sortal.de, 05.11.2009
Interview mit Felix Bastians Der 21-Jährige Felix Bastians kam für 250.000 Euro von Young Boys Bern zum SC Freiburg. Er wurde dort Stammspieler und beeindruckte durch gute Leistungen in der deutschen U 21 Nationalmannschaft. Sein kometenhafter Aufstieg hat eine interessante Geschichte. Wie er von Dortmund über England und die Schweiz schließlich in die Bundesliga kam, verrät er im sportal.de-Interview:
sportal.de: Herr Bastians, Sie haben mit 16 Jahren die Heimat verlassen und sind nach England, zu Nottingham Forrest gegangen. Wie kam es dazu?
Felix Bastians: Ich wurde von Nottingham beim Länderpokal in Duisburg beobachtet und habe eine Einladung zu einem einwöchigen Probetraining bekommen und danach wurde mir ein Angebot unterbreitet, das sowohl fußballerisch als auch schulisch sehr gut war. Dann habe ich ein Jahr darüber nachgedacht und dann den Schritt nach England gemacht.
sportal.de: Sie spielten damals in der B-Jugend bei Borussia Dortmund. Waren die Perspektiven dort nicht ebenfalls recht gut?
Der 21-Jährige Felix Bastians kam für 250.000 Euro von Young Boys Bern zum SC Freiburg. Er wurde dort Stammspieler und beeindruckte durch gute Leistungen in der deutschen U 21 Nationalmannschaft. Sein kometenhafter Aufstieg hat eine interessante Geschichte. Wie er von Dortmund über England und die Schweiz schließlich in die Bundesliga kam, verrät er im sportal.de-Interview:
sportal.de: Herr Bastians, Sie haben mit 16 Jahren die Heimat verlassen und sind nach England, zu Nottingham Forrest gegangen. Wie kam es dazu?
Felix Bastians: Ich wurde von Nottingham beim Länderpokal in Duisburg beobachtet und habe eine Einladung zu einem einwöchigen Probetraining bekommen und danach wurde mir ein Angebot unterbreitet, das sowohl fußballerisch als auch schulisch sehr gut war. Dann habe ich ein Jahr darüber nachgedacht und dann den Schritt nach England gemacht.
sportal.de: Sie spielten damals in der B-Jugend bei Borussia Dortmund. Waren die Perspektiven dort nicht ebenfalls recht gut?
Felix Bastians: Die Jugendarbeit in England war zum damaligen Zeitpunkt der deutschen Jugendarbeit um einiges voraus. Die Mannschaften in England haben viel professioneller gearbeitet, so dass man wirklich von 8 Uhr morgens bis 16 Uhr auf dem Fußballplatz war. Der Verein hatte eine eigene Schule mit Privatlehrer. Das alles gab es damals in Deutschland noch nicht und daher war es insgesamt eine sehr gute Erfahrung.
sportal.de: Mit 16 Jahren ins Ausland, getrennt von der Familie, hatten sie gar kein Heimweh?
Felix Bastians: Es hat sehr viel Spaß gemacht dort. Ich habe im ersten Jahr im Jugendhaus gewohnt und unser Zeugwart hat uns dort betreut, es war eine sehr gute Betreuung, sehr familiär und daher ist Heimweh nicht aufgekommen.
sportal.de: Sie wurden dann innerhalb Englands insgesamt sechsmal ausgeliehen. Hatten sie das erwartet?
Felix Bastians: Das war für meine Entwicklung sehr gut. In England ist das üblich, dass junge Spieler sehr viel verliehen werden. Man muss wissen, dass ich immer in Nottingham gewohnt habe und dann nur zum Abschlusstraining zu den jeweiligen Vereinen gefahren bin, um dort Spielpraxis zu sammeln. So habe ich also in den vier Jahren konstant bei Nottingham mittrainiert und auch häufig dort gespielt.
sportal.de: War es nicht schwierig, in der Fremde dann wieder in eine andere Stadt zu wechseln. Zumal zumindest Gillingham drei Stunden von Nottingham entfernt liegt.
Felix Bastians: Als ich bei Gillingham gespielt habe, bin ich Mittwochs abends 'rüber gefahren und habe dann Donnerstags und Freitags dort mittrainiert. Am Anfang der Woche war ich aber immer noch in Nottingham.
sportal.de: Sie haben sich dort auch neben dem Platz ausbilden lassen, ist das richtig?
Felix Bastians: Ja genau und nach der Schule habe ich dann im letzten Jahr ein Bachelor-Studium für Sportjournalismus an der Universität in Stoke angefangen. Während dieser Zeit habe ich in Chesterfield gespielt, was ganz in der Nähe war.
sportal.de: Als sie schließlich von Milton Keynes Dons wieder nach Nottingham zurückkehrten, haben sie dort keinen neuen Vertrag unterschrieben, warum nicht? Lag es am damaligen Teammanager Colin Calderwood? Der Verein hatte sie ja immerhin schulisch und fußballerisch ausgebildet?
Felix Bastians: Die Lage war eigentlich geklärt und ich hatte schon im Jahr davor um die Freigabe gebeten. Da sagte man mir noch, dass man mich unbedingt halten wolle. In England ist es so, dass wenn man einen neuen Vertrag angeboten bekommt, dass man dann nur die Ausbildungsentschädigung dort kriegt. Dann kam dazu, dass ich zwar zu dem Jugendkoordinator und Jugendtrainer eine sehr gute Beziehung hatte, aber Colin Calderwood, der in vier Jahren ein Trainer unter fünf verschiedenen war, hat nicht auf mich gesetzt, was es immer mal gibt im Fußball.
Deshalb hab ich mich dafür eingesetzt, dass man mich nicht länger bindet, worauf Nottingham durchaus aus war. Zum einen, weil ich bei meinen Ausleih-Stationen relativ gut gespielt habe und zum anderen, weil sie in der Jugend auch relativ viel Arbeit in mich investiert haben. Ich denke, dass ich dort den Großteil meines Fußball-ABC gelernt habe.
Aber es war so, dass ich eine Veränderung brauchte und auch bei dem Trainer, der mittlerweile auch nicht mehr da ist, sicherlich eine Veränderung nötig hatte, um wirklich eine faire Chance zu bekommen auch zu spielen.
sportal.de: Man ließt, einige Fans seien sehr unzufrieden gewesen, dass man Sie hat gehen lassen?
Felix Bastians: Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Fans. Ich denke auch, dass ich die Spiele, die ich machen durfte, gut bestritten habe. Immerhin bin ich mit sehr jungen Jahren in die erste Mannschaft gekommen. Ich glaube, ich war der drittjüngste Spieler der Vereinsgeschichte und das bei einem Club, der 1865 gegründet wurde. Das ist schon etwas, worauf ich ein bisschen stolz bin.
Der damalige Trainer Gary Megson, der jetzt durchaus erfolgreich bei den Bolton Wanderers arbeitet, hatte mir die Chance gegeben. Von meinen 15 Ligaspielen habe ich 13 unter ihm gemacht. Dann wurde er entlassen. Ich kam dann zusammen mit Pokaleinsätzen auf insgesamt um die 25 Spiele für Nottingham.
sportal.de: Wie kam dann der Wechsel in die Schweiz zu den Young Boys Bern zustande? Gab es Angebote aus der ersten oder zweiten Bundesliga?
Felix Bastians: Es war auch Interesse von anderer Seite da, aber das Angebot aus Bern hat mir am besten gefallen. Da hat man sich wirklich um mich bemüht und für mich war es wichtig, dass ich einen Trainer habe (Martin Andermatt, Anm. d. Red.), der wirklich auf mich setzt und mir die Chance gibt, Fußball zu spielen. Es hätte mir nichts gebracht, in Deutschland irgendwo in einer zweiten Mannschaft zu spielen, da ich in England schon mit 17 Jahren im Profibereich gespielt habe. Aus diesem Grund war Bern der ideale Schritt.
sportal.de: Man hört, Schalke sei damals an Ihnen interessiert gewesen? Sie waren zum Probetraining dort?
Felix Bastians: Bei Schalke war es so, dass ich ein Angebot für die zweite Mannschaft bekommen habe. Da habe ich mich aber nicht intensiver mit beschäftigt. Das lief alles sehr freundschaftlich und es hat Spaß gemacht, da mal mit zu trainieren, aber Bern war der absolut richtig Schritt zu diesem Zeitpunkt.
sportal.de: Ihr Vater Werner war früher Mannschaftsarzt von Borussia Dortmund, gleichwohl glühender Schalke-Fan?
Felix Bastians: Ja, das stimmt. Mein Vater ist Schalke Fan, so wie der Großteil meiner Familie.
sportal.de: Sie denn auch?
Felix Bastians: Ich bin auch Schalke-Fan.
sportal.de: Gibt es denn bei Ihnen den Traum, irgendwann mal auf Schalke zu spielen?
Felix Bastians: Ich bin im Moment sehr glücklich in Freiburg und ich bin sicherlich auch kein Tagträumer, aber wenn ich die Möglichkeit hätte, irgendwann mal auf Schalke spielen zu dürfen, dann wäre das natürlich schon ein Traum.
sportal.de: Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie dann im August 2008 im Spiel gegen Xamax Neuchâtel ihren ersten Treffer für Bern erzielt. Wie war das Gefühl vor 16.000 Zuschauern den wichtigen Ausgleich zu erzielen?
Felix Bastians: Großartig! Insgesamt hat das ganze Jahr viel Spaß gemacht. Der Trainer, der mich geholt hatte, wurde nach drei Spielen entlassen, was weniger mit der sportlichen Leistungen zu tun hatte, als mit einigen Dingen die dort im Hintergrund passiert sind. Aber für uns als Mannschaft war es ein gutes Jahr. Wir sind ins Pokalfinale gekommen und waren eine Truppe die auch charakterlich sehr gut zusammen gepasst hat.
sportal.de: Warum sind sie dann nach einem Jahr schon wieder weiter gezogen und gingen zum SC Freiburg?
Felix Bastians: Wenn ein junger Spieler die Chance hat, in der Bundesliga spielen zu können, dann muss er das machen. Besonders bei einem Verein wie Freiburg, der einem die Möglichkeit gibt, sich in einem ruhigen Umfeld weiter zu entwickeln. Ich hätte in Bern verlängern können und hatte damals sogar noch ein Jahr Vertrag als Freiburg kam. So konnte Bern schließlich noch eine Ablöse erzielen und für alle drei Seiten war es das Beste, denke ich.
sportal.de: Es heißt auch, andere Vereine hätten angefragt, stimmt das? Welche waren das? Hoffenheim?
Felix Bastians: Da kann ich nicht viel zu sagen. Die Kontakte hatte in erster Linie mein Berater und ich hab mich nur mit dem Wechsel zu Freiburg beschäftigt, weil es das konkreteste Angebot war.
sportal.de: Wie war es dann für Sie, gleich für Oliver Barth, der sich im ersten Bundesligaspiel gegen den HSV nach 29. Minuten verletzt hatte, in die Bresche springen zu müssen?
Felix Bastians: Es war schon ein bisschen Routine für mich. Der Olli musste leider im Pokal auch schon relativ früh ausgewechselt werden und ich kam 'rein. Deshalb war es nicht so überraschend und es hat natürlich wahnsinnig Spaß gemacht. Wir haben dann auch ein gutes Spiel gemacht, aber leider nur einen Punkt geholt.
sportal.de: Sie haben die Partie und die weiteren Spiele erstaunlich souverän gemeistert. Glauben Sie, dass Sie durch die Auslandserfahrung vielleicht einen Reifevorsprung vor ihren Altersgenossen haben?
Felix Bastians: Ich denke, das kann man sicherlich sagen. Was ich in den vier Jahren in England und in der Schweiz erlebt habe, das haben - ohne arrogant klingen zu wollen - andere Spieler mit 27 Jahren noch nicht durchgemacht. Ich habe durch die Jahre in England einen unglaublichen Reifungsprozess durchlebt. Durch die vielen Ausleihen habe ich viele Leute kennen gelernt, gelernt mich in Mannschaften schnell zu integrieren und versucht, mir etwas aus vielen Spielkulturen anzueignen.
sportal.de: Da liegt es ja nahe, dass sie vielleicht mal wieder ins Ausland wollen?
Felix Bastians: Das ist derzeit kein Thema. Ich denke, dass die Zeit dort überragend war und wer da einmal gespielt hat, der wird sicherlich bestätigen können, dass die Stimmung in England einzigartig ist. Das kann man mit kaum einer anderen Stimmung in einem anderen Stadion vergleichen.
Bei Bern gab es auch tolle Spiele, wie das Halbfinale gegen Basel vor 30.000 Zuschauern. Das war so ein Highlight, das ich nie vergessen werde. Aber die Bundesliga war schon immer ein Traum und ich bin glücklich, im Moment hier zu spielen.
sportal.de: Beim Sportclub läuft es allerdings derzeit nicht ganz so rund. Wie wollen sie aus dem Tal wieder heraus kommen?
Felix Bastians: Wir haben gezeigt, dass wir trotz der schlechten Ergebnisse geschlossen auftreten, als Mannschaft agieren und der eine für den anderen rennt bis zum Umfallen. Und wenn wir da wieder anknüpfen, wo wir zwischenzeitlich waren, dann sind wir sicherlich auch wieder in der Lage, jede Mannschaft zu schlagen.
sportal.de: Wie reagiert der Trainer auf die momentan schwierige Situation?
Felix Bastians: Der Trainer ist eigentlich immer souverän. Er wird nicht zu optimistisch bei Siegen und er haut auch nicht zu sehr auf uns ein bei Niederlagen. Es kommt natürlich darauf an, wie wir verlieren. Es wird aber immer sachlich analysiert und dann auch knallhart angesprochen.
sportal.de: In den letzten zwei Spielen sind Sie wieder auf die linke Verteidigerposition gewechselt, obwohl sie zuvor innen gespielt haben und Ihr Teamkollege Butscher außen. Warum der Wechsel?
Felix Bastians: Dafür bin ich nicht zuständig. Da müssen sie den Trainer fragen. Also ich wurde für die linke Seite verpflichtet. Ich fühle mich da auch wohl und es war somit auch keine Umstellung.
sportal.de: Hat Ihnen der Trainer die taktische Umstellung mit Heiko Butscher also nicht erklärt?
Felix Bastians: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er mit Heiko gesprochen hat. Ich denke, dass ich beide Positionen verinnerlicht habe, deswegen habe ich da auch keine Erklärungsbedarf.
sportal.de: Was ist ihre persönliche Lieblingsposition?
Felix Bastians: Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich links spielen. Aber ich spiele überall gerne, wo der Trainer mich aufstellt.
sportal.de: Man sagt ihre Stärken seien die Schnelligkeit, die Dynamik und ihre Übersicht, würden sie etwas hinzufügen wollen?
Felix Bastians: Meine Stärken und Schwächen sollen andere beurteilen, da möchte ich selbst nichts zu sagen.
sportal.de: Viele Spieler wie Boateng, Beck, Marin und Özil haben den Sprung von der U21 in die Nationalmannschaft geschafft. Wann ist es bei Ihnen so weit?
Felix Bastians: Da bin ich noch ein gutes Stück von entfernt. Ich möchte mich erstmal weiter beim SC Freiburg etablieren und in der U 21 weiter zum festen Bestandteil gehören. Dann kann man mal weiter schauen.
sportal.de: Welche Ziele haben Sie mit dem SC Freiburg für die laufende Saison?
Felix Bastians: Das ist ganz klar der Klassenerhalt. Wir haben im Moment zehn Punkte, da gibt es keine Grund, Luftsprünge zu machen. Deshalb ist unser Ziel der Klassenerhalt und das wird sich auch im Laufe der Saison nicht ändern.
sportal.de: Herr Bastians, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Michel Massing
http://www.sportal.de/sportal/generated/article/fussball/2009/11/05/14805300000.html
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