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 Beitrag Verfasst: Montag 3. August 2020, 12:41 
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03.08.2020

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Meister ohne Herrschsucht – der Stil der Young Boys passt in diese Zeit

Der Serienmeister hat nicht vergessen, woher er kommt, und zeigt einen unverkrampften Umgang mit der Führungsrolle im Schweizer Fussball. Das ist auch nötig – denn gerade die Stunden der Entscheidung und des Feierns haben gnadenlos vor Augen geführt, was die derzeitigen Probleme des Spitzensports sind.

Die Young Boys gewinnen zum dritten Mal in Serie den Meistertitel, es ist ein Erfolg, der als gar nicht so aussergewöhnlich wahrgenommen wird, weil zuvor der FC Basel achtmal hintereinander Meister geworden war. Aber Dreier-Serien sind selten, ausser dem FCB haben es erst GC, der FC Zürich und YB selber geschafft.

YB ist Bedeutendes gelungen, und so stellt sich die Frage: Ist es eine neue Dynastie? Ist YB endgültig die Nummer 1 im Fussballland? Es sind spielerische Überlegungen, die nie so wertlos waren wie heute – und es verschafft eine gewisse Entspannung, dass sich gerade der Meister nicht aufhält mit solchen Gedanken. Die Berner wissen, dass es etwas Irritierendes hätte, wenn sie in der nächsten Saison nicht wieder den Titel anstrebten – aber es ist keine Herrsch- und Grossmannssucht, die sie antreibt. Zu lange ging es ihnen darum, irgendeinmal wieder einen Titel zu gewinnen, sie waren das Scheitern gewohnt. Und als sie 2018 nach Jahrzehnten nicht mehr scheiterten, lagerten nirgends Geheimpläne für lange Dominanz.

Bisher haben die Berner einen unverkrampfteren Umgang mit ihrer Rolle als der FCB in den 2000er Jahren, als dem Streben nach Titeln etwas Ultimatives anhaftete. Die damals nachrückende FCB-Führung um Bernhard Heusler brachte dafür zunehmend weniger Verständnis auf. Sie trennte sich 2009 vom Trainer Christian Gross, und Heusler sah sich darin bestätigt, als er Monate später las, wie ein Journalist den FCB mit einer Adelsfamilie verglich, «die ohne Snobismus auskommt». Heusler fand, der FCB sei auf dem Weg zum richtigen Image.

Pragmatismus ist Programm

Es ist das Image der Young Boys von heute. Der Klub verströmt Selbstbewusstsein, aber bis anhin keine Arroganz, keinen Snobismus. Er war sich nicht zu stolz, in den letzten Spielen den Sieg über das Spektakel zu stellen, da war kein Schnörkel, nichts. Doch dieser Pragmatismus ist dem Klub nachzusehen angesichts des dichten Corona-Spielplans. Und was wichtiger ist: dass dieser Pragmatismus bei YB Programm ist. Wie sagte der Sportchef Christoph Spycher 2019? «Der Anspruch ist, dass wir umsetzen, was wir ausgerufen haben – dass wir ein Team haben, das begeistert, dass wir europäisch vertreten sind und eine gute Adresse für junge Spieler sind.»

Spycher gibt Ton und Stil vor im Wankdorf, von Titelzwang spricht er nicht. Es ist davon auszugehen, dass nicht alles hinterfragt worden wäre, hätten die Young Boys den Titel verpasst. Sie wollen Meister werden, es gehört sich so für den Titelhalter, und die Chefs richten deutliche Worte an die Mannschaft, wenn sie in Thun fast widerstandslos 0:1 verliert – aber ein zweiter Meisterschaftsrang hätte nicht bedeutet, dass im Wankdorf alles falsch läuft.

Was beispielsweise gut läuft: Auch in dieser Saison passte so gut wie jeder Zuzug, und so gut wie kein Spieler brauchte sich überflüssig vorzukommen. Dieses Personalmanagement des Trainerteams kam YB im erschöpfenden Endspurt zugute. Zudem strahlt YB viel mehr Ruhe aus als der FCB, der 2019 noch immer eine klar höhere Lohnstruktur hatte und weiterhin über bessere Trainingsbedingungen sowie den Nachwuchscampus verfügt. Der FCB ist derart unberechenbar, dass schwer vorauszusagen ist, wie bald er diese Vorteile wieder ausnützt. Bei den überraschenden St. Gallern stellt sich primär die Frage, wie sehr das Team auseinanderfällt – und wie gut Abgänge ersetzt werden.

YB hingegen gelang unter Spycher schon zweimal ein Umbau, 2017 und 2019. Umbau hiess: viele neue Spieler, alte Führung. Aus der Kontinuität auf Chefebene nimmt YB viel Kraft, sogar Gerardo Seoane sagt klar, dass «etwas Verrücktes» passieren müsste, damit er den Klub verliesse – bemerkenswert für einen ambitionierten zweifachen Meistertrainer.

Keine Gewissheiten

Und so besteht die einzige Gewissheit für die nächste Saison darin: dass YB wieder im Titelkampf mitmischen wird. Alles andere: unklar. Wie viele Spieler gehen werden, wie sehr die Marktwerte sinken – alles steht im Zeichen der Corona-Krise. Es geht um Gesundheit und Geld und um die Frage, wie viele Zuschauer in Sportstätten zugelassen sein werden. YB ist in der besten Situation aller Schweizer Fussballklubs nach gesamthaft rund 40 Millionen Franken Gewinn in den letzten beiden Geschäftsjahren.

Die Reserven sind gross, aber nicht unerschöpflich – und wenn dereinst die Stadien zumindest hälftig ausgelastet werden dürfen, würde YB mehr Geld entgehen als anderen Klubs. Das Wankdorf fasst rund 30 000 Plätze, 15 000 Fans könnten also eingelassen werden – aber YB hatte in der ersten Saisonhälfte 2019/20 einen Zuschauerdurchschnitt von gut 26 000. YB würden theoretisch 11 000 Eintritte fehlen – bei den meisten anderen Klubs ist nicht einmal der Besucherdurchschnitt so hoch.

Aber womöglich wird die Beschränkung auf 1000 Zuschauer noch länger bestehen. Es ist ein Politikum quer durch Land und Ligen, am 31. Juli schrieb Denis Vaucher, der Direktor der Eishockey-Nationalliga, einen offenen und pathetischen Brief an die Bundesräte und die Regierungsräte aller Kantone. Botschaft: Gebt dem Volk Sport und Spiele zurück – «und helft uns, damit wir mit Schutzkonzepten, Maskenpflicht und Contact-Tracing in den Stadien langsam den Weg zurück in die Normalität beschreiten können.»

Aber die Massnahmen in den Stadien sind nicht alles. Die Art und Weise, wie etliche YB-Fans auf den Strassen von Bern den Meistertitel feierten, bot kein Argumentarium für die Einsicht von Sportfans, die zu Tausenden in Trams und Bussen anreisen würden. Die Young Boys wiederum haben es am Freitagabend verpasst, ein Statement zu setzen, indem sie vielleicht weniger ausgelassen, mit weniger Körperkontakt gefeiert hätten – oder einfach symbolträchtig mit Mundschutz. Aber es passt zu den vergangenen Wochen: Kaum ein Fussballteam schien die Empfehlung des Liga-Schutzkonzepts ernst zu nehmen, wonach beim Torjubel die Abstandsregel gilt und Körperkontakt allenfalls über Ellenbogen oder Füsse erfolgen soll. Worin sich wiederum ein gesellschaftliches Phänomen zeigt: Es fällt nicht so leicht, fast lebensfremd scheinende Corona-Normen zu erfüllen.

Covid-19 wird vom Schweizer Fussball noch viel mehr abverlangen. Ausgerechnet diese Stunden der Entscheidung, diese Stunden des Feierns führten vor Augen, dass es um anderes geht als um ein Meisterrennen. Sind die Berner die Nummer 1 des Fussballlandes? Um es so zu sagen: Eigentlich ja – aber sie definieren sich nicht partout darüber, und deshalb passt ihr Stil in diese Zeit.


https://www.nzz.ch/sport/meister-ohne-h ... 8#register

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 Beitrag Verfasst: Mittwoch 5. August 2020, 01:13 
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 Beitrag Verfasst: Donnerstag 6. August 2020, 00:20 
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05.08.2020

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Bern im Siegestaumel – als wäre nichts gewesen

Die YB-Meisterparty in Bern ist keine gute Werbung für eine Öffnung im Schweizer Fussball.

Wie soll das gehen? Emotionen zeigen im Rahmen der Vernunft. Sich vor Freude um den Hals fallen ohne Berührung. Den Meistertitel feiern unter Wahrung der Vorgaben der amtlichen Hygiene- und Schutzmassnahmen bei besonderer Berücksichtigung des Corona-Konzeptes der Football League. Konkret: Auf welcher Seite unter welchem Paragrafen steht eigentlich, mit wie vielen Metern Abstand jemand singen darf «Meischter, YB, Schwizer Meischter»? Bierduschen ja - aber auch dann, wenn jemand vorher aus der Flasche getrunken hat?

Wie schwierig Corona-gerechtes Verhalten im Fussball ist, zeigten in der Nacht auf Samstag die YB-Spieler in Sitten und die Fans in Bern. Nichts war anders als sonst, wenn sich die Emotionen Bahn brechen. Das Team feierte in Corona-Meistershirts auf dem Rasen und in der Kabine im Tourbillon wie immer, nur die Zuschauer fehlten. Bern wurde zur Festhütte, als der Sieg feststand. In Basel oder St. Gallen wäre das Gleiche passiert. Corona? Partyspass!

Der Fussball handelt wie fast jeder Publikumssport mit Emotionen. Dieses Geschäftsmodell ist verknüpft mit der Möglichkeit, dass sich diese Emotionen freien Lauf verschaffen; auf dem Rasen, auf den Rängen. Das ist das Gegenteil von dem, was in den vergangenen Wochen hätte stattfinden sollen: Distanz, Vernunft, Schutzmassnahmen.

Das Verhalten der Spieler in Sitten und der Menschen in Bern zeigt, dass sich dieser Widerspruch nicht ausräumen lässt. Vielleicht ist das aus Sicht des Sports gar nicht schlecht. Aber es ist mit Sicherheit nicht gut für die Liga und ihre Absicht, Argumente vorzulegen für die möglichst rasche Aufhebung der Tausender-Begrenzung für Zuschauer in den Stadien.

Was soll anders sein als Party und Remmidemmi, wenn YB in wenigen Tagen den Cup gewinnt oder sich für die Champions League qualifiziert? Fans lassen sich offenbar eher nicht einsperren oder an eine Corona-Leine legen. Das zeigt nicht nur die Berner Aarbergergasse, das zeigen auch die Strassen in Liverpool nach dem Titelgewinn oder das Chaos in Napoli nach dem Sieg der Coppa. Der Fussball ist kein Virologe.

Für den Virologen aber müsste der Fussball ein Vorbild sein, weil so viele Menschen zuschauen. Sogar in der Schweiz. Den Schweizer Profis scheint indes nicht deutlich genug gemacht worden zu sein, dass sie seit jüngstem auch die Rolle von virologischen Vorbildern auszufüllen haben. Obwohl es das Schutzkonzept anders vorsieht, waren die Spieler offenbar nur im Ausnahmefall fähig oder willens, beispielsweise den Torjubel mittels Ellbogenstupser oder mit sanfter Fussberührung abzuhalten. Sie pflegen wider die Corona-Usanzen weiterhin übereinander herzufallen. So, wie sie es gelernt haben und seit Jahr und Tag tun.

Virologische Vorsätze haben noch keinen Platz gefunden in den Emotionen des Fussballs. Das gilt für die Spieler, das gilt für die Zuschauer. Es wird den Fussball in Zukunft belasten.


https://nzzas.nzz.ch/sport/remmidemmi-a ... 1#register

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 Beitrag Verfasst: Donnerstag 6. August 2020, 00:25 
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04.08.2020

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Party-Hauptstadt Bern

Hier feiern die YB-Fans die Pokalübergabe

Party-Stimmung in Bern! Nachdem YB-Legende Marco Wölfli den Pokal die Höhe stemmt, gibt es bei den Fans kein Halten mehr.


https://www.blick.ch/sport/fussball/sup ... 25740.html

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 Beitrag Verfasst: Dienstag 18. August 2020, 11:56 
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