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Keine Verletzungssorgen und grosse Vorfreude bei YB

In vier Tagen geht es los für die Young Boys - die neue Saison startet. An einer Pressekonferenz wurden letzte wichtige Fragen geklärt. Bernerzeitung.ch war live vor Ort.

ENDE PK
Mit diesen Worten wird die Pressekonferenz dann auch beendet.

TICKETS SAMSTAG
22'000 Billette seien bis jetzt für das Spiel am Samstag verkauft. Dies noch eine zusätzliche Mitteilung zum Abschluss.

AUSBLICK DYNAMO
Hütter glaube, dass Dynamo die physisch stärkeren Spieler hat als Schachtar im letzten Jahr, aber die Young Boys seien überhaupt nicht chancenlos. So oder so, der Fokus gelte jetzt erst mal auf den Samstag.

AUSBLICK DYNAMO
Was seien die Chancen gegen Dynamo Kiew? Spycher meint, das Ziel sei sicher die europäische Teilnahme. Für die jungen Spieler sei das enorm wichtig. Man müsse sich nun auf diese zwei Spiele konzentrieren. Sie freuen sich auf diese Top-Herausforderung.

ERWARTUNGEN SPYCHER
Was seien die persönlichen Erwartungen von Christoph Spycher in der ersten neuen Saison? Dass es eine Saison werde, die für YB gut ist. Das sei das Ziel. Seine persönlichen Erwartungen wenden sich nicht an einzelne Spieler, das sei nicht wichtig. Die Einhaltung des eingeschlagenen Weges sei der Keypoint. Die Integration der jungen Spieler sei sehr wichtig.

SCHLÜSSELSPIELER
Zudem seien die Schlüsselspieler gesund, was unglaublich wichtig sei. Hütter fügt an, dass die Vorbereitung sehr gut war. Auch er freut sich sehr auf das Kommende. Nun geht's in die Fragerunde.

ADI HÜTTER
Auch Trainer Adi Hütter sei sehr, sehr glücklich mit den Spielern. In den zwei Jahren, in denen er nun hier in Bern sei, habe sich vieles verändert. Nun sei es eine hungrige, motivierte und hochtalentierte Mannschaft, die vieles erreichen könne.

NEUZUGÄNGE
Lotomba, Sow und Fassnacht würden genau in die Philosophie passen, junge hungrige Spieler, die in verschiedenen Positionen einsetzbar sind. Das führe dazu, dass sie sich nun natürlich wirklich auf das Kommende freuen würden.

CHRISTOPH SPYCHER
Sportchef Christoph Spycher begrüsst die Anwesenden und lobt die hervorragende und gelungene Transferperiode. Er sei froh, dass mit David von Ballmoos und Marco Bürki zwei wichtige Spieler zurückgeholt worden.

KLUBMITTEILUNG
Zuerst eine Mitteilung aus finanzieller Sicht. Der Vertrag mit Nike wurde verlängert, das freue die YB-Organisation natürlich sehr.

BEGINN PK
Das war's mit den Aussagen der Spieler. Nun beginnt die eigentliche Pressekonferenz mit Adi Hütter und Christoph Spycher, die bereits Platz genommen haben.

PENALTYKILLER
Bisher sei er nicht als Penaltykiller bekannt gewesen. Es sei allerdings doch sehr gut gelaufen bisher, mit seinen Darbietungen am Uhrencup konnte er dem Druck gerecht werden. Er sei auch gut darauf vorbereitet worden.

DAVID VON BALLMOOS
Grosses Interesse gilt natürlich am neu erkorenen Nummer-1-Goalie der Berner. David von Ballmoos sagt, es sei eine spannende Erfahrung, in diesem ganzen Medienrummel «aufzuwachen». Er freue sich aber riesig auf die kommende Zeit.

ZUKUNFT SULEJMANI
Zu seiner Zukunft wisse er noch nicht, wohin sein Weg Ende Saison geht. Dann läuft der Vertrag aus. Gespräche habe es noch keine gegeben. Ihm gefalle es aber sehr gut hier.

ABSTAND ZU BASEL?
Ob er denke, dass der Abstand zu Basel dieses Jahr gering gehalten werden könne? Sulejmani meint, dass es mit dieser Mannschaft sehr gut möglich sei und auch ihr klares Ziel. Die Konditionen seien sehr gut.

MIRALEM SULEJMANI
Auch Miralem Sulejmani sei froh, dass er momentan noch ohne Verletzungen sei. Er hoffe, dass dies auch so bleibt für den Rest der Saison. Die Vorbereitung sei allerdings «very very good» gelaufen.

DER CAPTAIN ÜBER YB
Sie hätten eine junge, mutige Mannschaft, meint Steve von Bergen. Und vor allem eine gesunde. Das sei unheimlich wichtig und er hoffe, dass es auch so bleiben würde.

STEVE VON BERGEN
Der Captain schaut auf den Match am Samstag voraus - er wisse, dass Basel immer Mühe hatte bei Besuchen im Stade de Suisse. Allerdings sei es eine neue Mannschaft mit einem neuen Trainer und deshalb neue Vorzeichen.

BENITOS ZIELE
Sportliche Ziele seien gewinnen, und mit einer jungen Mannschaft lange vorne mitspielen. Basel sei zwar klarer Favorit, aber man wolle länger als letzte Saison Basel ärgern. Man habe eine motivierte, junge Mannschaft, die hohes Potenzial hat aber auch noch viel beweisen muss. Er wünsche sich ein «Best-Of Loris Benito»-Video Ende Jahr. Das wäre sein Wunsch.

FERIENSORGEN
Er habe seinen Koffer in den Ferien verloren, sagt Benito und erzählt, dass darin Kleider für 2 Wochen gewesen seien. Mit einem Lächeln fügt er an, dass er zum Glück wieder aufgetaucht sei.

VERLETZUNGEN BEI BENITO?
Wenn man so viele Verletzungen innert kurzer Zeit hatte, dürfe man einfach nicht gross dran denken. Wenn man nicht darüber redet, so klappt das. Sonst könne man nicht mehr auf das hohe Niveau zurückkehren, sagt Benito.

LORIS BENITO
Loris Benito ist für ein Interview bereit. Dem Berner gehe es gut, er sei voller Vorfreude auf die neue Saison und könne es kaum erwarten. Beschwerden habe er keine, das Knie sei wieder einsatzbereit. Er könne es voll durchstrecken.

BEGINN
Um 12.30 Uhr soll es losgehen. Zuerst werden einige Spieler für Interviews zur Verfügung stehen, bevor dann um 13.00 Uhr die eigentliche Pressekonferenz startet. Wir halten Sie auf dem Laufenden und berichten live aus dem Stade de Suisse.

Adi Hütter: «Die Sportkommission hat tolle Arbeit geleistet»

Ein Kader, wie man es ihm versprochen hat, keine Verletzten und bereits 22’000 verkaufte Tickets für YB-Basel: Trainer Adi Hütter zeigte sich an der YB-Saisonpressekonferenz sehr zufrieden.

Noch vier Tage, dann geht es in der Super League wieder los. Bei den Young Boys herrscht vor dem Countdown «eine Topstimmung». So hat Sportchef Christoph Spycher die Situation innerhalb der Mannschaft an der Medienorientierung am Dienstag vor der neuen Saison beschrieben. Auch der Trainer fand nur lobende Worte. «Die Sportkommission hat tolle Arbeit geleistet und alles umgesetzt, was wir besprochen haben. Ich bin sehr glücklich», sagte Adi Hütter. Ausserdem blieb seine Mannschaft in der Vorbereitung diesmal von Verletzungen verschont.

Das Kader mit den Zuzügen Von Ballmoos, Bürki, Lotomba, Sow und Fassnacht ist auf jeder Position doppelt besetzt. Noch dazu kommen könnte ein Stürmer. Im Fokus steht dabei weiter Jean-Pierre Nsamé vom FC Servette, der in der letzten Saison 23 Treffer erzielte. Ob und wann es mit dem Transfer klappt, darüber konnte Spycher heute aber noch nichts Konkretes sagen. Die Verhandlungen ziehen sich offenbar hin.

Das ändert aber nichts daran, dass die Vorfreude in Bern anhält: Die YB-Fans sind gespannt auf das verjüngte YB-Team 2017/18. Für das reizvolle Startspiel gegen den FC Basel sind bis heute schon 22’000 Tickets abgesetzt worden.

Zuvor richtet die sportliche Leitung die Blicke noch Richtung Ukraine. Dort steigt Dynamo Kiew, der Gegner in der Champions-League-Qualifikation, bereits heute Dienstag gegen Odessa in die neue Saison. Assistenztrainer Harry Gämperle ist vor Ort, um alle relevanten Infos zu beschaffen.

Eine Erfolgsmeldung gab es schon vor dem Saisonstart, eine auf der wirtschaftlichen Ebene: Nike hat den Ausrüstervertrag mit YB, der seit 2015 läuft, vorzeitig bis 2024 verlängert. Und zwar zu «deutlich verbesserten Konditionen», wie die Berner vermelden. «YB ist ein attraktiver und ambitionierter Club mit einer grossen Fangemeinde», begründet Armin Lohrer, Teamsport-Manager beim YB-Ausrüster, das längerfristige Engagement.

YB startet mit Zuversicht in die Saison

Die Young Boys verbreiten vor dem Saisonstart am Samstag im Stade de Suisse gegen Basel viel Zuversicht. Trainer Hütter lobt die Transferpolitik, Sportchef Spycher die unglaublich gute Stimmung, die im Klub herrsche. Eine Momentaufnahme.

Manch einer der Young Boys kann am Dienstagmorgen beim Fotoshooting im Stade de Suisse der Versuchung eines kleinen Streichs nicht widerstehen: Fürs Mannschaftsfoto haben die YB-Spieler in vier Reihen Aufstellung genommen. Die ganz Grossen wie Guillaume Hoarau und Gregory Wüthrich, die zuhinterst auf einem Stapel Holzpaletten stehen, befinden sich in guter Ausgangslage: Sie kommen als Opfer nicht infrage.

Andere aber haben weniger Glück: Sie werden ins Ohr gezwickt oder mit einem Schulterklopfer absichtlich irregeführt. Kevin Mbabu prüft derweil noch rasch die Rasur von Sékou Sanogo. Es wird viel gelacht, auch ohne das obligate «Cheeeeese».

Am Ende sind etliche Bilder im Kasten, die eines zeigen: Die Vorfreude auf die neue Saison bei den Young Boys ist gross. Stunden später unterlegt Sportchef Christoph Spycher die Bilder mit Ton. Er sagt: «Bei uns ist in den letzten Wochen eine positive Dynamik entstanden. Es herrscht eine unglaublich gute Stimmung. Jetzt wollen wir die Energie mitnehmen und versuchen, die Leute zu begeistern.»

Spychers Premiere

Christoph Spycher sitzt beim alljährlichen Medientag vor dem Saisonstart im Mediencenter des Stade de Suisse auf dem Podium. Es ist seine Premiere, noch ist er kein Jahr im Amt. Noch erlebt er all diese Termine zum ersten Mal. Vor zwölf Monaten hatte an gleicher Stelle Fredy Bickel neben Trainer Adi Hütter gesessen. Und auch Zuversicht verbreitet.

«Bei uns ist in den letzten Wochen eine positive Dynamik entstanden.» Christoph Spycher

Nach verhaltenem Saisonstart musste der Sportchef wenige Wochen später gehen, bedenkliche Auftritte des damaligen Verwaltungsrates Urs Siegenthaler sorgten dafür, dass die Stimmung rund um YB ins Bodenlose sank. Die Young Boys haben in den letzten Jahren mehrmals schmerzlich erfahren müssen, dass auf eine gute Vorbereitung nicht zwingend ein guter Start folgt.

Einmal wird Spycher nach der Zielsetzung gefragt, er überlegt kurz, meint dann: «Wir wollen in der Super League an der Spitze mitspielen, in Europa und im Cup möglichst lange dabei sein.» Als er gebeten wird, die Aussage zu konkretisieren, entgegnet der frühere Nationalspieler: «Das will ich eben gerade nicht.»

Vor zwei Jahren hatten die YB-Verantwortlichen bei gleicher Gelegenheit vom Titelgewinn gesprochen. Und dies später bitter bereut. Spycher, der damals bei YB Talentmanager gewesen war, symbolisiert wie kein anderer den Wandel, den die Young Boys innert Jahresfrist vollzogen haben. Der Sportchef im massgeschneiderten Anzug: Noch so ein Bild, das für den Aufbruch steht.

Hütters Lob

Trainer Adi Hütter lobt am Dienstag die Arbeit Christoph Spychers, sagt, bei den Transfers sei alles so umgesetzt worden, wie es besprochen gewesen sei. «Ich bin sehr glücklich.» Mit Christian Fassnacht, Marco Bürki, David von Ballmoos, Djibril Sow und Jordan Lotomba stehen fünf Zugänge fest, im Sturm würden die Young Boys gerne nachbessern.

«Wir wollen in der Super League an der Spitze mitspielen, in Europa und im Cup möglichst lange dabei sein.» Christoph Spycher

Servettes Topskorer Jean-Pierre Nsamé bleibt der Wunschkandidat, der 24-Jährige versucht derzeit, seinen Abgang aus Genf zu forcieren, der Kameruner weigert sich, mit dem Team zu trainieren. Spycher sagt, man prüfe verschiedene Dossiers, auf dem hektischen Transfermarkt könne es stündlich zu Veränderungen kommen. «Ich sehe das Ganze aber nüchtern, habe am Abend jeweils keine Mühe, einzuschlafen.» Nach zufriedenstellender Vorbereitung ohne Verletzte sieht sich der Klub nicht im Zugzwang.

Als Christoph Spycher gestern zu einer Antwort ausholen will, läutet das Telefon eines Journalisten. Der Sportchef entgegnet dem Medienschaffenden, er solle sich ruhig Zeit lassen. Trainer Adi Hütter schmunzelt. Es ist ein letztes Bild. Es ist aber auch nur eine Momentaufnahme.

YB 2017 – das könnte ein Angriff der Demütigen werden

Die Konstellation für einen Angriff von YB auf den FCB scheint günstig – die Berner aber meiden solche Voten. Aus schmerzhafter Erfahrung.

Das Geheimnis war diesmal früh gelüftet. Beim YB-Medientermin, sagte Captain Steve von Bergen zwischen zwei Bissen Pasta: «Wir möchten Basel so lange wie möglich im Blick behalten.» So. YB wartet also ab. Keine Kampfansagen, kein Grossangriff.

Bei den Young Boys kennen Saisonstarts vor allem eine Unbekannte. Nicht das Kader, das war in den letzten Jahren immer stark besetzt. Nicht die Ausgangslage, die ist seit Jahren dieselbe: Basel 1, YB 2. Nein, es war die Einstellung, die offizielle Zielsetzung, bei welcher der Betrachter bei den Bernern einen gewissen Hang zum Experiment feststellte. 2014 leckten die Young Boys noch die Wunden der berüchtigten «Phase 3», der gescheiterten Angriffsrhetorik um die Befehlshaber von 2012.

2015 tönte der damalige Sportchef Fredy Bickel forsch: «Wir wollen einen Titel gewinnen.» 2016 relativierte der neue Trainer Adi Hütter, man wolle «kleinere Brötchen backen». Und 2017 sagt Hütter in der Sendung «Sportpanorama», nachdem Basels neuer Trainer Wicky neben ihm minutenlang über Spielsysteme philosophiert hat, nur: «Es gibt bei Trainern unterschiedliche Ansichten von Fussball. Am Ende des Tages muss man gewinnen.»

YB erfindet sich in zuverlässigen Abständen neu, und die Ausgabe 2017 könnte die erfolgversprechendste der letzten Jahre sein. Im Kader ist Qualität vorhanden, auf Führungsebene herrscht Kontinuität, und im Auftritt regiert Demut. Nach den Turbulenzen im Herbst 2016, die in der Entlassung von Bickel gipfelten, hat die neue Führung um Sportchef Christoph Spycher auf Anhieb für Ruhe gesorgt. Und daneben die Vorgaben der Besitzer erfüllt: YB soll billiger und jünger werden, dabei aber gleichzeitig konkurrenzfähig bleiben. Kein einfaches Diktat.

Kommt Nsamé noch?

Doch Sportchef Spycher hat gewirkt, und es muss bereits Ende der letzten Spielzeit einiger Überstunden bedurft haben, damit er jetzt sagen kann: «Unsere Kaderplanung ist so weit abgeschlossen. Wir sind nicht mehr unter Zugzwang.» Wenn es sich ergibt, wird im Angriff noch ein Spieler dazukommen. Im Fokus steht Jean-Pierre Nsamé, bester Torschütze der Challenge League. Falls ihn Servette ziehen lässt.

Es ist bemerkenswert, dass die Young Boys nun, da der internationale Transfermarkt durch den Trainingsstart in den grossen Ligen hektischer wird, das Treiben schon mit verschränkten Armen betrachten können. Spycher hat sich mit den Verkäufen aus der letzten Saison und den Abgängen von Zakaria (zu Gladbach), Mvogo (zu Leipzig) oder Lecjaks (zu Zagreb) eine Basis von etwa 20 Millionen Franken geschaffen. Damit hat er klug gewirtschaftet und zum Beispiel die überzeugenden Leihspieler Assalé, Mbabu und Nuhu fix ins Team geholt. «Das Ziel eines Leihgeschäfts muss eigentlich immer ein Vertrag sein», sagt Spycher bescheiden, wohlwissend, dass der abgebende Verein das etwas anders sieht.

Zum jungen, schlanken, bescheidenen YB passen auch Zugänge wie Sow (kam von Mönchengladbach), Lotomba (Lausanne) oder Fassnacht (Thun). «Unser Weg ist nicht einfach. Es gibt nicht viele Spieler, die in unser Schema passen», sagt Spycher und meint das keineswegs nur anspruchslos im Sinne von: günstig. «Wir haben alle unsere Neuen länger beobachtet und sind auch menschlich sehr von ihnen überzeugt.» Und so ist YB geglückt, was derzeit nicht nur im Fussball, sondern in der Wirtschaft gemeinhin alle anstreben: Sparen, ohne es zu spüren. Kostensenkende Massnahmen verkauft man dort am besten als Restrukturierung. Und deshalb haben YB vor allem Akteure verlassen, bei denen Leistung und Lohn schon länger in einem schlechten Verhältnis standen. Gajic ging zu Vaduz, Vilotic schon im Winter zu GC.

Zaudern bei der Zielsetzung

Zuschuss aus der Besitzerschatulle war bei YB also für einmal nicht nötig. Dass er bislang hervorragende Arbeit geleistet hat, wird man von Spycher nicht hören. Die Chancen, dass diese auch Früchte trägt, stehen nicht schlecht. Bleibt die Frage, was das für YB konkret bedeutet. Nur widerwillig lassen sie sich konkrete Zielsetzungen entlocken. Gruppenphase im Europacup? «Ja, doch, das schon», sagt Spycher. Überwintern im Cup? «Das wäre bestimmt gut.» Und in der Meisterschaft? «Da beobachten wir die Konkurrenz und schauen, was die zulässt.»

Ein Sextett fürs neue YB-Profil

Die Young Boys haben für die bevorstehende Saison junge und entwicklungsfähige Spieler als Neuverpflichtungen gesucht.

Mit David Von Ballmoos, Marco Bürki, Djibril Sow, Christian Fassnacht, Jordan Lotomba und Jean-Pierre Nsamé stehen sechs neue Kräfte im Berner Kader, die den gewünschten Anforderungen entsprechen. Das sind die Neulinge in der Mannschaft im Kurzportrait:

Im Schatten gedeihen

Marco Bürki ist zeit seiner Fussballkarriere vor allem Träger des Titels «Bruder». Zwei Jahre liegen zwischen ihm und Roman Bürki, dem Torwart von Dortmund, dem Nationalmannschafts-Goalie. Man kann sagen, Marco Bürki habe sich bisher ausschliesslich im Schatten seines Bruders bewegt – doch auch im Schatten gedeiht es sich gut.

Bürki, der jüngere, hat eine vielversprechende Saison hinter sich, er blieb verletzungsfrei und war beim FC Thun zuletzt eine Teamstütze. Die Rückkehr des 24-jährigen Münsingers ist für beide Seiten ein Gewinn: YB hat einen Spieler mehr mit Potenzial aus der eigenen Jugend in den Reihen. Und Bürki kann sich nach der Aufbauphase in Thun und drei grösseren Verletzungen in vier Jahren wieder bei einem Spitzenteam der Super League unter Beweis stellen. In der YB-Viererkette ist der Platz neben Captain und Routinier Steve von Bergen vakant. Bürki könnte sich dort gut unterordnen, mit der Rolle des Schattenmanns kommt er ja gut zurecht. (mrm)

Die Stunde des Beharrlichen

Ein Bauernsohn, 22-jährig, geboren und aufgewachsen auf der Lueg im Emmental, ist mitverantwortlich, dass der «Blick» jüngst meinte: «YB wird sympathisch!» Tatsächlich ist dieser David von Ballmoos, die neue Nummer 1 im YB-Tor, eine erfrischende Abwechslung im durchwegs globalisierten, schnelllebigen Fussballgeschäft. Und er steht wie kein Zweiter für das Credo «Jugend vor!» der neuen sportlichen Führung bei YB.

Als klar war, dass Yvon Mvogo wechselt, wurde nicht etwa Marco Wölfli als Nummer 1 reaktiviert. Vielmehr schlug die Stunde des beharrlichen von Ballmoos. Denn irgendwann, nachdem er bei den Junioren ins Tor gerückt war, weil er dem überforderten Keeper nicht mehr zuschauen konnte und ihn Torwart-Scout Martin Bürki später zu YB geholt hatte, war für ihn klar: Ich werde Stammgoalie bei YB. Aufgeben war nie eine Option – auch nicht, als er Mvogo den Vortritt lassen und den Umweg über die Challenge League machen musste. Doch, durchwegs sympathisch! (mrm)

Spätzünder mit perfektem Profil

Es ist kaum zu glauben, dass einer, der am 11. 11. auf die Welt kam und Fassnacht heisst, mit der närrischen Zeit nicht viel anfangen kann. Und es ist kaum zu glauben, dass der neue Offensivspieler bei YB vor Jahren bei den U-16-Junioren des FC Zürich ausgemustert worden war. «Zu klein» soll Christian Fassnacht damals gewesen sein. Im Alter von 16, 17 Jahren kam er dann doch noch, der ersehnte Wachstumsschub. Zu spät, so schien es lange. Dann aber ging es schnell: 2015 wechselte der gebürtige Zürcher aus der 1. Liga zum FC Winterthur, 2016 zum FC Thun und jetzt, 2017, zu den Young Boys.

Die sportliche Leitung der Berner hatte Fassnacht schon länger auf dem Radar, «weil er perfekt zu unserem neuen Profil passt und in der Offensive auf fast allen Positionen einsetzbar ist», wie Christoph Spycher erklärt. 10 Tore und 6 Assists verbuchte er letzte Saison. Bei YB wird er nicht mehr auf 35 Liga-Spiele kommen. Am Uhrencup hat er aber schon angedeutet, dass die Young Boys an ihm viel Freude haben könnten. (atr)

20 und schon viel gesehen

Gerade mal 20 Jahre alt ist Djibril Sow – und lanciert seine Karriere dennoch schon zum zweiten Mal. Vor zwei Jahren wechselte er direkt aus der U-18 des FCZ zu Gladbach in die Bundesliga. Der damalige Trainer Lucien Favre, durchaus bekannt mit dem Zürcher Traditionsclub, musste sich erstmals informieren, wen ihm die Scouts da anboten und sagte: «Seine Qualitäten sind offensichtlich.»

Die allermeiste Zeit bei Gladbach verbrachte der Mittelfeldspieler jedoch in der Regionalliga West. In der Bundesliga wurde er einmal in der Nachspielzeit eingewechselt – das wars. Sein prägendstes Erlebnis in Deutschland war wohl der Cup-Halbfinal gegen Frankfurt. Sow wurde in der Verlängerung eingewechselt und verschoss kurz darauf den entscheidenden Versuch im Penaltyschiessen. Dennoch – nicht viele haben mit 20 Jahren schon so viel gesehen, so viel erlebt. Im U-21-Nationalteam zählt Sow zum Stamm, in der A-Mannschaft zählte er im Juni beim Test gegen Weissrussland erstmals zum Aufgebot. (mrm)

Wachgeküsst am Lac Léman

Nach drei Spielen hatte er vier Tore auf dem Konto. Nach sechs Partien schon fünf. Und zur Winterpause waren es zehn. Jean-Pierre Nsamé schlug bei Servette im Sommer 2016 so richtig ein. Und manch einer fragte sich: Was macht dieser Mann überhaupt in der Challenge League?

Doch nicht immer ging das Fussballerleben dem 1,88 Meter grossen Stürmer so leicht vom Fuss. Geboren ist Nsamé im kamerunischen Douala, eine Stadt, die viele bekannte Kicker hervorgebracht hat wie Samuel Eto’o und Alexandre Song. Nsamé zog es früh weg aus Kamerun – und er tat sich vorderhand schwer. 2012 schaffte er beim französischen Klub Angers den Sprung zu den Profis, kam dort aber kaum zum Einsatz. Für den Stürmer begann eine kleine Odyssee durch die untersten Etagen des französischen Profifussballs. 2016 landete er bei Servette, Angers gab ihn ablösefrei ab – auch, weil er sich wegen eines Familiendramas zwischenzeitlich vor einem Richter verantworten musste. In der Schweiz sorgte er dann nur noch auf dem Platz für Schlagzeilen. (mrm)

Die «Maschine» und der Mentor

«Er ist technisch gut, schnell, explosiv, läuft viel und vor allem richtig. Er ist eine Maschine!» Diese Einschätzung der Qualitäten von Jordan Lotomba stammt von Gérard Castella und datiert von diesem Frühjahr. Damals war der 64-jährige Genfer noch Schweizer U-19-Nationaltrainer, und der Nachwuchsinternationale spielte bei Lausanne im Profiteam. Seit diesem Sommer ist Castella bei YB als Ausbildungschef und Mitglied der Sportkommission tätig. Das dürfte ein entscheidender Faktor gewesen sein, dass nun auch Lotomba trotz Angeboten von Clubs aus dem Ausland bei den Bernern angeheuert hat.

Interessant ist in diesem Fall, dass YB eigentlich noch Bedarf nach einem linken Aussenverteidiger hatte. Das 18-jährige Talent agierte bisher aber meist auf der rechten Seite, in der Verteidigung wie im Mittelfeld. «Lotomba kann auch links spielen, das wird kein Problem sein. Ausserdem werden wir das mit ihm auch noch spezifisch trainieren», sagt YB-Sportchef Christoph Spycher. Und weil Castella den YB-Neuling bestens kennt, wird er dabei gleich mithelfen.

YB-Trainer Hütter gereizt wegen Kritik

«Natürlich bleibt Von Bergen Captain!»

Adi Hütter hat nach dem 1:3 gegen Kiew schlecht geschlafen. Das merkt man!

Für die Fans ist es ein spektakuläres Ende: YB erzielt in der 90. Minute das wichtige Auswärtstor zum 1:2 in Kiew. Doch Sekunden später treffen die Ukrainer zum dritten Mal. «Das hat mich extrem geärgert», sagt Trainer Adi Hütter.

Die Enttäuschung ist auch am Tag danach noch ziemlich gross. Hütter: «Wie meistens nach einer Niederlage, habe ich nicht besonders gut geschlafen. Der Kopf war schon beim nächsten Spiel.»
Ziemlich geärgert hat sich Hütter auch über die Berichterstattung in den Schweizer Medien. Besonders YB-Captain Steve von Bergen stand im Mittelpunkt der Kritik: Von BLICK gab es die Note 2, von der «Berner Zeitung» eine 2,5. Sowohl beim 0:1 als auch beim 0:2 zog Von Bergen gegen Kiews Stürmerstar Jarmolenko den Kürzeren.

Von Bergen bleibt Hütters Captain
Wie hat Hütter seinen Captain gesehen? Was meint er zur vernichtenden Kritik? «Auf diese Ebene begebe ich mich nicht. Ich werde nie einem Einzelnen die Schuld geben. Ich stelle immer die Mannschaft in den Vordergrund. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann tue ich das intern. Zuerst will ich mir das Spiel noch einmal anschauen, dann werde ich mit den Spielern darüber sprechen.»
Bleibt Von Bergen also Captain? Hütter ist jetzt richtig gereizt. «Was glauben Sie denn?», giftelt er. «Natürlich bleibt Von Bergen Captain.»

Konzentration auf GC

Bisweilen, fährt Hütter fort, vermisse er bei einigen Journalisten den Respekt. Jarmolenko sei ein Klassestürmer, Kiew ein internationales Topteam. «Manchmal frage ich mich schon, wie viel Sachverstand einige Journalisten haben.»

Nachdem das also auch wieder einmal gesagt ist, schaut der Österreicher nach vorne. Die Konzentration gilt nun dem Spiel am Samstag gegen GC und dann dem Rückspiel gegen Kiew. Und da bleibt der Coach zuversichtlich: «Wir haben noch alle Chancen gegen Dynamo. Wir können trotz allem wieder eine Sensation schaffen.»

Wenn Hoffnung zu Gewissheit wird: YB wird Meister

Manchmal ist der Weg das Ziel. Die vier Berner Autoren Pedro Lenz, Bänz Friedli, Bernhard Giger und Klaus Zaugg begleiten YB auf dem Weg zum Meistertitel. Zumindest bis der Rückstand auf Basel 13 Punkte oder mehr beträgt.

Am letzten Samstag kurz vor 19 Uhr wurde aus Hoffnung Gewissheit. Die weltberühmten Berner Young Boys, Schweizer Meister in den Jahren 1903, 1909, 1910, 1911, 1920, 1929, 1957, 1958, 1959, 1960 und 1986, stehen unmittelbar vor dem Gewinn ihres 12. Meistertitels.

Im ausverkauften Stade de Suisse gab es zur Saisoneröffnung eine kleine Eröffnungsshow. Überdimensionierte Trikots aller Super-League-Klubs schmückten den Kunstrasen. Der Meisterpokal, der am Spielfeldrand stand, symbolisierte, dass alles wieder bei null beginnt. Und in der Feldmitte wurden Luftballons mit aufgedruckten Klublogos freigelassen. Fast alle Ballongruppen stiegen gleichzeitig dem Himmel zu. Nur beim Bündel mit den FCB-Ballons gab es eine kleine Startverzögerung, sodass Basel schon da symbolisch zurücklag.

Spätestens nach dem diskussionslosen YB-Startsieg war auch den Skeptikern unter den fast 30'000 anwesenden YB-Fans klar, dass sie am Anfang einer Meistersaison stehen. Man möge den ausgestellten Meisterkübel gleich am Spielfeldrand stehen lassen, meinte
mein Sitznachbar. So müsse er für die Meisterfeier im Mai nicht extra zurückgebracht werden.

Froher Jubel brandete durchs Stadion, als noch während des Spiels auf den grossen Anzeigetafeln die Blitztabelle eingeblendet wurde. YB stand auf Platz 1 und Basel lag abgeschlagen auf Platz 10.

«Es wäre zu fragen, ob FCB-Trainer Wicky sein Team noch erreicht!», entfuhr es einem Meisterfan (so nennen wir bei YB die Fans, die vor dem Frühsommer 1986 zur Welt gekommen sind und deshalb einen Begriff davon haben, wie sich ein Titel anfühlt). Wir einigten uns darauf, dass Wicky die Fähigkeit hat, in den verbleibenden 35 Runden den einen oder anderen Platz gutzumachen. Mehr bestimmt nicht.

Wer ein feines Gehör hat, vernimmt in Berns Gassen seither ein leises, aber gut vernehmbares «Schwizer Meischter, Schwizer Meischter, Schwizer Meischter BSC!».