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YB: Verteidiger Bürgy wechselt leihweise zum SC Paderborn

Meister YB gibt am Montagabend einen Abgang bekannt. Abwehrspieler Nicolas Bürgy schliesst sich auf Leihbasis bis zum Saisonende dem SC Paderborn an.

Das Wichtigste in Kürze

- Nicolas Bürgy wechselt in die 2. Bundesliga.
- Der SC Paderborn verpflichtet den YB-Innenverteidiger leihweise bis Ende Saison.
- Bei den Bernern kam Bürgy in dieser Saison siebenmal zum Einsatz.

Einen Tag nach dem 2:1-Sieg gegen Sion vermelden die Young Boys einen Abgang. Nicolas Bürgy wechselt leihweise zum SC Paderborn in die zweite Bundesliga.

Paderborn ist ehemaliger Bundesligist und steht derzeit auf dem neunten Platz in der zweithöchsten Liga Deutschlands. Bürgy schliesst sich dem Team von Trainer Steffen Baumgart bis zum Saisonende an.

Der Innenverteidiger, welcher sämtliche Juniorenstufen beim Meister absolviert hat, wird bereits zum vierten Mal ausgeliehen. Zuvor stand er in der Schweiz bei Wohlen, Thun und Aarau unter Vertrag.

Bei YB kam der 25-Jährige in dieser Saison kaum zum Zug. Lediglich siebenmal wurde Bürgy bisher eingesetzt.

Aderlass beim Meister

YB leiht Nsame an Venezia aus – auch Martins und Bürgy gehen

- Jean-Pierre Nsame wechselt leihweise bis Ende Saison in die Serie A.
- Auch Christopher Martins und Nicolas Bürgy verlassen den Meister am internationalen Deadline-Day.
- Mit Michel Aebischer und Silvan Hefti verloren die Berner schon letzte Woche wichtige Teamstützen.

YB-Stürmer Jean-Pierre Nsame wird die laufende Saison in Italien beenden: Die Young Boys haben eingewilligt, dass Nsame bis Saisonende an den Serie-A-Klub Venezia ausgeliehen wird. Nach dieser Spielzeit werde die Situation neu beurteilt, wobei zum jetzigen Zeitpunkt sowohl eine Rückkehr nach Bern als auch eine definitive Übernahme von Venezia in Frage komme, schreiben die Young Boys. Der Super-League-Torschützenkönig der letzten beiden Saisons hat seinen Vertrag mit YB gleichzeitig bis 2024 verlängert.

Der 28-jährige Nsame hatte sich im letzten Mai einen Achillessehnenriss zugezogen und hat seither kein Pflichtspiel mehr mit YB bestritten. Beim Rückrunden-Auftakt gegen Lugano (1:0) fehlte Nsame aufgrund einer Corona-Erkrankung.

Martins nach Russland ...

Der Luxemburger Christopher Martins wechselt von Bern zum russischen Rekordmeister Spartak Moskau. Der physisch starke 24-Jährige, der mit YB noch einen bis im Sommer 2023 gültigen Vertrag besass, wird die Saison mit den Russen auf Leihbasis zu Ende spielen, anschliessend kommt eine Kaufoption zum Tragen. Sein neuer Vertrag mit Spartak läuft bis im Sommer 2027. Martins war vor zweieinhalb Jahren von Olympique Lyon zu YB gewechselt und absolvierte seither 68 Pflichtspiele (5 Tore).

... Bürgy nach Dänemark

Der 3. YB-Spieler, der am Deadline-Day den Klub verlassen hat, ist Nicolas Bürgy. Er wechselt leihweise bis zum Saisonende zu Viborg FF. Der dänische Klub besitzt anschliessend eine Kaufoption für den Innenverteidiger. Bürgy kam bereits als 12-Jähriger vom FC Belp zu YB und durchlief danach alle Juniorenstationen. 2015 unterschrieb er bei den Young Boys seinen ersten Profivertrag. Nach verschiedenen leihweisen Gastspielen kehrte er zu den Gelb-Schwarzen zurück und wurde 2020 mit YB Schweizer Meister.

"Es ist auch so, dass wir noch einen Spieler verpflichten werden."
Autor: Christoph Spycher YB-Sportchef

Vor Nsame, Martins und Bürgy verliessen in der Winterpause schon namhafte Spieler wie Michel Aebischer (Bologna) und Silvan Hefti (Genoa) die Berner Richtung Ausland.

YB-Sportchef Christoph Spycher hält aber fest: «Wir sind noch immer sehr gut aufgestellt.» Und er ergänzt: «Es ist auch so, dass wir noch einen Spieler verpflichten werden.» Die Abgänge seien kein Zeichen von einer Aufgabe im Meisterrennen sondern vielmehr Ausdruck davon, dass man Vertrauen in die verbliebenen Spieler habe, so Spycher.


Winter-Transfers in der Schweiz

In der Schweiz ist das Transfer-Fenster noch bis zum 15. Februar geöffnet. Lokal ausgebildete Spieler unter 21 Jahren dürfen gar noch bis Ende März den Klub wechseln.

Früherer YB-Spieler

Dank der Dating-App für Fussballer fand er sein Glück

Nicolas Bürgy ist Stammspieler bei Viborg und absolviert nebenher sein Masterstudium. Warum er dennoch über einen Wechsel nachdenkt.

Es ist der Winter vor zwei Jahren, und Nicolas Bürgy ist unzufrieden mit seiner Rolle bei YB. Unter Trainer David Wagner ist der Innenverteidiger aus Belp Ergänzungsspieler. Also lässt er sich von den Bernern auf die Verkaufsliste setzen. Seine Daten werden ins System von «Transfer Room» gespeist, das so etwas wie eine Dating-App für Fussballer ist. Clubs können darin notieren, welche Spielerprofile sie suchen, sie können auch angeben, was sie zu bieten haben. Und tatsächlich: Es dauert nicht lange, da erreicht Bürgy eine Anfrage aus Dänemark.

Viborg FF heisst der Club, der sich für ihn interessiert. Der heute 28-Jährige hat den Namen noch nie gehört, überhaupt war er bis dahin noch nie im skandinavischen Land. Aber die Dänen bieten ihm Aussicht auf Spielzeit, das bewegt ihn schliesslich, seinen Stammclub zu verlassen und erstmals ins Ausland zu wechseln.

Dass er für Jahre bleiben wird, ahnt er nicht. Er unterschreibt vorerst leihweise für eine halbe Saison. Erst als er im Sommer 2022 noch einmal ein paar Tage bei den Young Boys trainiert hat, wechselt er definitiv zum dänischen Verein. Was mit einem Flirt begonnen hat, ist zu einer festen Beziehung geworden.

In dieser Hinsicht ist Dänemark der Schweiz voraus

Längst weiss er, dass er den richtigen Entscheid getroffen hat. 73 Partien hat er für Viborg absolviert, das sind bald doppelt so viele wie in all den Jahren für YB. Bürgy trägt Verantwortung, ist Teil des Captainteams. Nachdem er im Frühjahr zwischenzeitlich seinen Stammplatz verloren hat, ist er nun wieder gesetzt.

Und Viborg, 2021 aufgestiegen, hat sich in der Superliga etabliert. Diese kennt einen ähnlichen Modus wie die Super League. Letzte Saison resultierte Rang 4, heuer besteht die Chance, dass sich Viborg über den ersten Platz in der Abstiegsrunde für den Europacup qualifiziert – wie 2022. Über 6000 Zuschauer kommen im Schnitt zu den Heimspielen. Der Club sei in den vergangenen Jahren enorm gewachsen, findet Bürgy.

Die Stadt Viborg vergleicht Bürgy mit Thun, bei den Oberländern absolvierte er von 2017 bis 2018 leihweise eine Saison. Bürgy lebt aber in Aarhus, der zweitgrössten Stadt Dänemarks. Die liegt am Meer, das trägt zu ihrem Charme bei. Viborg ist eine Stunde entfernt, mit Teamkollegen hat der Berner eine Fahrgemeinschaft. Mit ihnen spricht er Englisch, aber sein Dänisch ist mittlerweile so gut, dass er es versteht, wenn sich Einheimische unterhalten.

Von seinen dänischen Kollegen ist Bürgy auch schon gefragt worden, wo die Superliga im Vergleich zur Super League stehe. In der Schweiz sei das Spiel etwas taktischer, in Dänemark dafür physischer, findet Bürgy. Zudem sei die Dichte an Topteams in Dänemark höher als hierzulande.

Er denkt an die Hautstadtvereine Bröndby und vor allem an den FC Kopenhagen, der in der Champions League in den Achtelfinal vorstiess. Er denkt auch an Clubs wie Midtjylland und Nordsjaelland, die international einen hervorragenden Ruf geniessen. Letzterer hat allein in den vergangenen zwei Jahren Spieler für insgesamt rund 50 Millionen Euro verkauft.

Dazu macht er den Master in Wirtschaft

In Aarhus absolviert Bürgy zudem den Master in Wirtschaft. Die Universität bietet ein Programm für Sportler an. Fehlt Bürgy mal wegen seiner Verpflichtungen als Fussballer, ist ein Mitstudent bestimmt, der für ihn die Vorlesung aufnimmt und hilft, die verpassten Inhalte aufzuarbeiten. «Optimal» findet er die Bedingungen. Ein Training hat er noch nie verpasst.

Voraussichtlich noch eineinhalb Jahre dauert es bis zum Master. Aber ob er bis dahin beim Viborg FF bleibt, darauf will er sich nicht festlegen. Er könnte das Studium auch online abschliessen. Sein Vertrag läuft bis 2025, eher früher als später möchte er in die Schweiz zurückkehren. Hier leben Freunde und Familie, zudem studiert seine Freundin Recht an der Universität Bern, sie besucht ihn zuweilen in Dänemark. Aber nach jahrelanger Fernbeziehung sehnt sich Bürgy danach, ihr näher zu sein.

Das alles spielt bei der Zukunftsplanung eine Rolle. So sagt er das. Aber er wirkt gelassen. Mit seinen Leistungen dürfte er auf sich aufmerksam gemacht haben. Er steht besser da als im Winter vor zwei Jahren.