Berner Zeitung, 15.07.2010
Moreno Costanzo: «Ich muss mich neu beweisen» Der St.Galler Moreno Costanzo soll im Mittelfeld der Young Boys Impulse setzen. Für den Konkurrenzkampf ist er gewappnet.
Wie haben Sie sich nach Ihrem ersten Vereinswechsel bei YB eingelebt?
Moreno Costanzo: So weit eigentlich gut. Natürlich ist alles neu für mich, noch läuft die Integrationsphase. Aber das geht jetzt immer schneller, ich habe meine eigene Wohnung in Gümligen und bin so auch in der Freizeit öfters in Bern. Scott Sutter habe ich bereits gekannt, und die meisten anderen von den Spielen der letzten Saison.
Haben Sie noch viel Kontakt nach St.Gallen?
Ja, sehr viel, es ist meine Heimat. Ich habe mein halbes Fussballerleben dort verbracht. Wenn ich mal zwei Tage frei habe, gehe ich gern zu Freunden und Familie nach St. Gallen zurück. Und den FCSG werde ich auch kommende Saison intensiv verfolgen, ich kenne noch immer eine Menge Leute dort.
In St. Gallen sind Sie zu einem der begehrtesten Mittelfeldspieler der Schweiz gereift. Welche Klubs hatten Interesse?
Es waren einige. Sogar ausländische Klubs haben sich um mich bemüht. Ich hatte je ein Angebot aus der Bundesliga und der Serie A. Das schmeichelt natürlich schon, aber ernsthaft habe ich mir den Schritt ins Ausland nie überlegt. Dafür ist es definitiv noch zu früh. Und YB hat sich von allen am längsten um mich bemüht, während etwa drei, vier Monaten.
Ihr Aufstieg zu einer Leaderfigur fand vor allem in der Aufstiegssaison 2008/2009 statt. Warum?
Das hat verschiedene Gründe. In dieser Saison wurde ich als gelernter Stürmer erstmals im Mittelfeld eingesetzt und erhielt immer mehr Spielpraxis. Von 30 Saisonspielen habe ich damals über 20 durchgespielt, da habe ich extrem viel dazugelernt. Als ich dann ins zentrale Mittelfeld rückte, fühlte ich mich sofort wohl und übernahm gerne Verantwortung.
Diese werden Sie sich im Mittelfeld bei YB teilen müssen.
Der Konkurrenzkampf ist mit jenem bei St.Gallen nicht vergleichbar. Bei YB ist jede Position praktisch gleichwertig besetzt. Ich muss mich neu beweisen und kann beispielsweise nicht über jede Standardsituation selbst bestimmen. Das ist aber gut so, es bringt mich weiter. Auch in St.Gallen musste ich mir den Respekt des Teams erarbeiten, bei YB läuft das nicht anders.
Wie erleben Sie Vladimir Petkovic im Vergleich zu Uli Forte?
Beides sind sehr gute Trainer, in ihrer Art sind sie aber ziemlich unterschiedlich. Forte ist impulsiver, kommentiert im Training fast jeden Ball. Petkovic spricht weniger, ist zurückhaltender. Er kann aber schon laut werden, wenn es das braucht.
Ist die Vorbereitung bislang gut verlaufen?
Für mich persönlich stand sicher der Wechsel auf das 3-4-3-System im Vordergrund. Es ist nicht unbedingt schwieriger zu spielen. Im Mittelfeld agieren wir wie beim 4-4-2 auch mit zwei Offensivkräften. Aber das Zusammenspiel mit der Verteidigung ist ganz anders, und vorne stehen meistens mehr Anspielmöglichkeiten zur Verfügung.
In der Qualifikation zur Champions League kann YB auf renommierte Vereine wie Ajax Amsterdam treffen. Wer ist Ihr persönlicher Wunschgegner?
Da habe ich keinen. Für mich ist das sowieso ein absolutes Highlight, egal, gegen wen wir spielen. Sicher werden wir aber zwei perfekte Spiele brauchen, um überhaupt eine Chance für die nächste Runde zu haben.
Was trauen Sie Ihrem Ex-Klub St.Gallen nächste Saison zu?
Das ist schwierig zu sagen. Sie hatten viele Abgänge, der Kader ist sicher dünner besetzt als letztes Jahr. Primär wollen sie sicher nichts mit dem Abstieg zu tun haben, gegen oben ist aber auch etwas möglich.
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