02.09.2019
Zitat:
FCL-Rotsünder Schwegler: «Ich hatte meine Emotionen nicht im Griff»
Gelb-rote Karte im Spiel FCL – YB wegen Provokation oder wegen Foul? Der bestrafte Christian Schwegler klärt auf.
FCL – YB – was für ein Match! Die rund 11000 Zuschauer erlebten am Sonntagnachmittag in der Swissporarena ein richtiges Fussballspektakel. Vier Tore, Penalty, Torchancen und Strafraumszenen hüben wie drüben, eine aufwühlende Nachspielzeit mit umstrittenen Szenen sowie einer gelb-roten Karte – alles war mit dabei.
Mittendrin und einer der Hauptprotagonisten: der 35-jährige Christian Schwegler. Es war der FCL-Verteidiger, der in der 92. Minute noch die gelb-rote Karte kassierte. Nicht wenige waren hinterher der Meinung, Schwegler habe die zweite gelbe Karte erhalten, weil er den Foulentscheid von Schiedsrichter Lionel Tschudi am FCL-Strafraum mit provokativem Applaus kommentierte. «Das stimmt nicht», sagt Schwegler am Montagmorgen, rund 16 Stunden nach dem Spiel. «Applaudiert habe ich ja erst, nachdem der Schiedsrichter die gelbe Karte gezeigt hatte.» Während Schweglers Applaudieren zog Tschudi dann noch die rote Karte, folgerichtig, weil Schwegler schon in der 18. Minute Gelb wegen Fouls gesehen hatte.
Das hat Schwegler «auf die Palme» gebracht
Der für das Spiel Luzern – Young Boys zuständige Schiedsrichterinspizient sagt ebenfalls: «Schiedsrichter Tschudi hat mir hinterher bestätigt, dass er die zweite gelbe Karte wegen Foulspiels und Verhinderns einer Torchance gezeigt hat.»
Dieser Entscheid brachte Schweglers Emotionen in Wallung. «Denn wenige Sekunden zuvor hätte der Schiedsrichter meiner Meinung nach am YB-Strafraum wegen eines Fouls einen Freistoss für uns diktieren müssen. Das hat mich ‹auf die Palme› gebracht. Es hat in dieser Szene nämlich ebenfalls einen Körperkontakt gegeben, und unser Spieler Tsiy Ndenge ist deshalb aus dem Gleichgewicht geraten.»
Die TV-Bilder der umstrittenen Szenen hat Schwegler sich unterdessen nicht mehr angesehen, will er auch nicht mehr tun. «Aber meine Reaktion nach der zweiten gelben Karte war übertrieben, war nicht vorbildlich», sagt Schwegler bedauernd. «Ich hatte meine Emotionen nicht im Griff.»
Wenn die Kinder da sind, ist er schnell wieder ruhig
Mit dem Schiedsrichter hat Schwegler nach der Partie nicht mehr gesprochen. «Das wäre nicht optimal gewesen, ich war noch zu emotional», erzählt er. Er selber geht nicht davon aus, dass er neben der automatischen Spielsperre für den Platzverweis zusätzlich für seine provokativen Gesten noch eine weitere Sperre aufgebrummt erhält.
Übrigens: Manch einer auf der Zuschauertribüne war hinterher der Meinung, dass Schwegler sich während des Duells mit YB bei Zweikämpfen das eine oder andere Mal etwas gar schnell und theatralisch fallen gelassen hat. «Ich weiss gar nicht, was Sie meinen, der Schiedsrichter hat bei diesen Szenen zu Recht immer gepfiffen», kontert Schwegler die Kritiker.
Er habe sich jedenfalls nach dem Schlusspfiff schnell wieder beruhigt. Sobald die Kinder Colin (5) und Malia (3) in der Nähe seien, gelte es wieder, vorbildlicher Vater zu sein. «Auf dem Rasen bin ich halt mit Leib und Seele für den FCL im Einsatz. Abseits vom Spielfeld bin ich ein ganz anderer.»
Es sei ein höchst intensiver, mit grossem Tempo gespielter Match gewesen, sagt Schwegler. Der Routinier lobt sein Team: «Wir haben eine klare Leistungssteigerung gezeigt, und das gegen den Ligakrösus. Wir hatten viele Torchancen, hätten höher als 1:0 führen können.» Schwegler weiter: «YB hat danach unsere Unachtsamkeiten souverän ausgenutzt. Doch das hat uns nicht aus dem Konzept gebracht, wir haben uns in der zweiten Halbzeit zurück ins Spiel gekämpft. Ich glaube, es war insgesamt ein sehr guter Auftritt von uns.»
Die letzte Behauptung von Schwegler kann man auf jeden Fall so stehen lassen beziehungsweise bestätigen, die Innerschweizer präsentierten sich gegen die Berner in einer guten Verfassung, Schwegler selber demonstrierte auf dem Rasen mit seinem beharrlichen Engagement «FCL pur».
YB-Match ist schon wieder weit weg
Nur: Der Match gegen YB ist vorbei, schon wieder weit weg. Nach der Pflichtaufgabe im Cup beim Erstliga-Spitzenteam Wohlen (Sonntag, 15. September, 16 Uhr) folgt als nächster Termin der Bestätigung, das Auswärtsspiel der Super League in Lugano (Sonntag, 22. September, 16 Uhr). «Richtig», sagt Schwegler, «es ist wie im richtigen Leben: Was gestern war, zählt nicht mehr gross, wir müssen uns neu bestätigen. In Lugano, ja schon im Cup müssen wir an die Leistung im YB-Spiel anknüpfen und uns vielleicht sogar noch steigern.»
Konstant gute und akzeptable Leistungen abzurufen, dies habe in den letzten Jahren beim FCL gefehlt, meint Schwegler. «Natürlich ist das in einer derart ausgeglichenen Liga, wo zwischen Rang 3 und Rang 10 alles so eng beieinander ist, eine Herausforderung. Ich sage: Wenn wir die Leistung von diesem Sonntag abrufen können, ist nach vorne vieles möglich. Wenn wir das nicht können, ist nach hinten vieles möglich, so realistisch müssen wir sein. Von alleine geht es in der Tabelle jedenfalls nicht vorwärts, nur durch Arbeit.»
Die Luzerner Lucas Alves (vorne) und Pascal Schürpf feiern das Tor zum 2:2 beim Super League Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Luzern und dem BSC Young Boys. (Bild: KEYSTONE/Urs Flüeler)
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