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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Montag 19. Mai 2014, 00:39 
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Merci Wuschu ! Eifach ä vorbildleche Muschterprofi ufem u näbem Fuessballplatz!

:bravo: :bravo: :bravo:


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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Montag 19. Mai 2014, 09:25 
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«Ich will nicht in Tränen ausbrechen»

Christoph Spycher erlebt einen bewegenden Abschied als Spieler bei YB.

Er wolle kein grosses «Brimborium» bei seinem Abschied. Das sei nicht sein Ding, hatte Christoph Spycher vor einigen Tagen gesagt. Er wolle einfach noch ein gutes Spiel zeigen gegen St. Gallen, und dann sei Schluss. Es ist dann doch ein bisschen anders herausgekommen.

Begleitet von seinen beiden Buben Dominic und Claudio an den Händen, unternimmt er seinen letzten Gang zu einem Spiel der Super League. Seine Mannschaftskameraden und der Staff stehen Spalier, als Familie Spycher den Wankdorf-Rasen betritt. Und alle tragen ein T-Shirt mit dem Konterfrei von «Wuschu» auf der Brust.

Präsident Werner Müller beschenkt ihn mit einem signierten Erinnerungsleibchen und einem Blumenstrauss. Danach stülpt sich der 36-jährige Spycher seine Gesichtsmaske über. Die muss er seit seinem Nasenbeinbruch, den er am 7. Mai gegen Aarau erlitten hatte, tragen. Auf die Erfahrung, mit einer Maske spielen zu müssen, hätte er am Ende seiner Karriere verzichten können, meint er.

Dann spielt, kämpft, dirigiert Christoph Spycher gegen St. Gallen, so wie immer in seinen 15 Jahren als Berufsfussballer. 266 Spiele hat er in der Super League mit dem FC Luzern, GC und YB gespielt, 120 in der Bundesliga mit der Frankfurter Eintracht und 47 mit der Schweizer Nationalmannschaft.

Der letzte, verdiente Beifall

Trainer Uli Forte hat sein Auswechselkontingent beim 2:0-Sieg gegen St. Gallen bereits ausgeschöpft. 30 Sekunden vor Spielschluss ruft er Christopf Spycher vom Platz. Von den Rängen brandet Beifall, und Spycher winkt kurz. Der Schiedsrichter pfeift kurz darauf die Partie ab. Der Routinier macht sich auf zu den YB-Fans, klettert am Absperrgitter hoch, umwogen vom gelb-schwarzen Fahnenmeer, bedankt sich bei den innigsten und treusten YB-Anhängern.

YB-Goalietrainer Paolo Collaviti zeigt danach bei der Ehrenrunde mit der Mannschaft Stehvermögen. Er schultert Spycher, trägt ihn um das Rasenviereck. Er sei sich nicht gewohnt, derart im Mittelpunkt zu stehen, das sei nicht sein Ding, meint Spycher hinterher. «Es war mir fast ein bisschen peinlich.» Und dennoch, so cool, wie er sich geben wollte, ist er nicht. Da sind doch einige Tränen auszumachen, und die Mundwinkel zucken seltsam. «Ich bin sehr bewegt. Es ist ein wunderschöner Abschied. Es ist ein Moment, den ich in meinem Leben nie vergessen werde. Aber ich will nicht in Tränen ausbrechen.»Aufgewachsen in Oberscherli, hatte er als Bub im alten Wankdorf die YB-Spiele erlebt. Aber erst im Herbst seiner Karriere wurde sein Traum, auch für seinen Herzensklub zu spielen, Realität. Im Jahr 2010 wechselte er von Frankfurt zu YB. Er habe sich drei Sachen vorgenommen: das YB-Leibchen zu tragen, mit YB im Europacup zu spielen und mit YB Titel zu holen. Das Letzte sei leider nicht gelungen. Nun werde er in seiner neuen Funktion mitarbeiten und alles tun, damit die YB-Fans in Zukunft doch wieder Titel bejubeln könnten, sagt Spycher.

Ab 1. August in neuer Funktion

Trainer Forte freut sich hinterher über den «würdigen Abschied eines Spielers mit einer Weltkarriere». Und Sportchef Fredy Bickel sagt: «Es wird sehr schwer, Christoph Spycher zu ersetzen. Er ist eine Persönlichkeit, wie man sie im heutigen Fussball selten erlebt.» Auf die Frage, ob Vero Salatic von GC der Spieler sei, den YB im Auge habe, zuckt Bickel mit den Schultern. «Schwierig, denn GC zahlt auch sehr gute Löhne.»Aber klar ist: Fortan wird Bickel einen neuen Büronachbarn erhalten. Spychers neue Funktion bei YB heisst: Talentmanager und Teambetreuer. «Aber vorerst geht er in die Ferien», sagt Bickel. «Er beginnt bei uns erst am 1. August.»


http://www.derbund.ch/sport/fussball/Ic ... y/27502497

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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Montag 19. Mai 2014, 09:26 
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19.05.2014

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Der YB-Captain geht mit Tränen von Bord

YB verabschiedet Christoph Spycher nach 15 Jahren Profifussball, schlägt St. Gallen en passant mit 2:0 – und beschliesst eine verkorkste Saison mit einem positiven Gefühl.

Als der Captain von Bord geht, ist der Törn noch gar nicht zu Ende. Knapp zwei Minuten bleiben noch zu spielen zwischen YB und St. Gallen, am Ausgang der Partie gibt es beim Stand von 2:0 keine Zweifel mehr – plötzlich aber unterbricht Schiedsrichter Sascha Amhof. Verdutzt recken sich die Köpfe, niemand weiss genau, was los ist. Dann aber brandet der Applaus los, zögerlich erst, doch als alle sehen, was passiert, wird es das erste Mal an diesem Nachmittag laut. Christoph Spycher streift sich nach 15 Jahren Profifussball, nach 130 Spielen in der Super League, nach 129 Auftritten in der Bundesliga und nach 127 Partien für die Young Boys die Captainbinde ab und geht zur Seitenlinie. Er schaut wehmütig jetzt, den Kampf gegen die Tränen hat er längst aufgegeben.

Eineinhalb Stunden zuvor herrschte war die Veranstaltung bereits festlich losgegangen. Spychers Abschiedspartie, geschickt getarnt als letztes Saisonspiel gegen St. Gallen, startete nämlich mit einem Paukenschlag. Bereits nach 38 Sekunden traf Renato Steffen zur YB-Führung. Ende März war der Youngster mit seiner Gelb-Roten Karte gegen GC noch der Buhmann, jetzt ist er mit drei Treffern aus den letzten drei Spielen zu den formstärksten YB-Akteuren avanciert. Früh also führte YB, früh lief alles artig nach Drehbuch, früh schien festzustehen, dass in dieser rein sportlich bedeutungslosen Partie der Sieg dem Heimteam vorbehalten war.

Den Abschied des YB-Captains schienen sich sämtliche Beteiligte auf dem Feld zu Herzen genommen zu haben: Gelb-Schwarz spielte engagiert und bemüht, Grün-Weiss agierte lustlos und zurückhaltend – Resultat war ein einseitiges, über weite Strecken ereignisloses Spiel. Moreno Costanzo, früh für den angeschlagenen Josef Martinez eingewechselt, hatte für YB nach Steffens Tor die beste Möglichkeit. Auf der anderen Seite scheiterte Marco Mathis mit seinem Kopfball an der Torumrandung. Sonst geschah nicht wirklich viel, eher interessierte mit zunehmender Spieldauer, wann genau Christoph Spycher denn ausgewechselt und mit persönlichem Applaus bedacht würde. «Mit der Verletzung Martinez gerieten meine ursprünglichen Pläne etwas durcheinander», meinte YB-Trainer Uli Forte nach der Partie spitzbübisch lächelnd, «doch so, wie es dann abgelaufen ist, haben wir bestimmt viele überraschen können.»

Und so standen an diesem Tag alle ein wenig Spalier für den Abgang des 47-fachen Nationalspielers aus Oberscherli bei Köniz. Ein erstes Mal beim Einlaufen ins Stadion, schon da kämpfte Spycher ein erstes Mal gegen die Tränen an. Er, einer der erfolgreichsten, aber gleichzeitig bescheidensten Fussballer, die je für YB gespielt haben, hätte sich so einen Umzug, so ein Aufheben um seine Person nie und nimmer gewünscht, aber auch nie zu träumen gewagt. «Ich wusste nur von den T-Shirts, die alle tragen», sagt er später, als er das letzte Mal in Fussballschuhen zur YB-Garderobe schreitet. «Von allem anderen hatte ich keine Ahnung», meint er, die Augen noch immer feucht. Alle bei YB, vom Materialwart bis zum Präsidenten Werner Müller, liefen gestern im gelben «Wuschu»-Würdigungstrikot auf.

Ehre, wem Ehre gebührt – Christoph Spychers Abschied gestern wurde aufwändig und würdig inszeniert. Noch im Stadion wurden auf den Bildschirmen die höhepunkte seiner YB-Zeit gezeigt, zuvor hatte er die Ehrenrunde auf den Schultern von Goalietrainer Paolo Collaviti bestritten. Dem 36-Jährigen, der sonst für seine Zurückhaltung bekannt ist, ging das Ganze sehr nah, und so liess er es sich auch nicht nehmen, via Mikrofon noch zur Fankurve zu sprechen. «Ich habe nur für vier Vereine gespielt in meiner Karriere», sagte er später, «und ich möchte die nicht gegeneinander ausspielen. Doch was ich hier und heute erlebt habe, das werde ich immer in meinem Herzen tragen.» Es waren ehrliche, sorgfältig gewählte Worte des scheidenden Captains. Auch seine Mitspieler waren ergriffen, der in den 90 Minuten zuvor bewerkstelligte 2:0-Erfolg war schnell in den Hintergrund gerückt. «Eigentlich müsste man bei Spychers Abschied sowieso mindestens 15:0 gewinnen», meinte etwa Michael Frey.

Der rundum gelungene YB-Sonntag erfreute gestern nicht nur Spychers Herz, sondern sicherlich auch die zuletzt arg geschundene YB-Seele. Der Captain ist von Bord, und gleichzeitig scheint das YB-Schiff nach stürmischen Wochen soweit wieder durch ruhigere Gewässer zu fahren.


http://www.bernerzeitung.ch/sport/fussb ... y/26173579

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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Mittwoch 21. Mai 2014, 18:22 
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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Mittwoch 21. Mai 2014, 19:15 
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20.05.2014

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Das langsame Karriereende von Christoph Spycher

Nach reiflicher Überlegung hängt der Berner Fussballprofi die Fussballschuhe an den Nagel. Für ihn ist schon länger klar: Seine Zukunft ist neben und nicht auf dem Fussballplatz.

Nach 15 Jahren als Profifussballer ist Schluss – das Spiel vom Sonntag war das letzte. Christoph Spycher hört auf. Lange hatte er es sich überlegt: «Am schwierigsten war es, meinen Teamkollegen zu sagen, dass ich aufhöre», erinnert sich Christoph Spycher. «Aber auch das letzte Spiel am Sonntag war sehr emotional.» Anfang Mai hat er seinen Rücktritt bekannt gegeben.

Vor vier Jahren kam Christoph Spycher nach Bern, heute lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in der Region. Schon bei der Rückkehr war ihm klar: Der BSC YB wird seine letzte Station als Profispieler sein. Mit 36 Jahren ist nun Schluss. Als Talentmanager kümmert er sich in Zukunft um junge Spieler und Neuankömmlinge bei den Bernern. «Ich freue mich auf diese Aufgabe», so Spycher. «Aber Vieles wird mir fehlen, vor allem die vielen starken Emotionen.»

Als er von Frankfurt zurück nach Bern kam, galt er als Hoffnungsträger. Spycher sollte für die Berner endlich einen Titel holen. Daraus wurde nichts – er erlebte schwierigen Zeiten beim BSC YB: In den vier Jahren hatte er es mit fünf Trainern zu tun, die Clubleitung wechselte, Hochs und Tiefs wechselten sich ab. «Manchmal fragte ich mich, was das Ganze hier eigentlich soll», erinnert sich Spycher im Gespräch mit dem «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» von Radio SRF. «Ich bereue meine Rückkehr nach Bern aber überhaupt nicht.»

Nun will er sich im Hintergrund dafür einsetzen, dass YB zu einem Titel kommt. Und er ist überzeugt: «In Bern ist vieles möglich.»


http://www.srf.ch/news/regional/bern-fr ... ph-spycher

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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Samstag 24. Mai 2014, 23:32 
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24.05.2014

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Die erfolgreiche Karriere eines unterschätzten Talents

Als YB-Captain beendete Christoph Spycher am letzten Sonntag seine tolle Karriere. Der 36-Jährige blickt zurück auf seine acht Stationen – vom Junior bei Sternenberg bis zum Nationalspieler.

Pünktlich zum Fototermin am Freitagmorgen haben sich Wolken und Regen verzogen, die Sonne strahlt jetzt, und das passt, das Bild soll ja draussen entstehen.

Im Garten der Familie Spycher in Muri steht ein Fussballtor, hier kickt Christoph Spycher jeweils mit seinen Söhnen. Doch jetzt hängen an der Latte die acht Trikots jener Teams, für die der 36-Jährige seit 1986 gespielt hat: Sternenberg, Bümpliz, Münsingen, Luzern, GC, Frankfurt, YB, Schweizer Nationalmannschaft. Spycher steht daneben, schmunzelt, posiert, erzählt davon, dass er die Leibchen von Sternenberg und Bümpliz von seinen zwei besten Kumpels erhalten hat. Spycher – gesellig und humorvoll, freundlich und beliebt – hat an allen Stationen Freundschaften geschlossen, die er pflegt. Und in Zukunft wird er, wie er betont, noch mehr Zeit dafür haben.

Wie Sutter und Gottardi

Hinter Spycher liegt eine intensive Woche. Am Montagabend beging die YB-Familie (Verein und Betrieb Stade de Suisse) auf dem Gurten ihr Jahresessen. Es war auch eine Art Abschiedsanlass für den Fussballer Spycher, der zusammen mit dem partyfreudigen Kern der Young Boys bis zum nächsten Morgen plauderte und feierte. «Langsam wird mir bewusst, dass eine spannende, abwechslungsreiche Phase meines Lebens zu Ende ist», sagt er.

Sechs Tage ist es her, seit Christoph Spycher, von allen seit Kindestagen Wuschu genannt, beim 2:0-Sieg gegen St.Gallen einen tränenreichen Abschied auf dem Rasen erlebt hatte. Seine Söhne Dominic Tiago (6) und Claudio Matteo (3) waren an vorderster Front dabei, zuerst beim Einlaufen an den Händen ihres Vaters, später bei der Ehrenrunde auf den Schultern anderer Spieler.

In seiner Jugend hatte Spycher kaum erwartet, später zum Nationalspieler und Bundesligafussballer aufzusteigen. Der Könizer, aufgewachsen in Oberscherli, wurde im Nachwuchs oft unterschätzt, YB beispielsweise interessierte sich lange nicht für ihn. Nach 15 Profijahren tritt Spycher nun als erfolgreichster Berner Fussballer der letzten zwei Jahrzehnte zurück – neben Alain Sutter und Guerino Gottardi. Willen und Führungsstärke, Mentalität und Charakter und Klasse des bescheidenen, bodenständigen Familienmenschen ermöglichten diese Traumlaufbahn.

Christoph Spycher, seit März 36 Jahre alt, blickt auf sein Fussballerleben zurück – und nimmt dabei Stellung zu Stichwörtern.

Sternenberg: «Ich wuchs in Oberscherli auf, also war klar, dass ich für Sternenberg spiele. Die Buben der oberen Gemeinde Köniz, ab Schliern aufwärts, schlossen sich diesem Verein an. Es waren unbeschwerte Jahre.»

Bümpliz: «Die Bümplizer Jugendabteilung war gut, und ich erhielt früh Verantwortung in der ersten Mannschaft. Bereits mit 17 Jahren durfte ich in der 1.Liga eine tragende Rolle übernehmen, obwohl ich das Küken in einem recht alten Team war.»

Münsingen: «Der Wechsel zu Trainer Kurt Feuz nach Münsingen war entscheidend für meine Entwicklung. Ich war erst 19 Jahre alt und ging in den Gymer. Kurt Feuz übertrug mir dennoch viel Verantwortung. Wir erreichten die NLB-Aufstiegsspiele.»

Luzern: «1998 absolvierte ich im Sommer nach der Matur die RS in Bière. Aber bereits nach wenigen Tagen durfte ich die Kaserne verlassen. Ich wollte es noch einmal wissen und setzte voll auf die Karte Fussball. Lausanne, Yverdon, Thun und Solothurn waren damals an mir interessiert, später auch YB, doch am meisten warb Thuns Coach Andy Egli um mich. Er ging im Januar 1999 zum FCL, also wechselte ich nach Luzern. Dort hatte ich meine erste eigene Wohnung, später lebte ich in Kriens in einer WG mit Sébastien Lipawsky. Es waren meine Lehrjahre im Profifussball, ich konnte von erfahrenen Spielern wie Thomas Wyss und Patrick Foletti profitieren. In Luzern kam ich mit meiner Frau Barbara zusammen, sie absolvierte dort ihr Praktikum der Hotelfachschule. Wir kannten uns schon und waren gleichzeitig aufs Gymnasium Köniz gegangen.»

GC: «Der Schritt zu GC, damals der führende Klub der Schweiz, war 2001 eine grosse Sache für mich. Der Meistertitel 2003 war sensationell, wir sicherten uns die Meisterschaft in einem Spiel gegen YB auf dem Neufeld.»

Frankfurt: «2005 ging ich nach Deutschland, es wurden fünf wunderschöne Jahre bei Frankfurt. Die Bundesliga ist faszinierend. Ich war Captain in einem fremden Land, das war eine herausfordernde Erfahrung. Sportlich lief es gut, der Klub arbeitete enorm ruhig, was in der hektischen Bundesliga wertvoll ist.»

YB: «Es war immer mein Ziel gewesen, für YB zu spielen und dann einen Titel zu gewinnen. Leider waren die Jahre in Bern sehr turbulent, ich erlebte gleich fünf Trainer und drei CEOs. Im Nachhinein ist das schade, denn die Young Boys waren im Frühling 2010, als ich unterschrieb, auf einem sehr guten Weg unter CEO Stefan Niedermaier. Es war dennoch schön bei YB, zumal ich mir ein Standbein nach der Karriere aufbauen konnte. Ich hoffe, der Verein kommt nun zur Ruhe und setzt auf Kontinuität.»

Schweizer Nationalteam: «Es war immer eine Ehre, im Nationaldress zu spielen. Ich war jahrelang im Kader und an Welt- und Europameisterschaften dabei. Die EM 2004 lief für mich sehr gut, aber leider schieden wir nach der Vorrunde aus. Bitter war, dass ich die WM 2010 in Südafrika verletzt verpasste, sie wäre ein toller Abschluss meiner Karriere im Nationalteam gewesen.»

Schönster Moment: «Da kann ich unmöglich einen einzelnen nennen. In bester Erinnerung geblieben sind jene Partien, in denen wir als Mannschaft etwas Grosses geleistet haben. Beispielsweise die Meisterschaft mit GC oder die Qualifikationen für Welt- und Europameisterschaften, mir kommen spontan die Spiele in Basel gegen Irland und Israel in den Sinn. Dazu natürlich der 2:0-Sieg an der WM 2006 in Hannover gegen Südkorea, als wir den Achtelfinal erreichten. Oder der 1:0-Erfolg mit YB in Istanbul gegen Fenerbahçe, als wir den Sprung in die Europa League schafften. Das war im August 2010, ganz am Anfang meiner Zeit bei den Young Boys.»

Schlimmster Moment: «Das war 2002 der Cupfinal mit GC in Bern gegen Basel, wir verloren 1:2 nach Verlängerung. Ich war vorher angeschlagen gewesen, sass nur auf der Bank, wurde eingewechselt, verletzte mich schwer und fiel danach mit einer Sehnenluxation am Fussgelenk ein halbes Jahr aus. Wenige Tage später hätte ich mein Länderspieldebüt gegen Kanada bestreiten sollen.»

Bestes Spiel: «Auch hier kann ich nicht eine Partie nennen. Ich darf sagen, dass ich meine Leistung in den grossen, wichtigen Begegnungen immer abrufen konnte.»

Schlechtestes Spiel: «Da denke ich nicht in erster Linie an mich, sondern an Partien, in denen wir ausschieden, im Cup etwa, in einem Turnier oder in einer Qualifikation. Das waren für mich stets einschneidende Erlebnisse.»

Angebote anderer Vereine: «Ich habe in 15 Jahren als Profi nur für vier Klubs gespielt. Es hätte, vor allem in Frankfurt, attraktive Angebote gegeben, und ich wäre gerne einmal in ein anderes Land, beispielsweise nach Frankreich, gewechselt. Konkret wurde es mit Nizza und Rennes, doch es passte am Ende nicht. Ich hätte nach Istanbul, Russland oder in die Ukraine gehen können, da war zwar viel Geld im Spiel, doch das reizte mich nicht.»

Bester Mitspieler: «Gemessen an der individuellen Klasse und den spielerischen Möglichkeiten war das der Uruguayer Richard Nunez bei GC. Er war technisch brillant, dribbelstark, torgefährlich. Es gab aber in all den Jahren viele überragende Teamkollegen.»

Bester Gegenspieler: «Zinédine Zidane. Er war sensationell.»

Christoph Spycher erzählt beim Gespräch im neuen Fähribeizli in Muri viele witzige, interessante Anekdoten. Man merkt, welch grosse Verantwortung der 36-Jährige übernahm. So kümmert er sich bei YB besonders um die Südamerikaner, mit denen er sich auf Spanisch unterhält. Wie Gonzalo Zarate, der im Frühling bei der 0:5-Niederlage in Zürich gegen GC ausrastete. Der Argentinier sei sehr feinfühlig und sensibel – und ein toller Mensch und starker Fussballer. «Man muss immer hinter die Fassade der Spieler blicken», sagt Spycher. «Das sind keine Maschinen.» Auch für die jungen Venezolaner Josef Martinez und Alexander Gonzalez, zuletzt an Aarau ausgeliehen, war und ist Spycher eine wertvolle Unterstützung.

Nun mehr Zeit für die Familie

Auf der Hand liegt, dass dieser Christoph Spycher, der die Fussballwelt kennt, sprachbegabt und intelligent ist, auch als Sportchef oder Trainer eine respektable Karriere einschlagen könnte. Bei GC wurde er ja vor kurzem schon als Sportchef gehandelt. Aber Spycher sagt: «Die Zeit nach meiner aktiven Karriere wird stärker der Familie gehören. Ich will die Wochenenden nicht wie seit Jahrzehnten komplett verplant haben. Ich möchte am Sonntag auch einmal an Geburtstagsfeste gehen können und nicht immer absagen müssen.» Man glaubt Spycher, dass er lieber mehr Zeit mit seinen Söhnen verbringt, als eine Laufbahn als Sportchef oder Trainer anzustreben. Aber man wisse nie, meint er, was in einigen Jahren sein werde, wenn die Kinder älter seien.

Vorerst hat er bis Anfang August Familienferien. Danach wird er als Talentmanager bei YB einsteigen, die jahrelange Identifikationsfigur will den Nachwuchskräften mit Ratschlägen zur Seite stehen. Und nicht überraschen würde es, wenn Spycher bald schon als Experte beim TV, für Zeitungen oder das Radio arbeiten würde. Er weiss sich exzellent auszudrücken. Medienvertreter haben es stets genossen, mit Spycher zusammenzuarbeiten. Denn er hat sich immer angenehm verhalten – ob bei Bümpliz in der 1.Liga oder Jahre später an der WM 2006 in Deutschland.

47 Länderspiele

Christoph Spycher, aufgewachsen in Oberscherli, begann 1986 mit acht Jahren bei Sternenberg mit dem Fussballspielen.

Von 1992 bis 1997 spielte er bei Bümpliz, von 1997 bis 1999 bei Münsingen, ehe der Transfer zu Luzern (1999–2001) folgte. Die weiteren Stationen des Könizers waren GC (2001–2005), Eintracht Frankfurt (2005–2010) und YB (2010– 2014). Spycher bestritt 47 Länderspiele und stand an der EM 2004, der WM 2006 und der EM 2008 im Schweizer Aufgebot.


http://www.bernerzeitung.ch/sport/fussb ... y/22520872

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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Samstag 24. Mai 2014, 23:37 
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23.05.2014

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«Effiziente Grosseinkäufe»

Christoph Spycher spielte mit der Schweiz 2006 an der Fussball-WM in Deutschland. Künftig wird er Talentmanager bei YB.

Christoph Spycher, wie sieht Ihr perfekter Tag aus?
Ausgiebig frühstücken und viel Zeit mit meiner Familie verbringen – beim Skifahren, im Tierpark oder in der Badi.

Drei Attribute, die zu Ihnen passen?
Zuverlässig, positiv, integrativ denkend.

Ihr Lebensmotto?
Nie aufgeben.

Welchen Club verfolgen Sie als Fan?
Fan ist leicht übertrieben. Ich verfolge den FC Sternenberg (3. Liga), SC Bümpliz (2. Liga inter) und FC Münsingen (1. Liga), meine ersten drei Vereine.

Was war das Schönste an Ihrem Job?
Ich konnte mein Hobby zum Beruf ­machen. Die «Arbeit» war nie Pflicht.

Ihr grösster Erfolg ausserhalb des Sports?
Ich konnte jungen Spielern, vor allem auch ausländischen, helfen, sich schnell bei uns zu integrieren.

Was ist Ihr grösstes Talent?
Sprachen. Französisch, Englisch und Italienisch, dazu ein wenig Portugiesisch und Spanisch.

Die Musiksammlung welches Interpreten, welcher Band würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Für jede Stimmung etwas. Nicht fehlen dürfte Musik aus den Achtzigern.

Ihr Lieblingsfilm?
Braveheart, Gladiator – Filme, die ich immer wieder einmal schaue.

Was lesen Sie regelmässig?
Zeitung, aber nicht nur den Sportteil. Ich interessiere mich genauso für Politik und Wirtschaft.

Wie intensiv nutzen Sie Facebook und/oder Twitter?
Überhaupt nicht. Den Versuch mit Facebook brach ich nach zwei Wochen ab. Ich brauche das nicht.

Wie belohnen Sie sich?
Mit Zeit für schöne Dinge, etwa einem gediegenen Essen mit meiner Frau.

Wie viel Geld geben Sie monatlich für Kleidung aus?
Shoppen ist nicht meine Sache. Zweimal pro Jahr starte ich zu einem Gross­einkauf und bin dabei sehr effizient.

Was zeichnet die Schweiz aus?
Wunderschöne Natur, ein hoher Lebensstandard – wir haben alles.

Wo würde Ihr Traumhaus stehen?
Ich hätte gleich drei (schmunzelt): eines in der Toskana, eines auf Mallorca und ein Chalet in den Bergen.

Was ist Ihr Lieblingsessen?
Die italienische Küche. Und die asiatische. In allen Variationen

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie?
Ein Löwe.

Welches Geräusch mögen Sie?
Das Rauschen des Meeres.

Welche Person würden Sie gern treffen?
Zinédine Zidane. Eine Ausstrahlung wie er hatte keiner der Spieler, denen ich selbst begegnete.

Was denken Sie, wenn der erste Schnee fällt?
Endlich wieder einmal Skiferien!

Wie sieht Ihr Leben in 20 Jahren aus?
Ich habe hoffentlich einen Job, der mich fordert und ausfüllt. Es muss nicht zwingend im Fussball sein.


http://bazonline.ch/sport/fussball/Effi ... y/27763720

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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Mittwoch 17. Dezember 2014, 15:47 
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Glücklich im neuen Film

Der Wechsel vom Fussballprofi zum Talentmanager hat Christoph Spycher nicht in eine Sinnkrise gestürzt.
 Die Schnittstellenfunktion zwischen Nachwuchs und Fanionteam sei genau das, was er gesucht habe.

Christoph Spycher hat in den letzten ­Monaten eine neue Erfahrung gemacht. Sein Job als Talentmanager beanspruchte ihn zeitlich derart stark, dass er selber kaum mehr dazu kam, Sport zu treiben. «Erstmals in meinem Leben muss ich mir Zeitfenster organisieren, um etwas für meine Fitness zu tun», erzählt der im Frühsommer zurückgetretene Fussballprofi. Nun gut: Die sport­liche Fastenzeit blieb bisher ohne sichtbare Auswirkungen aufs Gewicht. Was wenig erstaunt beim Blick auf Spychers Wochenplan: Drei bis vier Trainingseinheiten mit dem Nachwuchs sind dort aufgeführt, an denen er präsent ist. ­Jeweils am Dienstag unterstützt er U-18-Trainer Erminio Piserchia, am Donnerstag arbeitet er mit den Defensivspielern der U-17- und U-18-Auswahlen, am Samstagvormittag leitet er Spezialtrainings für junge Spieler, die nach Verletzungspausen ­wieder auf den Platz zurückgekehrt sind. Manchmal kommt eine vierte Session für Individualtrainings hinzu. Der Langzeitverletzte Verteidiger Marco Bürki zum Beispiel war einer, der von diesem Angebot profitierte.

Ein weiterer wichtiger Aufgaben­bereich ist die Spielbeobachtung. Solange der Meisterschaftsbetrieb lief, ­verfolgte Spycher Wochenende für ­Wochenende Partien der ältesten Nachwuchsjahrgänge, machte Videoaufnahmen und hielt seine Beobachtungen schriftlich fest. Hatten seine ehemaligen Teamkollegen ein Heimspiel, schaute er auch dort vorbei. Ganz so häufig wie zur Aktivzeit sei er nicht mehr unterwegs ­gewesen, hält der Talentmanager fest. «Ich habe immer geschaut, dass ich entweder den Samstag oder den Sonntag mit der Familie verbringen konnte.»

Vertrauensperson und Vermittler

Spycher besetzt die wichtige Schnittstelle zwischen der Nachwuchsabteilung und der ersten Mannschaft. Seine wichtigsten Ansprechpartner sind Sportchef Fredy Bickel und Nachwuchschef Ernst Graf, mit denen er sich auf der zwischen­menschlichen Ebene sehr gut versteht. «Fredys Qualitäten sind bekannt. Und Ernst ist ein sehr ruhiger und sachlicher Typ. Das behagt mir.» Der fast 30 Jahre ältere Graf attestiert Spycher eine hohe Sozialkompetenz, eine schnelle Auf­fassungsaufgabe und einen enormen Lernwillen. «‹Wuschu› ist ein enormer ­Gewinn für mich und den Klub», schwärmt Bickel. Er nehme ihm beispielsweise die Gespräche mit den jungen Spielern ab.

Spycher sieht sich als Vertrauensperson, zu der Yvon Mvogo, Florent Hadergjonaj, Gregory Wüthrich, Leonardo Bertone und andere Talente jederzeit kommen können, wenn sie etwas besprechen möchten oder einen Rat ­benötigen. So übernahm der Talent­manager den Lead, als es darum ging, mit dem Arbeitgeber von Verteidiger ­Hadergjonaj eine Lösung zu suchen, ­damit der Emmentaler sein KV-Praktikum beenden kann.

Gefordert war Spycher auch Ende ­August, als Michael Frey plötzlich ein konkretes Angebot von Lille vorliegen hatte. Er versuchte den talentierten Stürmer zu überzeugen, mit dem Wechsel ins Ausland noch etwas zuzuwarten. Es war vergebliche Mühe. Frey unterschrieb bei den Nordfranzosen kurz vor Transferschluss einen Vierjahresvertrag. Spycher nimmt ihm das abrupte Abbrechen der Zelte nicht übel, bezeichnet es als branchenüblichen Vorgang. Der Kontakt zum jungen Münsinger ist bis heute nicht abgebrochen. Bei seinem letzten Besuch in Bern gab ihm Spycher ein paar Tipps, wie er der zuweilen ­grossen Einsamkeit in Lille möglicherweise besser entfliehen kann.

Keine Entzugserscheinungen

Trainernovize, Spielbeobachter, Ansprechpartner für Nachwuchsspieler, Verbindungsglied zu den Trainern der U-Nationalteams, TV-Co-Kommentator: Spycher hat sich einiges aufgeladen nach dem Rücktritt. Er habe sich voller Elan in den neuen Lebensabschnitt gestürzt, bestätigt der langjährige Profi. Irgendwann im Herbst merkte er, dass er sich ein bisschen gar viel zugemutet hatte und sich besser abgrenzen musste.

Jetzt, da der hektische Fussball­betrieb während knapp dreier Wochen ruht, wird Spycher endlich genügend Zeit ­haben, die intensiven Anfangs­monate zu reflektieren. Was er ganz ­sicher weiss: «Ich habe eine gute Entscheidung getroffen und mein Glück ­gefunden.» Ist das wirklich die ganze Wahrheit? Hat er keine Entzugserscheinungen gehabt nach immerhin 15 Jahren als Fussballprofi? Spycher verneint entschieden. Er habe sich lange und intensiv auf den Rücktritt und die Zeit danach vorbereitet. Sehr gut gewesen sei die Entscheidung, nach dem letzten Match ein ­längeres Time-out zu nehmen. Spycher war mit seiner Familie mehrere Wochen im Ausland. «Das hat mir geholfen, ­Abstand zu nehmen.»

Spycher als YB-Trainer?

Für das kommende Jahr hat sich Spycher einiges vorgenommen: «Ich will mich im Bürobereich weiterbilden und weitere Trainerkurse belegen.» Der Könizer, der schon als Spieler wie ein Trainer dachte, hat schnell Gefallen gefunden an diesem Job. Ob er eines Tages selber ein Team coachen wird, weiss er hingegen noch nicht. «Im Moment fahre ich zwei­gleisig.» Selber Fussball gespielt hat der 36-Jährige seit dem Rücktritt fast nur noch mit seinen beiden Buben zu Hause im Garten. Daran wird sich 2015 kaum ­etwas ändern. «Ich werde im Februar an der Schnee-WM in Arosa teilnehmen, ­ansonsten ist nichts geplant.» Was er sich hingegen vorgenommen hat trotz vollem Terminkalender: wieder vermehrt aufs Velo zu steigen oder joggen zu gehen.


http://www.derbund.ch/sport/fussball/Gl ... y/23579000

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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 4. Februar 2016, 10:31 
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Talentmanager im Fussball

Ein Anwalt für die Jungen

Im Ausbildungsland Schweiz sind Nachwuchsfussballer ein wichtiges Kapital für ihre Klubs sowie fürs Nationalteam. Der Talentmanager soll helfen, die jungen Spieler in den Profibetrieb zu integrieren.

Wie übt man einen Job aus, den es davor gar nicht richtig gab, zumindest nicht in diesem Pensum und Gewicht? Christoph Spycher kann das Lachen nicht zurückhalten, als er an seinen ersten Arbeitstag als Talentmanager der Young Boys denkt. Sommer 2014. Nach über 400 Spielen in Klub und Nationalteam wechselt er von der Garderobe ins Büro. «Ich kam an einem Montag, installierte den Computer.» Dann habe er sich gefragt: «Und jetzt? Ich war am Anfang komplett überfordert.»

Verständlich. Spycher hatte nicht nur den eigenen Job gewechselt. Er wurde auch zum Pionier eines gleichsam neuen Arbeitsbildes. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte es sein Job-Profil nicht gegeben: Talentmanager zu 100 Prozent. Das gab es nicht bei YB. Das gab es nirgends im Schweizer Fussball. Aber der Schweizerische Fussballverband (SFV) und der damalige Technische Leiter Peter Knäbel forcierten diese Funktion. Die Grossklubs hatten grosse Fortschritte im Nachwuchs gemacht. Der SFV sah keinen Bedarf mehr an den inzwischen geschlossenen Leistungszentren in Emmen und Payerne. Aber den letzten Schritt vom Nachwuchs zum Profi, den wollte er enger begleiten. «Wie können wir als kleines Land unser Potenzial optimal nutzen?» Das sei die entscheidende Frage gewesen, sagt Knäbels Nachfolger Laurent Prince. Die Antwort: Direkt im Klub und sehr individuell. «Also mit einem Talentmanager. »

Die Perlen nicht verlieren

Spycher lernte on the job, fast ohne Referenzen. Bei YB war diese Charge eine Zusatzaufgabe des U-21-Trainers, im FC Zürich betreute der U-15-Coach seit 2013 die aufstrebenden Spieler, im FC Basel kümmerten sich mehrere Personen im Nachwuchs darum, neben anderen Tätigkeiten. Erst vor anderthalb Jahren schafften YB und der FCB zeitgleich die Stelle des Talentmanagers. Sie sind seither die einzigen Klubs, die diese Funktion vollamtlich bedienen. Fast alle Vereine der Super League haben aber jemanden, der sich zu 50 Prozent oder mit anderen Mandaten der Talente annimmt.

Was wie ein Mode-Job klingt, gewinnt an Bedeutung. «Man kann gar nicht genug Leute anstellen, um die Perlen zu betreuen», sagt etwa Marco Bernet, einst sportlicher Direktor im FCZ. Denn Talent ist Kapital. Das gilt nicht nur für den FCB, der regelmässig Fussballer verkauft, die er selbst ausgebildet hat – und damit zwischen 2003 und heute rund 65 Millionen Franken verdient hat. «Die Super League ist eine Ausbildungsliga», sagt Spycher, «deshalb geht ein Schub in Richtung des Talentmanagers. Es gibt viele Vereine, die diesen Job immer ernster nehmen.»

Der Beruf des Talentmanagers hat in den anderthalb Jahren seines Bestehens als Vollzeitbeschäftigung an Konturen gewonnen. Auch Spycher. Überfordert ist er nicht mehr. Wenn er über seine Arbeit spricht, hört man einen Fachmann reden, der nicht nur weiss, was er tut, sondern auch genau beschreibt, wieso. «Ich erachte es als wirtschaftlich sinnvoll, wenn man jemanden hat, der diese Spieler gezielt fördert, denn das generiert Geld. Rein wirtschaftlich gesehen, geht es um einen Spieler weniger, den man kaufen muss. Und im Idealfall kann man ihn verkaufen.»

Vor dem Ernten, sät Spycher viel. Als ehemaliger Verteidiger leitet er Spezialtrainings für Defensivspieler. Seine Hauptaufgabe besteht aber darin, einen Pool an Talenten in diversen Facetten zu unterstützen. Rund 25 Hoffnungsträger sind es derzeit bei YB. Spycher analysiert mit ihnen individuell Videos, gibt Aufgaben für die nächsten Partien oder Trainings mit, bespricht nach Spielen im Klub oder in der Nationalauswahl die Performance, kontrolliert Leistungswerte. Braucht er ein zusätzliches Krafttraining, eines für die Schnelligkeit – und wie bekomme ich diese Ressource? Oder würde ihm eine Einheit weniger guttun? Spycher bestimmt, organisiert, streicht. «Meine Aufgabe ist: Kämpfen für die individuelle Förderung jedes einzelnen Talents», sagt er.

Offenbar wirkt das, wie Marko Dangubic sagt. Er ist 19-jährig, schiesst Tore für das 2. Team der Young Boys und trainiert auch mit der Super-League-Mannschaft. Wenn der Talentmanager mit einem der Spezialtrainer Gespräche führe, mit den Verantwortlichen der SFV-Auswahl oder mit Vertretern seiner Schule, dann habe das ein anderes Gewicht, als wenn er alleine auf diese Personen zugehen würde.

Politik im Klub

Gewicht, das ist ein Wort, das auch Spycher benutzt. Seine Stimme muss auch gegenüber dem Cheftrainer oder dem Sportchef eines haben. «Man ist der Anwalt der Spieler», sagt Spycher. Trainiere einer im 1. Team und komme lange zu keinem Einsatz, so versuche er den Coach zu überzeugen, ihm wieder einmal auf anderer Stufe 90 Minuten zu gewähren. Wird über zukünftige Transfers diskutiert, müsse Spycher darauf hinweisen, wenn auf jener Position ein Eigener bereitstehe. Und gebe es keinen Platz im Super-League-Team, setze er sich dafür ein, den Spieler zu entleihen. So sind in dieser Saison Nicolas Bürgy in Wohlen und Sven Joss in Thun zu viel Praxis gekommen. «Ich bin überzeugt, dass wir mit Kreativität und mit politischem Gewicht des Talentmanagers gute Lösungen für unsere jungen Spieler finden», sagt Spycher.

Aus den Gesprächen zum Thema wird klar, dass diese Position auch eine Erscheinung unserer Zeit ist. Es gibt die Talentmanager, weil junge Spieler heute intensiver betreut werden müssen. Berater nehmen früher Einfluss, Familien erwarten viel, die Fussballer sind selbstbewusster, aber auch kritischer, ungeduldiger.

Tief im Bauch des Basler St.-Jakob-Parks spricht Thomas Häberli über einen wesentlichen Aspekt seiner Arbeit. Seit November ist er hier vollamtlicher Talentmanager, mit fast gleichen Aufgaben wie Spycher und noch enger im Staff des Cheftrainers Urs Fischer eingebunden. Er sagt: «Heute wollen die Spieler wissen, wieso sie etwas tun müssen. Erklärt man es ihnen, sind sie motivierter.»

Und sie müssen immer mehr tun und können. «Wenn man früher schnell und fähig war, den Ball zu stoppen, dann konnte man es weit bringen», sagt Häberli, «heute ist alles komplexer. Man muss viel mehr Dinge auf gutem Niveau beherrschen.» Dazu zählt auch der Umgang neben dem Platz, mit der Presse, mit Social Media, die Ernährung, der Schlaf. «Wir beobachten, wir merken, wo etwas nicht stimmen könnte, wir zeigen Möglichkeiten auf», sagt Häberli. «Aber dann muss der Spieler entscheiden.» Der Manager bleibt Manager. Aber das Talent soll kein ewiges bleiben.


http://www.nzz.ch/sport/fussball/ein-an ... 1.18686462

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 Betreff des Beitrags: Re: (17) Christoph Spycher
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 11. Februar 2016, 18:23 
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«Wuschu» kehrt auf die Schulbank zurück

von Eva Tedesco - Christoph Spycher treibt seine Karriere nach der Karriere an. Der Ex-Verteidiger absolviert an der Universität St. Gallen den Sportmanagement-Lehrgang.

Fette Autos. Teure Klamotten. Jeder kennt das eine Prozent der Superstars im Sport, die Ronaldos und Messis, die durch ihre exorbitanten Gehälter in jungen Jahren ausgesorgt haben. Von den anderen 99 Prozent, die es nicht so weit schaffen, weiss die Öffentlichkeit wenig. Nach dem Sport ausgesorgt haben in der Schweiz wenige. Lediglich Nuancen reichen in diesem flüchtigen Geschäft, um Träume platzen zu lassen. Und irgendwann – meist schneller als erwartet – ist die sportliche Laufbahn zu Ende. Dann beginnt das Leben nach dem Fussball – und das ist meist länger als die Karriere.

Christoph Spycher, 47-facher Schweizer Internationaler, beendete im Sommer 2014 seine Profikarriere. Er spielte beim FC Luzern, GC, YB und trug rund 130 Bundesligapartien für Eintracht Frankfurt aus. Es geht ihm wirtschaftlich gut. Auf der faulen Haut zu liegen ist aber nichts für «Wuschu», wie sein Spitzname lautet. Seit eineinhalb Jahren arbeitet Spycher als Talent-Manager und betreut YB-Nachwuchshoffnungen, führt sie an eine Karriere heran und koordiniert Lehre und Sport. Er habe Spass an seiner aktuellen Tätigkeit. «Sie ist der ideale Einstieg in mein weiteres Berufsleben.»

«Studieren erachte ich für mich nicht als sinnvoll»

«Ich hatte Glück, denn es gibt nicht unendlich viele Jobs im Fussball. Oft braucht es Goodwill und jemanden, der an dich glaubt und dich einstellt. Ich habe zwar die Matura gemacht, aber vier, fünf Jahre zu studieren erachte ich in meiner Situation nicht als sinnvoll», so Spycher, der sich über diverse Weiterbildungsmöglichkeiten informiert hat. «Es ist eine spezielle Situation, auch weil man vom erlernten Beruf zu lange weg ist. Sportler passen irgendwie nicht in ein Raster im Berufsleben», so der ehemalige YB-Defensivspieler.

Dieser Problematik hat sich Schalke 04 in Kooperation mit dem Institut für Customer Insight der Universität St. Gallen angenommen und bietet seit 2015 Sportlern eine Plattform, sich weiterzubilden. Die Ausbildung zum zertifizierten Sportmanager richtet sich an aktive und ehemalige Sportler, die eine Zukunft in sportnahen Unternehmen suchen. Gemäss Programm-Manager Christian Lang ist es aber nicht das Ziel, dass nur ehemalige oder aktive Spitzensportler die Weiterbildung absolvieren: «Vielmehr ist es für uns interessant, auch Sportinteressierte aus der Privatwirtschaft als Teilnehmer zu gewinnen. Dadurch ist der Austausch untereinander umso interessanter.»

Vier Monate büffeln

Das Programm des Certificate of Advanced Studies in Sportsmanagement HSG umfasst 18 Präsenztage über vier Monate verteilt (Kursbeginn am 21. März 2016). Der «Stundenplan» beinhaltet zum Beispiel Themen wie Management von Sportorganisationen, Finanzierung und Controlling, Einflussmöglichkeiten von Führungskräften im Sport, Vertragswesen, Sponsoring, Kommerzialisierung der eigenen Marke, Kommunikation, Entwicklung eines Businessplans und vieles mehr. Die Referenten sind namhafte Professoren und Manager aus Sport und Wirtschaft.

«Das C.A.S. hat mich überzeugt, weil ich meine praktische Tätigkeit bei YB nicht aufgeben muss. Zudem habe ich Professor Dr. Wolfgang Jenewein (Direktor der Forschungsstelle für Customer Insight, Anm. d. Red.) von der Uni St. Gallen an einer Veranstaltung kennengelernt, an der wir als Referenten geladen waren. Ich war sehr beeindruckt und er ist einer der Initianten des C.A.S.» Zusammen mit Spycher werden u.a. auch der ehemalige Schalke-Star Gerald Asamoah und die Eishockey-Zwillinge Claudio und Sandro Moggi (SCL Tigers) die Schulbank drücken. Seit 2015 dürfen sich David Degen (früher FCB), Fränzi Aufdenblatten (ehemalige Skirennfahrerin) und Edgar Salis (Sportchef ZSC Lions) schon Sportmanager nennen.

Sportchef ist eine Option

Will Spycher vielleicht dereinst Fredy Bickel als YB-Sportchef ablösen? «Der Job eines Sportchefs ist sicher interessant, aber ich kann nicht sagen, wohin es mich verschlägt. Ich will meinen Rucksack möglichst breit füllen, der Rest wird sich ergeben», so Spycher. Ob Stadionmanagement, Marketing oder Sportchef – das Know-how eines ehemaligen Nationalspielers, der sich zum Sportmanager weiterbildet, würde jedem Club im Schweizer Fussball gut anstehen.


http://www.20min.ch/sport/fussball/story/15330894

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