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 Beitrag Verfasst: Dienstag 20. September 2016, 00:53 
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«Chischte und Cheibe»

Nach den Tumulten der letzten Woche zeigt YB-Besitzer Andy Rihs, dass er das Problem des Clubs ist.

Eines muss man den Young Boys lassen. Pünktlich sind sie. Um 11 Uhr ziehen sie ein, die Besitzer und ihr Statthalter im Verwaltungsrat, die Brüder Andy und Hansueli Rihs mit Hanspeter Kienberger. Die Garderobe der Milliardäre ist schlicht gehalten: graues T-Shirt mit YB-Logo drauf, Andy mit gelbschwarzen Ringelsocken und «Jöggi» barfuss in Turnschuhen. Als die Mikrofone noch nicht angestellt sind, fragt Andy Rihs: «Heilandsack, deswegen kommen so viele?»

Ja, deswegen sind die Journalisten in der Champions Lounge des Stade de Suisse: Wie konnten die Entlassung von Sportchef Fredy Bickel am letzten Dienstag und der Abgang von Verwaltungsrat Urs Siegenthaler drei Tage später reichen, um das Ansehen des Vereins in Trümmer zu legen?

«YB bewegt, das freut uns», eröffnet der Mediensprecher und gibt Andy Rihs das Wort. Der stellt alle nochmals vor, seinen Bruder, Kienberger, «und Albi Stadelmann kennt ihr auch, ähm Staudenmann».

Die Sprunghaftigkeit von Rihs

Dann redet Andy Rihs, 17 Minuten lang, und wer ihm zuhört, bekommt einen Einblick, wie er funktioniert, der Laute der beiden Brüder, der Hemdsärmelige. Und wer dies tut, versteht auch, wer das Problem von YB ist: er, Andy Rihs.

Er ist es, mit seiner Mischung aus Emotionalität und Distanz, mit seiner Sprunghaftigkeit, sein Vertrauen immer wieder einem anderen zu schenken, mit seinem Wissen, dass mit Geld alles zu regeln ist. Gegen Ende seines Auftritts sagt er: «Wir sind Investoren. Und manchmal die Toren.»

«Wir haben uns ins Offside gespielt. Ich verstehe Fragen wie: ‹Sind die noch bache?›»
Andy Rihs


Rihs hat auf ein A4-Blatt niedergeschrieben, was er sagen möchte. Er redet von den vielen zweiten Plätzen in den letzten Jahren, den Teilnahmen an der Europa League, der Saison mit dem «Petkovic Vlado», als der Titel ganz nahe war. Er sagt, dass sie, «Jöggi» und er, keine Fussballexperten seien, aber den Fussball gerne hätten: «Wenn Sie die Socken sehen, sehen Sie, ich bin Fan von YB. Ich bin mit Herzblut dabei.»

Er glaubte YB auf einem guten Weg. Bis er dann irgendwie zur Einsicht gelangte, dass irgendetwas doch nicht stimmte. Und das waren die Löcher in der Rechnung, weil Bickel mit Spielerverkäufen nicht wie gewünscht Millionen hereingebracht hat; weil darum die Ausgaben für den Kauf des Unternehmens und die Deckung der Defizite auf etwas über 50 Millionen Franken angestiegen sind. (Wobei einer wie Rihs nicht von Millionen redet, sondern von «Chischte», als besässe er kein vornehmes Weingut in Südfrankreich, sondern irgendeine Spelunke in der Schweiz.)

Wegen der Kosten reifte die Idee, einen Mann mit Sportkompetenz zu suchen, der den Verein durchleuchtet und Ratschläge gibt, wie der selbsttragend wird. Die Suche fiel auf Urs Siegenthaler, und der war für Rihs nicht irgendwer, sondern «high level», er kam auch nicht «out of the blue», sondern als Vertrauter von Joachim Löw. Ja, Löw, wenn der als Referenz nichts ist?

Der Neue bestätigte: Es braucht drastische Änderungen. Die hiessen: Bickel muss weg, Alain Kappeler als CEO muss weg, dafür sollen «Leute aus der eigenen Küche» aufgebaut werden, wie Rihs die Jungen nennt, und das soll geschehen mit Angestellten wie Ernst Graf, Stéphane Chapuisat und Christoph Spycher. «In, ähm, ja, Bazenheid, nicht Breitenloo waren sechs, sieben Eigene dabei», verweist Rihs auf das 7:1 im Cup, als könnte ein Spiel gegen einen Zweitligisten von Aussagekraft sein.

Gesucht: Käufer für 100 Millionen

So redet Rihs daher, bis er zurückkommt auf den letzten Dienstag und diese Mitteilung, die fatale Folgen hatte – diesen «Cheibe-Zwischenfall», wie er ihn nennt. Zuerst hiess es, dass es zur Trennung von Bickel und Kappeler keine weiteren Informationen gebe. Gegen Abend aber begann Siegenthaler auf einmal Interviews zu geben.

Ein Angriff von YB auf den FC Basel sei «natürlich völlig unrealistisch», sagte er in die Kamera des Schweizer Fernsehens. Nichts verstimmte die Berner Gemüter mehr, weil er in dem Moment im Stadion des FCB sass und die Muttenzer Fankurve im Rücken hatte.

Rihs ist mit dem Verkauf von Hörgeräten reich geworden. Er sagt, wer das wolle, müsse kommunizieren und überzeugen können. Statt Hörgeräten verkauft YB nur die Illusion, ein Grossclub zu sein. Vielleicht ging genau deshalb vor einer Woche einiges schief. Rihs sagt jetzt: «Wir hätten eine Pressekonferenz machen sollen. Für diesen Fehler entschuldigen wir uns bei den Fans, bei den Medien.

Wir haben uns tatsächlich ins mediale Offside gespielt. Ich verstehe schon Fragen wie: ‹Gahts dene Cheibe noch? Sind die noch ganz bache?› Einen solchen Kommunikations-Gau muss es das letzte Mal gegeben haben.» Links von Rihs sitzt Kienberger, der Präsident jenes Verwaltungsrats, der so dilettantisch handelte. Er darf später immerhin einen dünnen Satz sagen: «Ich muss dafür die Verantwortung übernehmen.»

Nach seinem Monolog gibt Andy Rihs das Wort an Hansueli, den Bruder ohne Socken. Der erzählt vom Wunsch, Verein und Stadion dereinst einer Berner Investorengruppe verkaufen zu können. Überstürzt soll dabei nichts werden. Aber «wenn 30 Medienvertreter sagen, wir sind dabei mit 3, 4 Millionen. . .», sagt Hansueli Rihs, bis Andy amüsiert ruft: «Alle Zeitungen! Alle Zeitungen! Könnt ihr euch das vorstellen!» Andy R. lacht. Der Ernst hinter dem Scherz heisst: Für den Verkauf des Unternehmens wollen die Brüder 100 Millionen.

Die Kritik an Bickel

Andy Rihs übernimmt das Wort wieder. Bickel ist das Thema. Und Siegenthalers Abgang. Zu Bickel gibt Rihs etwas preis, was so viel sagt, wie dieses YB funktioniert oder eben besser: nicht funktioniert. «Der Entscheid gegen Bickel ist schon vor drei Monaten gefallen», sagt er. Aber wieso sollte dieser erst in zwei Wochen publik werden? Und wieso wurde er es auf einmal letzten Dienstag? Rihs mag dazu nichts sagen («Internas»).

Frage an Rihs: Traute er Bickel den Sparkurs nicht zu? Er erzählt, wie sie lange zu den Transferwünschen des Sportchefs gesagt hätten: «Ja, ja, das machen wir.» Aber dann die Wende: «Die Resultate stellten sich nicht ein. Und wenn sie einen Spieler erhalten, der seit eineinhalb Jahren nicht mal kicken kann, weil er verletzt ist, aber bei uns auf der Lohnliste steht, dann. . .» Dann muss er einen wie Verteidiger Loris Benito meinen und Bickel für dessen Ausfälle verantwortlich machen. So einfach ist das für Rihs.

Und Siegenthaler, der ging, obschon er lieber geblieben wäre? Er sei selbst zur Einsicht gelangt, dass «etwas daneben ging, was nur schwer reparierbar wäre», sagt Rihs. Und: Wenn man ständig «in die Pfanne gehauen wird», gehe das so nicht: «Ihm ist nichts vorzuwerfen. Wir müssen ihm dankbar sein.» Die YB-Fans sehen das anders. «Hou ab», war ihre Botschaft an Siegenthaler.

Eine Frage noch: Wird der unbekannte Verbandstrainer Paul Meier nun wirklich neuer Sportlicher Leiter? «Das schauen wir an», sagt Rihs. Was nichts anderes heissen kann als: nein.

Nach 48 Minuten ist der Termin zu Ende. «Also hopp YB!», ruft Andy Rihs zum Abschied. Echo gibt es keines.


http://www.derbund.ch/sport/fussball/Ch ... y/10518606

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 Beitrag Verfasst: Samstag 24. September 2016, 18:46 
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Sport-Mäzen Andy Rihs

Aus einer anderen Welt

YB-Besitzer, Radsport-Liebhaber - der Unternehmer Andy Rihs gehört seit Jahren zu den schillerndsten Figuren des Schweizer Sports. Aber warum staunen wir immer wieder über ihn?

Wie Andy Rihs so dasass am letzten Montag, in einem YB-Shirt und mit gelb-schwarzen Ringelsocken, und wie er sagte, soviel er wisse, sei YB in den letzten sechs Jahren viermal die Nummer 2 gewesen, sportlich sei dieses Team sicher nicht «daneben» – da gab es hin und wieder nur zwei Gedanken: Entweder machte sich Rihs über YB lustig. Oder der Investor und Besitzer merkte nicht, wie sehr er Gefahr lief, sich selber der Lächerlichkeit preiszugeben.

YB war seit 2010 dreimal die Nummer 2. Und die Leute fragten sich, wie's denn sein könne, dass ein Unternehmer mit Erfolg und Geld die Namen treuer Angestellter nicht kenne und eher salopp wirke und rede, ausgerechnet nach der letzten Woche, die bei YB so viel Turbulenzen gebracht hatte, die Entlassung des Sportchefs Fredy Bickel und den Rücktritt des Verwaltungsrats Urs Siegenthaler – wie's denn sein könne, dass Rihs nach der letzten Woche von einem «cheibe Zwischenfall» spreche und von «dummen chliine Sächeli».

Wie kann's sein?

Beginnen wir in Vevey, im Jahr 2002, am Ziel einer Tour-de-Suisse-Etappe. Rihs ist der Chef der Radmannschaft Phonak, die er mit seiner Hörgerätefirma finanziert. Im Gespräch geht's um Doping, ein Thema, das Rihs in dieser Zeit forciert, bis er eines Tages genug haben wird davon. Rihs ist auf einer Mission, er will andere Teams davon überzeugen, keinem Radprofi eine zweite Chance zu geben, der des Dopings überführt worden ist. Er sagt: «Ein Konsument ist nicht verpflichtet, etwas zu kaufen, das er nicht will. Und ich habe keine Lust, Idioten zu engagieren, die dem Radsport schaden.»

Ein Jahr später nimmt Phonak den geständigen Doper Alex Zülle unter Vertrag, Rihs betont: «Das nehme ich auf meine Kappe – es ist eine Ausnahme.» Und kurz zuvor hat er gesagt: «Es kommt darauf an, wie dogmatisch man die Sache anschaut.»

Diese Haltung macht es einfacher. Vielleicht lässt sich damit mancher Vorsatz brechen. Aber es ist diese Sprunghaftigkeit, die viele Weggefährten schwierig finden. Dieser Wankelmut, den Rihs im Sport begleitet.

Doper verteufeln, Zülle verpflichten.

Bickels Vertrag als YB-Sportchef verlängern und alsbald wieder auflösen

Rückzug aus dem Radsport 2006 und die Rückkehr mit dem Team BMC.

Angriff auf den FC Basel und doch wieder nicht.

Bis zur Selbstaufgabe

Rihs hat schon so oft seine Meinung geändert, dass es eigentlich niemanden mehr erstaunt. Und er ist dafür schon so oft kritisiert worden, dass es ihn kaum mehr stört. Sein Image? Sekundär. Vor zehn Jahren sagte Rihs einem Radsport-Journalisten der «Süddeutschen Zeitung»: «Diese grosse Reputations-Angst der Sponsoren, dass sie da vielleicht in eine Dopinggeschichte reinrutschen, ist ja unglaublich. Denn manch eine Bank macht doch solche Gaunergeschäfte, dass die wirklich ins Gefängnis kommen.» Während des Gesprächs trug er zwei Zigarren in der Hemdtasche und nippte Champagner. Einige Tage später gewann der Phonak-Fahrer Floyd Landis die Tour de France, bald darauf flog er als Doper auf.

Reputations-Angst? Image? Landis?

Über wie viele Dinge hätte Rihs im Sport nicht schon stolpern können. Aber er ist immer noch da.

Im Phonak-Team hatte er einen Dopingfall nach dem anderen, von kleinen Fischen bis zu grossen Stars, Tyler Hamilton, Landis. Viele Fahrer entliess Rihs sofort, Hamilton aber verteidigte er 2004 fast bis zur Selbstaufgabe. Für ihn lege er «die Hand ins Feuer», sagte Rihs und verbrannte sich. Nach Landis' Überführung 2006 löste Rihs das Team auf. Kritiker warfen ihm vor, er sei naiv. Als er später mit dem Team seiner eigenen Velofabrik BMC auf die höchste Profi-Ebene zurückkehrte, hiess es unentwegt dasselbe: Rihs stelle für allzu viel Geld grosse Namen an und werde allzu oft hinters Licht geführt. Doch der Tour-Sieg von Cadel Evans 2011 war Rihs' grosse Entschädigung.

Sowohl Hamilton als auch Landis waren viele Jahre später ausführlich geständig, und beide stellten in den Raum, Rihs habe vom Doping gewusst.

Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bezeichnete Rihs Hamiltons Anschuldigung kürzlich als falsch: «Er ist der Mann mit den blauen Augen, der sagte: ‹Bei der Ehre meiner Mutter und meiner Schwester habe ich nie irgendwas gemacht.› Ich habe ihm geglaubt.»

Und zu Landis' Vorwurf sagte Rihs einst: «Es ist eine Verleumdung, okay.»

Okay, weg, vom Tisch.

«Gut, fertig, Schluss»

Ein Vertrauter sagt, darin liege eine Tragik: Weil Rihs ein Menschenfreund sei, habe er zu oft blauen Augen geglaubt. Nur bei seinem Unternehmen Phonak habe er auf die richtigen Leute gesetzt. Bei Phonak war Rihs meist von Leuten umgeben, die sein Talent als Stratege und Visionär ergänzten. Es gab seinen Bruder Hans-Ueli, der einfach «Jöggi» genannt wird und ihm auch bei YB zur Seite steht; es gab den Techniker Beda Diethelm, später den Entwickler Herbert Bächler und nach der Jahrtausendwende den CEO Valentin Chapero.

Bei YB vertraute er als Investor bald diesen Leuten und bald jenen, aber stets entstand Chaos, das Rihs nicht unbedingt anrichtete, aber zuliess. Wenige Entscheide der letzten Jahre fällte er aus ureigenem Antrieb, vielmehr überzeugten ihn andere – zur Absetzung des beliebten CEO Stefan Niedermaier 2010, zur Verpflichtung des mehrfachen Meistertrainers Christian Gross 2011, zuletzt zur Entlassung Bickels. Ein halbes Jahr nach Gross' Entlassung 2012 sagte Rihs: «Ich habe nie Gross vorgeschlagen. Ich habe einfach gehört, dass das einer sein soll, der kommen möchte. Ein bekannter Name, das ist gut, fertig, Schluss.»

Sätze, die sprachlos machen. Denn was ist es? Unpassend? Ehrlich?

Jedenfalls hat Rihs eine schier unheimliche Leichtigkeit, einen Fehler zuzugestehen und einfach zu sagen: «Beim nächsten Mal machen wir es besser.»

Okay, weg, vom Tisch.

Rihs hat eine Gabe, dem Gegenüber den Wind aus den Segeln zu nehmen; man vergibt ihm und weiss gar nicht, warum. Oder man versteht ihn nicht und glaubt ihm doch. Ein ehemaliger Angestellter sagt: «Du begreifst seine Entscheide nicht immer, aber du nimmst sie ihm irgendwie nicht übel. Es ist einfach das, was er jetzt gerade weiss – er kann dir etwas unverblümt sagen, obwohl er es vor einiger Zeit noch anders sah.»

Aber du nimmst es ihm nicht übel.

Weil Rihs dafür geradesteht, was in seinem Betrieb finanziell geregelt werden muss. Oder weil er dir früher oder später wieder auf die Schultern klopft.

Eine überlieferte Episode aus der letzten YB-Verwaltungsratssitzung: Am Anfang soll er dem sportlichen Berater Siegenthaler die Leviten gelesen haben, Siegenthaler trat zurück. Nach der Sitzung nahm ihn Rihs in den Arm – Siegenthaler brauche nun Erholung, soll Rihs gesagt und ihn zu sich in sein Hotel nach Frankreich eingeladen haben.

Doch es klingt nach zu viel Unwissen, zu viel Unschuld, wenn Rihs im Sport auf die falschen Einflüsterer reduziert wird. Rihs lernte mit Phonak, Hamilton, Landis den Radsport kennen und die Schattenseiten – und dennoch kehrte er zurück und schwor dieser Welt mit ihrer Unterwelt wiederholt seine Liebe. Es gibt Rihs im Radsport und Rihs im Fussball, man nimmt sie getrennt wahr, aber sie funktionieren ähnlich: mit einer gewissen Gutgläubigkeit, einer gewissen Generosität, aber auch mit genug Kalkül. So wusste Rihs immer, welch grosse Werbeplattform der streitbare Radsport bot – Reputations-Angst? Unglaublich!

Der gute Goalie

Eine andere Begegnung mit Rihs im Frühling 2008, YB spielt im Stade de Suisse gegen Xamax, volles Haus. Rihs ist noch nicht lange der Mehrheitsaktionär, der Fussball hat ihn noch nicht zermürbt, YB ist bis zuletzt im Titelrennen, ohne Erfolg. Rihs sagt, Radsport sei «Passion», der Fussball hingegen eine «opportunity», mit dem Stadion im Zentrum – «das war businessmässig interessant, schauen Sie mal diese Infrastruktur an, und beiläufig war auch YB dabei». Die Sprache trägt dazu bei, dass Rihs schwer fassbar ist, Deutsch und Englisch, Bodenständigkeit und Weltläufigkeit. Und wenn Rihs von Kisten redet statt von Millionen, so klingt es, als sitze er am Stammtisch, trotz Geld wie Heu. Die Kisten sind seine Realität, und vielleicht liegt darin die Wurzel eines gegenseitigen Unverständnisses: Es gibt wenige so vermögende Personen, die sich öffentlich ähnlich exponieren wie hin und wieder Rihs und dabei Welten zusammenführen, die normalerweise weit voneinander entfernt sind.

Zur Verabschiedung sagt Rihs manchmal: «Schreiben Sie was Schönes», es wirkt gönnerhaft und bedrohlich zugleich, als drohe in seiner Gunst zu sinken, wer nichts Schönes schreibt. Besonders die Doping-Berichterstattung ärgerte ihn zunehmend, irgendeinmal hatte er genug davon, solche Journalisten verkennten das Schöne des Radsports und die Fortschritte in der Dopingbekämpfung. Und so ordnete Rihs im BMC-Team an, missliebige Journalisten vom E-Mail-Verteiler zu verbannen. Sie sollten es nicht persönlich nehmen. Aber es sei nun mal so. Und wäre Rihs ihnen begegnet, hätte er ihnen wohl auf die Schultern geklopft.

Wer über Rihs spricht, tut es am liebsten anonym und gleichwohl mit gewissem Wohlwollen. Jemand sagt: «Ein brutaler Macher, der unbedingt will, dass es vorwärtsgeht. Er lebt Hierarchie nicht so stark wie andere Investoren, er ist kollegialer.» Und jemand anderes: «Er hat etwas Väterliches, man fühlt sich wohl bei ihm. Meist ist er für ein spontanes Festchen zu haben, ‹noch ein Gläschen?›, fragt er. Er ist unkompliziert, was eine grosse Qualität ist für einen Typen, der so etwas aufgebaut hat.»

Im Rückblick mag unerklärlich erscheinen, dass Rihs den Fussball als «opportunity» sah, 50 Millionen Franken hat er bisher in YB gesteckt, Rentabilität derzeit ausgeschlossen. Doch womöglich hätten sich all die Kisten gelohnt, wenn YB nicht nur drei- oder viermal die Nummer 2 gewesen wäre, sondern auch nur ein einziges Mal den Meistertitel gewonnen hätte; das Unternehmen wäre vermutlich viel wertvoller geworden. Heute würde Rihs den Betrieb gerne verkaufen. Doch er gibt ihn nicht ab, solange es keine Käufer gibt, die ihm zuverlässig erscheinen.

Es heisst, Rihs regle derzeit vieles für die Zeit danach, Besitztümer und Beteiligungen, er ist 73, gesundheitlich angeschlagen. Die Gesprächsanfrage für diesen Text lehnte er ab, «nehmen Sie es nicht persönlich», sagte sein Berater.

Ein einst entlassener Mitarbeiter von Rihs sagt, er habe ihm noch nicht verziehen, aber ja, so richtig böse könne man selten sein auf ihn. Warum? «Gute Frage», sagte der Mann, er denke nach und rufe an, wenn er die Antwort kenne. Er meldete sich nicht mehr.

Rihs fährt leidenschaftlich Rad. Aber in Wahrheit ist er wie ein guter Goalie: angreifbar und doch nicht zu bezwingen.


http://www.nzz.ch/sport/weiterer-sport/ ... -ld.118452

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R.I.P. Andy Rhis


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Vielen Dank für alles.

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19.04.2018

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«Ein Meistertitel mit YB wäre wie ein Sieg an der Tour de France»

In einem Interview im Jahr 2013 sprach Unternehmer Andy Rihs (†75) über seine grosse Liebe zum Radsport und über sein Engagement als YB-Investor.

Andy Rihs, Sie sind der grösste Radsportförderer der Schweiz. Ist es Ihr Traum, Fabian Cancellara, den besten Schweizer Radfahrer, im BMC-Team zu haben? Andy Rihs: Fabian Cancellara ist ein aussergewöhnlicher Fahrer und eine grosse Persönlichkeit. Bei der Zusammenstellung eines Radteams muss man immer viele Dinge berücksichtigen, ein Fahrer sollte zur Philosophie und zu den Zielen passen. Aber ja, wir beschäftigen uns natürlich mit Cancellara, selbst wenn er eher am Ende seiner Karriere steht.

Warum unterhalten Sie eigentlich den Radrennstall BMC? Der Radsport ist mein Leben und mein liebstes Hobby. Die Werbeausstrahlung im Radsport ist global. Das Geschäft funktioniert nach dem Motto: «Du gewinnst am Sonntag, und du verkaufst am Montag». Mit Gewinnern identifiziert man sich immer gerne.

Welche Ziele haben Sie wirtschaftlich mit der BMC Group? Letztes Jahr erzielte die Gruppe einen Umsatz von 160 Millionen Franken. Als wir vor elf Jahren begonnen hatten, war er noch bei 2 Millionen Franken gelegen. Und ich gehe davon aus, dass wir den Umsatz in den nächsten drei, vier Jahren verdoppeln können.

Und weshalb haben Sie vor zwei Jahren die Elektrobikemarke Stromer gekauft und deren Mitinhaber Thomas Binggeli zum Chef der BMC Group gemacht. Es ging mir vor allem darum, meine Nachfolge zu regeln. Der Aufbau der Firma soll unabhängig von mir weitergehen.

Wie kann sich die BMC Group noch weiterentwickeln? Es wurden viele Neuheiten kreiert. Diese werden nun im Velodrome Suisse neben dem BMC-Hauptsitz in Grenchen 300 bis 400 Velohändlern präsentiert. Das ist sehr wichtig, denn der Händler spielt beim Kaufentscheid eine zentrale Rolle. Zudem laden wir 150 Händler an die Schlussetappe der Tour de France nach Paris ein. Ich hoffe, dass wir bei dieser Gelegenheit wie 2011 mit Cadel Evans einen Toursieg werden feiern können. Ein solches Erlebnis tragen die Händler im Herzen mit nach Hause.

Sie haben zu Beginn unserer Unterhaltung fast 30 Minuten vom Radsport und vom Velodrome geschwärmt. Sind Sie manchmal selber erstaunt über Ihren Radsportenthusiasmus? Rad ist eine grossartige Lebensschule. Am Berg sind alle gleich, da interessiert es niemanden, ob einer CEO ist oder aus dem Proletariat. Oben in der Bergbeiz trinken alle zusammen ein Bier. Im Radsport ist man per Du. Ausserdem sollte man nicht vergessen, dass Rad der erfolgreichste Schweizer Medaillenlieferant aller Sommersportarten ist. In der Leichtathletik sind wir nicht so gut, und um eine gute Orientierungsläuferin zu unterstützen, müsste man ja einen Wald bauen (lacht). Der Radsport ist sehr faszinierend, ich kann stundenlang über ihn philosophieren.

Stört es Sie denn nicht, dass BMC in der Sportwelt als US-Radsportteam betrachtet wird? Überhaupt nicht, im Gegenteil, das ist gut so. Die USA sind unser grösster Markt. Und dort ist Rad eine aufstrebende, neue, boomende Sportart. Wir sind in Nordkalifornien zu Hause, wo Rad etwa an der Stanford University enorm populär ist. Im Silicon Valley wird sogar gesagt, der Radsport sei das neue Golf, die Networking-Sportart. Radsport ist zudem ein erstklassiger Werbeträger. Gewinnt einer unserer BMC-Fahrer die Tour de France, geht das um die Welt. So etwas ist nur im Radsport möglich.

Ist es bei aller Leidenschaft nicht frustrierend, dass Sie nie wissen können, ob alle Profis sauber sind? Doping gab es bereits in der Antike, und es wird es immer geben. Aber wissen Sie: Ich bin überzeugt, dass Rad heute der sauberste Sport ist. Diese Aussage mag sie jetzt erstaunen, und ich möchte sie erklären.

Gerne. 2011 gab es weltweit rund 200'000 Dopingtests, alleine zehn Prozent davon im Radsport. Nirgendwo werden mehr Kontrollen durchgeführt. Und, das ist entscheidend, man will die schwarzen Schafe auch erwischen und nicht noch schützen. Spitzenfahrer wie Cancellara werden ständig untersucht. Wenn einer heute dopt, ist er ein Dummkopf. Denn er wird erwischt, früher oder halt später.

Grössen wie Lance Armstrong oder Jan Ullrich haben gedopt, das war für viele enttäuschend. Es gab immer Spekulationen, Armstrong war auch im Dopen ein Perfektionist. Doch irgendwann erwischt es jeden. Und vor wenigen Jahren haben halt fast alle gedopt. Das ist vorbei. Der Radsport hat sich vom Saulus zum Paulus gewandelt und nimmt eine Vorreiterrolle in der Dopingbekämpfung ein. Er war so tief im Sumpf und brachte sich fast selber um. Das muss allen eine Lehre gewesen sein.

Finden Sie, in anderen Sportarten wird zu wenig gegen Doping unternommen? Tennisspieler Roger Federer beklagt sich, er werde zu wenig getestet. Im Fussball passiert sehr wenig. Das ist aber auch eine Frage der Ethik und der Mentalität. In den USA oder in Spanien sieht man das nicht so eng wie etwa in Deutschland oder in der Schweiz. Und manchmal ist die Diskussion auch sehr verlogen. Menschen nehmen nun einmal oft Medikamente – nicht nur im Sport.

Über Fussball sprechen Sie deutlich weniger als über Rad ich mag Fussball, und ich habe, seit ich mich im Stade de Suisse engagiere, viel darüber gelernt. Also erkennen Sie, in welchem System die Young Boys spielen? Ja, doch, doch. Allerdings sah ich zuletzt selten ein System (lacht). Ich bin sauer, wenn YB verliert, vor allem wenn die Spieler nicht kämpfen. Dann rege ich mich auf.

Wie viele YB-Spiele sehen Sie denn pro Saison live? Ich kann leider nicht an allen Heimspielen dabei sein, weil ich beruflich oft im Ausland bin, bald auch wieder drei Wochen an der Tour de France. Aber ich möchte so oft wie möglich im Stade de Suisse sein. Auswärts bin ich ab und zu in Zürich. Und ich schaue viele Partien am Fernseher.

Wie fällt das Fazit zu Ihrem Engagement bei YB aus? Mein Bruder Hans-Ueli und ich sind Investoren des Stadions. Man sagt nicht umsonst: Investoren, die Toren. (lacht herzhaft) Ohne YB würde es kein Stade de Suisse geben, das ist klar. Und so waren wir auf einmal im Fussball drin, und weil mich Sport generell sehr interessiert, hat das Engagement einen gewissen Sex-Appeal.

Aber als Investment ist der Fussball eher nicht geeignet, oder? Natürlich nicht. In der Schweiz ist mit Fussball kein Geld zu verdienen. Der Markt ist zu klein, die TV-Gelder sind viel geringer als in anderen Ländern. Es wird hier immer Mäzene brauchen, Spitzenfussball ist etwas für finanzkräftige Liebhaber. Deshalb bin ich froh, haben wir im Stade de Suisse einen Stadionbetrieb mit fast 200 Angestellten und mehreren Geschäftszweigen.

Es stört Sie nicht, wenn Sie wie 2012 den YB-Verlust von 15 Millionen Franken decken müssen. In den letzten Jahren hatten sich diese Aktionärsdarlehen zusammengeläppert. Irgendwann erledigt man das dann halt.

Das heisst konkret: Diese Aktionärsdarlehen sind Geschenke. Das Geld ist geflossen, ja. Man ist im Fussball extrem abhängig von Zuschauerzahlen oder von Einnahmen aus dem Europacup. Und wenn man mal nicht Millionen mit Transfers verdient, wird es eng. Der FC Basel hat 15 Millionen Jahresgewinn gemeldet, nahm aber allein durch Spielerverkäufe etwa 25 Millionen ein. Nehmen sie diese weg, und der Verlust beträgt trotz internationaler Erfolge 10 Millionen. So ist das nun mal.

YB war 2010 fast auf Augenhöhe mit Basel. Warum haben Sie damals den beliebten Stadionchef Stefan Niedermaier entlassen und alles auf den Kopf gestellt? Es gab Gründe für unser Vorgehen, doch das ist lange her.

Aber war es nicht ein Fehler, damals unter Verwaltungsratspräsident Benno Oertig die Phase 3 und eine sehr teure Vorwärtsstrategie mit CEO Ilja Kaenzig auszurufen? Das kostete Millionen, sportlich und wirtschaftlich endete die Sache im Desaster. Es ist nicht gut gegangen, ja, und es war schlimm. Doch wenn es nicht läuft, muss man Änderungen vornehmen. Fussball ist zudem auch ein schwieriges Egobusiness. Jetzt wird es besser.

Sind sie weiterhin zuversichtlich, mit YB Titel feiern zu können? Sicher, das wäre eine grosse Freude und Genugtuung. Ein Meistertitel mit YB wäre wie ein Sieg an der Tour de France. Aber die letzte Saison war nicht gut, und immer ist es nicht nur Pech, wenn der Ball nicht reingeht. Ich bin kein Experte, dafür haben wir einen Trainer, er ist meiner Meinung nach der wichtigste Mann.

Ohne Sie würde es YB als Spitzenklub kaum mehr geben... ...wieso nicht? Da bin ich nicht sicher, man hat das ja nie ausprobiert. Es gibt immer Leute, die helfen, wenn es nicht weitergeht. Und alles war ja nicht schlecht, wir haben viele tolle Spiele und Veranstaltungen im Stade de Suisse gesehen. Vor kurzem waren beim Muse-Konzert wieder 45000 Zuschauer in der Arena.

Wie sieht denn Ihre Vision mit YB und dem Stade de Suisse aus? Ich denke nicht, dass ich dieses Engagement im Stade de Suisse meinen Söhnen vererben möchte. Wir wollen es irgendwann abgeben. Vorher müssen wir aber YB auf Vordermann bringen.

Ist es eine Überlegung, nur den Fussballteil zu verkaufen? Nein, das macht keinen Sinn. Wir könnten Mietzins verlangen, vielleicht ein paar Millionen pro Jahr. Aber was ist, wenn Ende Saison wieder 15 Millionen fehlen? Wer zahlt dann? Da ist es besser, wenn alles bei uns bleibt.

Es gibt teilweise abenteuerliche Gerüchte, wonach eine Berner Gruppe einsteigen soll. Bei mir hat sich nie jemand gemeldet. Auch nie ein Scheich oder ein Oligarch. Dabei wäre es toll, wenn einer 100 Millionen in Spieler investieren würde (lacht).

Sind 100 Millionen Franken auch ungefähr die Summe, die Sie sich als Verkaufspreis vorstellen, wie man immer wieder hört? Das ist derzeit unrealistisch. Ich habe Wertvorstellungen, aber die gehören nicht in die Zeitung.

Und sind Sie manchmal enttäuscht, von der Stadt Bern nicht mehr unterstützt zu werden? Das ist ein interessanter Punkt. Die Stadt hat ja nichts bezahlen müssen fürs Stadion. Manchmal bin ich enttäuscht, wie wenig uns die Stadt Bern hilft, obwohl wir ein grosser Faktor für die Wertschöpfung in Bern sind.

Warum sind Sie enttäuscht? Seit vielen Jahren weiss man um die Trainingsplatzproblematik in Bern. Es gibt nicht genügend Fussballplätze in der Stadt, und das ist auch im Nachwuchsbereich ein riesiges Problem. Dabei wäre die Lösung doch so einfach.

Wie denn? Gleich gegenüber dem Stadion auf der Allmend hat es so viel Platz, da könnte man problemlos ein paar Rasenfelder für uns aufstellen. Doch da müssen die Hunde ihr Geschäft verrichten. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir bald bessere Verhältnisse bezüglich Trainingsplätze haben werden.

Erhalten Sie von Bernern eigentlich genügend Anerkennung für Ihr Engagement bei YB? Ja, ich habe viele Berner Freunde und Bekannte, die mein Engagement schätzen. Auch Stadtpräsident Alexander Tschäppät kommt oft vorbei, wenn ich im Stade de Suisse bin. Dann rauchen wir zusammen eine Zigarre. Doch ich engagiere mich bei YB nicht, um Anerkennung zu erhalten. Mir ist wichtig, dass die Fans zufrieden sind. Ich begreife ihren Unmut, weil es zuletzt nicht gelaufen ist. Aber sie sind immer noch dabei, weil sie sich enorm stark mit dem Klub identifizieren. Er ist für diese Fans der Lebensinhalt. Man spürt, wie wichtig YB für Bern ist.

Welche Beziehung haben Sie, abgesehen von YB, zu Bern? Ich bin ein Berner, mein Heimatort ist Meinisberg im Seeland. Meine Mutter ist in Aarwangen aufgewachsen, der Vater zog vom Seeland in den Kanton Zürich, wo ich aufwuchs.

Sie können demnach auch Berndeutsch sprechen. Klar. Meine Mutter hat immer Berndeutsch mit mir und meinem Bruder gesprochen. Ein Berner spricht selten plötzlich einen anderen Dialekt. Berner sind Berner.

Und wie gefällt Ihnen Bern? Ich liebe diese wunderschöne Stadt, die eher wie ein grosses Dorf ist. Bern ist eine Qualitätsstadt mit guten Leuten.

Wie steht Bern für Sie denn im Vergleich mit Zürich da? In Zürich rennt und tut man mehr. Bern dagegen ist immer noch eher gemütlich.

Wie sieht der wirtschaftliche Vergleich der zwei Städte aus? In der Stadt Bern hat es kaum mehr Industrie. Das ist ein Problem. Dafür hat es viele Verwaltungsstellen. Die Industriebetriebe wie Feintool in Lyss oder Ypsomed in Burgdorf sind in angrenzenden Städten angesiedelt.

Sie haben viele Jahre den Hörgerätehersteller Sonova, der damals Phonak hiess, geführt. Würden Sie in Bern investieren? Vor zwanzig Jahren haben wir in der Region einen Standort für unser neues Tochterunternehmen Phonak Communications gesucht. Doch schliesslich sind wir in Murten gelandet. Vor allem weil der Kanton Freiburg damals ein interessantes Programm der Wirtschaftsförderung angeboten hat. Doch wir hätten die Firma genauso gut in Bern ansiedeln können.

Sonova hat seinen Hauptsitz in Stäfa. Welche Vorteile hat der Wirtschaftsstandort Zürich gegenüber Bern? Sucht man qualifizierte Ingenieure, ist die Auswahl in Zürich dank der ETH viel grösser. Bern wäre wohl nicht der ideale Standort für ein Unternehmen, das viele Ingenieure braucht.

Diesbezüglich hat aber die Region Biel mit der Uhrenindustrie sehr viel zu bieten. Das trifft zu. Für BMC ist der Standort Grenchen sehr gut. Wir können stark vom Wissen der Mitarbeiter und Zulieferer aus der Uhrenindustrie profitieren.

Bei Sonova bleiben Sie über die offizielle Altersgrenze im Verwaltungsrat. Sind Sie unverzichtbar? Als Mitgründer der Firma kenne ich die Materie sehr gut. Zudem verfüge ich über viele Kontakte, mit denen ich dem Unternehmen helfen kann. Aus diesem Grund bleibe ich jetzt noch zwei Jahre im Verwaltungsrat. Aber danach höre ich definitiv auf. Dann kann ich wieder mehr Velo fahren.


https://www.bernerzeitung.ch/sport/weit ... y/14027298

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Interview: «Fussball ist ein Spiel – Radfahren ein Kampf»

2016 sprach Andy Rihs im «Bund»-Samstagsinterview über seinen Tour de France-Coup, die Löhne der YB-Spieler und Dopingfälle in seinem Radsportteam.

Es gibt Orte, die warten 10 Jahre auf eine Tour-de-France-Etappe. Sie brauchten dafür 2. Wie lief das?
Du musst die richtigen Leute kennen.

Eine Frage der Beziehung also?
Genau. Sehr vieles passiert da sehr informell. Die Fifa und Uefa machen Ausschreibungen. Die gibt es bei der Tour nicht. Da heisst es: «Schreib mal einen Brief.» Dann schreibst du einen und sagst, was du willst. Danach hörst du meist nichts mehr.

Wie ging es weiter?
Ich sagte Alexander Tschäppät: «Schau, wir bereiten denen einen staatsmännischen Empfang. Wir holen sie ab in ­Paris, fahren sie in den Erlacherhof.»

Sie holten die ASO-Chefs mit dem Auto in Paris ab? Mit meinem Flieger, rasch-rasch. Der Empfang musste den Respekt für die Veranstaltung ausdrücken und den ­Willen, diese zu empfangen. Dann organisierte Alex das in Bern im Erlacherhof. So schöne Palais haben nur die Sozialisten in Bern. Wunderschön, schöner kann man es gar nicht haben mit der Terrasse mit Blick auf die Aare hinunter. Dann kam noch Andreas Rickenbacher dazu, der damalige Volkswirtschafts­direktor des Kantons, und mit Ueli hatten wir im Von-Wattenwyl-Haus einen Lunch. Alles auch wieder offiziell.

Und Bundesrat Maurer erzählte den Franzosen, dass er einst ein Radfahrer-Bataillon kommandierte.
Genau, das ist ein Sportsmann. Der geht heute noch an den Wasalauf, 90 Kilometer! Auf jeden Fall lief es nicht wie bei Fifa und Uefa – und es ging auch nicht um Geld. Im Ernst: Am Ende ging es um lächerlich wenig Geld. Die Tour zu kriegen ist ein Privileg.

Von wie viel Geld sprechen wir?
Für die drei Tage zahlten Bern und das Wallis etwa 600 000 Euro an die ASO, die Tour-Organisation.

Wie viel zahlten Sie?
Nichts. Keinen Rappen. Ich habe ihnen gesagt: Sobald der Rihs Geld geben muss, hört es gleich auf. Ich stelle die Verbindung her, den Rest macht ihr. Mit Tschäppät ging das gut, sie mussten ­lediglich das Budget aufbringen, einen ­lächerlichen Betrag.

Was heisst lächerlich?
Lächerlich ist, wenn man für so einen Anlass, inklusive aller Sicherheitskosten und so weiter, ein Bruttobudget von ­etwas über 3 Millionen organisieren muss. Rein medial ist es der drittgrösste Sportanlass der Welt. Die produzieren über 6000 Stunden Fernsehen, in über 90 Ländern.

Präsenz Schweiz und Schweiz Tourismus haben Ihnen aber kaum Unterstützung gegeben.
Ich möchte dazu nicht mehr viel ­sagen. Ich habe mit Hannes Schneider-Ammann gesprochen. Es ist einfach mühsam, sehr mühsam. Das muss man sich einmal vorstellen: Wir können während 700 bis 800 Fernsehstunden Werbung für die Schweiz machen, und da kommt von denen einfach nichts.

Sie sprechen immer von «wir».
Das ist ein fantastisches OK-Team um Alexander Tschäppät. Wenn du dann hörst, wie schwierig es ist, etwa von ­Präsenz Schweiz Geld fürs Budget zu erhalten, dann ist das fast lachhaft.

So wie Sie das erzählen, hört es sich an, als ob Sie primär Bern und der Schweiz etwas zuliebe getan haben. Dabei war die Tour-Ankunft auch Ihr persönliches Ziel.
Ja. Aber ich will das nicht gross gewichten. Ich bin seit 16, 17 Jahren in der Radszene, habe zwei Mal die Tour de France gewonnen – ein Mal richtig (Anm.: 2006 wurde Floyd Landis nachträglich des Dopings überführt). Man kennt sich einfach gut. Die Tour schätzt uns. Auch, weil wir viel für sie gemacht haben. Für sie war der Sieg von Cadel Evans 2011 wichtig, sie konnten sagen: Nach vielen Jahren gab es keinen Doper als Sieger.

Sie sind im Kanton Zürich aufgewachsen. Weshalb die Affinität zu Bern?
Es ist eine extrem sportinteressierte Stadt, keine zieht mehr Zuschauer an bei Fussball und Eishockey. Und die Berner sind bereit, dafür etwas zu tun, das merkt man auch jetzt. In Zürich könntest du die Tour niemals machen.

War das einmal ein Gedanke?
Nein, das ist fast nicht möglich. Auch von der Mentalität her.

Sie sind auch Besitzer von YB. Wie unterscheiden sich die Emotionen im Fussball und Radsport?
Es ist völlig anders, die Emotionen entstehen völlig unterschiedlich. Beim Fussball sind die Gefühle viel spontaner, viel mehr zägg-bum. «Out of the blue» fällt ein Tor, und du jubelst. Im Radsport ist das anders, da bibberst du über Stunden, oft eine ganze Etappe lang. Geht es? Kommt der Fahrer durch? Wird er nicht eingeholt? Im Velo begleiten dich viel mehr Ängste, die du durchstehen musst.

Und der Frust?
Der ist auch beim Fussball spontaner. Es kann dich furchtbar aufregen, wenn die da ein bisschen herumbömbelen, und du denkst, die bringen es fertig, 27-mal am Tor vorbeizuschiessen. Das macht mich richtig ranzig, da kann ich ausrufen: «Gats no, spinned die! Der verdient so viel Geld und leistet nichts!» Beim Radsport passiert das kaum.

Dann fühlen Sie sich einem wie BMC-Leader Van Garderen näher als einem wie YB-Stürmer Hoarau?
Schon. Es ist intimer. Ich verbringe mit den Fahrern an Rundfahrten drei Wochen am Stück. Aber: Mich freut es, wenn ein Hoarau souverän spielt. Bei YB habe ich vor allem Kontakt mit Sportchef Bickel, nicht aber mit Trainer Hütter. Ich halte Distanz und mische mich nicht ein, sonst gibt es «Kompetenz-Lämpe».

Und im Radsport?
Hier ist es ein bisschen anders. Hier sind wir wie eine «Family».

Und Sie sind der Vater?
Kann man so sagen. Wissen Sie, wie mein offizieller Titel hier lautet? Kommen wir in ein Hotel, gibt es eine Zimmerliste mit den Bezeichnungen Fahrer, Masseur, Mechaniker und so weiter. Am Schluss bin ich aufgeführt, mein Bruder, mein Pilot und dessen Freundin. Bei uns stand das Funktionsfeld immer leer. Da sagte ich, «Himmel, alle habe einen Titel, nur wir nicht. Das müssen wir ändern.»

Und?
Ich bin nun der «Chief Sommelier». Mein Pilot ist der «Chief Pilot» und seine Freundin «Chief Flight Attendant». Bleibt noch mein Bruder. Bei Jöggi habe ich gesagt: «Du bist der ‹Chief Enthusiast›.»

Apropos Familie: Telefonieren Sie mit Ihren Athleten?
Mit einem Fussballer habe ich das noch nie gemacht. Bei BMC kommt das vor, gerade mit den Teamleadern. Das liegt in der Natur der Sache. Im Radsport entscheiden sie mit, wen sie auf eine Rundfahrt mitnehmen wollen. Im Fussball hingegen sagt der Trainer, wer spielt.

Paradox ist: Bei YB sind Sie Mitbesitzer und agieren im Hintergrund – bei BMC nur Sponsor, aber voll dabei.
Nicht ganz, auch das BMC-Team gehört mir zur Hälfte. Aber wie gesagt, hier sind wir wie eine Familiy. Du weisst, was geht. Du weisst, wer ein Kind bekommt, wer verletzt, wer gestürzt ist.

Was fühlen Sie in jenem Moment?
Das tut mir eben sehr leid, wie kürzlich beim Küng (Anm.: gestürzt bei den Schweizer Meisterschaften). Wenn im Fussball einer ein Bein bricht, tut das auch weh, doch es ist ein anderes Gefühl.

Im Radsport bewundert man die Fahrer wegen ihrer Leidenskraft, die Fussballer nennt man Weichspüler.
Ein Velofahrer muss sicher für seinen Sport viel mehr machen. Er muss trainieren, trainieren, trainieren – er verschiebt Limiten. Ein Fussballer braucht technische Skills und eine gute Fitness. Er muss aber bestimmt weniger trainieren und leiden, wenn er ein bisschen «seckeln» muss. Ein Velofahrer fährt Pässe, immer nahe am anaeroben Bereich.

Haben Sie darum mehr Respekt vor den Velofahrern?
Ja. Es ist aussergewöhnlich, was die leisten. Ich leide extrem, wenn ich Pässe fahre. Ich bin schier gestorben, als ich kürzlich den Mont Ventoux hoch bin. Und ich weiss, die machen das in einem wahnsinnigen Tempo, das ist verrückt. Wenn du das kannst, und das können nicht viele, dann bist du wer. Und, ganz wichtig: Fussball ist ein Spiel. Radfahren ist ein Kampf.

Wo ist es einfacher, Erfolg zu kaufen?
Ich sage es einmal so: Wenn du ein Veloteam entsprechend organisierst, kommst du einfacher zum Erfolg – auch weil die Leistungskomponenten besser messbar sind. Im Fussball kannst du die besten Leute zusammenkaufen, und die Mannschaft funktioniert trotzdem nicht. Um die Tour de France zu gewinnen, braucht es eine gute Vorbereitung, du planst sehr viel – das kostet. Wir schreiben ganze Roadbooks für die Etappen, im Fussball kannst du kein Spiel planen.

Wie lange können Sie sich diese Engagements leisten?
Bis ans Ende meiner Tage sicher. Aber: Das Ganze muss Sinn machen.

Wie viele Millionen schiessen Sie denn pro Jahr in den Sport?
Bei YB liegt der Break-even bei 48 Millionen Franken. Und wenn wir nur 40 umsetzen, dann fehlen 8 Millionen. Darum fahren wir aktuell die Payroll herunter.

Und beim Radsport?
Ich liefere den Cash, rund 20 Millionen Franken. BMC bringt die Sachleistungen, die Velos und das Material.

Das heisst, Sie investieren von Ihrem Vermögen in Radsport 20 Millionen pro Jahr und in Fussball 8 Millionen.
Wissen Sie, ich habe nicht nur Vermögen, ich habe auch Einkünfte. Ich verdiene auch noch Geld.

Einverstanden, doch wer ist teurer – der Fussballer oder der Radfahrer?
Im Schnitt der Fussballer.

Tatsächlich?
Im Fussball hat einer schnell einmal ein paar Hunderttausend. Im Radsport verdient ein junger Fahrer auch einmal 150 000 oder 200 000 Franken. Aber klar, wir haben auch ein paar Stars.

Die verdienen wie viel?
Das ist allgemein bekannt, da spielt ein Markt, die verdienen rund zwei Kisten (Anm.: Millionen). Doch wir haben uns gesagt, wir wollen künftig lieber junge Talente wie die Schweizer Dillier, Bohli, Küng fördern.

Und was erhalten die Bestverdienenden bei YB?
Wohl etwas über einer Million.

Sie kommen im Radsport jovial herüber, sind aber als Geschäftsmann zu Millionen gekommen. Wann sind Sie hart?
Ich bin im Radsport, weil es mein Sport ist. Doch was heisst, hart sein? Wenn ich sehe, dass der Einsatz nicht da ist, da musst du halt auch einmal «Rock the boat» machen. Zig andere Leute hängen an den Resultaten eines Sportlers, und wenn der zu wenig macht, dann bist du hart, dann werde ich grantig – aber das ist der Sache wegen.

Auch im Radsport?
Eher im Fussball, wenn sie «blötterlen», die Kerle, dann sage ich «nehmt einmal den Finger raus». Gut, das sage ich ihnen nicht persönlich. Beim Radsport kommen die harten Entscheide von den Trainern – und ich stütze die.

Dreizehn Ihrer Fahrer wurden des Dopings überführt. Wie haben Sie damals reagiert als Landis und Hamilton aufflogen?
Ich war enttäuscht. Richtig enttäuscht. Ösi (Camenzind) war der Einzige, der mir das gestanden hatte. Der rief mich von zu Hause an und sagte: «Du, die ­haben mich erwischt.» Ich sagte: «Das brauchtest du doch nicht. Du hast deine ganze Karriere zerstört.»

Hamilton schreibt in seiner ­Biografie, er gehe davon aus, dass Sie vom Doping im Team gewusst haben.
Das ist falsch. Er ist der Mann mit den blauen Augen, der einen angeschaut hat und sagte (Rihs wechselt ins Hochdeutsche): «Bei der Ehre meiner Mutter und Schwester habe ich nie irgendwas gemacht.» Ich habe ihm geglaubt.

Sie haben von einer grossen Familie gesprochen. aber in dieser wurde offensichtlich gedopt...
...das war eine Riesenenttäuschung. Du willst nicht eine Tour gewinnen mit einer grossen Party, und drei Tage später ist alles anders.

Haben Sie eine schwarze Liste von Fahrern, die Sie nicht engagieren? IAM stellte etwa keine Spanier ein.
Die Liste habe ich, doch die verrate ich Ihnen nicht.

Wenn Sie einen Fahrer verpflichten, gibt es den Passus Schadenersatz­forderung bei einem Dopingfall?
Nein, das machen wir nicht, doch wir prüfen ihn natürlich auf Herz und Nieren. Und: Jeder hat eine Geschichte, du weisst, wer gefährlich ist, und die nimmst du nicht.

Machen Sie heute Zimmerkontrollen nach den Rennen?
Das ist nicht meine Aufgabe, wir haben Ärzte.

Aber es ist Ihre Marke, die bei einem positiven Fall blutet.
Wissen Sie, das Dopingthema ist eigentlich nur noch aus der alten Zeit des Radsport, nicht mehr aus der neuen. Die heutigen Fahrer trainieren total anders. Wenn einer Epo genommen hatte, musste der doch gar nie richtig trainieren, der hat seine Entwicklung gar nie richtig gemacht.

Doch auch die Doper kamen erst ohne Epo in den Radsport.
Anscheinend wurden die Fahrer in den 90er-Jahren von Anfang an von den Teams zum Dopen aufgefordert, später haben dann die Fahrer einzeln gedopt. Ausserdem, schauen Sie einmal im Fussball, im Eishockey. Wenn ich dort frage, was ist euer Dopinggesetz...

...noch einmal: Legen Sie für Ihre Fahrer die Hand ins Feuer?
Nein. Für keinen einzigen. Doch ich denke, das System ist mittlerweile so engmaschig...

...es gibt Mikrodosen, synthetisiertes Epo.
Du wirst erwischt, glauben Sie mir.

Angenommen, es erwischt noch einmal einen Fahrer aus Ihrem Team, hören Sie dann auf?
Nein. Wenn tatsächlich so etwas noch einmal passiert, dann ist das ein ganz trauriger Typ. Einer, der bereit ist, alles in Kauf zu nehmen. Ich bin der Überzeugung, dass heute jeder Doper in kurzer Zeit auffliegt.


https://www.derbund.ch/bern/nachrichten ... y/15767153

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 Beitrag Verfasst: Donnerstag 19. April 2018, 18:02 
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«Andy hat bis zuletzt die YB-Spiele mitverfolgt»

Sacha Wigdorovits war enger Freund und Berater von Andy Rihs. Er erinnert sich an den verstorbenen Sportfan und Unternehmer.

«Das Schlimmste war für mich, ihn in den letzten Tagen leiden zu sehen. Er tat es tapfer und ohne zu klagen», sagt Freund Sacha Wigdorovits im Gespräch mit DerBund.ch/Newsnet zum Tod von Andy Rihs. Der PR-Berater arbeitete seit 2006 für den Zürcher Wirtschaftsmann und Sportfan.

Dass die Berner Young Boys nun nach langer Durststrecke wieder Richtung Meistertitel steuern, das bekam Rihs trotz schwerer Krankheit noch mit, wie Wigdorovits erklärt: «Ja, er hat bis zuletzt die Spiele von YB am Fernsehen mitverfolgt. YBs Kampf um den Meistertitel hat ihm Kraft gegeben.»

Ursprünglich sei Rihs ja gar kein Fussballfan gewesen, erinnert sich sein Berater. «Aber YB bedeutete ihm viel und er litt und freute sich mit dem Club.» Zum Stadtberner Fussball kam Rihs im Jahr 2000 aus sportlichen und geschäftlichen Motiven, die nicht nur mit dem Club, sondern auch mit dem Stadion zusammenhingen.

Bereits vor dem Fussball engagierte sich der Zürcher nach der Jahrtausendwende im Profisport. Er baute zweimal ein Radrennteam auf. In den besten Jahren reichte es nach ganz vorne. Was bewog Rihs zum Einstieg in den Velo-Sport? Wigdorovits: «Er wurde selber, in damals nicht mehr ganz jugendlichem Alter, ein begeisterter Gümmeler und der Radsport entsprach seinem Charakter, Team- und Einzelleistung zählen.»

Von der Spitze des Radsports zog sich Rihs später nach Doppingaffären zurück. «Es war für ihn ganz bitter und wohl einer jener wenigen Momente, in denen er am Guten im Menschen zweifelte», sagt Wigdorovits. Der PR-Berater und Rihs selber waren als Freunde regelmässig in einer Velogruppe unterwegs.

Mit Rihs verliere die Schweiz einen «Vollblutunternehmer», einen, der «trotz seiner vielen grossen Erfolge bescheiden blieb», so sein Freund. «Er war ein zäher Kämpfer, der immer wieder aufstand und nie aufgab. Auch nicht bei seinem letzten und grössten Kampf, den er nicht gewinnen konnte.»

Andy Rihs starb am Mittwochabend mit 75 Jahren nach einer schweren Krankheit.


https://www.derbund.ch/sport/rad/Andy-h ... y/29231575

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YB-Geldgeber Andy Rihs ist tot

Milliardär, Sportfan, Wirtschaftsboss: Der Zürcher Andy Rihs ist nach schwerer Krankheit 75-jährig verstorben.

Der Zürcher Unternehmer Andy Rihs ist am Mittwochabend nach langer Krankheit verstorben. Er litt an Leukämie und wurde 75 Jahre alt. Im Beisein seiner Familie starb er in der Klinik Susenberg in Zürich. Den Stäfner Hörgerätehersteller Phonak (später Sonova) führte er von 1966 bis 2011. Bis zuletzt blieb er Grossaktionär der Firma.

Vor allem war Andy Rihs ein Sportfan und Sportförderer. Zusammen mit seinem Bruder Hansueli war der Selfmade-Milliardär Besitzer der Young Boys. 2005 stieg das Brüderpaar beim Berner Sportclub ein und erhöhte seither die Beteiligung laufend.

Mehr als 50 Millionen Franken investierten die beiden seither – mit bislang bescheidenem sportlichem Erfolg. Auf seine finanziellen Engagements im Sport angesprochen, sagte er dem «Tages-Anzeiger» einmal trotzig: «Ich kanns mir bis ans Ende meiner Tage leisten.» Wichtiger sind ihm die Emotionen, die er durch den Sport erfahren durfte. Dass er nun, nach vielen 2. Plätzen der Berner, den wahrscheinlichen YB-Meistertitel nicht erleben darf, ist deshalb eine weitere tragische Note seines Todes.

Dopingfälle führten zum Aus

Die Leidenschaft des stets gut gelaunten und unkomplizierten Zürchers galt jedoch dem Radsport. Die spektakulärsten Pässe der Tour de France erklomm er regelmässig selber. 2000 stieg er mit seiner Phonak-Gruppe mit einem Rennstall in die höchste Kategorie ein. Die Equipe wurde aber durch zahlreiche Dopingfälle erschüttert. Der Tiefpunkt kam 2006, als Phonak-Leader Floyd Landis nach seinem Gesamtsieg an der Tour de France überführt wurde, der Sieg wurde aberkannt. Als Konsequenz zog Rihs das Team Ende Jahr zurück.

2007 wagte Rihs als Besitzer der Fahrradmarke BMC einen neuen Versuch. Er finanzierte den zunächst kleinen amerikanischen Rennstall BMC Racing Team. Später wuchsen die Ambitionen, und 2011 gewann BMC dank Cadel Evans die Tour de France sowie 2012 durch Philippe Gilbert den Strassen-WM-Titel. Ansonsten waren Erfolge rar, das Team verschlang vor allem viel Geld. Nachdem seine Krankheit ausgebrochen war, zog sich Rihs zunehmend zurück und war kaum noch an Rennen zu sehen. Das Team selbst ist noch heute aktiv.

2016 holte er zusammen mit dem damaligen Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät die Tour de France nach Bern. Auch hinter dem Velodrome in Grenchen war er treibende (und finanzierende) Kraft, das 2013 eröffnet wurde.

Ein Hotel in der Provence

Andere Hobbys pflegte der Vater zweier erwachsener Söhne von seinen Wohnsitzen in der Schweiz und in der Provence aus ebenso hingebungsvoll. So betrieb er im Örtchen Gargas im Département Vaucluse das Landhotel La Coquillade. Die vornehme Herberge ist vor allem auch bei Velotouristen beliebt.

Ausserdem kümmerte sich Rihs auch aus der Distanz um sein Weingut in Neuseeland und eine Rinderfarm in den Vereinigten Staaten.


https://www.derbund.ch/sport/fussball/Y ... y/20179320

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Andy Rihs starb im Beisein seiner Familie

Milliardär, Sportfan, Wirtschaftsboss: Der Zürcher Andy Rihs ist nach schwerer Krankheit 75-jährig verstorben.

Der Zürcher Unternehmer Andy Rihs ist am Mittwochabend nach langer Krankheit verstorben. Er litt an Leukämie und wurde 75 Jahre alt. Im Beisein seiner Familie starb er in der Klinik Susenberg in Zürich. Den Stäfner Hörgerätehersteller Phonak (später Sonova) führte er von 1966 bis 2011. Bis zuletzt blieb er Grossaktionär der Firma.

Vor allem war Andy Rihs ein Sportfan und Sportförderer. Zusammen mit seinem Bruder Hansueli war der Selfmade-Milliardär Besitzer der Young Boys. 2005 stieg das Brüderpaar beim Berner Sportclub ein und erhöhte seither die Beteiligung laufend.

Mehr als 50 Millionen Franken investierten die beiden seither – mit bislang bescheidenem sportlichem Erfolg. Auf seine finanziellen Engagements im Sport angesprochen, sagte er dem «Tages-Anzeiger» einmal trotzig: «Ich kanns mir bis ans Ende meiner Tage leisten.» Wichtiger sind ihm die Emotionen, die er durch den Sport erfahren durfte. Dass er nun, nach vielen 2. Plätzen der Berner, den wahrscheinlichen YB-Meistertitel nicht erleben darf, ist deshalb eine weitere tragische Note seines Todes.

Dopingfälle führten zum Aus

Die Leidenschaft des stets gut gelaunten und unkomplizierten Zürchers galt jedoch dem Radsport. Die spektakulärsten Pässe der Tour de France erklomm er regelmässig selber. 2000 stieg er mit seiner Phonak-Gruppe mit einem Rennstall in die höchste Kategorie ein. Die Equipe wurde aber durch zahlreiche Dopingfälle erschüttert. Der Tiefpunkt kam 2006, als Phonak-Leader Floyd Landis nach seinem Gesamtsieg an der Tour de France überführt wurde, der Sieg wurde aberkannt. Als Konsequenz zog Rihs das Team Ende Jahr zurück.

2007 wagte Rihs als Besitzer der Fahrradmarke BMC einen neuen Versuch. Er finanzierte den zunächst kleinen amerikanischen Rennstall BMC Racing Team. Später wuchsen die Ambitionen, und 2011 gewann BMC dank Cadel Evans die Tour de France sowie 2012 durch Philippe Gilbert den Strassen-WM-Titel. Ansonsten waren Erfolge rar, das Team verschlang vor allem viel Geld. Nachdem seine Krankheit ausgebrochen war, zog sich Rihs zunehmend zurück und war kaum noch an Rennen zu sehen. Das Team selbst ist noch heute aktiv.

2016 holte er zusammen mit dem damaligen Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät die Tour de France nach Bern. Auch hinter dem Velodrome in Grenchen war er treibende (und finanzierende) Kraft, das 2013 eröffnet wurde.

Ein Hotel in der Provence

Andere Hobbys pflegte der Vater zweier erwachsener Söhne von seinen Wohnsitzen in der Schweiz und in der Provence aus ebenso hingebungsvoll. So betrieb er im Örtchen Gargas im Département Vaucluse das Landhotel La Coquillade. Die vornehme Herberge ist vor allem auch bei Velotouristen beliebt.

Ausserdem kümmerte sich Rihs auch aus der Distanz um sein Weingut in Neuseeland und eine Rinderfarm in den Vereinigten Staaten.


http://www.20min.ch/sport/weitere/story ... t-12312161

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 Beitrag Verfasst: Donnerstag 19. April 2018, 18:06 
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Von Graffenried: «Ich bin Andy Rihs zutiefst dankbar»

Die Anteilnahme am Tod des YB-Mäzens in Bern ist gross: Berns Stadtpräsident, der BSC YB und die Fanarbeit gedenken seines Engagements.

Der Tod des Unternehmers und Sport-Förderers Andy Rihs erschüttert die ganze Schweiz. In Bern genoss der YB-Investor einen ausgezeichneten Ruf. Entsprechend gross ist auch die Anteilnahme. So bekundet Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) sein Mitleid. Andy Rihs sei stark mit Bern verbunden gewesen. Er habe sich in hohem Masse für das Stade de Suisse und YB engagiert. «Für sein Engagement und seine Verbundenheit mit Bern bin ich ihm zutiefst dankbar. An seine freundliche Herzlichkeit werde ich mich immer erinnern. Ich spreche seiner Familie mein herzliches Beileid aus», schreibt von Graffenried.

Besonders betroffen zeigt man sich auch bei den Young Boys. Rihs sei ein «Freund» gewesen, der «grosse Freude am Leben hatte und diese Freude gerne teilte». Dies schreibt der YB-Medienchef Albert Staudenmann in einer Medienmitteilung. «Andy, merci für alles. Du wirst uns fehlen!» Mit Rihs sei «ein beispielhafter Visionär, ein begeisterter Fussballfan, passionierter Radfahrer und grosser Sportförderer von uns gegangen», heisst es weiter. Er sei stets grosszügig gewesen, die Leute hätten seinen feinen Humor geschätzt, sein ansteckendes Lachen habe ihn geprägt.

Der Sportclub wird bei der YB-Geschäftsstelle im Wankdorf ein Kondolenzbuch auflegen in dem sich Freunde, Mitarbeitende und YB-Fans können zu Bürozeiten eintragen und so Abschied nehmen können.

Ein Zürcher, der stets zu YB stand

Es sei ein «unglaublicher Verlust» auch für alle YB-Fans, sagt Stefan Jordi. Der SP-Grossrat und ehemaliger Berner Stadtrat ist seit 2009 im Vorstand der YB-Fanarbeit. «Andy Rihs war mit Herzblut bei der Sache. Er stand stets zu YB – und das als Zürcher, was alles andere als selbstverständlich ist.»

Jordi macht sich Sorgen um die Zukunft von YB. Rihs habe nämlich massgeblich zur Gestaltung und zum Erfolg des Fussballclubs beigetragen. «Wenn es geknirscht hat im Gebälk, war er zur Stelle und hat die nötigen personellen und finanziellen Konsequenzen gezogen.» Ein solches Engagement könne man nicht einfach ersetzen.


https://www.derbund.ch/bern/nachrichten ... y/25469896

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