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 Beitrag Verfasst: Samstag 22. Mai 2004, 12:19 
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Der Bund, 22.05.2004

«YB hat genug Persönlichkeiten»

Stéphane Chapuisat über die YB-Mannschaft der Zukunft, die EM in Portugal und seine persönlichen Pläne

Kein Super-League-Spieler hat in der laufenden Meisterschaft öfter getroffen als YB-Stürmer Stéphane Chapuisat. Im Interview spricht er über den Einfluss Ottmar Hitzfelds – und beantwortet die Frage, warum er nur unter Hans-Peter Zaugg Torschützenkönig wird.


Interview: Benjamin Steffen und Guido Lichtensteiger

«Bund»: Wissen Sie, welcher YB-Spieler letztmals Torschützenkönig geworden ist?

Stéphane Chapuisat: Nein.

«Bund»: Dario Zuffi in der Saison 1990/91. 13 Jahre später haben Sie die Chance, den Titel zu gewinnen. Welche Bedeutung hätte diese Auszeichnung für Sie?

Stéphane Chapuisat: Sie würde mich natürlich freuen. Für einen Spieler ist jedoch wichtiger, mit dem Team die gesteckten Ziele zu erreichen. Das ist uns mit dem zweiten Platz mehr als geglückt – schliesslich visierten wir ursprünglich Rang 4 an. Doch einerseits lief es uns hervorragend; anderseits konnten wir davon profitieren, dass vor allem GC nicht auf Touren kam. Im Normalfall müsste nicht nur Basel, sondern auch GC vor uns liegen.

«Bund»: Sie haben in Ihrer Karriere 226 Tore erzielt, sind bisher aber nur einmal Torschützenkönig geworden. Weshalb?

Stéphane Chapuisat: Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass ich in meiner Karriere oft auch als Vorbereiter in Erscheinung getreten bin.

«Ich habe nie an Rücktritt gedacht.»

«Bund»: Den ersten Titel des Torschützenkönigs holten Sie vor drei Jahren bei GC – wie heute bei YB war Hans-Peter Zaugg Ihr Trainer. Können Sie nur unter Zaugg Torschützenkönig werden?

Stéphane Chapuisat: Diese Konstellation ist wohl Zufall. Doch Hans-Peter Zaugg ist ein Trainer, der seine Mannschaften eher offensiv ausrichtet – dies kommt den Stürmern entgegen. Zudem verfügt unsere Mannschaft momentan über viel offensive Qualität.

«Bund»: Ihre Treffsicherheit unter Trainer Zaugg erstaunt umso mehr, als immer wieder zu hören ist, Sie und Zaugg würden sich nicht besonders mögen.

Stéphane Chapuisat: Das stimmt nicht – Hans-Peter Zaugg und ich haben miteinander keineswegs ein Problem. Bei GC gab es einmal Unstimmigkeiten, weil ich über Zauggs Vorgehensweise enttäuscht war. Doch dies ist inzwischen vergessen und vorbei.

«Bund»: Arbeitet Zaugg als YB-Trainer anders als bei GC?

Stéphane Chapuisat: Im Grossen und Ganzen ist seine Arbeitsweise gleich geblieben – er verfolgt nach wie vor die selben Prinzipien. Doch natürlich ist es für ihn bei YB einfacher zu arbeiten, weil Druck und Erwartungen weniger gross sind als bei GC – das ist spürbar.

«Bund»: Kürzlich haben Sie sich entschieden, entgegen ersten Absichten eine weitere Saison anzuhängen. Was hat Sie dazu bewogen?

Stéphane Chapuisat: Der Entscheid ist nicht erst kürzlich gefallen.

«Bund»: Aber er ist erst kürzlich kommuniziert worden.

Stéphane Chapuisat: Ich habe nie an Rücktritt gedacht, sondern wollte schauen, wie sich die Saison entwickelt und ich mich körperlich fühle. Weil beides zufriedenstellend war, befasste ich mich nie ernsthaft mit dem Rücktritt.

«Bund»: Georges Bregy verabschiedete sich 1994 als YB-Spieler an der WM von der Fussballbühne. Wäre die EM in Portugal nicht der krönende Abschluss Ihrer Karriere gewesen?

Stéphane Chapuisat: Nein. Meine Lust, Fussball zu spielen, ist ungebrochen gross. Deshalb wollte ich eine weitere Saison anhängen. Zudem war Bregy damals zwei Jahre älter, als ich es heute bin. (schmunzelt)

«Bund»: Was benötigt YB, um sich in der nächsten Saison wieder an der Spitze behaupten zu können?

Stéphane Chapuisat: In erster Linie müssen wir die aktuelle Mannschaft zusammenhalten – dies scheint den Verantwortlichen zu gelingen. Zudem müssten zwei bis drei Spieler verpflichtet werden, die uns wirklich vorwärts bringen. Doch wenn die Grasshoppers aufrüsten, wird es für uns sehr schwierig, erneut vor ihnen klassiert zu sein.

«Ich habe viel mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt hätte.»

«Bund»: Was benötigt YB mehr: Spieler mit fussballerischen Qualitäten oder Akteure, die eher als starke Charaktere gelten?

Stéphane Chapuisat: Wichtig ist, was die Spieler auf dem Feld können.

«Bund»: Als die sportliche Leitung mit dem Transfer Jörg Stiels liebäugelte, wurde dies damit begründet, dass die Mannschaft Spieler brauche, die neben dem Feld provozieren und mitunter anecken würden.

Stéphane Chapuisat: Diese Meinung teile ich nicht. YB hat genug Persönlichkeiten.

«Bund»: Anfang Jahr sagten Sie einmal, ein Fussballer beginne nach seinem Rücktritt entweder bei null oder als Trainer. Wo werden Sie anfangen?

Stéphane Chapuisat: Mit der Zeit nach der Karriere habe ich mich noch nicht befasst. Darum werde ich mich erst im Verlauf der nächsten Saison kümmern. Im Herbst möchte ich auch mit YB Gespräche führen. Mit Sicherheit möchte ich dem Fussball verbunden bleiben, doch weiss ich nicht, in welcher Form – jedenfalls nicht als Trainer. Auf diesen Job habe ich keine Lust.

«Bund»: Sie sind vom «petit prince» zum Torschützenkönig geworden. Wie haben Sie sich in 17 Jahren als Fussballprofi verändert?

Stéphane Chapuisat: Die Entwicklung fand nicht von einem Tag auf den anderen statt, sondern ging langsam vorwärts. Was auffällt: In meinen ersten Profijahren agierte ich als linker Flügelstürmer; später musste ich lernen, auch in einem Zweimann-Sturm zu spielen. Und es war für mich einfach ein Glück, dass ich schon früh regelmässig zum Einsatz kam.

«Bund»: Heisst das, in jungen Jahren zählt nicht primär, wo man spielt, sondern, dass man spielt?

Stéphane Chapuisat: Ja, das ist richtig.

«Bund»: Blieb in Ihrer Karriere ein Bubentraum unerfüllt?

Stéphane Chapuisat: Zu meiner Jugendzeit war die Ausgangslage anders als heute. Heute träumen die Knaben davon, Profi zu werden. Als ich Junior war, galt «Fussballer» noch nicht als Beruf. Mein Traum war schlicht, den Sprung in die erste Mannschaft von Lausanne-Sports zu schaffen. Angesichts dessen habe ich viel mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt hätte.

«Bund»: Welcher Trainer hat Sie am stärksten gefördert?

Stéphane Chapuisat: Mein internationaler Durchbruch wird oft mit Ottmar Hitzfeld in Verbindung gebracht, was sicher nicht falsch ist. Als Hitzfeld mich von Uerdingen nach Dortmund holte, ging er ein grosses Risiko ein. Doch es zahlte sich aus – womit ich letztlich auch ihm half.

«Bund»: Was zeichnete die Beziehung zwischen Ihnen und Hitzfeld aus?

Stéphane Chapuisat: Mir kam zugute, dass Hitzfeld als Aktiver ebenfalls Stürmer gewesen war. Deshalb konnte er sich beispielsweise im Fall von ausbleibendem Torerfolg in meine Lage versetzen. Was eine Besonderheit ist: Erfolgreiche Trainer haben selten eine Stürmervergangenheit, sondern waren als Aktive eher defensiv orientiert. Bei Hitzfeld ist dies anders – deshalb konnte er mir manch wertvollen Rat geben.

«Bund»: Verfolgten Sie in den vergangenen Wochen die Turbulenzen um seine Absetzung bei Bayern München?

Stéphane Chapuisat: Ja, obwohl wir nicht mehr häufig Kontakt haben. Es ist hart, dass Hitzfeld gehen muss. Doch bei Grossvereinen wie Dortmund oder Bayern München zählen nur Titel – wer keinen holt, gerät unter Druck.

«Im Nationalteam gibt es keinen Status.»

«Bund»: Unter Hitzfelds designiertem Nachfolger Felix Magath spielen in Stuttgart Ihre Nationalteam-Kollegen Marco Streller und Hakan Yakin. Der Durchbruch blieb bisher beiden verwehrt – was raten Sie ihnen?

Stéphane Chapuisat: Sie sollten vor allem geduldig bleiben. Sie sind zur Winterpause in eine gut funktionierende Mannschaft gekommen, was ich als sehr schwierig erachte. Bisher durften sie Bundesliga-Luft schnuppern. Unter dem neuen Trainer werden sie mit Sicherheit ihre Chancen bekommen – es wird an Streller und Yakin liegen, diese zu nutzen.

«Bund»: Was erwarten Sie von der EM in Portugal?

Stéphane Chapuisat: Meine Vorfreude auf die EM ist riesig. Es wird bestimmt ein schönes Turnier werden. Die Teilnahme in Portugal ist ein Geschenk, aus dem wir das Bestmögliche machen wollen. Unsere Stärke liegt im technisch-spielerischen Bereich. Wir können den Ball gut laufen lassen, zudem schiessen wir relativ viele Tore. Wir müssen darauf achten, dass wir die Anzahl der unnötigen Ballverluste so tief halten wie möglich. Auf internationaler Ebene ist es umso ärgerlicher, dem Ball hinterherlaufen zu müssen.

«Bund»: Neben Ihnen waren an der EM 1996 einzig Johann Vogel und Raphaël Wicky ebenfalls dabei. Wie unterscheidet sich Ihre Rolle innerhalb der Teams?

Stéphane Chapuisat: Meine Rolle hat sich nicht verändert. Im Nationalteam gibt es keinen Status – wer aufgeboten wird, freut sich, dabei zu sein. Weder wird zwischen Alt und Jung noch zwischen Welsch- und Deutschschweizern unterschieden. Gewiss, beim Essen sitzen die Französischsprechenden eher hier und die Deutschsprechenden eher dort – was von den Medien entsprechend interpretiert wird, sobald es nicht rund läuft. Nur: Wichtig ist, dass wir auf dem Platz stark sind.

«Bund»: Wer wird an der EM Torschützenkönig?

Stéphane Chapuisat: Ich tippe auf Thierry Henry. Auf einen Franzosen zu setzen scheint mir aussichtsreich, weil Frankreich meiner Meinung nach den Titel gewinnen wird.

«Bund»: Wie stufen Sie die Chancen der Schweiz ein?

Stéphane Chapuisat: Wenn wir die Gruppenspiele überstehen würden und deshalb eine vierte Partie bestreiten dürften, wäre ich sehr zufrieden.


Original PDF Anischt:

http://www.ebund.ch/pdf/11844Sportletzte20040522_.pdf

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