, dann hätte ich Mühe gehabt, das so zu verkaufen. Auch wenn ich nicht der Trainer bin, der nicht zwischen Ergebnis und Leistung unterscheidet.

Erstmals haben alle Drei aus ihrem magischen Trio getroffen: Sébastien Haller, Ante Rebic und Luka Jovic. Wie charakterisieren Sie dieses Trio?
Drei Topstürmer, die total unterschiedlich sind in der Art und Weise, wie sie spielen. Alle drei können aber Tore schiessen und Spiele entscheiden. Weil ich nicht einen der Drei draussen lassen wollte, habe ich begonnen, alle Drei aufzustellen. Dann haben wir unglaublich Power. Aber das geht taktisch nicht in jedem Spiel.

Unglaublich ist auch, was in der Europa League abgegangen ist: Sechs Spiele, sechs Siege!
Und das in einer schwierigen Gruppe mit Lazio Rom, Marseille und Basel-Bezwinger Limassol. Noch wahnsinniger ist aber, was neben dem Platz abgeht. Auf Zypern waren 5000 Fans, beim Geisterspiel in Marseille waren 1000 in der Stadt, und für Rom haben sich unfassbare 17 000 angemeldet, obwohl es um nichts mehr ging. 9000 waren im Stadion.

Nun geht es gegen Schachtar Donezk. Die Ukrainer haben Sie mit YB vor zwei Jahren ausgeschaltet.
Zum Glück. Denn nach dem Cup-Out gegen Winterthur schrieb ein Journalist, dass eine der Optionen von YB sein muss, auf das letzte Vertragsjahr von Hütter zu verzichten. Wie hiess der Journalist gleich wieder?

Oh je, schon wieder. Das habe ich nun oft genug gehört …
(lacht) Ich war auch in Deutschland nach dem missglückten Saisonstart mit fünf Punkten aus vier Spielen und dem Pokal-Out gegen Ulm die Nummer eins auf der Abschussliste. Und nun bin ich der notenmässig beste Trainer. Es geht enorm schnell in diesem Business.

Haben Sie sich die Champions-League-Spiele von YB angeschaut?
Klar! Und ich habe die Daumen gedrückt.

War Wehmut dabei?
Nein. Ich bin jetzt in Frankfurt. Und ich weiss ja nicht, ob wir in die Champions League gekommen wären, wenn ich noch YB-Trainer gewesen wäre. Das ist hypothetisch. Klar wäre es ein Reiz gewesen. So aber habe ich mich einfach gefreut, dass YB es gepackt hat. Ich habe die Spiele mit Freude angeschaut, nicht mit Wehmut.

Champions League ist ein gutes Stichwort. Der Eintracht fehlt nur ein Punkt auf den Königsklassen-Platz.
Okay, aber es sind erst 18 Runden gespielt, 16 bleiben noch. Wir sind sicher gut unterwegs.

Bei YB waren Sie der Erlöser. In Frankfurt wohl Gott wenn Sie die Eintracht erstmals in die Champions League führen.
Das weiss ich nicht, das lasse ich andere beurteilen. Es wäre sicher grossartig. Zumal in Anbetracht der Konkurrenz. Bayern, Dortmund, Leipzig, Gladbach, Leverkusen, Schalke haben alle ganz andere Möglichkeiten als wir.

Mit wem von YB haben Sie regelmässig Kontakt?
Mit Sportchef Wuschu Spycher, mit Medienchef Albi Staudenmann, mit Assistenztrainer Harry Gämperle. Das will ich unbedingt aufrechterhalten, weil es eine unglaublich schöne Zeit war. Ich freue mich unglaublich, was die leisten, wie Gerry Seoane den Weg weiterführt.

Am Montag ist Award Night der Liga. Obwohl Sie den Meistertitel nach 32 Jahren wieder nach Bern geholt haben, sind Sie nicht nominiert. Komisch, nicht?
Meine Zeit in Bern ist vorbei. Aber ich habe mich schon einst darüber gewundert, dass Urs Fischer nicht Trainer des Jahres wird, obwohl er in zwei Jahren drei Titel mit dem FCB holt. Es ist eben schwierig, wenn das Kalenderjahr zählt. Ich war auch nie Trainer des Jahres in Österreich. Ich habe lieber den Kübel oder eine Schale in der Hand als einen Award.

Nun hat die Eintracht Carlos Salcedo für geschätzte zehn Millionen Franken verkauft. Zusammen mit den einst gebotenen fünf könnte man nun Kevin Mbabu doch finanzieren …
Sie spielen aber nicht auf der gleichen Position. Aber solange das Transferfenster offen ist, schauen wir uns natürlich um. Fredi Bobic, Bruno Hübner und ich sind in ständigem Austausch und sondieren den Markt. Denn man weiss nie, ob nicht noch einer auf uns zukommt, der weg will, weil er zu wenig spielt. Kevin ist ein für uns interessanter Spieler. Aber das Paket ist für uns nicht zu stemmen. Man muss auch sehen: Haller war der teuerste Eintracht-Transfer bisher und kostete rund sieben Millionen Euro. Das ist ein Topstürmer. Wenn du dann für einen rechten Aussenverteidiger doppelt so viel zahlen sollst, ist das schwierig zu rechtfertigen. Das habe ich Wuschu auch gesagt. Aber ich verstehe ihn. Er will die Spieler am Markt so anbieten, wie er glaubt, dass sie es wert sind.

Wenn hätten Sie sonst noch gerne von YB?
Den einen oder anderen … Die Jungen sind alle interessant. Sékou Sanogo indes können wir nicht mehr holen. Der verdient nun viel Geld in der Wüste. Das hat er sich redlich verdient!

Einen Schweizer haben Sie schon. Unseren guten alten Freund Gelson Fernandes. Der ist ja unter Ihnen richtig aufgeblüht!
Ich habe eine Riesenfreude mit ihm! Er ist wie ein Spielertrainer. Er spricht viele Sprachen, ist ein unglaublich positiver Mensch. Egal, ob er auf der Bank sitzt, auf der Tribüne oder ob er spielt. Er denkt immer für die Mannschaft. Eine tolle Persönlichkeit.

Man hat Sie in den Weihnachtsferien Skifahren sehen. Haben Sie das in ihrer Berner Zeit nie gemacht oder waren Sie komplett inkognito?
Ich war mit der Familie vier Tage in Obertauern, nachdem ich fünf Jahre lang nicht mehr auf den Skiern gestanden war.


https://www.blick.ch/sport/fussball/int ... 36647.html

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Adi Hütter
 Beitrag Verfasst: Montag 15. April 2019, 00:22 
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14.04.2019

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Adi Hütter gratuliert den Young Boys zum Sofatitel

Adi Hütter gratuliert seinem Ex-Klub in einem Video auf Twitter. Er war von 2015 bis 2018 YB-Trainer.

Das Wichtigste in Kürze

- Adi Hütter gratuliert YB zum Meistertitel.
- Ihm persönlich läuft es gut – mit der Eintracht Frankfurt steht er auf dem vierten Platz.

Der ehemalige YB-Trainer Adi Hütter gratuliert in einem Twitter-Video seinem Ex-Klub zum Meistertitel. Der Österreicher war von 2015 bis 2018 Trainer vom BSC YB und coacht nun die Eintracht Frankfurt.

Er gratulierte der ganzen «YB-Familie» und allen Funktionären der Berner. «Ihr habt das noch einmal getoppt, was letztes Jahr war». Er und der ehemalige YB-Co-Trainer Christian Peintinger hätten die ganze Saison zusammen verfolgt.


https://www.nau.ch/sport/fussball/adi-h ... l-65508628

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Adi Hütter
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 2. Mai 2019, 19:56 
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02.05.2019

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Grenzen verschieben

Adi Hütter steht mit Eintracht Frankfurt nicht nur in der Bundesliga vor einem aufregenden Mai. Am Donnerstag trifft der YB-Meistertrainer 2018 mit seinem Team im Hinspiel der Europa-League-Halbfinals auf Chelsea.

Das Ein-Jahr-Jubiläum in Bern hat er mitbekommen, natürlich hat er das, die Beziehung zu einigen Wegbegleitern aus der erfolgreichen Zeit bei YB ist noch eng. Adi Hütter erhielt am Sonntag Bilder aufs Handy geschickt von der prächtigen Choreografie der Zuschauer im Heimspiel gegen Lugano (2:2), 365 Tage nach dem furiosen 2:1 gegen Luzern, welches den ersten Meistertitel der Young Boys nach 32 Jahre sichergestellt hatte. «Diesen Abend werde ich nie mehr vergessen. Und jetzt bestreitet YB sogar eine noch bessere Saison, das ist grossartig», sagt der Trainer von Eintracht Frankfurt. «Aber auch hier ist gerade so viel los, das ist kaum zu glauben.»

Frankfurt ist im Ausnahmezustand, zumindest jene Menschen, die sich für Fussball interessieren. Und das sind aktuell fast alle. «Die Leute sind euphorisiert», sagt Hütter. Auf Rang 4 steht die Eintracht auch drei Spieltage vor Saisonende, damit könnte der Club nächste Saison erstmals an der Champions League teilnehmen. Und, das befeuert den Rausch, am Donnerstag trifft Frankfurt im Hinspiel der Europa-League-Halbfinals zu Hause auf Chelsea. Hütter nennt es «das grösste Spiel» seiner bisherigen Trainerkarriere und sagt, die Entwicklung in Frankfurt sei gewaltig. «Wenn das einer vor acht, neun Monaten prophezeit hätte, wäre er ausgelacht worden.»

Der Fehlstart

Es ist nicht einfach für Adi Hütter, bei all der Begeisterung die Übersicht zu behalten. Der 49-Jährige sagt, man dürfe nicht vergessen, wer Weltclub sei und wer Vertreter aus dem Mittelfeld der Bundesliga. «Wir haben Grenzen verschoben. Und nun wartet die ultimative Herausforderung auf uns.» Frankfurt könne eine sehr gute Saison in eine hervorragende veredeln. Und das nach dem bereits tollen Platz 8 sowie dem sensationellen Sieg im Cupfinal gegen die Bayern letzte Saison.

Trainer Niko Kovac verdiente sich damals den beruflichen Aufstieg zu den Bayern, Hütter nach dem historischen Triumph mit YB jenen nach Frankfurt. Der ­Österreicher blickt nachdenklich zurück auf seinen Beginn in Deutschland und die Cup-Blamage gegen das viertklassige Ulm, auf die vorerst holprigen ­Liga-Auftritte und die scharfe Kritik. «Ich war nach unserem Fehlstart die Nummer 1 als Trainerentlassungskandidat.»

Der Höhenflug

Seit Monaten aber begeistert Eintracht Frankfurt mit frischem Offensivfussball, der Club hat sich, ähnlich wie Ajax Amsterdam, als Liebling beim neutralen Publikum etabliert. Und längst ist er der letzte deutsche Vertreter im Europacup. «Ganz Deutschland schaut am Donnerstag auf uns», sagt Adi Hütter. «Aber wir sind gegen Chelsea Aussenseiter.»

Und dann zählt er all die Weltklassespieler auf beim Londoner Edelverein, die Weltmeister Olivier Giroud und N’Golo Kanté, aber auch Gonzalo Higuain, Willian, David Luiz und Eden Hazard, vor allem ihn, den belgischen Superstar, einen «der fünf besten Fussballer der Welt», wie Hütter findet. Hazard allerdings spielt im Europacup nicht immer, weil Chelsea in der Premier League als Vierter auch in einem engen Kampf um die Champions-League-Teilnahme steckt.


In der Europa-League-Vorrunde war kein Team besser als Frankfurt: 18 Punkte aus sechs Partien in der starken Gruppe mit Lazio Rom, Olympique Marseille sowie Limassol. 2019 wurden Schachtar Donezk, Inter Mailand und Benfica Lissabon ausgeschaltet. «Wir haben viele Topteams bezwungen», sagt Hütter. «Inter etwa schied in der Champions-League-Vorrunde gegen die Halbfinalisten Barcelona und Tottenham äusserst knapp aus. Natürlich finden ­italienische Teams die Europa League nicht so toll, aber das war ein grosser Erfolg für uns.»

Der Torjäger

Im Viertelfinal gegen Benfica lag Frankfurt im Hinspiel nach früher Roter Karte gegen Verteidiger Evan Ndicka kurz nach der Pause 1:4 zurück. Der als Wunderknabe gepriesene João Felix, erst 19, traf dreimal. Die Portugiesen siegten aber nur 4:2 – und verloren eine Woche später auswärts 0:2. «Unsere Mentalität ist beeindruckend», sagt Hütter. «Nicht nur der Schweizer Gelson Fernandes lebt sie vor.»

Keiner verkörpert Wille und Leidenschaft stärker als Filip Kostic, Dauerläufer und Vorkämpfer auf der linken Seite im intensiven 3-5-2-System der Eintracht. Am Donnerstag allerdings muss Frankfurt in der Offensive auf den trickreichen kroatischen Vizeweltmeister Ante Rebic (gesperrt) sowie den verletzten Sébastien Haller, ein Spielertyp wie YB-Torjäger Guillaume Hoarau, verzichten. «Die aussergewöhnliche Ambiance im Stadion wird uns erneut tragen», sagt Hütter.

Ein Hoffnungsträger ist Luka Jovic, 21 erst, aber schon umworben von den ganz Grossen des Weltfussballs wie Barcelona und Real Madrid. Sein Marktwert wird auf 70 Millionen Franken geschätzt. Kürzlich zog Frankfurt die Option bei der Benfica-Leihgabe Jovic und verpflichtete den serbischen Stürmer für rund 7 Millionen Franken. Jovic erzielte diese Saison 25 Pflichtspiel­tore, besitzt fantastische Qualitäten im Abschluss, schwächelte zuletzt aber. «Das ist normal, der Wirbel um ihn ist riesig», sagt Hütter. «In den letzten Tagen war er im Training wieder lockerer.»

Der Druck

Das Beispiel Jovic veranschaulicht die heiklen Begleiterscheinungen des Frankfurter Höhenflugs. In der Liga wirkte das Team zuletzt müde, etwa beim 1:1 in Wolfsburg oder am Samstag beim schwachen 0:0 gegen Berlin. «Das Programm ist anspruchsvoll», sagt Hütter, «doch wir suchen keine Ausreden. Es ist wunderschön, stehen wir mit Chelsea, Arsenal und Valencia im Europa-League-Halbfinal.» Das Endspiel übrigens findet in Baku statt, in der aserbeidschanischen Metropole war Hütter 2014 als Coach von Red Bull Salzburg (und setzte sich gegen Karabach in der 3. Qualifikationsrunde zur Champions League durch). «Baku ist immer eine Reise wert», sagt er schmunzelnd.

Adi Hütter also steht vor einem sehr interessanten Monat Mai. Die Fallhöhe jedoch ist beträchtlich – dabei tanzt Frankfurt in Sphären mit, für die dem Verein eigentlich der Rhythmus fehlt. «Unsere Erfolge haben die Erwartungen brutal nach oben geschraubt», sagt Hütter, der ­bereits im Fokus der Topteams steht. «Ich wurde in Österreich und in der Schweiz Meister. Nun freut es mich, wird meine Arbeit auch in Deutschland geschätzt.»

Der Traum

Zwischen den Duellen gegen Chelsea am Donnerstag und in einer Woche steht für Frankfurt das wegweisende Spiel bezüglich Champions-League-Qualifikation bei Verfolger Leverkusen auf der Agenda, in der letzten Runde das Gastspiel bei Bayern. Es besteht immer noch die Möglichkeit, Ende Saison mit leeren Händen dazustehen. Auf die Frage, ob er lieber den Europa-League-Final erreicht oder Rang 4 in der Bundesliga verteidigt, antwortet Adi Hütter schelmisch: «Wir gewinnen am besten die Europa League. Dann sind wir für die Champions League qualifiziert.»


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/14255782

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Adi Hütter
 Beitrag Verfasst: Samstag 4. Mai 2019, 00:59 
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03.05.2019

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Eintracht Frankfurt erklimmt mit dem früheren YB-Trainer Adi Hütter ungeahnte Höhen

Der Aufstieg des Österreichers nimmt kein Ende. Ein Jahr nach dem Meistertitel mit YB liebäugelt Adi Hütter mit Eintracht Frankfurt mit dem Europa-League-Final. Und als Tabellenvierter der Bundesliga hat der Klub intakte Chancen auf die Champions League.

Die Schüssel ist grösser als in Salzburg und Bern, auch das Geschrei, die Aufregung, der Lärm im Stadion, die Choreografie der Fankurve, die Intensität, die Medienkonferenz und der Gegner. Doch der Trainer Adi Hütter ist in der Frankfurter Arena kein anderer Mensch geworden, obschon ihn die Welle der Euphorie dieser Tage nach oben trägt, in wunderbare und gleichzeitig gefährliche Höhen – dessen ist er sich wahrscheinlich selber am meisten bewusst.

Am Donnerstagabend scheint es sogar, als habe sich Hütter für die Medienkonferenz nach dem 1:1-Remis im Hinspiel des Europa-League-Halbfinals gegen den Chelsea FC auf die Suggestivfrage nach Eden Hazard vorbereitet. Der Belgier hatte vorerst auf der Ersatzbank Platz genommen, was unter britischen Beobachtern Erstaunen auslöste und vom Chelsea-Trainer Maurizio Sarri mit den fast 70 Spielen begründet wurde, die Hazard in den Beinen hat.

Etwas Polemik jetzt? Hütter bietet nicht einen Zentimeter Raum dafür. «Nein, ich war nicht überrascht», entgegnet er auf die auf Englisch gestellte Frage, «Hazard wurde in den meisten Europa-League-Spielen eingewechselt.»

Hütter klopft an die Türe des grossen Fussballs, öffnet sie und hält zumindest einen Fuss in den Europa-League-Final. Er ist dort, wo in den letzten Jahren in der Schweiz Trainer des FC Basel und zuletzt der das Hütter-Erbe verwaltende YB-Coach Gerardo Seoane zugegen waren. Chelsea, das grosse Rad, Stamford Bridge, Hazard. Davon hätte er vor einem Jahr nicht zu träumen gewagt, weil der Wechsel in die Bundesliga für ihn auch ein Wagnis war. In Bern mag es Leute geben, die Hütter nach dem Titel 2018 ein weiteres YB-Jahr empfohlen haben. Noch eine Stufe in der Schweiz, die Chance auf die Champions League nutzen.

Das gefährdete Puzzle

Doch wer mitbekommt, wie atmosphärisch dicht der Donnerstagabend in Frankfurt ist, nimmt schnell Abstand vom YB-Gedanken. Die Konstellation bei der Eintracht ist einzigartig. Mit dem Trainer Niko Kovac wurde der Klub 2018 erstmals seit 1988 Cup-Sieger. Kovac ging als Sieger nach München zu den Bayern, Hütter kam als Sieger aus Bern. Der Österreicher riss nichts willentlich auseinander und fand nach schwierigem Start schnell in die Spur. Die Mannschaft veränderte sich auch gezwungenermassen stark und hat kaum mehr etwas mit jener zu tun, die vor einem Jahr gegen die Bayern Cup-Sieger wurde.

Wie flüchtig der Moment für Hütter sein kann und wie sehr er ihn geniessen sollte, zeigen zwei Bereiche, mit denen sich ein Klub wie Frankfurt arrangieren muss. Einerseits steigt der Wert der Spieler, allein für Luka Jovic, Ante Rebic und Sébastien Haller wird ein mögliches Transfervolumen von 100 bis 150 Millionen Euro genannt. Andrerseits sind zentrale Pfeiler wie der Torhüter Kevin Trapp, der schnelle Techniker Filip Kostic, der ewige Läufer Sebastian Rode oder der Innenverteidiger Martin Hinteregger nur leihweise verpflichtet. Das Puzzle passt. Doch die Einzelteile drohen auseinanderzufallen, weil grosse Kleinklubs im Erfolg oft genug von den ganz Grossen verzehrt werden.

Doch Erfolg kann auch der Klebstoff sein, der das Puzzle etwas länger zusammenhält. Das Adrenalin ist nach dem Chelsea-Spiel im Gesicht des Schweizers Gelson Fernandes abzulesen. «Wir sind immer noch am Leben und an unsere Grenzen gegangen», sagt er, der im unermüdlichen Kampf einmal mehr verwarnt worden ist. Fernandes streicht die Arbeit des «guten Trainers» und den «Spassfaktor» hervor. Die mediale Aufmerksamkeit ist hoch, weil sonst niemand mehr den deutschen Fussball im internationalen Geschäft vertritt. Dank der Europa League hat Frankfurt Geld, das für Kaufoptionen von Leihspielern eingesetzt werden kann. Der Tabellenvierte der Bundesliga hat die Aussicht auf einen fixen Champions-League-Platz, der übrigens auch dem Gewinner der Europa League zusteht. Die Königsklasse würde den Spielraum erweitern. Doch Zweifel sind da, ob Frankfurt durchzuhalten vermag.

Das Hütter-Team beansprucht im Höhenflug auch Glück, wie im Viertelfinal gegen Benfica, der dank einem Offsidetor gewonnen wurde. Frankfurt kommt gegen Chelsea in Not, als das zunächst saturiert wirkende Spitzenteam der Premier League nach einer halben Stunde «die Schlagzahl erhöht», wie sich Hütter ausdrückt. Doch seine Spieler halten dagegen, als gäbe es kein Morgen. Rode kann sich am Ende kaum mehr auf den Beinen halten. Krampferscheinungen. Er ist damit nicht allein. Hütter spricht von einem «Achtungserfolg». Er kündigt seinem Dogma entsprechend an, dass «wir voller Mut nach London reisen werden». Dort wird der im Hinspiel gesperrte Ante Rebic dabei sein. Während Chelsea Hazard auf die Ersatzbank beordert, sehnt sich Frankfurt nach Rebic. Andere Realitäten.

Angetrieben werden Hütter und seine Spieler von einem Publikum, das die Europacup-Reise über Rom, Limassol, Marseille, Donezk, Mailand, Lissabon und London für Inszenierungen nutzt, die seltenes Ausmass haben und von unbändigem Hunger zeugen. Über 15 000 Supporter sollen vor ein paar Wochen im Mailänder San Siro gewesen sein, in der nächsten Runde wurden auch Teile von Lissabon in Beschlag genommen. Jetzt gibt’s vor dem Rückspiel gegen Chelsea das Problem des begrenzten Ticket-Kontingents. Sorgen auf hohem Niveau.

«Bastarde», «Hooligans»

Vor dem Match gegen Chelsea liegen auf den Sitzplätzen im Stadion Fahnen bereit. Vereinsfarben, schwarze hier, weisse dort. Dazu gibt’s eine schriftliche Anleitung, auf welches Kommando wann geschwenkt wird. Die Choreografie soll der «Frankfurter Wahnsinn gegen ganz Fussball-Europa» sein, wie es heisst. Die Inszenierung klappt vorzüglich, über die ganze Höhe und Breite der Fankurve wird zum Fahnenmeer eine kunstvolle Choreografie ausgerollt. Da müssen potente Geldgeber mit im Spiel sein. Irritierend ist, dass darauf in grossen Buchstaben unter anderem zu lesen ist, dass im Deutschen Fussball-Bund (DFB) «Bastarde» zugegen seien und dass «Eintracht Frankfurt Hooligans» ebenso die Ehre erwiesen wird wie der «Gruppe Stadionverbot». Was für ein Cocktail.

Der Frankfurter Anhang ist aus Sicht der Uefa nur auf Bewährung unterwegs. Im San Siro war Pyro-Material gezündet worden, wovon ein anderer Sektor nicht verschont blieb. Doch die Frankfurter kamen als Wiederholungstäter mit einer verhältnismässig geringen (Geld-)Strafe und mit der Verlängerung der Bewährung auf drei Jahre davon. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» hat den abenteuerlichen Gedanken geäussert, dass die Uefa Gnade walten lasse, weil Eintracht Frankfurt bester Werbeträger für die Europa League sei.

Nach dem Heimspiel gegen Benfica wurde es brenzlig, als der harte Kern der Fans mit nacktem Oberkörper nach vorne drängte, das Spielfeld zu betreten drohte, aber hinter der kippenden Reklamebande stoppte. Es ist nicht einfach, den Deckel auf dem Dampfkochtopf zu halten. Der erste Titelgewinn in Bern seit 32 Jahren war schön für Adi Hütter und die Szenerie im Stade de Suisse eindrücklich. Nur ein Jahr später wiederholt sich in einem gewissen Sinn alles, wundersam, ultraschnell, fast ohne Angewöhnung. Einfach in der grossen Schüssel.

Einmal fiel Hütter dabei aus dem Rahmen. Als er im Heimspiel gegen Inter Mailand erzürnt gegen eine Getränkeflasche trat, sperrte ihn die Uefa. Das hatte den Effekt, dass vorübergehend der Assistent Christian Peintinger, den Hütter von Bern nach Frankfurt mitgenommen hatte, in den Brennpunkt rückte. 1:0-Sieg in Mailand. Das Frankfurter Märchen lässt nichts aus.


Geisterspieler auf Zypern

bir. · Der Erfolg von Eintracht Frankfurt ist vom Balkan geprägt. Dazu gehören der Sportvorstand und ehemalige deutsche Internationale Fredi Bobic sowie Spieler wie Ante Rebic, Luka Jovic, Filip Kostic und Mijat Gacinovic. Vor allem im Fall des 21-jährigen serbischen Stürmers Jovic ist mit einem grossen Transfer zu rechnen. Jovic kam 2017 leihweise von Benfica Lissabon nach Frankfurt. Diesen Frühling zogen die Deutschen für 7 Millionen Euro die Kaufoption.

Die Namen Jovic und Gacinovic tauchen in den Football-Leaks-Papieren auf. Es sind verworrene Transfergeschichten, die vordergründig keinen Sinn ergeben und denen der Verdacht verschleierter Transaktionen anhaftet. Jovic kam 2016 von Roter Stern Belgrad zu Benfica Lissabon. Aber nicht direkt, sondern über Apollon Limassol. Die Zyprioten zwackten zwei Drittel der ungefähr 6 Millionen Euro ab, der Rest ging nach Belgrad. Das wäre ein normaler Deal, wenn nicht das Problem bestünde, dass Jovic nie für Limassol gespielt hat. Es ist nicht einmal klar, ob er jemals dort war. Die Frage ist, wem wie viel zusteht, sollte Jovic wie erwartet verkauft werden.

Der Serbe Gacinovic war für nur zehn Tage bei Limassol unter Vertrag, ehe er 2015 nach Frankfurt kam. Gacinovic ist ein schmächtiger, unscheinbarer Spieler, mit leiser Stimme und kahlgeschorenem Kopf. Er hat nach dem Transfer nach Deutschland bestätigt, nie bei Apollon Limassol gewesen zu sein, will damit aber «nichts mehr zu tun haben». Alle Eintracht-Spieler mit Balkan-Hintergrund sind bei der gleichen Agentur unter Vertrag. Wie übrigens auch der Schweizer Haris Seferovic, der 2017 den Weg von Frankfurt zu Benfica ging – ohne Geisterstopp auf Zypern.

Obskure Transfers mit Zwischenstationen und sprunghafter Erhöhung der Transfersumme sind nicht neu. Als Canal Plus nach 2000 Paris St-Germain und den Servette FC führte, dienten die Genfer als Relaisstation für Transfers zwischen Paris und Marseille. Es gibt eine Episode eines plötzlich teuer gewordenen Fussballers, der von Marseille via Genf nach Paris verkauft wurde. Allerdings: Von Genf sah er nur den Flughafen.


https://www.nzz.ch/sport/eintracht-fran ... ld.1479324

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Eintracht-Trainer vor dem Halbfinal

Rückspiel Hütter - mit Herz und Hirn

Als Adi Hütter im Sommer 2018 voller Ehrfurcht die Bundesliga-Bühne betrat, wirkte der Fußball-Lehrer aus Österreich fast wie ein staunendes Kind. Inzwischen hat er sich als Trainer der Frankfurter Eintracht etabliert. Auch weil er seine Mannschaft mit Fingerspitzengefühl führt.

Bei seiner ersten Pressekonferenz schwärmte Adi Hütter vom Anflug auf Frankfurt, den Blick auf das Stadion und das Abenteuer Bundesliga. Die Vorfreude des Coaches war beinahe greifbar.

Ein Dreivierteljahr später staunt eben jene Bundesliga über den Trainer von Eintracht Frankfurt, unter dessen Führung die Hessen sogar international für Furore sorgen. "Das macht mich wahnsinnig stolz, weil man uns das auch nicht zugetraut hat. Ich muss mich manchmal selbst ein bisschen zwicken, weil es außergewöhnlich ist, was wir in diesem Jahr geleistet haben", sagt Hütter über den Höhenflug.

Lob und Quantensprung

Und auch in der Bundesliga ist zwei Spieltage vor Saisonende trotz der jüngsten 1:6-Pleite in Leverkusen der erstmalige Einzug in die Champions League noch immer möglich. In der Europa League kann das Team am Donnerstag gegen Chelsea ins Finale einziehen. "Adi Hütter hat einen ganz großen Anteil daran - auch wenn er das manchmal etwas wegtut. Er hat mit seinem Willen den Fußball der Eintracht und die Mannschaft geprägt", lobt Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner die erfolgreiche Arbeit des 49-Jährigen.

„Ich vermittle die Haltung, an etwas zu glauben.“
Zitat von Adi Hütter


Unabhängig vom Ausgang kann der Verein die Spielzeit schon jetzt als vollen Erfolg und Quantensprung in der sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklung verbuchen. Das erfreut nicht nur die Vereinsbosse, sondern auch die euphorischen Fans, die den Trainer regelmäßig feiern. "Das zeigt die Anerkennung für das, was hier geleistet wurde", sagt Hütter.

Mit Ruhe und ohne Aktionismus

Dabei schien es anfangs, als sollten die Spuren von Niko Kovac für Hütter zu groß sein. Im ersten Pflichtspiel setzte es im Supercup ausgerechnet bei der Rückkehr seines Vorgängers eine 0:5-Klatsche gegen die Bayern, im DFB-Pokal scheiterte der Cupverteidiger schon in Runde eins beim Viertligisten SSV Ulm und auch in der Bundesliga legte die Eintracht mit nur einem Sieg aus den ersten fünf Spielen einen Fehlstart hin.

Doch Hütter, der in der Vorsaison die Young Boys Bern in der Schweiz nach 32 Jahren wieder zum Meistertitel geführt hatte, ließ sich davon nicht entmutigen. Konsequent verfolgte er seine Philosophie, mutigen und attraktiven Offensivfußball spielen zu lassen. "Er hatte es am Anfang schwer. Wie er das gelöst hat, mit Ruhe und ohne Aktionismus, das hat er schon gut gemacht", lobt Hübner.

Hütters Haltung

Geholfen haben Hütter dabei die Erfahrungen, die er vor seinem mittlerweile viel bestaunten Engagement in Frankfurt in Österreich und der Schweiz sammelte. In fast 400 Pflichtspielen in 13 Trainerjahren holte er sich das nötige Rüstzeug, um im Haifischbecken Bundesliga zu bestehen. Sein Erfolgsgeheimnis beschrieb Hütter, der wie sein Co-Trainer Christian Peintinger in einem Mietshaus im Frankfurter Stadtteil Höchst wohnt, unlängst in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" in einem Satz: "Ich vermittle die Haltung, an etwas zu glauben."

Der frühere Mittelfeldspieler, der 14 Länderspiele für sein Heimatland bestritt und mit Salzburg dreimal Meister wurde, steht für seine Überzeugungen. Dadurch ist es ihm gelungen, seine Spielideen in die Köpfe der Akteure zu bekommen. "Er hat einen guten Zugang zur Mannschaft, findet die richtigen Worte", würdigt Sportvorstand Fredi Bobic die Arbeit des Trainers. Das soll auch am Donnerstag in London an der Stamford Bridge klappen, um nach dem 1:1 im Hinspiel das Ticket für das Europa-League-Endspiel in Baku zu lösen.


https://www.hessenschau.de/sport/fussba ... r-116.html

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Das Wiedersehen der YB-Meistertrainer

Adi Hütter war für YB ein Erlöser, mit Gerardo Seoane hielt der Erfolg an. Die zwei Meistertrainer reden vor dem Saisonstart über Tücken der Branche und den unglaublichen Wandel bei YB.

Sie sind die zwei einzigen YB-Meistertrainer der letzten 33 Jahre. Was sagt Ihnen das?
Adi Hütter: Dass Gerry da Druck hat, eine echte Serie weiterzuführen. (lacht) Nein, zuerst einmal war es enorm schön, dass die lange Zeit des Wartens ein Ende hatte. Und jetzt ist es noch schöner, dass das Ganze weiterläuft, dass man die Herrschaft des FC Basel zu durchbrechen vermochte.
Gerardo Seoane: Eine Titelserie ist immer nur möglich, wenn Leute gut zusammenarbeiten, und das sehr akribisch über längere Zeit. Das war bei YB in den letzten Jahren der Fall.

Als Sie, Adi Hütter, nach Bern kamen, war diese Vorherrschaft von Basel noch sehr ausgeprägt. Hätten Sie jemals für möglich gehalten, was bis heute passiert ist?
Hütter: Da muss ich ehrlich sein: nein. Mein Ziel war damals, dass wir einen Titel gewinnen. Die Historie zeigte: Das wird nicht einfach. Und ich traf auf eine Mentalität, die uns blockierte. Man dachte zum Beispiel, es muss unbedingt im Cup passieren. Niemand hielt es für möglich, die vom FCB gepachtete Meisterschaft zu gewinnen.

Und dann?
Hütter: Dann ist es uns allen gelungen, an den richtigen Schrauben zu drehen. Junge, hungrige Spieler zu verpflichten. Dem Verein ein klares Gesicht zu geben. Das alles hat dazu geführt, dass ich immer gerne auf YB schauen werde. Der Club liegt mir am Herzen.

Und wie umgingen Sie, Gerardo Seoane, die Gefahr, nur zum Verwalter dieses Vermächtnisses zu werden?
Seoane: Der Vorteil für mich war: Viele Leute vom Staff blieben bei YB. Und ich hatte einen wertvollen Austausch mit Adi. Ich habe schnell gemerkt: Unsere Spielidee, unsere Trainingsmethodik geht in dieselbe Richtung. Ich kann diesen Weg weitergehen, ohne mich zu verstellen.

Sie haben sich damals ja zu einem Mittagessen getroffen. Nicht unbedingt die branchenübliche Übergabe bei einem Trainerwechsel.
Hütter: Albi (Albert Staudenmann, YB-Kommunikationschef/die Red.) hat gemerkt, dass wir ähnlich ticken, und führte uns zusammen. Ich fand es damals mutig, aber auch richtig, erhielt Gerry diese Chance bei YB.

Und worüber haben Sie geredet?
Hütter: Das Gespräch drehte sich vor allem um einzelne Spieler, wie ich sie anzupacken pflegte. Und um die Auffassung, wie wir Fussball spielen wollen, wobei wir schnell gemerkt haben, dass die sehr ähnlich ist. Solche Gespräche sind hilfreich, ich habe meinen Frankfurt-Vorgänger Niko Kovac letzten Sommer auch getroffen.

Wie haben Sie YB nach Ihrem Wechsel zunächst verfolgt, als vielleicht noch am meisten Hütter drinsteckte?
Hütter: Wenn ich Zeit gefunden habe, habe ich genau hingeschaut, das war sehr interessant. Ich wusste ja, wie Gerry das ungefähr angehen würde. Er nahm zum Beispiel in Führung liegend oft einen Stürmer vom Feld, verstärkte das Zentrum. Solche Dinge fallen dir dann sofort auf. Er hat geschickt nur Details verändert, aber sukzessive seine Dinge mit eingebaut. Das ist intelligent.

Was tut man denn als Trainer lieber: von Grund auf neu gestalten oder etwas weiterführen?
Seoane: Das kommt sehr darauf an. Bei YB übernahm ich eine Mannschaft, mit deren Spielidee ich mich sofort identifizieren konnte. Da war klar: Ich führe das weiter, ergänze es. In Luzern machte ich bei meinem Amtsantritt einen kompletten Schnitt, die Ausgangslage war anders.

Wie Sie in Frankfurt, Adi Hütter?
Hütter: Zu Teilen, ja. Ich habe eine defensiv sehr solide, auf Konter ausgerichtete Mannschaft übernommen und habe versucht, das Ganze etwas offensiver zu gestalten, höher zu verteidigen. Das war ein grösserer Einschnitt. Aber: Wir Trainer sind gefordert, mutig zu sein. Wer Ideen hat, soll diese auch umsetzen. Ich habe das auch gemacht, weil ich mich sonst nicht mehr authentisch gefühlt hätte.
Seoane: Ich finde, es kommt sehr darauf an, was für Spieler du in welcher Liga zur Verfügung hast. Oft musst du dein Konzept den Bedingungen anpassen, das ist auch eine Aufgabe des Trainers. Aber du musst dich wohlfühlen.
Hütter: Das stimmt. Ich habe bei uns, wenn wir mit Dreierkette gespielt haben, alles um Makoto Hasebe herum aufgebaut, einen sehr spielintelligenten Fussballer.

Und Sie, Gerardo Seoane, haben dann die Spiele von Frankfurt anders verfolgt, da Sie über die Ideen des Trainers so genau Bescheid wussten?
Seoane: Ich habe die Eintracht intensiver verfolgt als andere Teams in der Bundesliga. Ich finde, es war ein Wandel, ein Fortschritt spürbar. Die Prinzipien waren sichtbar, ich mag mich an das Spiel in der Europa League bei Inter erinnern, bei dem Frankfurt dominant, offensiv sehr prägend war. Das sind Prinzipien, die wir bei YB auch verfolgen.

Wie erging es Ihnen, wenn YB in der Champions League gespielt hat, Adi Hütter?
Hütter: Ich weiss noch gut, wie Peinti (Christian Peintinger, Assistent/die Red.) und ich in Frankfurt damals noch im Hotel wohnten, wie ein altes Ehepaar auf dem Bett lagen, weil da der einzige Fernseher war, und das Rückspiel von YB gegen Zagreb in der Qualifikation schauten. Wir haben uns gefreut, als wären wir noch dabei. Dann die grossen Spiele, Juventus, Manchester, die habe ich mir genau angeschaut. Aber nicht nur international, wir haben immer geschaut, wie YB gespielt hat, es liess uns nie kalt.

Es gibt Kritiker, auch Stänkerer. Bei Ihnen, Gerardo Seoane, könnten die sagen, dass Sie einfach eine intakte Mannschaft übernommen und nur verwaltet hätten. Was entgegnen Sie denen?
Seoane: Nichts. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit, es steht jetzt ein Umbruch an bei uns. Als Trainer muss ich auch nicht wissen, was alles geschrieben und gesagt wird, da greife ich bei Bedarf gerne auf unsere Kommunikationsleute zurück.

Und was entgegnen Sie, Adi Hütter, Kritikern, die sagen: Die Champions League muss doch drinliegen mit dieser Ausgangslage im letzten Saisonviertel?
Hütter: Mit solchen Voten befasse ich mich nicht. Es war nicht unser Ziel, die Champions League zu erreichen. Nach dem Saisonstart galt Frankfurt als Abstiegskandidat, es hiess, ich sei der erste Kandidat für einen Rauswurf. Und am Ende der Saison werde ich dann zum Trainer des Jahres gewählt.

Was sagt Ihnen das?
Hütter: Die Schnelllebigkeit im Geschäft ist enorm, es gibt so viele Trainer, hintenrum wird über deren Berater Druck aufgebaut. Das Wichtigste ist deshalb, dass im Verein Ruhe, Geduld und Vertrauen vorhanden sind – wie in Frankfurt und bei YB.

Sie wurden einmal entlassen und Sie, Gerardo Seoane, noch gar nie. Was schliessen Sie daraus?
Seoane: Dass im Nachwuchs keine Trainer entlassen werden. (beide lachen) Ich bin jünger als Adi, das ist der Unterschied. Wenn man wie er zehn Jahre im Profifussball tätig ist und nur einmal entlassen wurde, dann ist das ein grosses Qualitätsmerkmal.
Hütter: Dass du im ersten halben Jahr in Luzern nicht entlassen werden würdest, war mir klar. Wobei, auch solche Fälle hat es schon gegeben. Aber die Übernahme bei YB war nicht einfach. Wie du das gemacht hast, war überragend.
Seoane: Ein Trainer darf nicht über Entlassungen nachdenken.
Hütter: Es ist ein Teil des Jobs.
Seoane: Er muss seine Gedanken darauf fokussieren, was er verändern kann. Etwa, wo er nach einer Niederlage die Hebel ansetzen kann.

Eine ganze Saison zu planen hat etwas Widersprüchliches: Der Fussball wird immer mehr zum Wochen-, ja Tagesgeschäft – mit euch Trainern als schwächstem Glied in der Führungskette.
Hütter: Wer so denkt, ist als Trainer fehl am Platz. Man ist eine Führungsperson, muss vorangehen, Souveränität ausstrahlen – auch wenn es nicht wie gewünscht läuft. Die einzige Chance, die wir als Trainer haben, ist, Erfolg zu haben.
Seoane: Die Wahl des Arbeitgebers ist der erste Schritt, einer möglichen Entlassung entgegenzuwirken. Adi konnte in Frankfurt vorgängig prüfen, ob der Club, die Verantwortlichen und die Stadt zu ihm passen.

Ruhe und Geduld sind auch bei YB vorhanden.
Seoane: Deshalb zögerte ich nicht, als ich vor einem Jahr das Angebot erhalten hatte. Ich merkte beim ersten Gespräch, dass mir enorm viel Fussballkompetenz gegenüber sitzt ...
Hütter: ... das war bei mir erst noch anders. Zu Beginn meiner Zeit ging es bei YB wild zu und her. Es war nicht einfach, als Trainer und Mannschaft den Fokus zu bewahren.

Waren Sie damals überrascht, wie sich der Club präsentierte?
Hütter: Natürlich informiert man sich vorgängig. Ich wusste: YB kann ein unruhiger Verein sein. Es ist ja auch ein grosser Verein, gemeinsam mit Basel jener mit dem meisten Potenzial. Aber jetzt ist einfach Ruhe da: Mit Christoph Spycher hat YB einen hervorragenden Sportchef, dazu Fachkräfte im Hintergrund wie Chefscout Stéphane Chapuisat, der abgeklärt ist und ein gutes Auge hat. Wie sich der Verein zu meiner Anfangszeit präsentierte und jetzt, dieser Unterschied ist gewaltig.

Sie, Gerardo Seoane, generierten im Frühjahr Interesse aus der Bundesliga. Waren diese Verhältnisse ausschlaggebend für Ihren Verbleib?
Seoane: Ja. Sowohl beim Entscheid, Trainer bei YB werden zu wollen, wie auch jetzt beim Entscheid, in Bern zu bleiben. Ich stellte mir folgende Fragen: Kann ich mich in diesem Umfeld weiterentwickeln? Kann ich von den Strukturen profitieren? Den Job ungestört machen und das tun, was ich am liebsten tue: zu coachen? Ausschlaggebend war auch, dass ich erst seit eineinhalb Jahren auf höchster Stufe Trainer bin. Die Karriere von Adi ist vorbildlich für uns jungen Trainer. Er hatte in Österreich Erfolg, in der Schweiz, war schon zehn Jahre im Geschäft, als er den Schritt in die Bundesliga wagte.

Wann kommt es zum Wiedersehen in der Bundesliga?
Hütter: Das müssen Sie nicht mich fragen.
Seoane: Mich auch nicht. (lacht)

Sie, Adi Hütter, sagten zu Ihrer Zeit in Bern jeweils, die Bundesliga sei ein Fernziel. Gilt das für Sie auch, Gerardo Seoane?
Seoane: Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das nicht so explizit sagen.

Und wann kommt die Zeit?
Hütter: Jeder Trainer muss das selber entscheiden. Als ich nach Deutschland wechselte, hatte ich in über 400 Pflichtspielen gecoacht. Fehler, die ich zu Beginn meiner Karriere machte, mache ich heute nicht mehr. Gerry ging einen anderen Weg, er konnte im Nachwuchs viel ausprobieren, übernahm Luzern, machte dann den Schritt zu YB, einem grossen Verein in der Schweiz. Es wird interessant zu verfolgen sein, wie er sich verhält, wenn er mal nicht so oft gewinnt. Diese Erfahrung wird er auch machen müssen, Krisenmanagement ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Aber für mich ist klar: Gerry hat das Potenzial, ein ganz grosser Trainer zu werden.

Sie verloren mit Frankfurt am Uhrencup 1:5 gegen YB. Waren Sie überrascht, wie gut das Spiel der Young Boys nach grösserem Umbruch bereits wieder funktionierte?
Hütter: Ich habe einmal mehr viele Dinge gesehen, die mir imponieren. YB hat eine deutliche Struktur im Spiel, klare Vorstellungen bei der Auswahl von Spielern. Sie müssen dynamisch sein, schnell, aggressiv. Wir hatten in allen Belangen das Nachsehen – auch wenn es uns natürlich noch an der Spritzigkeit fehlte. YB stellt erneut eine sehr spannende Mannschaft.


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/13487082

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