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Familie statt Frankreich

Alexander Gerndt ist so treffsicher wie noch nie, seit er bei YB spielt. Seine Tore haben nichts genützt: Der Stürmer fehlt im schwedischen EM-Aufgebot.

Marcus Berg von Panathinaikos Athen, John Guidetti von Celta Vigo, Emir Kujovic von Norrköping und Zlatan Ibrahimovic von Paris-SG: Diese vier Namen sind im EM-Aufgebot des schwedischen Nationalcoachs Erik Hamrén unter der Rubrik Stürmer zu finden. Nicht aber ­jener von Alexander Gerndt. «Ich habe in letzter Zeit nichts mehr vom Nationalcoach gehört», erzählt der YB-Angreifer, der sich so bereits vorzeitig darauf gefasst ­machen konnte, dass aus dem Traum Euro 2016 wohl nichts wird. Hamrén habe jene vier Stürmer aus­gelesen, «an die er glaubt», und dies sei die Aufgabe eines Trainers.

Dass sich einer aus diesem Quartett in der unmittelbaren EM-Vorbereitung noch verletzen könnte, darüber will Gerndt nicht spekulieren – und schon gar nicht darauf hoffen. «Ich weiss nach den letzten beiden Jahren aus eigener Erfahrung, dass Verletzungen für einen Fussballer ein Albtraum sein können. Das gönne ich niemanden und verschwende deshalb auch nicht einen ­Gedanken an so ein Szenario.»

Argumente, dass er auf eine EM-Teilnahme hoffen durfte, hat der achtfache schwedische Nationalspieler in dieser Saison bei den Young Boys reichlich ­geliefert. Insbesondere in den letzten Wochen. Sieben seiner zwölf Saisontore hat er in der Rückrunde erzielt, zuletzt gegen St. Gallen und Lugano traf er gleich doppelt. Im Tessin bewies er mit den beiden Treffern nur fünf und zehn Minuten nach seiner Einwechslung ausserdem Joker-Qualitäten, die an einem EM-Turnier stets gefragt sind. «Was bringt es, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, warum es nicht für ein Aufgebot gereicht hat?», fragt Gerndt. Frustschieben ist nicht seine Sache. Vielmehr sieht er die Optionen, die ein EM-freier Sommer bietet. «Ich habe nun viel Zeit, die Familie und die Freunde zu pflegen, das wird mir auch Spass machen.»

Erste fast verletzungsfreie Saison

Familie statt Frankreich lautet also das Motto für Alexander Gerndt. Dass er in diesem Sommer am Quatorze Juillet, dem französischen ­Nationalfeiertag, 30 Jahre alt wird, war in seinem Fall kein gutes Omen. «Ach, das Alter», seufzt er, als er darauf angesprochen wird. «Darum geht es doch nicht. Viel wichtiger ist, wie man sich fühlt. Dann spielt es keine Rolle, ob du 24 oder 34 bist.» Und wie fühlt er sich selber? «Ich fühle mich jung, gut und fit wie schon lange nicht mehr», sagt er mit einem Lächeln im ­Gesicht, das Zufriedenheit signalisiert. Überwunden sind die zwei schwierigen Saisons mit den langwierigen Verletzungen, in denen er nur gerade die Hälfte ­aller Partien mit YB bestreiten konnte. Er fühlt sich mit seiner Familie in Bern pudelwohl, schätzt Mannschaft wie Club und geniesst es sehr, hier immer mehr Freunde zu haben.

Dieser Umstand spielte eine wichtige Rolle, als er sich im Januar entschloss, den Vertrag mit YB bis im Sommer 2018 zu verlängern. Gereizt haben ihn aber auch die sportlichen Perspektiven. «Ja», sagt er sehr bestimmt, «ich bin wirklich überzeugt, dass wir hier in Bern eine sehr gute und erfolgreiche Zeit haben können in den nächsten Jahren, wenn alle gesund bleiben.» Selbst wenn die 14 Punkte, die YB im Moment hinter dem FC Basel liege, eine nicht wegzudiskutierende Wahrheit seien, glaubt er, «dass wir uns verbessert haben, konstanter geworden sind und viel entschlossener versuchen, jedes Spiel zu gewinnen.» Für Gerndt geht es nicht primär um die Frage, ob YB näher an den FCB heran­gekommen ist. «Viel entscheidender ist nach dieser Saison die Erkenntnis, dass wir jedes Team schlagen können.»

Angst davor, dass die nun gefestigte Mannschaft durch Abgänge wieder aufgebrochen wird, hat er nicht: «Es wird Spieler geben, die uns verlassen, aber wohl nicht sehr viele. Das Gerüst wird bleiben.» Und wo es Abgänge gebe, bestehe immer auch die Chance, diese Position neu zu besetzen. «Ich denke an den Zuzug von Yoric Ravet. Er hat uns nochmals besser gemacht.»

Bis 2018 will Alexander Gerndt mit YB einen Titel holen, das ist sein Ziel. Und das könnte dann auch einen schönen Nebeneffekt haben: eine Rückkehr ins schwedische Nationalteam.

YB-Stürmer Gerndt fällt 4 Monate aus

Alexander Gerndt bleibt das Pech treu. Der YB-Stürmer muss am Knie operiert werden und fällt bis zu vier Monate aus.

Es ist eine Krankenakte des Schreckens. Im Februar 2014 wurde Alexander Gerndt von Basels Taulant Xhaka brutal gefoult; er trug einen Innenbandriss am Knöchel, ein gerissenes Syndesmoseband sowie Knochenabsplitterungen davon. Ein Jahr lang fiel er aus.

Zu Beginn der letzten Saison zog sich der Schwede eine Oberschenkelprellung zu, wegen Komplikationen musste der Stürmer not­fallmässig operiert werden – die Pause dauerte zwei Monate. Und am letzten Dienstag, im Hinspiel der Champions-League-Qualifikation gegen Schachtar Donezk, humpelte Gerndt mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Rasen.

Der 30-Jährige erlitt Bänder- und Kapselverletzungen, muss sich am Knie operieren lassen. Er wird drei, vielleicht gar vier Monate lang pausieren müssen. Womöglich wird er erst zur Rückrunde hin fit sein.

Transfer ist möglich

Gerndt entwickelt sich je länger, je mehr zum YB-Pechvogel. Sportchef Fredy Bickel spricht von einer «bitteren Diagnose». Mit Guillaume Hoarau, Yuya Kubo – der Japaner erhält von YB keine Freigabe für die Olympischen Spiele – und Michael Frey stehen drei gesunde Angreifer im Kader.

An und für sich wollten die Berner erst im Fall der Qualifikation für eine europäische Gruppenphase über Transfers diskutieren. «Doch nun ist die Situation anders», hält Bickel fest. Die Verpflichtung eines Stürmers ist nicht ausgeschlossen, es würde sich aber kaum um einen Akteur von Gerndts Leistungsklasse handeln. Doch Varianten, die Quantität im Sturm zu erhöhen, gibt es mehrere.

Die Mittelfeldspieler Thorsten Schick und Kwadwo Duah können ganz vorne spielen. Im Nachwuchs überzeugt derweil der 18-jährige Aimery Pinga Maria. Und ab Mitte August bestünde die Möglichkeit, den an Wohlen verliehenen Marko Dangubic zurückzuholen.

Gerndt einmal mehr im Pech

Nach seinem Ausfall im CL-Qualifikationsspiel in der Ukraine muss sich Alexander Gerndt am Knie operieren lassen. Der Schwede fehlt den Young Boys für die nächsten 3 bis 4 Monate.

Wie befürchtet, erwies sich bei Alexander Gerndt die am Dienstag zugezogene Verletzung als gravierend. Der 30-Jährige hatte im Hinspiel bei Schachtar Donezk (0:2) nach einem Zweikampf nicht mehr mittun können. Gerndt wird sich in den nächsten Tagen sogar einer Operation unterziehen müssen. Die Young Boys rechnen mit einer mindestens 3-monatigen Abwesenheit ihres Stürmers.

Schon mehrfach hatten gesundheitliche Rückschläge Gerndt zurückgeworfen. Anfang 2014 musste er nach einem rüden Foul von Taulant Xhaka fast ein Jahr aussetzen. Anfang letzte Saison machte ihm eine Muskelverletzung zu schaffen wegen dieser er 9 Einsätze verpasste.

Bickel: «Gerndts Pech ist unfassbar»

Fredy Bickel trifft den Ausfall von Stürmer Alexander Gerndt hart. Nun sucht er nach Alternativen.

«Es ist unglaublich, jetzt geht das schon wieder los», sagte Fredy Bickel mit viel Frust in der Stimme, nachdem er gestern über den ­Befund der medizinischen Abklärungen bei Stürmer Alexander Gerndt orientiert worden war. Der 30-Jährige muss sich nach dem unglücklichen ­Zusammenprall mit Schachtar-Spieler Taras Stepanenko einem Eingriff am ­linken Knie unterziehen und wird drei bis vier Monate ausfallen.

Seit der Schwede im Februar 2013 von Utrecht zu YB kam, lässt ihn das ­Verletzungspech nicht mehr los. Immer wieder fiel er gleich für längere Zeit aus. Falls Gerndt – was zu erwarten ist – bis im Winter fehlt, wird er in seinen vier Jahren in Bern nur 83 von 144 möglichen Ligaspielen bestritten haben. «Es erwischt ihn jede Saison, das ist unfassbar. Es tut mir sehr leid für Alexander Gerndt», sagt der YB-Sportchef. Und im Nachsatz: «Sein Ausfall trifft auch uns.»

Interner oder externer Ersatz?

Bickel will die Situation nun zuerst mit dem YB-Verwaltungsrat besprechen. Mit Hoarau, Frey und Kubo, der nicht nach Rio an die Olympischen Spiele reisen wird, stehen jetzt noch drei Stürmer zur Verfügung. Kwadwo Duah vorne spielen zu lassen, ist eine Option. Dass der ­Neu­zuzug Thorsten Schick in die Spitze vorrückt, dagegen nicht. Aus dem U-21-Team könnte man Nachwuchsnationalspieler Aimery Pinga (18) nachziehen. Diskutiert wird offenbar auch, den ausgeliehenen Marko Dangubic zurückzuholen. Dieser hat sich in Wohlen aber gut eingelebt und schon im ersten ­Saisonspiel getroffen. «Ich weiss nicht, ob das gut wäre für den jungen Spieler», ist sich Bickel noch unschlüssig.

Ansonsten muss sich YB extern nach einem zusätzlichen Stürmer um­sehen. «Es ist noch alles ­offen», sagt der Sportchef. «Vielleicht warten wir auch ab, ob wir uns für eine Gruppenphase im Europacup qualifizieren. In diesem Fall müssten wir wegen der höheren Belastung noch einen Stürmer holen.»

YB-Stürmer aus Camp abgereist

Alexander Gerndt ist zum vierten Mal Papi

Alexander Gerndt teilt seine Vaterfreuden sofort mit seinen YB-Kumpels.

Im Normalfall reisen Profis frühzeitig aus einem Trainingslager ab, weil sie verletzt sind. Nicht so der YB-Schwede Alexander Gerndt.

Der 30-jährige Stürmer will gerade fürs Testspiel gegen YB auflaufen, als in der Kabine sein Natel klingelt. Die freudige Nachricht aus Bern: Er wird zum vierten Mal Papi! Seine Frau Frida ist schon auf dem Weg ins Spital.

Sofort wird Gerndt zum Flughafen in Malaga gefahren. Doch noch bevor er ins Flugzeug nach Basel steigt, erreicht ihn die freudige Nachricht aus der Schweiz. Söhnchen Hugo ist da! Mutter und Baby sind wohlauf. Am Abend stellt der stolze Papi dieses Bild von Hugo und sich in den Chat der YB-Spieler.

Gerndt: «Der Trainer hat richtig entschieden»

75 Minuten sitzt Alexander Gerndt auf der Bank, dann sorgt er mit einem Doppelpack für den Sieg der Young Boys. «Mein Gefühl ist nun sicher besser», sagt der Schwede nach seinen ersten beiden Saisontoren.

Die Young Boys haben sich in St. Gallen lange Zeit sehr schwergetan. Wie haben Sie das erlebt?
Alexander Gerndt: St. Gallen hat super gespielt. Nach der Roten Karte gegen Toko haben wir aber besser in die Partie gefunden, und ich habe schliesslich zwei Tore gemacht, das ist toll.

Es handelt sich um Ihre ersten beiden Treffer in dieser Saison. Ist es eine grosse Erleichterung für Sie?
Nach meiner Verletzung Anfang Saison kämpfte ich mich zurück, doch dann verletzte ich mich zu Beginn der Rückrunde wieder. Das war nicht einfach. Gegen GC und Lugano habe ich überdies nicht gut gespielt, das haben alle gesehen. Nach den beiden Toren ist mein Gefühl nun sicher besser.

War es ein Ansporn, beorderte Sie Trainer Adi Hütter zunächst auf die Bank?
Jeder Spieler will doch von Anfang an spielen, das ist klar. Vielleicht war es gut für mich, musste ich zuerst auf der Bank Platz ­nehmen, zudem hat der Trainer ja richtig entschieden. Draussen sagte Thorsten Schick zu mir: «Wir kommen rein, und ich mache in der 87. Minute ein Assist für dich.» Nun legte er mir den Ball halt zwei Minuten früher auf (lacht).

Spüren Sie mehr Druck, seit Guillaume Hoarau verletzt ist?
Guillaume ist sicher ein wichtiger Spieler für uns. Aber wir hatten in diesem Jahr schon viele Verletzte, da ist es normal, müssen andere in einer solchen Phase mehr Verantwortung übernehmen.

Sie kennen sich mit Hoaraus Situation bestens aus, wurden selbst immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Wie geht ein Spieler damit um?
Du möchtest jeden Tag bei der Mannschaft sein, doch stattdessen musst du allein arbeiten. Das ist mental sehr schwierig, genau in einer solchen Situation brauchst du die Unterstützung der Teamkollegen, der Familie und der Physiotherapeuten.

YB liegt elf Zähler vor Sion, Basel ist Meister. Die letzten sechs Runden werden langweilig . . .
. . . Nein, wir haben noch sechs Spiele, und unser Ziel ist, alle zu gewinnen.

Wie werden Sie eigentlich Ihr Doppelpack feiern?
Ich werde einen schönen Abend mit meiner Familie verbringen. Vielleicht gehe ich noch mit den Kindern auf den Spielplatz, mal schauen (lacht).

Wechselt Gerndt zu Lugano?

Es sind wieder mal Gerüchte im Umlauf, die einen Abgang Alexander Gerndts befeuern. Aktuell wird der YB-Stürmer mit dem FC Lugano in Verbindung gebracht.

Es gibt in diesen Tagen einige Akteure, die bei YB keine grosse Rolle spielen. Dazu gehört Stürmer Alexander Gerndt, der bei Trainer Adi Hütter einen schweren Stand hat. Der Schwede ­figurierte gegen Basel und bei Dynamo Kiew nicht mal im Aufgebot. Er ist im Sturm nur die Nummer 4 hinter Guillaume Hoarau, Roger Assalé sowie Zugang Jean-Pierre Nsamé. Und auch Christian Fassnacht kann im Angriff spielen.

Deshalb erstaunt es nicht, gibt es mal wieder Gerüchte um einen Abgang Gerndts. Der 31-Jährige, seit 2013 bei YB, blickt auch wegen Verletzungen auf komplizierte Zeiten zurück. Der frühere Torschützenkönig in Schweden wird regelmässig mit einer Rückkehr in die Heimat in Verbindung gebracht. Aber auch Lugano ist interessiert, es finden Gespräche statt, ein Wechsel ist gut möglich. Einen Ersatz würde YB nicht holen.