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 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Dienstag 15. August 2017, 01:41 
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15.08.2017

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«Wir lassen uns nicht alles bieten»

Sportchef Christoph Spycher sieht YB gegen ZSKA Moskau als Aussenseiter im Champions-League-Playoff – und sagt, warum ihn Yoric Ravet mit seinem Wechselwunsch verärgert hat.

Ist der ZSKA Moskau für YB die niedrigste aller möglichen Hürden auf dem Weg in die Champions League?
Schon vor der Auslosung war uns bewusst: Wir werden in diesem Playoff der Aussenseiter sein, egal wie der Gegner heisst. Aber klar ist ebenso: Die Erfolgsaussichten sind gegen ZSKA besser als gegen Liverpool. Andererseits hätte es allein wegen der Ausstrahlung des Gegners und der Aussicht auf einen besonderen Abend einen enormen Reiz gehabt, gegen Liverpool zu spielen.

YB hat noch nie eine Champions-League-Qualifikation überstanden. Nach diesem Los drängt sich die Frage auf: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Ich hörte schon Leute, die sagten: Jetzt kann kommen, wer will, das packen wir . . . Man sollte realistisch bleiben. Ich mahne zur Vorsicht und warne vor falschen Erwartungen. ZSKA Moskau war in den letzten zehn Jahren siebenmal in der Gruppenphase dabei, in den vergangenen vier Jahren ohne Unterbruch. ­Allein in der Defensive gibt es mehrere, die über 100 Länderspiele für Russland bestritten haben. Das ist keine No-Name-­Auswahl. Wir haben eine Chance, ja, aber nur dann, wenn wir zweimal unser Topniveau erreichen.

«Wir sehen uns noch nicht in der Champions League und auch nicht als baldigen Meister.»

Haben Sie trotzdem schon davon geträumt, was Sie mit über 20 Millionen Franken Einnahmen anfangen würden?
Ich habe keine Zeit zum Träumen. (lacht) Das kann ich immer noch, wenn es so weit ist. Ich gehe davon aus, dass wie in der Runde zuvor gegen Dynamo Kiew Details den Unterschied machen werden. In der Ukraine zeigen wir taktisch bis zur Pause eine sehr gute Leistung, liegen aber 0:2 zurück. In der zweiten Hälfte kommen wir mit Glück um ein weiteres Gegentor herum, treffen kurz vor Schluss selber, stellen uns naiv an und erhalten das 1:3. In Bern ­liefern wir ein tolles Spiel ab, aber am Ende braucht es doch einen Fehler des Goalies, um das entscheidende 2:0 zu erzielen. Es muss alles passen.

YB eliminierte vor einem Jahr Schachtar Donezk, nun Dynamo Kiew. Ordnen Sie ZSKA Moskau einer ähnlichen Stärkeklasse zu?
Es gibt schon Unterschiede. Schachtar pflegt mit seinen Südamerikanern einen eigenen, technisch geprägten Stil. ZSKA ist vergleichbar mit Dynamo Kiew: ­körperlich extrem robust und dank der vielen Nationalspieler sehr erfahren.

YB startete stark in die Saison, schlug Basel, bezwang Kiew – und verlor im Hoch gegen Thun gleich 0:4. Typisch YB, oder?
Uns war klar: Der Tag, an dem etwas passiert, das nicht passieren sollte, wird einmal kommen . . .

. . . aber gleich so früh und gleich so heftig . . .
. . . ja, natürlich, ein 0:4 schmerzt, kann aber auch eine positive Wirkung haben. Es führt vor Augen, was herauskommen kann, wenn wir nicht an unsere Leistungsgrenze gehen. Die Niederlage ist in der Phase, in der wir rund um den Club grosse Euphorie wahrnehmen, zweifellos ein Dämpfer. Wobei ich auch sagen muss: Die Stimmung intern und die extern, das sind zwei verschiedene Dinge. Bei YB herrscht ein sehr sachliches Denken. Wir sehen uns noch nicht in der Champions League und auch nicht als baldigen Schweizer Meister.

Wieso nicht?
Wenn wir die Einnahmen aus den Transfers von Denis Zakaria (12 Millionen Euro von Mönchengladbach, die Red.) und Yvon Mvogo (5 Millionen von ­Leipzig) reinvestieren könnten, gäbe es gute Argumente zu sagen: Die Rolle als Herausforderer des FC Basel gehört YB. Aber die Situation ist eine andere. Wir müssen einen enormen Spagat hinbekommen: sparen und gleichzeitig erfolgreich sein. Schön ist: Die Leute sehen, dass wir uns darum bemühen, unsere formulierten Vorhaben auch umzusetzen und das Optimum aus unseren ­Möglichkeiten herauszuholen. Darum sind sie grundsätzlich positiv gestimmt. Und dass Fans euphorisch auf Siege ­reagieren, ist normal.

Ein Gerücht hält sich hartnäckig: Intern ist ein Titelgewinn zum Ziel erklärt worden.
Jeder darf erzählen, was er will. Wobei ich sage: Vielleicht würden sich die, die solche Gerüchte streuen, lieber um die eigenen Angelegenheiten kümmern.

Sie haben die Euphorie erwähnt. Kann wirklich davon die Rede sein, wenn gegen Lausanne nur etwas mehr als 17 000 Zuschauer ins ­Stadion kommen und im Derby gegen Thun gar weniger als 17 000?
Der Kampf um Zuschauer wird zunehmend schwieriger. Das Interesse verlagert sich immer mehr zu den absoluten Topclubs in Europa und zu den populärsten Spielern. Als ich früher ins Wankdorf ging, war YB für mich das Grösste, und meine Idole hiessen Prytz, Holmqvist, Limpar, Bohinen. Und heute? ­Tragen die Jungen eher Trikots von Real, Barcelona, Chelsea, Juventus oder ­Bayern. Entsprechend wählen sie ihre Vorbilder: Neymar, Messi, Ronaldo, diese Kategorie.

Sie sind zwar erst seit elf Monaten im Amt, haben aber schon viel Lob erhalten. Wie lebt es sich als ­Hoffnungsträger in Bern?
Ich kann das alles einschätzen. Wir leben in einer Zeit der Übertreibungen, im positiven wie im negativen Sinn. Heute mache ich einen Traumjob – und nach zwei weniger guten Spielen werden ­Fragen gestellt. Ich kann relativieren, was geschrieben und gesagt wird.

Sind Sie heute ein zufriedener Sportchef?
Ja.

Aber es gibt doch eine Personalie, die Sie ärgert: Yoric Ravet drängt auf den Transfer zum SC Freiburg . . .
. . . ja . . .

. . . und in Ihnen brodelt es deshalb.
Es gibt Dinge, die ich in diesem Fall nicht nachvollziehen kann.

Konkret?
Ich verstehe weder die Gedanken noch das Verhalten des Spielers und auch den Zeitpunkt nicht. Ich erwarte ein hohes Mass an Professionalität, Loyalität und Respekt – nicht nur dem Verein, sondern auch dem Team gegenüber. Nach diesem Start in die Saison frage ich mich: An welche Möglichkeiten glaube ich als Spieler? Der SC Freiburg in Ehren, aber YB bietet Ravet eine riesige Chance.

Ist der Verkauf kein Thema mehr?
Bis Ende August ist er keines mehr.

Und dann?
Wir werden sehen, wie es weitergeht. Wenn das Timing und der Preis nicht stimmen, sagen wir Nein. Wechsel wird es immer geben und muss es immer geben, das ist logisch. Aber dann sollen sie durchgezogen werden wie bei Mvogo und Zakaria: seriös, durchdacht, über Monate geplant. Falls die Spieler wechseln, sollen sie dies gut vorbereitet und aus einer Position der Stärke tun. Was aber auch ganz klar ist: Wir wollen kein Transferunternehmen sein, das nebenbei noch Fussball spielt.

Macht es Sinn, dass der Club die Freigabe verweigert und ein miss­gelaunter Spieler zurückbleibt?
Wenn wir zum Schluss kommen, dass es für uns die beste Lösung ist, machen wir das. Jeder Spieler muss sich im Klaren darüber sein, wer sein Arbeitgeber ist, dass er den Lohn jeden Monat pünktlich auf seinem Konto hat. Es gibt immer mehr Vereine, die ihren Spielern signalisieren: So gehts nicht. Und das ist auch unser Standpunkt. Wir lassen uns nicht alles bieten. Im Fall von Ravet heisst das: Wir haben ihm klargemacht, dass er sich entweder korrekt verhält – oder wir ­lassen gar nicht mehr mit uns diskutieren. Der Spieler ist in der Bringschuld. Ich glaube, er hat die Botschaft verstanden (Ravet steht heute im Aufgebot).

Ist diese kleine Episode um Ravet ein Auswuchs der heutigen Zeit?
Das Transfergeschäft nimmt immer mehr Dynamik an, grosse Summen kommen ins Spiel, es gibt eine bemerkenswerte Hektik und viele Leute, die Einfluss nehmen, nicht nur im Sinn des Spielers und des Vereins. Das skurrilste Beispiel ist die Geschichte mit den 222 Millionen Euro für Neymar, nur noch lachhaft. Allerdings befürchte ich, dass das Ende noch nicht erreicht ist. Und wenn ich nun sehe, wie beispielsweise in der Bundesliga von einigen Vereinen die Vorbereitung geplant wird, mache ich mir schon meine Gedanken.

Was meinen Sie konkret?
Es geht nicht mehr primär um sportliche Interessen, sondern darum, in fremden Märkten die wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen, Marketingstrategien in Asien oder Amerika. Topteams traten ­irgendwo auf der Welt gegeneinander an – und warum? Um möglichst viel Geld zu generieren.

Kehren wir auf den Planeten YB zurück. Was empfehlen Sie Tippern, die Geld auf die Partie YB - ZSKA Moskau setzen wollen?
Ich wette zwar nie, würde aber immer auf uns setzen. Nur schon aus Leidenschaft für YB.



Der 5. Anlauf der Young Boys

YB unternahm bislang vier Anläufe Richtung Champions League – und scheiterte viermal. Eines ist den Bernern nach dem Erfolg gegen Kiew in dieser Saison gewiss: die Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase. Die bisherigen Champions-League-Qualifikationen:

2004/05
YB - Roter Stern Belgrad (Hardturm) 2:2 Roter Stern Belgrad - YB 3:0

2010/11
YB - Fenerbahce 2:2 Fenerbahce - YB 0:1

YB - Tottenham (Playoff) 3:2 Tottenham - YB 4:0

2015/16
YB - Monaco 1:3 Monaco - YB 4:0

2016/17
Schachtar Donezk - YB 2:0 YB - Schachtar Donezk 2:0, 4:2 n. P. YB - Mönchengladbach (Playoff)1:3 Mönchengladbach - YB 6:1

2017/18
Dynamo Kiew - YB 3:1 YB - Dynamo Kiew 2:0


https://www.derbund.ch/sport/fussball/W ... y/26027767

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 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Mittwoch 23. August 2017, 15:16 
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Sterne und Berge

Am Mittwoch greift YB in Moskau nach den Champions-League-Sternen. Das ist auch das Verdienst des früheren Sternenberg-Juniors Christoph Spycher. Eine Annäherung an den Sportchef.

Es war nie geplant, dass er Sportchef sein würde. Es ist logisch, ist er Sportchef.

Im Fussball steigen allerlei dubiose Figuren zum technischen Leiter eines Klubs auf. Aber wenn man einen Sportchef designen müsste, könnte man einfach Christoph Spycher nehmen. Intelligent und sozial kompetent, bestens vernetzt und umgänglich, erfahren und ruhig. Und doch dachte der Familienmensch und Vater zweier Buben in all den Jahren als Nationalspieler nie ­daran, noch einmal eine derart prägende Rolle im Fussball übernehmen zu wollen. «Ich möchte später nicht mehr so viel unterwegs sein», sagte Spycher mal.

Am Mittwochabend sitzt der 39-Jährige in Moskau auf der Tribüne des WEB-Stadions, wenn YB den wohl grössten Erfolg der Vereinsgeschichte realisieren kann. Er ist die wichtigste Person im rasanten Aufstieg der Young Boys seit September, als der Klub mal wieder in Trümmern lag. Die Berner Zeitung schrieb nach dem Rauswurf von Sportchef Fredy Bickel und den Querelen im Verwaltungsrat um den wirren Urs Siegenthaler: «Es braucht eine Berner Lösung mit Spycher als Hauptfigur.»

Schritt für Schritt

Im Nachhinein erscheint es logisch, stieg Hoffnungsträger Spycher vor elf Monaten vom Talentmanager zum mächtigsten Entscheidungsträger auf. Wer sonst? Hätte der einstige Sternenberg-Junior abgesagt, es wäre für YB sehr, sehr schwierig geworden, in vernünftiger Zeit wieder Glaubwürdigkeit, Ruhe, Kompetenz auszustrahlen.

Spycher überlegte, beriet sich intensiv mit seinen Vertrauten, nutzte seine starke Position und erklärte, direkt dem Verwaltungsrat und nicht dem CEO unterstellt sein zu wollen. Dann sagte er zu. Und machte sich an den riesigen Berg Arbeit. Er tat das, wie er gespielt hatte: fleissig und zielstrebig, teamorientiert und smart. Und wie ein Bergsteiger: Schritt für Schritt. Der Umbau ist längst nicht beendet.

Schon heute ist YB kaum wiederzuerkennen. Das Kader ist günstiger, jünger, entwicklungsfähiger, das Klima im Stade de Suisse fröhlicher, offener, besser, die Perspektiven des Betriebs in sportlicher und wirtschaftlicher Hinsicht erfreulich. «‹Wuschu› gibt allen das Gefühl, wertvoll zu sein», sagt einer, der lange bei YB ist. «Er hat für eine Aufbruchstimmung gesorgt und viele gute Entscheidungen getroffen.»

Er grenzt sich ab

Die Ambiance in einem Fussballbetrieb kann noch so prächtig sein, entscheidend sind die Resultate. Und auch diese passen. Spycher hat kluge Massnahmen gefällt, das teure Team ausgemistet, sich nach anfänglichen Reibereien mit Trainer Adi Hütter zusammengerauft, an den richtigen Hebeln gezogen. YB hat viel Goodwill gewonnen. Gelingt die Champions-League-Teilnahme, müsste man eigentlich eine goldene Christoph-Spycher-Statue vor dem Stade de Suisse aufstellen. Er lächelt gequält über diesen Vorschlag. Spycher mag keine Glorifizierungen. Spricht man mit ihm über seine Tätigkeit, erklärt er oft, es sei streng, aber spannend. «Langweilig wird es mir nicht.»

Christoph Spycher nennen auch mit bald 40 alle nur «Wuschu». Das hat keineswegs mit mangelndem Respekt zu tun. Einer wie er definiert sich nicht über Äusserlichkeiten. Den Spitznamen erhielt er als Bub in Oberscherli, er wird ihn vermutlich auch als Grossvater noch tragen. Es stört ihn nicht. Er ist kein Lautsprecher, grenzt sich ab, ist oft schwierig erreichbar, was Spielerberater wie Journalisten zuweilen ärgert. Andere Sportchefs sind schier rund um die Uhr bereit, Auskunft zu geben. Man kann das professionell nennen. «Wuschu» setzt Prioritäten, und wenn es wirklich wichtig ist, meldet er sich immer.

«Wer über die Gefahren redet, hat nicht erkannt, was für eine gewaltige Chance die Champions League für uns wäre.»
Christoph Spycher


Knackig sind seine Aussagen selten, sondern sachlich und bodenständig, wie es seine Art ist. Geht es aber um die Champions League, setzt sich der Fussballer in Spycher kurz durch gegen den Pragmatiker. Dann sagt er: «Davon träumt jeder. Die Champions League wäre für den Verein und jeden einzelnen Mitarbeiter bei uns eine grosse Sache.» Es würde den finanziell in den letzten Jahren schlingernden Klub auf eine solide Basis stellen, der Wert der Spieler stiege durch die Auftritte in der ­Königsklasse, YB wäre in der Sternenliga der Giganten dabei.

Aufbau nach dem Tiefschlag

Selbstredend spricht Spycher nicht über mögliche Champions-League-Erträge. Die rund 25 Millionen Franken Bruttoeinnahmen, die herumgeboten werden, lässt er unkommentiert stehen, erwähnt die vielen Abzüge, die es zu bedenken gebe, und sagt irgendwann: «Es ist zu früh, um darüber zu reden. Wir wissen noch zu wenig, wie die Einnahmen aussehen würden. Und sowieso: Wir sind ja noch nicht dabei.»

Nach dem Hinspiel gegen ZSKA vor einer Woche war auch Spycher, den man selten missgelaunt erlebt, niedergeschlagen. Ein 1:0 oder 2:0 wäre gerecht gewesen, ein 0:0 ganz okay, doch das Slapstick-Eigentor von Kasim Nuhu zerstörte die ordentliche Ausgangslage. Ausgerechnet Nuhu und Goalie David von Ballmoos, zwei talentierte Akteure, patzten auf bedeutender Bühne.

Vielleicht war das kein Zufall, aber zum Weg, den Spycher mit YB eingeschlagen hat, gibt es keine Option. «Die Jungen lernen in grossen Spielen», sagt der Sportchef. «Selbst wenn das schmerzhaft sein kann.» Er selber habe nach der unglücklichen Niederlage eine Leere verspürt, es sei eine kurze, schwierige Nacht gewesen. «Doch am Mittwoch stand ich auf, fuhr ins Stade de Suisse, wo die Verarbeitungsphase begann.»

Es geht im Fussball immer weiter. Das ist manchmal positiv, manchmal anstrengend, fast immer aber mit Chancen verbunden. Und so hält sich der anständige Spycher auch nicht lange mit den für viele unfassbaren Begleiterscheinungen des verdorbenen Milliardengeschäfts auf. «Klar, es ist zu viel Geld im Spiel. Aber man kann mit harter, vernünftiger Arbeit viel erreichen.»

Den sich abzeichnenden Abgang von Leistungsträger Yoric Ravet von YB zum SC Freiburg versteht Spycher nicht. Abstiegskampf statt Titelträume. Aber auch er zog einst von GC, mit dem er Meister geworden war, zum Mittelfeldklub Frankfurt. Natürlich nicht mitten in der Saison, das fände er ziemlich unmoralisch, aber eben doch auch in die Bundesliga.

Fussball-Bern im Fieber

Spycher hat mit seinen Mitarbeitern wie Chefscout Stéphane Chapuisat längst den Markt sondiert. «Das ist Ende August nicht so einfach», sagt Spycher. YB benötigt personelle Alternativen im strengen Herbst. Egal, ob in der Champions League oder in der Europa League. Eine Teilnahme an der Königsklasse würde die Young Boys durcheinanderwirbeln – und Fussball-Bern auf den Kopf stellen.

Der Fokus auf die Liga, in der Serienmeister Basel angreifbar wirkt, könnte verloren gehen. Als Spycher auf diese Möglichkeit angesprochen wird, blickt er einen ungläubig an. Und sagt: «Wer über die Gefahren redet, hat nicht erkannt, was für eine gewaltige Chance die Champions League für uns wäre.»


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/18350588

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 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Sonntag 24. September 2017, 22:37 
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Spycher: «Das Herz darf keine Rolle spielen»

Seit genau einem Jahr ist Christoph Spycher YB-Sportchef. Der 39-Jährige spricht über seine Arbeit, den Kaderumbau und die Exzesse im Fussball. Sowie über Guillaume Hoarau und Adi Hütter.

Wie fällt Ihre Bilanz nach genau einem Jahr als YB-Sportchef aus?
Christoph Spycher: Es war eine intensive, spannende Zeit. Grundsätzlich glaube ich, dass wir auf einem guten Weg sind. Es gilt die Balance zu halten zwischen kurzfristigen Entscheidungen und langfristiger Planung. Dabei muss man geduldig sein, was nicht immer einfach ist.

Sie traten Ihren Job als grosser Hoffnungsträger an, als YB am Boden lag. Sie hatten sich lange überlegt, das Amt anzutreten.
Es war eine schwierige Zeit. Die wichtigste Grundlage war für mich, dass ich wusste, was für starke Mitarbeiter es hat. Ich bin ja einige Jahre bei YB, zuerst als Spieler, dann als Talentmanager, und das Team im Stade de Suisse ist sensationell. Das hat sich bestätigt, denn in meinem Job ist es elementar, dass ich mich blind verlassen kann. Und dass wir durch dick und dünn gehen.

Sportchefs treten im Fussball häufig wie Generäle auf.
Ich bin ein Fan des Teamgedankens und des konstruktiven Austauschs, die Kompetenzen müssen klar geregelt sein. Ich will zum Beispiel nicht im Alleingang beurteilen, welche Nachwuchsspieler es verdient haben, einen Vertrag zu bekommen. Das können unsere Experten besser. Wenn man seinen Führungsleuten nicht vertraut, geht man in dieser anspruchsvollen Position unter.

Besonders viel Freizeit dürften Sie nicht haben.
Für mich ist es sehr wichtig, mit der Familie zusammen zu sein. Leider eher zu kurz kommt die Zeit, die ich allein habe, für den Sport beispielsweise.

Auf dem Handy seien Sie nicht leicht zu erreichen, hört man, andere Sportchefs stehen fast rund um die Uhr zur Verfügung.
Ich bin nicht die Ansprechperson für alle und jeden. Zudem muss nicht jede Anfrage innerhalb von zwei Minuten beantwortet werden. Geht es um einen Transfer, lege ich mein Handy nicht weg.

Und was überraschte Sie?
Natürlich hatte ich zuvor Einblick in viele Dinge gehabt, aber die Anfangszeit war enorm hektisch, zumal wir mitten in der Saison standen. Ich erklärte in meiner ersten Ansprache auch den Spielern, dass ich eine gewisse Zeit brauchen würde, um mir einen Überblick zu verschaffen.

Haben Sie mit Ihrem Vorgänger Fredy Bickel viel Kontakt?
Wir schreiben uns ab und zu, sahen uns zweimal.

Er hinterliess Ihnen ein sehr ­teures Team.
Ich hatte die Verträge nicht im Detail gekannt. Es war Teil meiner Arbeit, das aufzuarbeiten.

Dabei legten Sie ein hohes Tempo vor, der Kaderumbau ist umfassend, Sie haben die hoch bezahlte Mittelklasse abgegeben, das Team ist günstiger geworden. Wie kompliziert war das?
Gewisse Veränderungen waren gewollt, andere ergaben sich, im Grossen und Ganzen lief das gut, wir sind zufrieden. Aber es gibt kein perfektes Team. Mir ist wichtig, dass alle Spieler, die gingen, keine Probleme mit YB haben. Wir kommunizierten offen und ehrlich. Das Herz darf dabei keine Rolle spielen, es geht immer um die Sache, also um YB.

Wie viel Prozent ist die Lohnsumme tiefer als vor 12 Monaten?
Warten Sie, ich rufe rasch unseren Finanzchef, er bringt die Lohnliste vorbei (schmunzelt). Sie wissen doch bestens, dass wir nicht über Geld sprechen.

Sind 30 Prozent realistisch?
Es gibt keine Angaben zu Verträgen. Klar ist, dass wir einen Sparkurs umzusetzen haben. Das ist ein Spagat zwischen Ambitionen und Wirtschaftlichkeit. Und eine grosse Herausforderung.

Vielleicht andersrum gefragt: Waren Sie erschrocken, als Sie die Verträge der Spieler sahen?
Es ist, wie es ist. Ich akzeptiere die Dinge, die man nicht sofort ändern kann. Dann geht es darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Klar ist: Unser Tun und Handeln wird weiter davon geprägt sein, wirtschaftlich zu arbeiten.

Viele Entscheidungen wirkten sinnvoll. Würden Sie einzig die Vertragsverlängerung mit dem verletzungsanfälligen, 33-jährigen Guillaume Hoarau gleich bis 2020 gern rückgängig machen?
Auf keinen Fall. Er ist zwar jetzt wieder verletzt, aber er wird für uns noch viele Tore erzielen. Er ist eine Figur, ein Leader, ein Klassespieler. Und man muss solche Sachen immer im Kontext ­sehen. In welchem Moment trifft man welche Entscheidung?

Das müssen Sie ausführen.
In erster Linie waren die sportlichen Kriterien ausschlaggebend. Als wir mit Hoarau verlängerten, waren wir nach den Unruhen im Herbst konfrontiert mit der Ausgangslage, dass YB Geld braucht. Wir erhielten lächerlich tiefe ­Angebote für starke Spieler. Also ging es auch darum, ein Zeichen nach innen und aussen zu setzen. Wir betonten stets, es werde bei allem Bestreben, auf junge, entwicklungsfähige Fussballer zu setzen, bei YB auch Platz haben für Topleute wie Hoarau, Steve von Bergen, Sékou Sanogo und Miralem Sulejmani. Mit der Vertragsverlängerung von Hoarau signalisierten wir, dass die Young Boys kein Selbstbedienungsladen und Schnäppchenverein sind. Das ist gelungen. Wir verkauften unsere Talente für jene Summen, die wir uns vorgestellt hatten. Das ist schwierig zu erreichen.

Warum?
Hinter einem Transfer steckt viel Arbeit. Die Fussballwelt wird immer komplizierter und schnell­lebiger, man muss mehr Überzeugungsarbeit leisten, im Scouting herrscht grosse Konkurrenz. Der Markt ist total aufgewühlt.

Wie gefährlich ist diese Entwicklung mit immer krasseren Ablösesummen? Offenbar schadet das dem Fussball nicht, er wird noch grösser und beliebter.
Ich finde es wahnsinnig, was passiert ist. Man muss sich Gedanken machen, wie man diese unglaubliche Wucht, die im Transfermarkt entstanden ist, eindämmen kann. Ein Punkt ist die Dauer des Transferfensters. In der Premier League werden in Zukunft ab Saisonstart keine Wechsel mehr möglich sein, das sollte zum Standard werden. Sonst wird es für uns kleineren Vereine schwierig, weil wir regelmässig Ende August in den letzten Tagen des Transferfensters wichtige Spieler verlieren und nicht mehr reagieren können. Da geht es nicht fundiert zu und her, es gibt Panikkäufe, das ist nicht mehr zu kontrollieren.

Verlagert sich dann nicht einfach die grenzenlose Hektik? ­Zumal es für einen Klub wie YB positiv ist, kann er Ende August das Kader noch verändern. Schliesslich spielt es eine Rolle, ob das Team in einer europäischen Gruppenphase steht.
Es ist aber Unsinn, stehen unsere Fussballer im August in den Qualifikationsspielen zur Champions League im Schaufenster, und dann kommt am zweitletzten Tag ein Angebot für einen Leistungsträger rein. Den kann man dann garantiert nicht mehr ersetzen.

Hat Sie der Abgang von Yoric Ravet zum SC Freiburg geärgert?
Es lief nicht ideal ab, mit der ­Unruhe rund um das Heimspiel gegen ZSKA Moskau, als das Angebot die Runde machte.

Hätten Sie den Wechsel nicht verhindern können?
Wir haben klare Vorgaben definiert. Entscheidend ist, ob das Timing stimmt. Das hatten wir auch den Spielern so kommuniziert. Bei Ravet erhielten wir noch ein paar Wochen Zeit, um einen adäquaten Nachfolger zu finden. Das ist uns mit Nicolas Ngamaleu gelungen. Und wäre drei, vier Tage vor Ende des Transferfensters nicht mehr möglich gewesen. Die Verhandlungen zogen sich bei Ravet hin, aber wir konnten den Markt sondieren. Als die Ablösesumme passte, war der Fall klar.

Sie sagten vorher, man müsse den Transfermarkt eindämmen. Ist das überhaupt realistisch?
Ich denke, das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Im asiatischen Raum ist sehr viel Geld vorhanden. Barcelona hatte doch niemals erwartet, dass irgendein Klub die für Neymar festgeschriebene Ablösesumme von 222 Millionen Euro mal bezahlen wird. Und die Globalisierung des Fussballs ist längst nicht zu Ende, Vereine aus Topligen beackern intensiv Asien, die USA und Australien, da liegt noch viel Potenzial brach.

Milliardäre kaufen sich Fussballklubs wie ein Gemälde von Vincent van Gogh, das sie zu Hause an die Wand hängen. Ist es naiv, zu finden, diese Superreichen dürfen doch so viele teure Spieler kaufen, wie sie halt wollen?
Es kann nicht sein, dass Klubs nur noch Luxusspielzeuge sind. Und für mich geht es um die Nachhaltigkeit. Ich begreife zum Beispiel nicht, wieso es in der Schweiz immer noch möglich ist, dass ausländische Investoren einen Klub übernehmen dürfen, ohne die mittelfristige Zukunft mit einer Bürgschaft zu garantieren. Bisher klappte das in der Schweiz nie, die Klubs endeten im Desaster. Man muss kein Prophet sein, um zu sagen, dass es wie in Wil kaum gut kommt, wenn der Verein in der Challenge League höhere Löhne bezahlt als YB. Das war eine Katastrophe mit Ansage.

Sie sind bodenständig, gut erzogen, vertreten anständige Werte. Tun Sie sich schwer mit den dubiosen Figuren im Geschäft?
Ich nehme mir immer das Recht heraus, zu denken, was ich denken will. Aber auch hier halte ich mich daran, dass es keine Rolle spielt, was ich finde. Ich kann es nicht beeinflussen. Fakt ist: Es geht um YB. Wollen wir einen Spieler holen, muss ich mit dessen Berater verhandeln. Diese sind Teil des Geschäfts. Es bringt nichts, wenn man sich aufregt. Wie in jeder Berufsgattung gibt es die unterschiedlichsten Typen.

Es gibt oft Gerüchte, Sportchefs und Trainer würden bei Transfers Geld verdienen. Wie oft sind Sie in Versuchung geraten?
Nie.

Und wie oft wurde Ihnen eine Provision angeboten?
Nie.

Also müssen Sie sich nicht extrem verbiegen, um Ihre Werte einigermassen hochzuhalten?
Ich möchte nie, nie, nie in eine Situation geraten, in der ich abhängig werde, nur um einen finanziellen Vorteil zu erlangen. Ich bin überzeugt: Das holt einen früher oder später ein. Man kann nicht mehr so arbeiten, wie man möchte, dann ist man ausgeliefert, da kommt man nicht mehr raus. Als Führungskraft muss man jederzeit autonom handeln können.

Reden wir über die aktuelle ­Saison. Wie zufrieden sind Sie?
Wir sind auf Kurs, hatten einen Superstart, liegen in der Liga an der Spitze, sind im Cup dabei und stehen in der Europa League. Mich freut besonders die Art und Weise der Auftritte nach Europacup-Spielen und im Cup, das war seriös. Aber natürlich gab es auch das bittere 0:4 gegen Thun.

Sind Sie überrascht über die Basler Krise, zumal YB deutlich mehr Transfers hatte?
Die Diskussion, was der FCB macht, begleitet uns nun mal. Das können wir nicht ändern, obwohl wir nur auf uns schauen. Durch den Sieg im Startspiel gegen Basel schafften wir eine interessante Ausgangslage, aber das erste Viertel ist noch nicht mal vorbei.

Dieser FCB ist zu packen.
Basel ist Basel und hat fast das gleiche Team, das letzte Saison überlegen Meister wurde. Die Qualität ist hoch. Für uns geht es darum, besser zu werden. Das ist ein langfristiger Prozess. Gegen den FCB können wir nur viermal in 36 Partien etwas beeinflussen.

An dieser Stelle können Sie ja nun bestätigen, was FCZ-Trainer Uli Forte sagte: Das interne YB-Ziel sei der Meistertitel!
Es ist bekannt, was unsere Vorstellungen sind: in der Liga vorne mitspielen, im Cup weit kommen, europäisch überwintern, auch wenn das schwierig ist, jungen Spielern eine Plattform geben, attraktiv spielen. Im Winter können wir neue Ziele definieren. Mehr gibt es nicht zu sagen.

YB läuft es, dennoch wurde der Vertrag mit Trainer Adi Hütter noch nicht verlängert.
Auch hier gilt: Wir hatten einen intensiven Sommer, es gab sehr viel zu erledigen. Mit der Arbeit Adi Hütters sind wir sehr zufrieden. Aber sein Vertrag läuft noch neun Monate, es gibt keinen Grund zur Eile. Nun geht es darum, die Zukunft zu planen.

Vor einem Jahr wurde Hütters Vertrag schon im Juli verlängert.
Das war vor meiner Zeit.

Das Ziel des Trainers ist bekannt. Er will irgendwann in der Bundesliga arbeiten...
... das ist legitim und nachvollziehbar und auch nicht schlecht. Jeder im Fussball möchte in eine grosse Liga gehen...

... auch Sie als Sportchef?
Das steht bei mir momentan nicht auf der Agenda.

Bald ist Länderspielpause. Wird dann mit Adi Hütter verlängert?
Wichtig ist, dass wir uns alle dem Ziel unterordnen, mit YB weiterzukommen. Und wenn man zweimal gewinnt, muss man nicht gleich einen 15-Jahr-Vertrag abschliessen, um es mal plakativ zu formulieren. Wir schauen das ohne Stress gemeinsam an, da gibt es keine Unstimmigkeiten.

Sie könnten mit einer Vertragsverlängerung für Ruhe sorgen.
Sie sind dann der erste Journalist, der bei einer Cupniederlage von uns gegen einen Unterklassigen schreibt, YB sei auch mit diesem Trainer keinen Schritt weiter. Man muss einfach auch mal Ruhe bewahren und darf sich nicht treiben lassen. Glauben Sie mir, wir sind uns schon bewusst, was auf unserer Agenda steht. Und wir gehen diese Punkte unaufgeregt an. Schritt für Schritt.


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/17365698

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 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Sonntag 22. Oktober 2017, 10:57 
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Der Junior-Chef

Christoph Spycher führt Young Boys Bern an die Tabellenspitze. Der Schweizer war zwischen 2005 und 2010 für die Eintracht aktiv. Unser Promitipp.

Vor ziemlich genau einem Jahr hat Christoph Spycher endgültig den Trainingsanzug gegen Sakko und Lackschuh eingetauscht. Seit September des vergangenen Jahres ist der ehemalige Fußballprofi von Eintracht Frankfurt der neue Sportchef beim Schweizer Klub Young Boys Bern. Das Echo in den Medien war eigentlich durchweg positiv, auch unter den Eidgenossen genießt Christoph Spycher, inzwischen auch schon 39 Jahre alt, einen ausgezeichneten Ruf.

Nur die „Basler Zeitung“ urteilte ausgesprochen schnell, vor allem gnadenlos, noch ehe der Mann sich überhaupt hatte einarbeiten können: Spycher, der den langjährigen Manager Fredy Bickel abgelöst hatte, sei „als Sportchef eine Fehlbesetzung“. Bislang habe „Grünschnabel“ Spycher höchstens erahnen können, „unter welch gewaltigem Druck er arbeiten muss. Jede Anschaffung, vom Bleistift über die Massagebank bis zum Starstürmer, wird medial durchleuchtet und gnadenlos infrage gestellt“, schrieben die Kollegen aus Basel. Und: „Die Gefahr ist groß, dass Spycher unter dieser Last zusammenbrechen wird.“
Karriereende mit 36

Ein Jahr später ist Christoph Spycher keineswegs zusammengebrochen, ganz im Gegenteil: Die Young Boys Bern zieren nach elf Spieltagen mit drei Punkten Vorsprung die Tabellenspitze, zudem liegen die Hauptstädter fünf Punkte vor dem Abonnementsmeister FC Basel in Front. In der Europa League rangieren die Young Boys in der Gruppe B nach drei Spieltagen auf Platz zwei. Fürs Erste ist das keine ganz schlechte Bilanz. „Wir haben ein paar Veränderungen vorgenommen“, sagt Spycher nur. Acht Spieler gingen, acht Spieler kamen. „Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft, die beißen und sich entwickeln will.“ Das gleiche gilt im Besonderen auch für den Sportchef.

Dass Christoph Spycher, der zwischen 2005 und 2010 Linksverteidiger bei Eintracht Frankfurt war und dabei 129 Mal für die Hessen spielte, eine solche Laufbahn einschlagen würde, lag auf der Hand. Ins Management wollte der kluge Kopf schon immer, auch im Fußball wollte er bleiben und all das zusammen in Bern. „Es war immer schon mein Ziel, für die Young Boys zu spielen und Titel zu gewinnen“, hat er, der in der Nähe von Luzern aufgewachsen ist, stets betont. Aber erst im Herbst seiner Karriere hat er es geschafft, mit 32 Jahren und nach seiner Frankfurter Zeit wechselte er nach Bern, spielte fast 100 Partien für die Schweizer, erzielte erstaunliche sieben Treffer und hängte mit 36 Lenzen seine Schuhe an den Nagel.

Eine runde Karriere, die beim FC Luzern begann, war an ihr Ende gekommen. Danach wechselte der zweifache Vater in die Talentebetreuung in Bern.


http://www.fr.de/sport/eintracht/eintra ... -a-1372259

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 Beitrag Verfasst: Mittwoch 25. Oktober 2017, 11:31 
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Mentor und Musterschüler

YB-Sportchef Christoph Spycher lancierte in Münsingen seine Karriere. Damals wie heute Trainer beim Erstligisten: Kurt Feuz.

Als Münsingens Trainer Kurt Feuz vergangene Woche in den Katakomben des Stade de Suisse David von Ballmoos erblickt, fragt er den YB-Torhüter: «U de, bisch scho närvös?» Von Ballmoos lacht, grüsst den einstigen YB-Akteur herzlich. Im Berner Fussball gibt es kaum einen, der den 65-Jährigen nicht kennt. In bald 33 Saisons als Trainer in Münsingen hat er viele Bekanntschaften geknüpft. Von YB-Sportchef Christoph Spycher etwa war Feuz einst der Mentor.

Feuz hatte Spycher 1997 vom SC Bümpliz nach Münsingen geholt, in zwei Jahren formte und förderte er ihn. Die Münsinger trainierten damals wie heute dreimal wöchentlich, also absolvierte Feuz mit dem späteren Nationalspieler Einzeleinheiten. Spycher sei schon in jungen Jahren ein Leader gewesen, sagt Feuz. «Und er stellte sich nie in den Vordergrund.» Feuz pries seinen Musterschüler bei etlichen Profiklubs an, begleitete ihn zu Gesprächen mit Vereinsvertretern.

«Er hat mich auf sehr tolle Art und Weise unterstützt», sagt der ­39-Jährige über Feuz und spricht von einer tiefen Verbundenheit, die auch heute noch zwischen ihnen bestehe. Seit Spycher 2010 nach Bern zurückgekehrt ist, sehen sich die beiden wieder öfter.

YB sah Potenzial nicht

Damals, vor bald 20 Jahren, empfahl Feuz den jungen Spycher auch YB. Doch die damaligen Verantwortlichen sahen im späteren Captain von Eintracht Frankfurt zu wenig Potenzial. «Sie haben geschlafen», sagt Feuz. Stattdessen griff Andy Egli zu, holte Spycher zu Luzern, wo er durchstartete. «Er hat alles richtig gemacht», sagt Feuz über seinen einstigen Spieler. Heute treffen sie sich im Cupachtelfinal wieder: Spycher als YB-Sportchef, Feuz wie eh und je als Trainer in Münsingen.


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/12033700

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 Beitrag Verfasst: Donnerstag 26. Oktober 2017, 12:28 
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Spycher ist für YB definitiv ein Glücksfall!


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 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Montag 30. Oktober 2017, 15:49 
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Christoph Spycher: «Es gibt keine Anzeichen für einen Rückfall bei YB»

NZZ am Sonntag: Christoph Spycher, YB ist im Cup-Viertelfinal, in der Europa League und dazu Leader der Super League. Ist YB auf einem meisterlichen Kurs?

Christoph Spycher, YB ist im Cup-Viertelfinal, in der Europa League und dazu Leader der Super League. Ist YB auf einem meisterlichen Kurs?

Christoph Spycher: YB ist auf gutem Kurs. Wir spielen offensiv, beherzt und mit vielen Jungen. So soll’s sein. Wir revidieren unsere Ziele nicht im Wochenrhythmus.

Wie gross ist die Genugtuung?

Nicht gross. Wir gewannen den Cup-Achtelfinal in Münsingen 3:0, könnten den Mund abwischen und sagen: Ziel erreicht. Andererseits frage ich mich, warum wir 70 Minuten lang Mühe bekundeten.

Bremsen Sie die Euphorie bewusst?

Manchmal kommt man sich komisch vor, wenn die Fussballschweiz von uns hören will, dass wir Basel herausfordern. Basel hat zwei gute Stürmer verloren und wieder zwei gute Stürmer geholt. Basel bleibt Basel. Seit ich 2010 als Spieler nach Bern kam, ist es fast immer gleich: Entweder schweben viele über den Wolken – oder sie sind irgendwo unter der Erde und versinken in Selbstmitleid. Als Klub müssen wir anders funktionieren; mit einer solchen Denkweise kann man nicht erfolgreich sein.

Christoph Spycher: Erst spät bei YB

Christoph Spycher ist ein Berner, aber zu YB gelangte er erst 2010, mit 32 Jahren. Als Gymnasiast spielte er in der 1. Liga in Bümpliz und Münsingen. 1999 wechselte er zu Luzern, 2001 zu GC. 2005 ging er zu Eintracht Frankfurt, wo er zum Captain aufstieg. Wo er auch war, in Klubs oder im Nationalteam, genoss er intern viel Respekt. 2014 trat er bei YB zurück, arbeitete als Talentmanager und belegte einen Sportmanagement-Lehrgang, ehe er im September 2016 das Amt des YB-Sportchefs übernahm. (bsn.)

Sind Sie geschädigt von der YB-Geschichte?

Nein. Aber ich weiss, wie die Dinge in den letzten sieben Jahren gelaufen sind. YB versuchte vieles und änderte immer wieder die Strategie, YB wollte Basel angreifen, danach zurück zur Bescheidenheit, wieder mehr Geld investieren, einen Mehrjahresplan lancieren, sparen – und wieder anders. Nun ist für alle klar: Wir sind ein Schweizer Spitzenklub, der international spielen und jungen Fussballern den idealen Weg zeigen will.

YB geriet vor Jahresfrist in eine Führungskrise und ins kommunikative Nirgendwo. Wie zufällig sind Sie YB-Sportchef geworden?

Nur der Zeitpunkt war zufällig. 2010 kam ich als Spieler nach Bern zurück. Der frühere CEO Stefan Niedermaier hatte die Idee, mich später in leitender Funktion einzusetzen. Danach gab es mehrere Führungswechsel.

Eigentlich müsste Paul Meier Sportchef sein. Er war vor einem Jahr bereits verpflichtet.

Ja, ich wollte zuerst nicht der direkte Nachfolger von Fredy Bickel werden. Die ersten Tage nach der Trennung von Bickel waren turbulent, und man kam abermals auf mich zurück. Aber ich möchte nun eigentlich nicht mehr zurückschauen.

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei YB wieder etwas ausser Kontrolle gerät?

Das Fussballbusiness ist stets anfällig für Turbulenzen, weil es ein Sexy-Business ist.

Warum soll es jetzt in der YB-Führung anders sein als früher?

Wenn in einem Klub ein Vakuum entsteht, füllen das womöglich Leute aus, die dies nicht tun sollten. Aber es gibt keine Anzeichen für einen YB-Rückfall. Ich bin überzeugt, dass wir sehr gut aufgestellt sind.

YB hat eine labile Geschichte. Ist von Vorteil, dass die relativ neu zusammengestellte Mannschaft fast ohne YB-Geschichte ist?

Die Frage ist, inwiefern die Klubvergangenheit eine Mannschaft beeinflusst. Die Medien spielen gern damit. Doch wenn wir Dinge von heute mit Dingen vergleichen, die vor 20, 10 oder 7 Jahren stattgefunden haben, relativiert sich alles. Umso mehr, wenn nur noch zwei, drei Personen dabei sind, die mit YB andere Zeiten erlebt haben. Doch der Bezug der YB-Geschichte zur Stimmung rund um den Klub ist natürlich gegeben. Immerhin war YB fünf Mal in der Europa League. YB hat in den letzten Jahren wichtige Spiele gewonnen. Gegen Fenerbahce Istanbul, gegen Schachtjor Donetzk, gegen Dynamo Kiew.

Im letzten März verlor YB den Cup-Viertelfinal gegen Winterthur nach einer 2:0-Führung, wieder ein Rückschlag. Das muss ein Schlüsselmoment für Ihr Wirken gewesen sein.

Ich wachte nach dem Winterthur-Spiel nicht mit dem Gedanken auf, neun neue Spieler zu holen und zehn abzugeben. Aber natürlich macht man sich Gedanken und denkt daran herum, die eine oder andere grössere Veränderung vorzunehmen. Wir waren alle geschockt. Aber es folgte in der Meisterschaft gegen Thun eine gute Reaktion, das Team kehrte einen 0:2-Rückstand zum 3:2-Sieg. Wir erlebten nicht den YB-Weltuntergang und sahen weiterhin den Weg, den wir gehen wollen.

Gab es andere Schlüsselmomente?

Die Eindrücke im Trainingslager im Sommer gehören dazu. Oder das Vertrauen in den Torhüter David von Ballmoos. Wir hatten hundert Goalie-Dossiers auf dem Tisch. Wir wussten, dass wir international spielen wollen, und wir setzten voller Überzeugung auf einen Goalie, der aus der Challenge League kam. Es gab schon viele Momente mit von Ballmoos, da dachte ich: Schön, hat er es gepackt. Oder das Heimspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen ZSKA Moskau. Das Eigentor Nuhus zum 0:1 am Schluss – das durfte nicht wahr sein. Und wer ging als Erster zu Nuhu? Marco Bürki, sein Konkurrent, der hinten anstehen muss und wenig zum Einsatz kommt. Da denkst du: Das Team funktioniert.

Trotz guten Anzeichen kann man nicht wegwischen, dass YB für ein wiederholtes Scheitern steht.

Die Aussage stört mich extrem. Ich kann die Leute rund um YB nicht verstehen, die sich in Selbstmitleid suhlen. Dass die Emotionen rauf- und runtergehen, ist normal. Auch Leidensfähigkeit gehört dazu. Aber das muss nicht zelebriert werden. Gewiss, YB hat wichtige Spiele wie Cupfinals und Finalissimas verloren, aber nochmals: Wir waren in 7 Jahren 5 Mal in der Europa League. Da würden andere Klubvertreter noch so gern mit uns tauschen. Immer nur scheitern, scheitern. So spricht man auch über zweite Plätze. Andere investieren viel Geld und sind nicht dort, wo wir sind.

Also ist die Gegenwart nicht mehr mit Scheitern verbunden.

Es wird immer Enttäuschungen und Rückschläge geben. 0:4 gegen Thun – da denkst du, du seist im falschen Film. Aber so etwas erleben alle. Bei YB heisst’s immer: typisch YB. Dabei ist es nicht typisch YB.

YB nahm mit den Transfers von Kubo, Zakaria, Mvogo und Ravet über 20 Millionen Franken ein. Das ist ein Segen aus der Ära mit ihrem Vorgänger Fredy Bickel.

Transfers sind immer Teamarbeit. Aber Fredy Bickel hat einen grossen Anteil, ja. Aber ich werde später auch nicht behaupten, ich sei der Alleinverantwortliche für diesen oder jenen Transfer, und alle müssten vor mir auf die Knie.

Gibt es auch einen Fluch aus der Ära Bickel?

Wir haben nicht mit jedem Spieler, der wegging, Geld verdient. Und unser Lohngefüge hat sich verändert. Unser Auftrag ist der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und sportlichen Ambitionen. Das Budget ist anders als 2010 oder 2015.

Können Sie in Prozenten sagen, wie kostengünstiger die Mannschaft geworden ist?

Nein.

Aber in Worten: Viel günstiger?

Wenn man bei YB Erfolg hat, kann man sehr gutes Geld verdienen. Sonst hält es sich im Rahmen. Der variable Lohnanteil ist viel höher als vorher.

Wie war das, als Sie 2010 als Spieler zurückkamen.

Das war eine andere Situation.

Aber der Sportchef Spycher würde mit dem Spieler Spycher wohl einen leistungsbezogeneren Vertrag abschliessen.

Ich würde mit 95 Prozent der Spieler einen leistungsbezogeneren Vertrag abschliessen. Es gibt Unterschiede. Bei einem Spieler wie Steve von Bergen ist es egal, wie hoch der variable Lohnanteil ist. Der trägt den Siegeswillen in seinem Herzen. Da muss man Kompromisse machen. Ich hätte 2010 in Frankfurt bleiben können. Da hätte ich viel mehr verdient als in Bern. Aber es gab zum Beispiel die Überlegung der späteren Weiterbeschäftigung im Klub.

Inwiefern erleichtern schwarze Zahlen die Arbeit des Sportchefs?

Ohne Transfererlöse hätten wir in diesem Sommer nicht so ins Team investieren und den Umbau nicht so schnell vorantreiben können. Wir erhielten Spielraum. Das legt eine Basis für die mittelfristige Zukunft.

Was heisst Basis?

Jeder Schweizer Verein, der nicht in der Champions League spielt, hat ein strukturelles Defizit. Mit den Transfers haben wir Luft erhalten. So werden Löcher gestopft.

Wie wichtig sind die Brüder Rihs als Geldgeber überhaupt noch? Sie wollen bekanntlich keine Löcher mehr stopfen.

Zuerst einmal möchte ich festhalten, dass sie ein Glücksfall für YB sind. Als ich anfing, war mir auch ohne Einblick klar, dass es Zeit braucht, um auf den Weg der Wirtschaftlichkeit zu gelangen. Die Rihs-Brüder begleiten unseren Weg und wissen, woher wir kommen.

Der Mönchengladbach-Manager Max Eberl begründet die hohe Transfersumme für Zakaria mit den neuen Realitäten auf dem Markt. Ganz am Ende der Kette profitiert YB davon, dass für Neymar 222 Millionen Euro bezahlt werden.

Die Beträge steigen. Persönlich habe ich Mühe damit. Das ist nicht real und nicht nachvollziehbar. Aber als Sportchef hätte ich nichts dagegen, wenn mir jemand 222 Millionen anbieten würde.

Wir geht man mit diesem Widerspruch zwischen persönlicher Meinung und beruflicher Realität um?

Alles hat auch eine Kehrseite. Auch die Spieler, die wir verpflichten, sind teurer geworden. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, weil der asiatische Markt noch mehr bieten kann. Nicht für uns, aber für die Grossen.

Als YB-Sportchef müssen Sie hoffen, dass 2018 jemand irgendwo auf der Welt 400 Millionen für einen Spieler aufwirft.

Das konzentriert sich auf die Spitze. Ich ging als Kind YB schauen und sah im Stadion meine Vorbilder. Und heute? Ob in Moskau, Bern oder weiss nicht wo: Wer sind die Vorbilder? Neymar, Messi und Ronaldo. Als Kind konnte ich nicht so viele Spiele am Fernsehen verfolgen. Zusammenfassungen, mal ein Länderspiel oder eine WM.

Trotzdem müssen Sie auch mit den Auswüchsen im Fussball-Business leben.

Fussball ist wunderbar. Aber auch brutal. Das lernt man schnell. In Luzern entschied damals der Trainer Andy Egli, dass mein bester Freund und WG-Kollege Sébastien Lipawsky nicht mehr ins Trainingslager mitkommt, weil er die Leistung nicht mehr bringe. Entweder gehst du unter oder du nimmst es an. Das verfolgte mich auch in meiner weiteren Karriere.

Warum blieben Sie in der Fussballbranche?

Sie ist faszinierend und kann extrem schön sein. Du kannst Menschen auf ihrem Weg begleiten. Ich könnte nicht im Büro sitzen, Excel-Tabellen studieren und am Abend heimgehen und denken: Zum Glück bin ich rausgekommen. Ich werde beruflich nie mehr so starke Emotionen erleben wie als Fussballer. Das wusste ich schon damals. Als Sportchef ist man weiter weg. Aber es kann immer noch extrem sein.

Wenn Sie so reden, überlegen Sie sich als YB-Sportchef oft, wie fragil die Lage sein kann.

Wir sind auf einem guten Kurs. Aber das ist ein ständiger Kampf. Wenn’s so weitergeht, werden wir wieder Spieler verlieren, weil sie für andere Klubs interessant sind. Und wer sind die Nächsten? Das Ziel bleibt: Die Mannschaft darf nicht schwächer werden. Dabei sollte auch finanziell etwas herausschauen. Das ist reizvoll, aber ganz bestimmt nicht einfach.

YB muss nicht Meister, darf aber auch nicht Dritter oder Vierter werden.

Wir wollen mehr Punkte als letztes Jahr. So wird es schwierig, schlechter als auf dem zweiten Rang klassiert zu sein.

Was könnte Ihnen den Job kosten?

Da mache ich mir keine Gedanken. Entweder verhalte ich mich so, wie ich es für richtig halte. Oder ich denke ständig: Was denkt dieser oder jener, wenn ich jetzt dieses oder jenes tue? Man muss immer Einflüsse berücksichtigen, aber man sollte in einer Führungsposition nicht zu sehr auf Kompromisse aus sein, weil man sonst den richtigen Weg aus den Augen verliert.


https://nzzas.nzz.ch/sport/christoph-sp ... duced=true

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 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Freitag 10. November 2017, 10:05 
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«Ich hatte nie Zweifel»

Adi Hütter hat den Vertrag bei YB um ein Jahr verlängert. Sportchef Christoph Spycher erklärt, wie sich die Dinge entwickelt haben.

Die Vertragsverlängerung mit Adi Hütter hat sich länger hingezogen, als viele erwartet haben. Gibt es Gründe dafür?
Wir hatten sportlich eine sehr intensive Phase und brauchten drei bis vier Tage Zeit, um uns zusammenzusetzen und letzte Details zu besprechen.

Bedeutet das, dass sich beide Parteien schon länger einig waren betreffend Vertragsverlängerung?
Ja, der Grundsatzentscheid, den Vertrag zu verlängern, war schon länger gefallen. In der Länderspielpause haben wir jetzt bei der Vertragsform noch alles geregelt. Das Interesse aus Bremen kam also in einem sehr ungünstigen Moment. Ich stehe täglich im Austausch mit Adi Hütter und hatte trotz den Gerüchten aus Bremen nie Bedenken, dass er uns gerade jetzt verlassen könnte, wenn wir bei der Vertragsverlängerung auf der Zielgeraden sind. Es hätte auch nicht zu Adi Hütter als Mensch gepasst, wenn er uns auf halbem Weg verlassen hätte.

Waren Sie überrascht vom Interesse aus Bremen?
Wenn ein Trainer oder ein Spieler bei YB gute Arbeit leistet, wird er interessant für ausländische Clubs. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Adi Hütter als Kandidat für einen Trainerjob in der Bundesliga gehandelt wird.

Der Trainer der Young Boys hat ja auch immer wieder betont, dass die Bundesliga sein nächstes Ziel ist.
Wir gehen sehr offen und ehrlich miteinander um. Adi Hütter hat einen klaren Plan, die Bundesliga ist interessant für ihn. Aber diesmal war der Zeitpunkt nicht der richtige.

Ist der Vertrag deshalb nur um ein Jahr verlängert worden?
Wir wollen den Weg gemeinsam weitergehen. Ich denke, diese Vertragsdauer ist die beste Basis für beide Seiten. Die Zusammenarbeit kann auch länger dauern als bis 2019, das ist durchaus möglich. Es wäre aber unrealistisch, davon auszugehen, dass Adi Hütter noch 10 Jahre bei YB Trainer sein wird.

Gibt es im neuen Vertrag eine Ausstiegsklausel?
Wir äussern uns weder bei Spielern noch beim Trainer zu Vertragsdetails.

Hat Adi Hütter Bedingungen an eine Vertragsverlängerung geknüpft?
Es hat keine Forderungen gegeben. Wir unterhalten uns laufend über das Kader, haben unsere Meinungen, aber die Kompetenzen sind klar geregelt. Wir sind uns einig, den eingeschlagenen neuen Weg im Sommer 2018 gemeinsam weiterzugehen. Er will Erfolg, wir wollen Erfolg, auch deshalb passen wir sehr gut zusammen.


https://www.derbund.ch/sport/fussball/I ... y/23123691

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 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Montag 29. Januar 2018, 19:24 
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Radio Gelb-Schwarz

Wuschu Spycher im Interview nach der Pressekonferenz zur Rückrunde 17/18

https://soundcloud.com/radio-gelb-schwa ... runde-1718


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 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Freitag 16. Februar 2018, 19:18 
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«Eine Defizitgarantie ist eine Riesengefahr»

YB und Thun pflegen eine besondere Beziehung. Vor dem dritten Derby der Saison sprechen die Sportchefs Christoph Spycher und Andres Gerber über Hierarchien, Geld und den Zusammenhalt aus gemeinsanen WG-Zeiten.

Wir konstatieren: YB im Veston, der FC Thun in Jeans und Pulli. Zufall oder Spiegel der Verhältnisse?
Christoph Spycher: Ich komme gerade von einem Referat, deshalb der Anzug (lacht). Ich mag es ja am liebsten sportlich. Veston und Jeans müssen manchmal reichen, im Sommer auch mal eine kurze Hose.

Andres Gerber: Da geht es mir ähnlich.

Als Spieler haben Sie zusammen bei GC gespielt. Wie sind diese Zeiten noch präsent?
Spycher: Die gemeinsame Zeit bei GC war grossartig, wir haben da auch in einer Art WG gelebt.

Gerber: Also in deiner Wohnung, wo aber ich gekocht habe! (lacht)

Spycher: Keine Details, das kommt nicht gut. (grinst)

Gerber: Und geputzt!

Spycher: Auf jeden Fall ist damals der Zusammenhalt entstanden, der jetzt noch da ist.

Mit der gemeinsamen Vergangenheit: War Gerber eine der Bezugspersonen, die Sie um Rat gefragt haben, bevor Sie bei YB als Sportchef einstiegen?
Spycher: Vorher nicht, aber nachher. Mir war klar, es wird viel Neues auf mich zukommen. Und mich interessierte, wie Andi mit gewissen Dingen umgeht.

Zum Beispiel?
Spycher: Für mich war eigentlich klar, dass ich bei Spielen auf der Tribüne sitzen würde, ich schaue da immer mit «Chappi» (Stéphane Chapuisat, Chefscout / die Red.). Aber ich wollte mich genauer mit Vor- und Nachteilen auseinandersetzen. Da unten kannst du unterstützend wirken, Ersatzspieler beobachten, die Stimmung aufnehmen. Andererseits kann die Distanz von der Tribüne aus auch ein guter Input sein für das Trainerteam.

Sie, Andres Gerber, sitzen ja in der Regel auf der Spielerbank. Warum eigentlich?
Gerber: Das hat sich so ergeben. Nötig ist es sicher nicht, und es kommt immer auf die Konstellation an, auf Trainer, Assistent, Sportchef. Eigentlich siehst du ja von oben besser. Aber unten bist du mehr unter deinesgleichen, du kannst mehr mitgehen. Und natürlich kann man auch mal mit­reden.

Basels Sportchef Marco Streller hat kürzlich gesagt, am Spieltag sei es als Sportchef schwieriger als vorher. Wie erleben Sie das?
Gerber: Ich kann das nachfühlen. Die Verantwortung ist eine ganz andere. Früher, als ich bei Thun Captain war, dachte ich, ich trage viel Verantwortung. Wenn ich das mit heute vergleiche, war das harmlos. Je nach Ausgangslage bin ich als Sportchef schon vor dem Spiel angespannt, während der Partie halte ich es häufig fast nicht aus.

Spycher: Das Schlimmste ist die Machtlosigkeit. Ich kann dem Trainer in der Pause die eine oder andere Sichtweise mitgeben, mehr nicht. Dazu kommt: Als Sportchef musst du weiter ­denken.

Inwiefern?
Spycher: Man sieht die Konsequenzen, die eine Niederlage haben kann. Als Spieler überlegt man sich die finanziellen Zusammenhänge nicht, etwa, wie sich ein gutes Abschneiden auf die Transfereinnahmen auswirken könnte.

Sie sind Vertreter einer neuen Generation von Ex-Profis auf dem Sportchefposten. Haben Sie eine Trainerkarriere je in Betracht gezogen?
Gerber: Ich wollte nie Trainer werden. Wobei: Sportchef auch nicht. (schmunzelt) Aber der Trainerjob kam für mich schon deshalb nicht in Frage, weil man so viele Diplome machen muss. (beide lachen) Im Ernst: All das Theoretische ist nicht meines. Ich war schon als Spieler ein intuitiver Typ. Mich hat die Taktik nie wirklich interessiert. «Wuschu» hingegen sehe ich schon eher als Trainer.

Spycher: Ich habe die Diplome bis zum B+ gemacht. Und ich hätte auch gerne weitergemacht, weil ich es in der ersten Zeit nach meiner Spielerkarriere spannend fand. Aber das A-Diplom kann man nur machen, wenn man eine Mannschaft übernimmt. Andy Egli war mein erster Profitrainer. Er war in Bern, Luzern, Mannheim, St. Gallen, Aarau und so weiter und so fort. So stelle ich mir das Familienleben nicht vor.

Der Sportchef kann einen Club viel stärker prägen als ein Trainer. Sollte es nicht auch Lehrgänge für Sportchefs geben?
Gerber: Fakt ist: In jedem Verein präsentiert sich die Situation anders, es gibt ja auch solche ohne Sportchef. Da ist es schwierig, Anforderungen festzulegen. Ich verstehe, wenn man das kritisch hinterfragt, aber auch als Sportchef kann man ja, sofern die Leistung nicht stimmt, jederzeit entlassen werden.

Spycher: Ich glaube, es gibt beim Verband schon Bestrebungen, die in diese Richtung führen. Eine Vereinheitlichung ist, wie Andy gesagt hat, schwierig, aber es gibt gewisse Bereiche, in denen Ausbildungen sinnvoll wären.

Welche denn?
Spycher: Als Sportchef braucht es grundsätzlich ein unternehmerisches Denken, ein Grundverständnis für die Buchhaltung, die Finanzen. Aber elementar und für mich auch das Schönste in unserem Beruf ist, Menschen aus verschiedensten Gebieten zu führen, gemeinsam eine Dynamik zu entwickeln und etwas zusammen zu erreichen.

Gerber: Ich bin froh, habe ich einst die kaufmännische Lehre gemacht. Ich bin beim FC Thun in der Geschäftsleitung, da ist es dienlich, wenn man die Zusammenhänge sieht. Doch bringt mir da ein Modul etwas? Das Wichtigste als Sportchef sind Erfahrung und Beziehungen.

Und inwiefern kann man als Sportchef von der Spielerkarriere profitieren?
Gerber: Sie verschafft einem Glaubwürdigkeit gegenüber Trainer und Spielern. Ich weiss, was Druck bedeutet. Oder die Enttäuschung, verletzt oder Ersatz zu sein.

Spycher: Aktuell sind in der Schweiz die Ex-Profis auf dem Vormarsch. Aber das ist eine Momentaufnahme. In Deutschland gibt es auch sehr gute Trainer wie Tedesco und Nagelsmann, die nicht Profis waren. Die Vergangenheit als Spieler gibt einem als Sportchef eine Grundakzeptanz. Doch eines ist klar: Die Spieler sind gnadenlos. Sie bewerten dich nur aufgrund des Handelns als Sportchef.

Gerber: Klar.

Spycher: Jordan Lotomba beispielsweise wird wohl kaum wissen, wie ich als Spieler war. Deshalb ist es schlecht, wenn man als Sportchef immer von früher redet. So wird man auf Dauer nicht ernst genommen.

Gerber: Das ist wie zwischen Vater und Sohn.

Sie haben von Beginn an gesagt, Spycher werde seinen Job als Sportchef gut machen. Warum?
Gerber: Es ist das Gesamtpaket. Seine Vergangenheit als Spieler und Talentmanager, er ist eine Identifikationsfigur und glaubwürdig. Betrachte ich seine Wahl als Konkurrent, hätte YB gerne einen anderen nehmen dürfen. (schmunzelt) Aber für YB war es die beste Wahl.

YB und Thun pflegen eine in der Super League einzigartige Zusammenarbeit. Spieler wechseln hin und zurück, es gibt viele Leihgeschäfte. Das ist ein Wettbewerbsvorteil.
Gerber: Es ist ein Vorteil, ganz klar. Es hilft, dass die Hierarchie zwischen den beiden Clubs gegeben ist. Was für uns glücklicherweise nicht bedeutet, dass wir jedes Spiel gegen YB verlieren . . .

Mit anderen Worten: Wäre Thun so gross wie YB, wäre die Beziehung eine andere?
Gerber: Es würde mehr Spannungen geben, klar. YB arbeitet ja auch nicht mit Basel zusammen.

Spycher: Dafür haben beispielsweise die Zürcher Clubs die Nähe zu Vereinen aus der Challenge League. Sie können Spieler an Rapperswil-Jona verleihen, an Winterthur und Schaffhausen.

Könnten Sie eigentlich einfach so den Posten des anderen übernehmen?
Spycher: Theoretisch schon. Der Job ist grundsätzlich der gleiche. Die Voraussetzungen sind ­anders.

Gibt es Situationen, in denen Sie gerne tauschen würden?
Spycher: Eine der grossen Stärken des FC Thun ist die Ruhe, mit der gearbeitet wird. Ruhe bringt nicht automatisch Erfolg, aber sie hilft. Bei YB in Ruhe zu arbeiten, ist schwieriger.

Gerber: Ich würde gerne den Tabellenplatz tauschen. (schmunzelt) Im Ernst: Bei uns ist die Anspannung grundsätzlich enorm gross. Läuft es YB nicht, wird es Zweiter oder Dritter. Bei uns hingegen geht es um die Existenz. Ich hätte gerne mal die Gewissheit, dass es nicht immer ums Überleben geht.

Vor etwa eineinhalb Jahren hat der FC Thun Geld bei der Bevölkerung gesammelt, während die YB-Besitzer die Ausgaben der vergangenen Jahre beziffert ­haben.
Gerber: Das ist schon seit Jahren so, dass YB sich in anderen Sphären bewegt. Für mich ist das nicht relevant. Wenn ich über Geld im Fussball nachdenke, dann nicht unbedingt in Bezug auf YB.

Sondern?
Gerber: Dann denke ich über die ganzen Milliarden nach, die generell in den Sport fliessen. Davon dem FC Thun eine Million abzutreten, wäre sicher kein Problem. (lacht) Das geht wohl vielen kleinen Vereinen so. Wir haben uns ernsthaft schon überlegt: Gibt es auch für uns jemand Vermögendes, der sich uns als Hobby vorstellen könnte, ohne sich viel einzumischen?

Spycher: Die Brüder Rihs haben unglaublich viel Geld in YB investiert, klar. Aber bei meiner Amtsübernahme war die Vorgabe: Wir wollen keine Minusbilanzen mehr decken! Das ist die Situation jetzt, da ist auch Druck. Und es ist eine gute Herausforderung.

Macht einen das als Sportchef besser?
Spycher: Ich glaube schon. Es treibt die Leute aus der Komfortzone, wenn sie mehr aufs Geld achten müssen.

Steht YB vielleicht gar deswegen sportlich so gut da?
Spycher: Möglicherweise. Eigentlich ist es ja wahnsinnig, welchen Einfluss die Champions League auf unsere Liga hat. Wer Basel ohne diese Einnahmen bewusst angreifen will, setzt falsche Anreize. Das bläht dich auf, so, dass du irgendwann wieder zusammenfallen musst. Deswegen ist es wichtig und richtig, dass wir bei uns nur so viel ausgeben, wie wir einnehmen.

Gerber: Eine Defizitgarantie ist eine Riesengefahr. Das zeigt sich im Fussball, das zeigt sich in der Privatwirtschaft. Plötzlich steigen da die Prämien, die Verhandlungen werden schwieriger mit den Agenten, plötzlich brauchts neue Kleider, neue Busse im Nachwuchs, neues Personal.

Deswegen bereiten Ihnen etwa die neuen Mittel von Lausanne keine schlaflosen Nächte?
Gerber: Nein. Weil die Gefahr auch gross ist, daran zu scheitern. Ich würde das dem Club nie wünschen, sie haben das alles auch zurückhaltend kommuniziert. Aber auch sie werden lernen müssen, damit umzugehen.

Würde eigentlich der Titel von YB etwas ändern für den FC Thun?
Gerber: Da kommt mir spontan nichts in den Sinn. Weisst du etwas von einer Wette oder Prämie? (schaut lachend zu Spycher) Es hat bestimmt kleinere Auswirkungen, vielleicht verlieren wir einen Fan an YB. Aber Fussball wird im Kanton Bern noch wichtiger, also wäre das vor allem positiv. Und ich würde es allen bei YB von Herzen gönnen.

Hat umgekehrt ein Abstieg von Thun Konsequenzen für YB?
Spycher: Ich weiss nicht. Das wünsche ich niemandem von euch. Thun hat eine Nische gefunden in dieser Liga, sie haben sich als Ausbildungsverein platziert und machen das sehr gut.


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/17289316

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