Der Bund schreibt auch was dazu
Doppelt genäht hält besser
Ein Blick auf das YB-Kader vor dem letzten Heimspiel der Berner gegen den FC St. Gallen
Die Young Boys sind noch keinesfalls saisonmüde. So gesehen ist es schade, dass heute Samstag bereits das letzte Heimspiel der Meisterschaft ansteht. Im Neufeld gastiert um 17.30 Uhr der FC St. Gallen.
Charles Beuret
Ihre jüngsten Auftritte verliefen nicht nur punktemässig erfolgreich, sie haben mit Blick auf die Transferperiode auch viel sagende Erkenntnisse gebracht: Etwa die, dass die Young Boys schon jetzt auf mehreren Positionen über fast gleichwertige Zweit- und Drittbesetzungen verfügen. Letzeres – ein Anliegen vom einstigen Sportchef Fredy Bickel – ist in den vergangenen Jahren zwar oft angestrebt, nie aber erreicht worden. Nun hat auch die Zeit etwas für YB gearbeitet: Junge Spieler (etwa Kehrli, Geiser, Burki und Coubagéat) wussten sich leistungsmässig zu entwickeln, sie wurden von Trainer Hans-Peter Zaugg entsprechend (aber mit der nötigen Zurückhaltung) gefördert – in der nächsten Saison können sie auf ihren Positionen bedenkenlos eingesetzt werden. Allerdings: Den klassemässigen Schritt vorwärts können die Young Boys auch mit diesen Spielern natürlich noch nicht vollziehen. Listet man die Positionen einzeln auf, ergibt sich ein gutes Bild, woran es den Bernern noch fehlt:
Torhüter: Marco Wölfli. Alternative: Paolo Collaviti (er ist wieder fit, doch ist denkbar, dass er YB verlassen wird). Deshalb gibt es mit Blick auf die nächste Saison noch keine gesicherte Doppelbesetzung. Handlungsbedarf.
Rechter Verteidiger: Adrian Eugster, Fabian Geiser, Roman Friedli, Joël Magnin.
Abwehrzentrum: Ivan Knez, Mark Disler, Nicolas Kehrli. Für die zwei Plätze kommen allenfalls der noch nicht verpflichtete Isländer Gretar Steinsson oder auch Alain Rochat in Frage. Handlungs-bedarf. Ein vielversprechender Kandidat wäre der Wiler Patrick Winkler.
Linker Verteidiger: Alain Rochat, Patrick Funaro (vom Nachwuchs); notfalls Fabian Geiser oder Joël Magnin. Handlungsbedarf.
Rechtes Mittelfeld: Gürkan Sermeter, Joël Magnin; notfalls Sandro Burki.
Defensives Mittelfeld: Roman Friedli, Sadik Coubagéat, Sandro Burki; notfalls Joël Magnin, Thomas Häberli.
Offensives Mittelfeld: Thomas Häberli, Joël Magnin, Sandro Burki; notfalls Gürkan Sermeter.
Linkes Mittelfeld: Elvir Melunovic (wird YB wohl verlassen), Joël Magnin, Leandro. Handlungsbedarf.
Angriff: Stéphane Chapuisat, Leandro, Gaëtano Giallanza, Johan Berisha, Joël Magnin. Es gibt viele Fragezeichen: Wie «übersteht» Chapuisat die EM? Wie hat Berisha die lange Pause überstanden? Wann kann Giallanza wieder spielen? Deshalb: Handlungsbedarf.
Zusammengefasst heisst das: Das Kader ist ausgeglichener geworden, doch besteht da und dort Handlungsbedarf, vorab werden sich die Berner im linken Mittelfeld auf der so genannten Descloux-Position sowie im Abwehrzentrum (wo gelbe Karten öfter kassiert werden als anderswo) verstärken müssen. Winkler wäre eine gute Lösung.
Die Zusammenstellung zeigt noch etwas anderes, und zwar nicht minder deutlich: Der Wert des demnächst 33-jährig werdenden Joël Magnin als Teamplayer ist nicht hoch genug einzuschätzen. Magnin kann auf praktisch jeder Position spielen. «Das ist auch der Grund, weshalb er nicht fix irgendwo zum Einsatz kommt», sagt Trainer Zaugg. «Ich brauche ihn fast überall; deshalb liegt es mir fern, ihn einfach als Fixstarter im linken Mittelfeld zu missbrauchen.» Und eines sagt Zaugg auch noch: «Wenn wir in der nächsten Saison vorne mitspielen wollen, reicht es nicht, unser Kader auf dieser oder jener Position einfach zu ergänzen. Wir müssten eigentlich den einen oder anderen Klassemann verpflichten können.»
Ohne Sermeter gegen St. Gallen
Magnin würde vor allem heute Abend im Match gegen den FC St. Gallen an allen Ecken und Enden gebraucht: Chapuisat und Coubagéat sind gesperrt, Sermeter ist verletzt. Er schied am Mittwoch im Spiel gegen den FCZ schwer angeschlagen aus (Knöchel ist stark angeschwollen), was die auf zehn Mann reduzierten Young Boys im Endspurt wohl den Sieg kostete. Nach dem letzten YB-Heimspiel soll es im Neufeld übrigens erst richtig losgehen: Die Hip-Hopper 7962 und DJ Funky Mosquito sorgen hinter dem Stadion für Unterhaltung. Ab 20 Uhr wird sich die ganze YB-Mannschaft den Fans präsentieren.