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 Betreff des Beitrags: Re: (99) Guillaume Hoarau
 Beitrag Verfasst: Mittwoch 8. November 2023, 01:19 
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YB: Bringt Club-Legende Guillaume Hoarau in Manchester Glück?

Auf YB wartet heute um 21 Uhr die ganz grosse Bühne. In der Champions League geht es gegen ManCity – auf der Tribüne drückt eine Club-Legende die Daumen.

Das Wichtigste in Kürze

- Guillaume Hoarau ist als TV-Experte mit nach Manchester gereist.
- Der frühere Stürmer der Berner besucht seine Ex-Kollegen beim Abschlusstraining.

Einen grösseren Glücksbringer kann man fast nicht haben – in jeder Hinsicht! YB erhält beim Abschlusstraining in Manchester Besuch von Club-Legende Guillaume Hoarau. Der 39-Jährige ist als TV-Experte für «blue» im Einsatz und darum nach England gereist.

Und der fünffache französische Nationalspieler weiss, wie Champions League mit YB geht. Schliesslich schiesst Hoarau YB 2018 erstmals in die Königsklasse. Sein Doppelpack im Playoff-Rückspiel in Zagreb sorgt für Berner Ekstase.

Von seinen 118 Pflichtspieltreffern im YB-Dress erzielt er drei in der Gruppenphase der Champions League. Bis vor kurzem war Guillaume Hoarau damit Berner Rekordtorschütze. Diese Marke hat Meschack Elia mit seinem Traumheber gegen ManCity aber mittlerweile egalisiert.

Ob der Besuch des 1,92-Meter grossen Franzosen der YB-Offensive heute Abend Flügel verleiht? Dass Hoarau immer noch weiss, wo das Tor steht, beweist er aktuell in der 2. Liga inter bei Muri-Gümligen: In fünf Einsätzen kommt er beim Tabellenführer aus Bern auf vier Tore.


https://www.nau.ch/sport/fussball-int/y ... k-66644789

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 Betreff des Beitrags: Re: (99) Guillaume Hoarau
 Beitrag Verfasst: Samstag 25. November 2023, 22:51 
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YB-Legende Guillaume Hoarau

«Air France» beschert der ganzen Liga einen Höhenflug

Der Präsident des FC Muri-Gümligen schwärmt vom prominenten Zuzug. Eine Attraktion ist dieser nicht bloss für die Berner.

Es war schweizweit einer der meistbeachteten Wechsel im Spätsommer. Obwohl er eine Liga betraf, mit der sich nur wenige intensiv auseinandersetzen.

Guillaume Hoarau, ehemaliger französischer Nationalspieler und ewiger Held aller YB-Anhänger, stiess Ende August zum FC Muri-Gümligen. Unter anderem das Schweizer Fernsehen berichtete über den Coup, der den in der interregionalen 2. Liga und damit in der lediglich fünfthöchsten Klasse engagierten Bernern gelungen war.

Diese sind in der Meisterschaft nun so was wie der Lieblingsgegner der gesamten Konkurrenz – selbst wenn deren Chancen auf Punktezuwachs zumeist eher gering sind.

Bruno Hunziker, Muri-Gümligens Präsident, sagt, Vertreter der Heimteams würden im Vorfeld jeweils anrufen und wissen wollen, ob Hoarau spiele. Für die Bestellungen im Hinblick auf die Buvette ist das nicht unerheblich. Läuft der 39-Jährige auf, steigt auch schon mal ein kleines Fussballfest. Eine bemerkenswerte Anziehungskraft geht vom Stürmer aus, unverändert.

Auf Instagram folgen ihm 272’000 Menschen

Als er Mitte September für die Berner debütiert und das im Sportzentrum Füllerich tut, deren Heimstätte, ist das ein Ereignis. Mehrere Medienvertreter sind vor Ort, vorab Kinder suchen die Nähe jenes Mannes, dessen Wert gemäss dem Branchenportal «Transfermarkt» einst über 10 Millionen Franken betrug. Vier Tore erzielte er insgesamt in der Champions League, fünf Partien bestritt er für die französische Nationalmannschaft.

Dass Fussballer nach dem Ende der Profikarriere in unteren Ligen im Einsatz stehen, ist nicht unüblich. Aber Hoarau war nicht irgendein Spieler. Bei YB erlangte er Kultstatus – wegen seiner Tore und seiner Persönlichkeit. «Air France» nannte man ihn hier aufgrund seiner ausgeprägten Kopfballstärke bisweilen. «Bern im Sturm erobert» lautet der Titel eines Buches, das über ihn geschrieben wurde.

Auch mit 39 verfügt er über einen gehobenen Glamourfaktor. Liiert ist er mit dem erfolgreichen Model Manuela Frey, 272’000 Menschen folgen ihm auf Instagram. Zum Vergleich: Für den Account seines neuen Clubs interessieren sich 307 Personen.

Er verhält sich auch bei den Amateuren wie ein Profi

Präsident Hunziker schwärmt, als er gebeten wird, zur Winterpause ein erstes Fazit zu ziehen. «Gui», wie er ihn nennt, sei in jeder Beziehung ein riesengrosser Gewinn für den Verein. Der Rechtsanwalt zeigt sich begeistert davon, wie sich der Star verhält. Er wolle nur dann am Wochenende spielen, wenn er davor auch wirklich habe trainieren können. «Er würde es als unfair empfinden, jemandem den Platz wegzunehmen.»

Hunziker kennt den heutigen Blue-Sport-Experten schon eine ganze Weile; ihre Freundschaft war einer der Hauptgründe dafür, dass sich der Stürmer den Bernern anschloss. «Gui nun aber als Spieler des Clubs zu erleben, ist noch mal was anderes – etwas, das uns alle mit Stolz erfüllt.» Hoarau verhalte sich auch hier, bei einem Amateurverein, wie ein Profi: seriös, diszipliniert, ehrgeizig.

In sechs Partien erzielt der Stürmer vier Tore

Sechs Einsätze hat die Nummer 99 bestritten, vier Treffer sind ihr gelungen. Auch dank dem Franzosen spielt der FC Muri-Gümligen vorne mit. Am Sonntagnachmittag besteht die Chance, durch einen Sieg beim FC Besa die Tabellenführung zu übernehmen und als Leader in die Winterpause zu gehen. Das klappt trotz Hoarau und einer 1:0-Führung nicht: Die Bieler drehen die Partie in der zweiten Hälfte und gewinnen 2:1.

Hunziker spricht dennoch von einer sehr erfreulichen Hinrunde. Wiedersehen werden sich die Spieler unter anderem am Konzert, das der passionierte Musiker Hoarau am 2. Dezember in der Mühle Hunziken gibt. Eine Eintrittskarte gesichert hat sich jeder einzelne seiner Teamkollegen.


https://www.bernerzeitung.ch/yb-legende ... 0906202556

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 Betreff des Beitrags: Re: (99) Guillaume Hoarau
 Beitrag Verfasst: Sonntag 31. Dezember 2023, 03:19 
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28.11.2023

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«Ich war kein Lionel Messi»

Guillaume Hoarau (39) über sein Selbstverständnis sowie seine Liebe zu «Gäub und Schwarz», Bob Marley und Topmodel Manuela Frey.

Sie konnten kürzlich den fran­zösischen Präsidenten Emmanuel Macron treffen. Wie kam es dazu?

Die französische Botschaft hatte bei seinem Staatsbesuch in der Schweiz zu einem Empfang eingeladen. Ich hatte die Ehre, dabei den Präsidenten der Republik persönlich kennenzulernen. Obwohl die Begegnung nur zehn Minuten dauerte, fanden wir Zeit, um über Fussball zu sprechen. Ich war erstaunt, dass er mich kannte. Er ist eben ein Fussball-Fan! (Lacht)

Sie sind auch ein Musik-Fan. Was bedeutet es Ihnen, vier Jahre nach Ihrem ersten Konzert wieder in der Mühle Hunziken aufzutreten?

Es ist ein Geschenk an die Menschen, die ich in Bern schätzen lernte, anlässlich der Rückkehr aus meiner Heimat La Réunion. Ich freue mich, dass ich hier tun kann, was ich – neben dem Fussballspielen – am liebsten mache.

Ihre Band heisst The One Lovers und das Motto lautet «Positive Vibrations», wohl als Hommage an Bob Marley. Wie wurde er zu Ihrem Idol?

Ich habe ich meiner Jugend mit Hilfe seiner Lieder Englisch gelernt. Zuerst habe ich sie nur phonetisch nachgesungen, dann Songbooks gekauft, weil es noch kein Internet gab, und die Texte schliesslich mit dem Dictionnaire übersetzt. Erst als ich verstand, dass seine Kernbotschaften Liebe und Frieden waren, bin ich richtig Fan von ihm geworden.

Die Reggae-Musik scheint Ihnen aber auch zu gefallen.

Ja, das ist ein Rhythmus, den ich mag, da er mich zum Tanzen bringt und in Ferienstimmung versetzt.

Sie haben Bob Marley auf eine Ihrer Waden tätowiert. Gibt es dort auch Büne Huber?

Nein, eines Tages vielleicht, aber jetzt noch nicht. (Lacht)

Wie ist es zu Ihrer Aufnahme des YB-Songs «Gäub und Schwarz», einer Abwandlung des Patent-Ochsner-Hits «Scharlachrot», gekommen?

Wenn ich auf dem Platz stand und die Fans dieses Lied sangen, dachte ich immer «Wow, ist das schön», verstand aber nicht, was sie sagen, da es Bärndütsch ist. Ich liess mir den Text von meinem Deutschlehrer übersetzen und bekam Gänsehaut. Während Covid kam ich dann auf die Idee, ein Video aufzunehmen, und fragte Büne an, ob er mir dabei helfen würde.

Wie hat er reagiert?

Er sagte, dass er mit Fussball nichts am Hut habe, worauf ich antwortete, ich würde ihn nicht als Sportler fragen, sondern als Mensch, der Musik liebt. Da haben wir uns gefunden. Mein Bärndütsch ist zwar schwer verständlich, aber die Leute finden es süss.

Trauen Sie sich auch, das Lied live zu singen?

Dafür braucht es keinen besonderen Mut, da das Publikum jedes Mal, wenn ich es anstimme, sofort die Führung übernimmt – und das ist einfach wunderbar!

Wie lautet eigentlich Ihr Lieblingswort auf Berndeutsch?

Äuä! (Lacht)

Wie schafften Sie es bescheiden zu bleiben, obwohl Sie so oft im Rampenlicht standen?

Ich war mir immer bewusst, dass ich nur Tore erzielte, weil meine Teamkollegen sie vorbereitet hatten. Ich war ja kein Lionel Messi oder Ronaldo, die Spiele im Alleingang entscheiden. So habe ich nach den Toren nie eine Jubelchoreografie gemacht, sondern sie immer mit der Mannschaft gefeiert.

Wollten Sie als Kind Fussballer oder Musiker werden?

Fussballer, aber es war damals erst ein Traum. Musik habe ich nur am Wochenende gemacht, mit meinen Cousins und Onkeln, mit der ganzen Familie.

Sie spielten bei Paris St-Germain und bei den Young Boys. Wo lagen die Unterschiede?

Als junger Spieler brauchte ich einen Verein wie PSG, um zu wachsen, und der Mann, der ich war, brauchte einen Verein wie YB, um glücklich zu werden. Beides zusammen war die perfekte Kombination. Am Ende konnte ich mit Bern den ersten Meistertitel seit 32 Jahren gewinnen, Champions League spielen und ein Maximum an Emotionen erleben. Das Adrenalin, dass da frei wurde, war für mich wie eine Droge. Weil ich süchtig bin und mit der Welt des Fussballs in Kontakt bleiben will, arbeite ich jetzt in der Westschweiz und Frankreich als TV-Experte.

Nach Ihrer letzten Saison in Sion gingen Sie zurück nach La Réunion, spielten noch etwas Fussball und überlegten, eine Fussballakademie zu eröffnen. Weshalb sind Sie nach einem Jahr wieder in die Schweiz zurückgekehrt?

Ich habe immer gesagt, dass ich meine Karriere dort beschliessen würde, wo ich sie gestartet habe, bei JS St. Pierre. Das Akademieprojekt ist für mich wichtig, weil ich den Jugendlichen weitergeben möchte, was mir der Fussball geschenkt hat. Ich merkte jedoch, dass auf La Réunion alles länger dauert als ich es nach zwanzig Jahren in Europa gewohnt bin, weshalb die Vorbereitungen noch einige Zeit dauern werden.

Sie spielen nun für Muri-Gümligen. Weshalb gerade für diesen Klub?

Als ich sagte, dass ich auch nach dem Spitzensport noch Fussball spielen möchte, um mich fit zu halten, war der Verantwortliche bei Muri-Gümligen, mit dem ich befreundet bin, sehr interessiert, sagte jedoch: «Das Problem ist, dass wir dich nicht bezahlen können.» Ich antwortete ihm, dass es mir nicht darum gehe, sondern um einen Klub, der versteht, dass ich wegen der Arbeit fürs Fernsehen und anderen Aktivitäten nur unregelmässig spielen und trainieren kann.

Wie wohl fühlen Sie sich nun in der 2. Liga interregional?

Ich schätze die Mitspieler, den Trainer und die familiäre Atmosphäre sehr. Ich gebe meine Erfahrung gerne weiter, geniesse es, ohne Druck auf dem Platz zu stehen, ein paar Tore zu machen und von den Spielern der gegnerischen Mannschaften respektvoll behandelt zu werden.

Wohnen Sie nun wieder in Bern?

Manchmal bei meinem Cousin, aber auch in Fribourg, Zürich und Paris, je nachdem. Ich bin noch nicht wieder sesshaft geworden.

Sie sind seit drei Jahren mit Manuela Frey zusammen. Was ist bei Ihnen anders als bei manchen Beziehungen zwischen einem Fussballer und einem Model?

Manu ist eine aussergewöhnliche Frau, eine unglaubliche Persönlichkeit, attraktiv, smart und ein bisschen wie meine Reggae-Musik: Sehr positiv, ein Sonnenschein! Trotzdem ist es weder einfach, als Fussballer mit einem Model zu leben, noch als Model mit einem Fussballer. Da wir beide besonderes gefordert sind, da sie aus New York zurückgekommen ist und ich nach meinem Rücktritt, lassen wir uns in unserer Beziehung Zeit. Wir wollen nicht alles auf einmal und möglichst schnell konsumieren, sondern uns in Ruhe weiterentwickeln. Jeder für sich und beide zusammen müssen wir unseren Rhythmus und unsere Stimme finden.


https://baernerbaer.ch/portraits/ich-wa ... onel-messi

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 Betreff des Beitrags: Re: (99) Guillaume Hoarau
 Beitrag Verfasst: Samstag 6. Januar 2024, 14:17 
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Guillaume Hoarau im Trennungsschmerz: «Fussball war wie eine Freundin für mich. Und eines Tages macht es zack – und es ist fertig»

Der Franzose war bei YB eine grosse Nummer – nicht nur seiner Statur wegen. Das Karriereende 2022 stürzte die Frohnatur in depressive Verstimmungen. Auf der Bühne der Musik ist er nicht der beste Sänger, aber ein Entertainer, der Menschen vereint.

Anfang Dezember geht Guillaume Hoarau in die Knie, seine Grösse versinkt im Tränenmeer, er kann weder sprechen noch singen, reibt sich die Augen, überwältigt von Emotionen. Hoarau braucht eine Pause. Er kauert auf der Bühne der Mühle Hunziken in Rubigen, im Konzertlokal zwischen Bern und Thun, in dem schon manche Grösse zu sehen und zu hören war.

Der frühere Fussballer Hoarau gibt mit Freunden und Freundinnen ein Konzert. Das Lokal ist gut gefüllt und die Stimmung prächtig. Wie so oft, wenn der Franzose mit seinen 1 Meter 92 und seinem Charme Raum für sich einnimmt. Doch jetzt sind da zu viele Gefühle, der nächste Song ist zu viel, mitunter verfasst in kreolischer Sprache, dem Idiom seiner Heimatinsel La Réunion, 9000 Kilometer entfernt. Heimweh? Erinnerungen an früher?

Hoarau hat zwischen 2014 und 2020 für die Young Boys in 188 Spielen 118 Tore erzielt und ist zum lokalen Helden aufgestiegen. Dank seinen Toren, dank seiner einnehmenden Art, dank seinem Unterhaltungswert; er, der singende Stürmer mit der Gitarre, der in meisterlichen Feierlichkeiten mit Tausenden YB-Fans das Lied «Scharlachrot» von Patent Ochsner intonierte. Hoarau kostete YB über die Jahre zwar ein paar Millionen, gab aber als Dompteur in der Manege der Unterhaltung auch einiges zurück.

Er tauchte mitten im Volk auf – mit Zigarette

Auf dem Rasen, wenn er nicht verletzt war. Neben dem Rasen als Figur, zu der man nicht seiner Grösse wegen aufschaute. In der Stadt Bern fiel er auf – zum Beispiel, als er eines helllichten Tages auf der bevölkerten Münsterplattform mit seiner Gefolgschaft aufkreuzte, die Zigarette in der hohlen Hand, nur halb versteckt. Er wählte den Weg nicht einmal hintenherum, sondern vorne durch, quasi über den Laufsteg.

Hoarau war ein fussballerischer Rockstar, der schon Konzerte geben durfte, als er noch bei YB unter Vertrag war. Der Deal: Nur in der Nationalmannschafts-Pause, und nur, wenn er das dem Klub mit Toren zurückzahlt. Der Franzose hielt Wort. Meistens. Er sagt heute: «Fussballer pokern, spielen Videogames oder Golf. Wenn ein Fussballer Golf spielt, sagen alle: ‹Ah oui, das ist gut, er lüftet seinen Kopf durch.› Für mich war die Musik wie eine Therapie. Da konnte ich vergessen. Aber es kann schnell heissen: ‹Der hat nur Flausen im Kopf.›»

Als Treffpunkt schlägt Hoarau in Zürich-Altstetten eine schicke Bar vor. Dummerweise ist die kurz vor Silvester geschlossen. Das Gespräch findet stattdessen in einer Quartierbeiz statt. Kein glitzerndes Rockstar-Dasein, stattdessen Erdung. Menu 1, Menu 2. Kein Bling-Bling. Unprätentiöse Bedienung.

Guillaume Hoarau, warum kullerten Anfang Dezember Tränen auf der Bühne in Rubigen?

Im Fussball spricht man selten ehrlich über das Karriereende. Ich hatte depressive Verstimmungen, die begannen schon im FC Sion, für den ich ab 2020 spielte, und sie wurden 2022 mit dem Ende noch stärker. Fussball war wie eine Freundin für mich. Die Beziehung dauerte über zwanzig Jahre. Und eines Tages macht es zack – und es ist fertig. Ich habe viel geschrieben, unter anderem dieses Lied, das von Abschied handelt und «Distance» heisst. Ich singe auf Kreolisch, Französisch, Englisch.

Also geht es um den Abschied vom Fussball?

Einen Moment lang konnte ich nicht mehr singen, weil ich daran zurückdachte, wie ich mich fühlte, als ich das schrieb. Musik kann intim sein. Da kamen Emotionen hoch. Tourner la page. Ich habe nie gelernt, ohne Fussball zu leben. Aber jetzt muss ich.

Das ist schwer vorstellbar: Hoarau und dunkle Gedanken. Vor Jahren sagten Sie in einem Gespräch, Sie seien an neun von zehn Tagen glücklich.

Ich sprach mit fast niemandem darüber. Aber ich fühlte mich wirklich schlecht, allein, verlassen. 2022 ging ich nach La Réunion zurück, spielte Fussball, Basketball, tat viele Dinge, hatte volle Tage. Das nützte wenig. Zwanzig Jahre wird im Fussball an deinem Ego gezimmert, du bist der Star. Es ist hart, wenn dir gesagt wird: Jetzt ist fertig. Kein Training mehr, keinen Match, kein Adrenalin. Wie kann ich das ersetzen? Die Antwort: Nichts kann das ersetzen. Das muss man annehmen. Nur wenige Fussballer reden darüber.

Spycher hörte nicht auf sein Herz, sondern auf seinen Kopf

2020 ist das YB-Idol Hoarau 36 Jahre alt. Sein Körper sagt oft: Nein, es ist zu viel. Unter Tränen verlässt er den Rasen. Versehrt. Hoarau spricht mit dem YB-Sportchef Christoph Spycher über die Zukunft, über seine «Liebesbeziehung», wie er seine Bindung zu Fussballklubs pathetisch umschreibt. Hoarau will nicht in emotional leeren Covid-Zeiten aufhören, nicht nach dem, was er am 28. April 2018 im vollen Wankdorfstadion erlebt hat. Meistertitel mit YB, nach 32 Jahren.

Hoarau ist 2020 immer noch blind vor Liebe und will weitermachen – nicht neben, sondern auf dem Rasen. Spycher sagt ihm, dass er den Vertrag verlängern würde, wenn er auf sein Herz hören würde – «aber man kann nicht immer auf das Herz hören.» So erzählt das Hoarau. Er ist sauer, fühlt sich verstossen, muss aufpassen, dass er die Worte in der Öffentlichkeit mit Bedacht wählt. Heute sagt er: «YB ist eine starke Institution geworden. Da kann ich nicht behaupten, dass der Entscheid 2020 gegen mich falsch war.»

Der Franzose spricht vom «kompliziertesten Moment meiner Fussballkarriere», darauf sei er nicht vorbereitet gewesen, «ich wollte das nicht begreifen, für mich war YB wie eine Familie. Man kann ein Familienmitglied nicht so an die Luft setzen. Das habe ich persönlich genommen.»

Der Körper des Liebestrunkenen war zu lädiert

Das Ende war nicht Hollywood. Es war nicht wie bei Steve von Bergen, der sich 2019 mit seinem ersten YB-Tor vom Publikum verabschiedete. Hoarau ging durch die kleine Tür, ohne Publikum. Er hängte beim FC Sion noch zwei Jahre an. Der Blick auf die Einsatzstatistik belegt, dass Spycher 2020 richtig lag.

Hoarau ist ein Kosmopolit. Oder ein «Weltbürger», wie er sagt. Er hält sich in Zürich-Altstetten auf, wo seine Partnerin, Topmodel Manuela Frey, wohnt. In Rubigen auf der Bühne. In Freiburg, wo er einen Freund hat. In Bern, wo sich sein Cousin niedergelassen hat. In Bordeaux, wo sein mittlerweile 15-jähriger Sohn bei dessen Mutter lebt.

Oder in Paris oder irgendwo sonst in Frankreich, wo er für Canal Plus Fussballspiele mitkommentiert. In den französischen Alpen, wo er über Silvester einen weiteren Cousin besucht. In einem Schweizer Super-League-Stadion, in dem er für Blue Sport Spiele verfolgt. Oder in Muri-Gümligen, wo er in der 2. Liga interregional dem Ball nachrennt. Zumindest zwischendurch. Und nur, wenn er zuvor trainiert hat.

Oder er ist auf La Réunion, wo seine Wurzeln sind und wo er sich 2022 niederlassen wollte. Er arbeitete für eine Gemeinde und hatte wieder Tagesziele. Doch bald zog es ihn wieder nach Europa. Weshalb? «Wenn du einen Ort verlässt und zwanzig Jahre später zurückkehrst, ist es nicht mehr das Gleiche.» Wenn der Reisende gefragt wird, wo er wohne, antwortet er: «Ich weiss es nicht. Ich bin überall. Ich gehe mit dem Fluss des Lebens.»

Hoarau gibt allen ein Mikrofon

In der Mühle Hunziken zeigt sich, dass Hoarau ein besserer Mittelstürmer war, als er jetzt Sänger ist. Aber das ist Nebensache. Den Entertainer stützt eine gute Band. Er spielt Stärken aus, die ihn früher in der Umkleidekabine wertvoll machten. Er verbindet Leute, holt sie ins Zentrum und gibt jedem oder jeder ein Mikrofon. Am Ende singen auf der Bühne ungefähr fünfzehn Personen «Scharlachrot» und musizieren. Das sind zu viele, zumal in der Mühle Hunziken. Aber auch das ist sekundär.

Hoarau sagt: «Ich bin ein familiärer Typ und mag das Kollektiv, auf dem Rasen, auf der Bühne. Ich bin generös, ich mag es, zu geben, ich mag es, jemanden zu pushen, der am Boden ist. Ich habe im Fussball schnell begriffen, dass im Sololauf wenig bis nichts geht.»


https://www.nzz.ch/sport/guillaume-hoar ... duced=true

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 Betreff des Beitrags: Re: (99) Guillaume Hoarau
 Beitrag Verfasst: Samstag 6. Januar 2024, 14:19 
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YB: Abgang 2020 – Hoarau: «Kompliziertester Moment meiner Karriere»

Für YB erzielte Guillaume Hoarau 118 Tore, wurde dreimal Schweizer Meister. Entsprechend schwierig war der Abschied für den Franzosen im Jahr 2020.

Das Wichtigste in Kürze

- Zwischen 2014 und 2020 absolvierte Mittelstürmer Guillaume Hoarau 188 Spiele für YB.
- Der Abschied von den Young Boys fiel dem dreifachen Schweizer Meister besonders schwer.
- Wie Hoarau verrät, folgten auf den Abgang «depressive Verstimmungen».

Den YB-Fans wird Guillaume Hoarau stets in bester Erinnerung bleiben. Während seiner Zeit in Bern zwischen 2014 und 2020 gewann der Franzose dreimal die Schweizer Meisterschaft. In 188 Spielen erzielte der Mittelstürmer stolze 118 Tore und hatte somit massgeblichen Anteil am Erfolg der Young Boys.

Umso schwieriger fiel Hoarau am Ende auch der Abschied, wie er nun in einem Interview mit der «NZZ» erzählte. Dies sei der «komplizierteste Moment meiner Fussballkarriere» gewesen, so der heute 39-Jährige. Er habe es damals nicht akzeptieren wollen, denn YB sei für ihn wie eine Familie gewesen.

Sportchef Christoph Spycher habe dem Stürmer gesagt, er würde den Vertrag verlängern, wenn er auf sein Herz hören würde. Am Ende entschied sich Spycher für den Kopf, und liess Hoaraus Arbeitspapier auslaufen.

In der Folge musste der 1,92-Mann öffentlich aufpassen, was er über YB sagt, wie er der «NZZ» weiter verriet. Aus heutiger Sicht könne er dem Verein wegen dem Entscheid keine Vorwürfe machen. Die Young Boys seien «eine starke Institution geworden».

Depressionen vor und nach dem Karriereende

Nach seinem Abgang aus Bern fand Guillaume Hoarau im FC Sion einen neuen Arbeitgeber. Für die Walliser spielte der Franzose noch zwei Saisons, bevor er seine Profikarriere beendete.

So richtig glücklich habe ihn die Zeit nach YB jedoch nicht gemacht. «Ich hatte depressive Verstimmungen, die begannen schon beim FC Sion», sagte Hoarau. Mit dem Karriereende 2022 seien diese noch schlimmer geworden.

Weiter erklärte er: «Fussball war wie eine Freundin für mich. Die Beziehung dauerte über zwanzig Jahre. Und eines Tages macht es zack – und es ist fertig.»

Ganz fertig mit dem Fussball ist der einstige Torjäger auch heute noch nicht. Er spielt weiterhin auf Amateurniveau – für den FC Muri-Gümligen in der 2. Liga interregional.

In sechs Einsätzen hat der Franzose bisher viermal getroffen. Der FCMG spielt in der Spitzengruppe mit.


https://www.nau.ch/sport/fussball/yb-ab ... e-66680906

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 Beitrag Verfasst: Samstag 9. März 2024, 22:25 
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YB-Legende Hoarau

«Vor einigen Monaten war Wicky der Held, nun wird auf ihn eingeprügelt»

Das Aus von Raphael Wicky nach knapp zwei Jahren Amtszeit bei YB gibt auch Klub-Legende Guillaume Hoarau zu denken. Das meint der Franzose zu den jüngsten Entwicklungen bei seinem Herzensverein.

Das Gefühl, in Bern nicht mehr erwünscht zu sein, kennt auch Guillaume Hoarau. Der Stürmer wechselte 2014 in die Schweiz und eroberte die Herzen in der Hauptstadt im Nu. Mit der Frohnatur von der Insel La Réunion kehrte auch Erfolg ein. Mit den Young Boys wurde er dreimal Schweizer Meister und einmal Cupsieger. Stets gehörte Hoarau zu den treffsichersten Akteuren in der Super League. In 141 Meisterschaftsspielen gelangen ihm 94 Treffer; die Saison 2018/19 beendete er gar als Torschützenkönig.

Trotzdem war nach sechs Saisons bei YB unfreiwillig Schluss – der Klub verlängerte seinen Vertrag 2020 nicht mehr. Inzwischen hat der 40-Jährige seine Spielerkarriere beendet, den Fussball bei YB verfolgt Hoarau – der einst auch mit PSG in der Champions League spielte – als Experte bei blue Sport immer noch eng. Im Studio wurde er zum Trainer-Aus von Raphael Wicky befragt.

«Eine Trennung tut weh und bedeutet, dass etwas nicht stimmt», hält Hoarau fest. Intern habe man wohl Angst gehabt, dass man am Ende alles aus den Händen gebe. Die Zukunft werde zeigen, ob der Klub damit richtig liege, so der Franzose und ergänzt: «Auf jeden Fall sollte ein Elektroschock ausgelöst werden.»

Kurzes Gedächtnis im Fussball

Zwar hat Wicky mit YB in einer Woche drei Niederlagen kassiert – darunter das Aus im Cup sowie das Duell gegen Verfolger Servette. In der Meisterschaft liegt man aber noch immer mit einem Zähler in Front. Auch für die Champions League hat man sich qualifizieren können, zudem kam man als Dritter der Gruppenphase noch in den Genuss der Europa League.

«Im Fussball hat man ein kurzes Gedächtnis», betont Hoarau. «Vor einigen Monaten war er noch ein Held, heute wird auf ihn eingeprügelt und er ist der Schuldige.» Hoarau kritisiert zwischen den Zeilen auch die Klubführung: «Wenn man sich schützen will, beschuldigt man manchmal den anderen.»

«Es ist weniger harmonisch als zu meiner Zeit», findet Hoarau. «Spieler kommen und gehen, aber der Verein bleibt gleich. Die DNA ist also immer noch da.» Hoarau stellt aber gleichzeitig nüchtern fest: «YB ist nicht mehr die Übermacht wie früher.»

Gut gebrauchen könnte YB aktuell die Tore von Jean-Pierre Nsame. Der einstige Publikumsliebling fühlte sich in Bern nicht mehr wertgeschätzt und verliess den Klub. «Sie haben eine Linie, an die sie sich halten. Wenn man sich nun die Seite des Spielers anschaut, kann es von aussen hart erscheinen, aber heutzutage gibt es im Fussball keine Freunde, also muss man den Augenblick maximal ausnutzen», so Hoarau und ergänzt: «Man weiss, dass man ohnehin nur auf der Durchreise ist. Wir alle lieben ein Happy End. Leider sieht man das heute im Fussball immer seltener.»

Nichtsdestotrotz war für Hoarau die Trennung von Wicky «unvermeidlich». Sein Fazit: «Auf dem Spielfeld war nicht mehr diese Freude, dieser Spass, diese Leichtigkeit auszumachen. Den Trainer auszuwechseln, war natürlich die einfachste Lösung.»


Die letzten 10 YB-Trainer

- Raphaël Wicky (SUI) Juni 2022 - März 2024
- Matteo Vanetta(SUI) März 2022 - Juni 2022
- David Wagner (GER/USA) Juni 2021 - März 2022
- Gerardo Seoane (SUI/ESP) Juni 2018 - Juni 2021
- Adi Hütter(AUT) September 2015 - Juni 2018
- Uli Forte (ITA/SUI) Juli 2013 - August 2015
- Bernard Challandes (SUI) April 2013 - Juni 2013
- Martin Rueda (SUI) Juli 2012 - April 2013
- Christian Gross (SUI) Juli 2011 - April 2012
- Vladimir Petkovic (BOS) August 2008 - Mai 2011


https://www.bluewin.ch/de/sport/super-l ... 13075.html

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